Hölle: Es klingelt an der Haustür...

  • Whow,
    5 Jahre auf die Tour? Jetzt bin ich sprachlos... Ich finde deine Einstellung und die Entschlossenheit toll, aber wirklich: ohne Einzeltraining wird es nicht gehen.
    Und ich schließe mich an, der Hund unterscheidet, bei wem er sich was erlauben kann und bei wem nicht.
    Mein Mann hat auch nicht so das super-Händchen mit den Hunden, aber lass dich von sowas nicht beeinflussen. Fährst du deine eigene, sichere, souveräne Linie, wird der Hund sich dir anschließen und lernen. Was dein Mann dann macht, ist relativ wurscht.


    Ich würde nur bzgl des Kebbelns und des Fernsehguckens mal ein Wörtchen mit ihm reden.


    Grüßle und viel Erfolg bei der Trainersuche (doch doch, ein seriöser Trainer kommt sicher zu dir! Muss er ja!).
    Silvia

  • Hi,


    Also ich denke, dein Hund ist mit der Situation einfach nur heillos überfordert. Es gibt wenig klare Strukturen, der Hund meint alles regeln zu müssen.


    Er führt sich mit der Tür zum Beispiel auf, weil er denkt, die Kontrolle übernehmen zu müssen.
    Beim Streicheln und Spielen will er bestimmen, was gemacht wird.
    Beim Spazierengehen ist er wahrscheinlich einfach nur gestresst, weil er sich einerseits unsicher fühlt und andererseits von euch Menschen nicht den Eindruck hat, dass ihr ihn schützt und führt. Deshalb geht er andere Hunde an und deshalb beißt er auch in die Leine. Das Leinebeißen ist oft ein Stressabbau.


    Dass dein Hund z.B. an Silvester so reagiert, spricht dafür dass er eigentlich unsicher ist und einen Menschen bräuchte, der souverän mit ihm umgeht und ganz klare Regeln vorgibt und durchsetzt.


    Bei solch einem Fall wie es sich bei dir darstellt, halte ich es nicht für ausreichend, an den Symptomen rumzudoktern und ein bisschen mit Leckerli irgendwas zu bestätigen.
    Ich denke, bei euch muss eine ganz neue Linie rein und ein neuer Umgang mit dem Hund her. Würde mein Hund beim Streicheln anfangen zu knurren, würde er z.B. erstmal sehr sehr lange Zeit nicht gestreichelt werden, anstatt ihm dann ein Leckerli zu geben wenn er gerade nicht knurrt.
    Solche Dinge sollte man sich als Mensch nicht bieten lassen.


    Sucht euch einen guten Trainer, ein guter Trainer arbeitet selbstverständlich mit euch, obwohl oder gerade weil die Probleme schon etwas gravierender sind. Vielleicht kann dir auch jemand aus dem Forum helfen, einen wirklich guten Trainer zu finden. Du solltest wirklich darauf achten, einen Trainer zu finden, der Erfahrung mit solchen Fällen hat und weiß was er tut.


    Um den Maulkorb wirst du wohl nicht rumkommen, aber wenn du den Hund mit viel Leckerli langsam daran gewöhnst, wird er bald lernen, damit klarzukommen.
    Ein Halsband oder ein Geschirr finden Hunde schließlich auch nicht schlimm. Genauso tragen viele Menschen eine Brille (also auch irgendwie ein Gestell im Gesicht) und kommen gut damit klar.
    Der Maulkorb kann dann eine Absicherung sein, damit du überhaupt Menschen reinlassen kannst. Dadurch kannst du auch besser entspannen (es kann ja nichts passieren) und dein Hund wird sehen, dass du in der Situation gelassen bist und selbst ruhiger werden.
    Wichtig ist einfach, dass du einen guten Maulkorb aussuchst (es sollte ein richtiger Korb aus Metall oder Plastik sein, nicht nur so ne Schlaufe). Der wird dann vorne z.B. mit Leberwurst beschmiert, der Hund kann die Wurst dann mit dem Maul im Maulkorb rausschlecken. Das machst du ein paar Mal. Wenn der Hund schon ohne zu zögern in den Maulkorb schlüpft, kannst du den Maulkorb kurz zumachen, während der Hund wieder Leberwurst schleckt.
    Im nächsten Schritt kannst du kurz zumachen und dann durchs Gitter vorne weiter Leckerli reinreichen.
    Dann werden die Leckerli Stück für Stück abgebaut, der Maulkorb bleibt immer länger drauf und der Hund kann den Maulkorb nach längerer Eingewöhnungszeit dann auch mal mehrere Stunden tragen, auch mal auf einem Spaziergang.
    Wenn ihr dem Hund das so zeigt, wird er sich sicher dran gewöhnen!


    lg,
    SuB

  • Hi!
    *SUB*, Du hast mit den Gründen recht, das ist voll und ganz meine Theorie. Aber ich bin eben nicht der Mensch, denke ich zumindest, der den Hund im falschen Moment lobt, sowas sieht man durchaus seeehr oft. Wen der Hund hier irgendwen anknurrt, schicke ich ihn sofort vom Sofa runter. Wenn er den Fernseher angreist, sage ich nicht toll, ich muss mich nur einmal vor den Fernseher stellen mit einem bösen Gesicht, dann ist sofort Ende. Auch ignoriere ich das Verhalten beui Gewitter weitesgehend, da ich mir bewusst bin, dass streicheln etc. das Verhalten durchaus verstärken könnte, da der Hund es eben als Lob sieht. Über solche Situationen denke ich schon viel nach, da verstehe ich Schwiegermutter beispielsweise nicht, die ihren Hund schlägt, wenn er nach dem Weglaufen wiederkommt.
    Es gibt nur einen Hund, mit dem sich mein Hund versteht und das ist die Hündin meiner Schwiegermutter. Bei allen anderen besteht keine Chance. Und da übertreibe ich auch nicht. Ich kenne viele Leute, die Hunde haben, die an der Leine Theater machen, wenn ein anderer Hund kommt, aber das ist in der Regel harmlos. Mein Hund rastet richtig ab, ist schon von weitem hochagressiv und würde sich sofort verbeißen, wenn er den anderen Hund zu packen bekommt.
    Daher haben wir in der Hundeschule damals auch Einzelunterricht genommen, da anderes ohnehin komplett sinnlos gewesen wäre. Auch der Trainer hatte viele Ansätze, die sicher nicht Unsinn sind, eben auch, das Lieblingsspielzeug mitschleppen und so, aber das interessiert den Hund in den Ausrast-Situationen genausowenig wie das leckerste Leckerlie. Ich denke, daran ist das Training dann auch gescheitert, da der Hund vom Ausrasten nicht abzubringen war.
    Sicherlich, es gibt viele schöne Momente, der Hund rastet ja nicht den ganzen Tag aus, das sind ja eher wenige Momente am Tag, aber diese überschatten halt auch viel Gutes. Wie gesagt, hier im Haus im normalen Alltag ist der Hund ziemlich ruhig sogar. Draußen spielen wir auf der Wiese mit dem Ball, den lässt er auch auf Kommando fallen usw. Alles toll.
    Vielleicht hat damals jemand beim Hundeprofi den Killerdackel Louis gesehen? Der hatte viele Verhaltensmuster meines Hundes, finde ich.
    Ich habe meinen Hund mit 8 Wochen von einem ziemlich abgelegenen Bauernhof bekommen. Die Hunde wurden zusammen mit der Mutter draußen in einem Gehege gehalten. Leider hatte er eine Ohrenentzündung und Flöhe und hat schon am 2. Tag bei mir in der Tierarztpraxis die ganze Praxis zusammengeschrieen beim Ohren reinigen, so dass die Tierärztin da schon sagte, wir sollten mal gut aufpassen bei dem Hund... Da hatte sie wohl recht.
    Sandra

  • Hi,


    Ein guter Trainer wird dir zeigen, wie du mit dem Hund an dem Problem arbeiten kannst.
    Wenn dein Hund in solchen Momenten nicht mehr ansprechbar ist, muss man das Problem auf einer anderen Ebene angehen.
    Ich würde da auf zwei Ebenen arbeiten:
    1. Dem Hund in verschiedenen Situationen die Kontrolle entziehen. So wie du deinen Hund schilderst, kann das aber in deinem Fall gefährlich sein - also nur mit Begleitung durch Trainer!
    2. Die problematischen Situationen üben, aber dabei natürlich nicht auf einem Niveau einsteigen, in dem der Hund nicht mehr kontrollierbar ist.
    Sprich, geht der Hund an der Leine alle an, solltest du die Situation erstmal mit Hunden üben, die weit entfernt sind.
    Also wenn dein Hund z.B. bei 50m Entfernung den fremden Hund fixiert, bei 20m anfängt auszurasten und bei unter 10m überhaupt nicht mehr ansprechbar ist, dann muss du eben bei 50m Entfernung anfangen. Nur mal so als Beispiel. Dein Hund muss lernen, dass du alles unter Kontrolle hast und er nichts zu melden hat. Kann er das bei großer Entfernung, kannst du das auch in der Nähe immer besser üben.


    lg,
    SuB

  • Hi!
    Mit der Entfernung ist eine Idee, die ich selber wirklich noch nicht hatte :) Der verschlissene Trainer hat schon versucht, am Ort des Geschehens, sprich, im Innenstadtgürtel, zu üben. Sprich, auch mal an einer befahrenen Straße langgehen usw. Aber letztendlich bringt es ja so nichts, die Erkenntnis habe ich ja nun auch daraus gezogen :) Der Trainer war zwar nett, aber er gab mir auch nicht das Gefühl, dass er die Situation wirklich im Griff hatte. Er hielt auch immer Sicherheitsabstand, weil der Hund auch ihn zeitweilig mal traktierte, wenn er sich näher als 2 m Abstand annäherte. Auch Klickern half da nicht. Und so ein Trainer kann mir meine Unsicherheit wahrscheinlich dann auch nicht nehmen.
    Sandra

  • Hi,


    Das sehe ich auch so wie du. Ein Trainer muss sich zwar selbst natürlich schützen, aber wenn er für dich schon nicht souverän rüberkam, kann er dir auch kaum beibringen, selbst gegenüber dem Hund souverän zu sein.


    Grundsätzlich fände ich den Ansatz sinnvoll, einerseits deinen Hund durch veränderte Hausregeln ansprechbarer in solchen Situationen zu machen und andererseits eben schwierige Situationen nicht gleich auf so hohem Niveau zu üben.


    Du findest bestimmt einen Trainer, der dir dabei hilft!
    Das ist alles machbar!


    lg,
    SuB

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