Hund schnappt nach Kind, sobald es hoch gehoben wird

  • Tja, wenn ich das wüßte... Die Mutter war wohl ein Boxer Mischling. Vom Wesen her ist Terrier drin und evtl. Galgo. Er kommt eigentlich aus Andalusien.
    Er hat seinen Platz, die Kinder lasse ich da auch nicht hin. Aber er verlässt diesen Platz, und ich bin dann vermutlich nicht konsequent genug mit wegschicken.
    Generell verteidigt er nichts, Futter oder Spielzeug, zumindest nicht vor Menschen. Mir kam halt diese Befürchtung, weil es sich bei beiden Kindern bzw. insbesondere den hochhebenden Menschen um enge Bezugspersonen von Yogi handelt. Sie haben häufig auf ihn aufgepasst, als er noch kleiner war.

  • Gut, was deinen Hund letztendlich bewogen hat, so zu reagieren, vermag ich nicht beurteilen.
    Aber...


    Die Vorgehensweise ist die Gleiche, ob er nun aus Verunsicherung oder um jemanden zu verteidigen so gehandelt hat:


    "Weg mit ihm, weg vom Geschehen, er hat nichts zu regeln!"

  • Generell stimme ich euch zu. Ich halte es nur für wenig praktikabel, wenn ich an eigene Kinder denke. Aber vielleicht hat meine Trainerin ja eine gute Idee.

  • Du, bei meinen eigenen Kindern war das nie ein Problem. Die leben schließlich in der Familie, tagtäglicher Kontakt. Meine Hunde waren immer dabei, aber auch hier nie mit den Kindern alleine, als diese noch so klein waren.

  • Da wir ein ähnliches Problem hatten, möchte ich dir auch antworten @Cherrychan


    Bei uns war Kinderbesuch nach einem sehr unschönen Vorfall erstmal gar nicht möglich.
    Als sie Junghund war, hatten wir schon Kinderbesuch, alles lief gut, allerdings änderte sich ihr Verhalten, als sie "erwachsen" wurde und um nicht zu weit ausholen zu müssen, mussten wir unser Verhalten dem Ihren anpassen.
    Sie war nicht mehr die süße kleine Welpe, nicht mehr die neugierige kleine Junghündin, sondern eine junge Wachhündin geworden, die wir aber noch wie einen Junghund behandelten. Gutschi gutschi und süßi süßi


    Jedenfalls war hier erst einmal lange Schluss, nach einem Vorfall.


    Lange Zeit wusste ich auch gar nicht, was ich machen sollte und war frustriert. Unser Trainer sagte ständig nur, ich müsse durchgreifen. Ich müsse ihr zeigen, wer das Sagen hat. Aber echte Aussagen hat er nie gemacht. Mich nur auf die Gefahren hingewiesen. Danke, soweit ich konnte ich auch denken.


    Wegsperren ging auch nicht. Das kannte sie zum einen nicht und ich konnte es nicht, weil sie wirklich unglücklich war mit dieser Methode. Jaulen, bellen, an der Tür kratzen. Nein. Üben wollte ich das Wegsperren auch nicht. Es fühlte sich falsch an, als Lösung.


    Da wir eine Tochter haben, hatte ich natürlich großes Interesse und Not, etwas an diesem Zustand zu ändern. Schließlich wollte ich immer ein "offenes" Haus, in dem viel Besuch ein und ausgehen darf und soll.


    Ich kann dir nur sagen, was ich mit Chili unternommen habe. Ob es deinem Hund hilft, weiß ich nicht.


    1. Wir haben hier einen Vorplatz einer Kirche. Dort spielen die Kinder aus der Straße fast jeden Abend Fußball. Ich setzte mich mit Chili oft auf eine Bank - so in 15m Entfernung. Die Kinder sind laut, laufen, schießen usw. Wir saßen in sicherer Entfernung und ich redete immer mal wieder ruhig auf sie ein. "Schau mal, sie spielen Fußball" und "Oh jetzt freut er sich, weil er ein Tor geschossen hat". Klar hat sie mich nicht verstanden, aber sie blickte zu den Kindern und wenn ich mit ihr redete schaute sie mich an und hörte meine ruhige Stimme. Ich bilde mir ein, dass sie es verstanden hat, dass wir wegen den Kindern dort sitzen. Ich sie ihr zeigen wollte und mit meiner freundlichen und ruhigen Stimme ein Stück ihrer Angst oder Unsicherheit nehmen konnte.


    2. Sind wir sehr oft in einem Wald, in dem es einen Waldkindergarten gibt. Oft sitzen die Kleinen im Unterholz und frühstücken. Ich stellte mich wie auch am Kirchplatz in einiger Entfernung und wir schauten den Kindern zu. Wieder und wieder redete ich ruhig mit ihr.
    Mein Glück war, dass eine Erzieherin ebenfalls lange einen Wolfsspitz hatte und wir oft ins Gespräch kamen. So konnte ich den Abstand immer wieder ein Stück verringern. Auf die Dame zugehen und in die Nähe der Kinder kommen. Oft hat sie ein Leckerlie bekommen, wenn sie ruhig neben mir saß und ständig sagte ich sowas wie "siehst du wie schön sie spielen"?


    Die erste Zeit bellte sie noch sehr sehr oft, wenn der Abstand zu klein war, die Kinder ihrer Meinung nach zu nah waren. das akzeptierte ich und vergrößerte ihn wieder...mit freundlichen Worten.


    Heute kommen uns die Kinder im Wald in einer Gruppe entgegen und ich brauche sie nicht mal mehr anleinen. Sie tut, was sie immer tut. Schnuppern oder bei der Erzieherin schnorren. Die Kinder ignoriert sie, sind selbstverständlich geworden, wie Jogger, Fahrradfahrer oder Walker.


    3. Zu unserem Glück habe ich eine sehr gute Bekannte, Chili kennt sie gut und mag sie sehr. Diese Dame (schon älter) ist sehr erfahren mit Hunden, hat einen Enkel, der sich mit meiner Tochter angefreundet hat. Sie bestand darauf, dass sie mit ihrem Enkel zu spielen kommt. Alle Versuche, sie auf die Gefahren hinzuweisen "Ey, das kannst du nicht machen, wenn was passiert" hat sie abgewiegelt.
    Und sie kamen.
    Und sie tat das, was ich auch die ganze Zeit - allerdings nur draußen - tat. Sie zeigte Chili, "hier ist mein Enkel, er ist nicht zum Fressen da"! Und in meine Richtung "Gib mir mal die Leckerlies"
    Die wiederum drückte sie ihrem Enkel (damals 5) in die Hand - ein sehr ruhiger Junge, der ebenfalls mit einem Hund aufwächst und dem das Gebell von Chili total egal war.
    Er hielt ihr die Dinger hin und sie nahm sie.
    2 - 3 mal war ich noch sehr nervös, wenn sie uns besuchten, aber da Ute so locker mit Chili umging und ihr Enkel ebenfalls, wurde ich auch lockerer und gestattete dem Jungen, Chili das ein oder andere Leckerlie zu geben.


    Heute wuschelt er sie, wenn sie reinkommen. Chili bellt sowieso immer, wenn es klingelt, aber von Unsicherheit oder Aggressionen ist nichts mehr übrig.


    Gab es noch anfangs Momente in denen Chili Kinder (draußen) fixierte, löste ich die Situation auf. Ohne großes Theater.
    Ich änderte meine Haltung. Denn ich war ebenfalls unsicher und ängstlich - in gut gelaunt, optimistisch und "das kriegen wir hin"
    Zu hause "tadelte" ich sie freundlich "Es wird nicht aufgepasst" oder rief sie zu mir, wenn sie mir zu sehr den Enkel beobachtete.
    Ute hat mir da sehr geholfen, denn sie machte es genauso. Und irgendwann war für Chili klar, Frauchen sagt es ist ok, also ist es auch ok.



    Vielleicht gibt es bei dir auch die Möglichkeit, deinem Hund Kinder zu zeigen. Und sie positiv deinem Hund gegenüber zu vermitteln.
    Es braucht Zeit und zugegeben, hatte ich echt Glück mit meiner Bekannten, die mich da ein wenig an die Hand genommen hat.


    Außerdem ging es auch nicht um Krabbelkinder, die würde ich auch heute nicht einfach so hier krabbeln lassen.


    Um dem Ganzen den Druck zu nehmen, solltest du die Lage erstmal so akzeptieren, wie sie ist, ohne es deinem Hund zu verübeln. "Böse" meint er es bestimmt nicht. Er wird seine Gründe haben, warum er so reagiert. Unsicherheit dürfte recht nahe liegen.
    Und du kannst dir überlegen, wie du ihm die Unsicherheit nehmen kannst.


    Eine Möglichkeit könnte sein, dich mit deiner Bekannten draußen zu treffen.
    Nimm Deinen Hund an die Leine, Kind sitzt im Buggy und ihr macht einen Spaziergang.
    Deine Bekannte könnte draußen das Kind auf den Arm nehmen und du hättest die Möglichkeit, es zusammen mit deinem Hund aus der Entfernung zu beobachten.
    Rede freundlich mit ihm. Wenn ihr es öfter macht, gewöhnt er sich vielleicht an ein Kind, das auf den Arm genommen wird.
    Dass dein Hund in dieser Situation gesichert ist, versteht sich von selbst :smile: bevor es schimpfe gibt, weil es falsch verstanden wird.


    Dass ihr es erstmal draußen übt, finde ich besser, denn dort hast du mehr Möglichkeiten aus der Situation raus zu gehen / Abstand zu vergrößern...und weniger Stress, weil ihr alle etwas freier seid.



    LG

  • Vielen lieben Dank erstmal an alle und vor allem für die ausführliche Antwort, Usambara! Ich werde das gern probieren, wobei ich wirklich befürchte, das Geschrei/ Toben/ etc. nur ein Teil des Problems sind. Aber ehrlich gesagt ist mir grad alles lieber als nichts tun. :muede:
    Es gab seit Weihnachten keinen Vorfall mehr, und wir haben mittlerweile quasi wöchentlich kleine Kinder da. Vor drei Tagen hatten wir Besuch von Freunden mit einem fast exakt gleichalterigen Kind, gleiches Geschlecht, krabbelte auch durch das Wohnzimmer. Da blieb Yogi einfach völlig ruhig auf seinem Platz liegen und hat gar nichts gemacht. Darum ja auch meine Sorge, dass er sich nur bei Bezugspersonen so derart zeigt.
    Das erste Mal war es mein Vater, der ein Kind hochhob, gestern eine enge Freundin, beide haben viel auf Yogi aufgepasst bzw. tun es immer noch. Und daher auch meine große Sorge, was zukünftige eigene Kinder angeht.

  • Da blieb Yogi einfach völlig ruhig auf seinem Platz liegen und hat gar nichts gemacht. Darum ja auch meine Sorge, dass er sich nur bei Bezugspersonen so derart zeigt.Das erste Mal war es mein Vater, der ein Kind hochhob, gestern eine enge Freundin, beide haben viel auf Yogi aufgepasst bzw. tun es immer noch. Und daher auch meine große Sorge, was zukünftige eigene Kinder angeht.

    Darum trainiert man. Man gibt dem Hund klare Regeln VOR - die immer und überall bei jedem Menschen gelten. Darauf hoffen, dass er "bei diesen Menschen" nichts macht, weil "sonst" war es ja auch nicht so, ist einfach fahrlässig. Ein klar strukturiertes Training, evtl. schaut da eine Trainerin anfangs mit drauf, gibt euch und dem Hund Sicherheit. Wenn man's gut macht bekommt der Hund mit dem Training eine wunderbare Grundlage für richtiges Verhalten, da muss einem dann auch nicht mehr das Herz in den Hose rutschen, wenn aus Versehen eine Situation eintritt, in der der Hund auf jeden Fall früher geschnappt hätte.

  • Da muss ich @Estandia recht geben, obwohl ich anfangs, als ich mit unserem Problem hier im DF ankam, auch pikiert war.
    Ich wollte erst nicht wahrhaben, dass Chili zu einer echten Gefahr werden könnte, weil ich mich zu sehr auf ihr freundliches Wesen uns gegenüber verlassen hatte.


    Den Hund ungesichert im Zimmer liegen zu lassen, während ein Krabbelkind durch den Raum robbt, würde ich nicht machen.
    Auch, wenn er ruhig liegt, weißt du nicht, ob sein Fokus nicht die ganze Zeit bei dem Kind ist.
    Praktisch immer ein dösendes Auge drauf hält und in einer, für ihn untragbaren Situation hingeht.


    Nach wie vor gibt es hier auch Regeln für Besucherkinder und Chili.
    Wenn der Hund nicht zu dem Kind geht, hat das Kind sie in Ruhe zu lassen .
    Chili darf zu den Kindern, wenn sie "nur mal gucken möchte" was sie in der Hand haben.
    Wird oben getobt und sie richtet Ihre Aufmerksamkeit auf das Geschrei, braucht sie die Info, dass sie sich nicht darum zu kümmern hat.


    "Alles gut" sage ich dann und meist legt sie sich dann seufzend wieder hin.
    Früher war sie aufgesprungen und bellend hoch gelaufen um zu gucken, was da los ist.
    Ein Auge sollte man also mMn immer halten, auch, wenn es keine augenscheinlichen Gründe gibt.


    Dass sich verschiedene, unerwünschte Verhaltensmuster immer wieder einschleichen, weil man lange das Gelernte als selbstverständlich genommen hatte, erlebe ich immer wieder.


    Betteln, hochspringen, an den Tisch gehen und das restliche Brot vom Kind klauen, das bereits aufgestanden ist usw. Solche Dinge hatten wir alle schon erfolgreich geübt und abgeschafft :roll:


    Naja und dann gucken Sie es sich irgendwo ab oder versuchen es und haben Erfolg und schwups...darf man wieder auffrischen.


    Heißt, 100% Sicherheit gibt es nicht und gerade bei Kindern ist da Vorsicht geboten. :dafuer:

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