Viele Baustellen: Autos jagen, Leinenaggression etc.

  • Das ist wirklich schwierig. Das Markieren bräuchtest du nun nicht auch noch.
    Es hat aber in den allermeisten Fällen schon was mit anderen Hunden zu tun, die mit im Haus leben. Soll aber auch schon vorgekommen sein, dass über Katzenplätze markiert wurde oder einfach so. :verzweifelt:
    Wie wäre es denn, wenn du einen Kaufvertrag verfasst? Hier tummeln sich doch sicher viele User die regelmäßig welche aufsetzen. Mach doch dazu mal einen separaten Thread auf, wo du das mit der Deckrüdenklausel auch schilderst. Eventuell kann man da etwas geschickt formulieren, sodass du am Ende das letzte Wort hast.

  • Das mit den Katzenplätzen markieren hat er bei uns ja anfangs tatsächlich gemacht. Darum ja meine Sorge. Bei seiner zweiten Besitzerin hat er auch die Sachen der Kinder bzw. sogar eins von den Kindern markiert. Und wenn in der Straße eine Hündin läufig war, war es wohl richtig schlimm. Aber das wurde halt immer auf die Anwesenheit von den anderen Rüden geschoben. Nur meine Katze ist ja auch kein Rüde und trotzdem hat er uns eine Woche lang vor Katzenklo, Kratzbaum und eben die an die Schränke und Türen, wo die Katze sich immer langschmiert (also auf Katzenart markiert), gepinkelt. Vermutlich aus anderen Gründen, aber nun ja. Das brauche ich echt nicht wieder! Das mit dem neuen Thread ist natürlich ne super Idee. Hab deswegen zwar schon in einem Rechtsforum angefragt, aber da bekomme ich irgendwie keine Antwort.


    Mal eine andere Frage, um mal wieder auf das Thema Training zurück zu kommen: Gestern ist meine heißersehnte 15m-Canithane-Schleppleine angekommen. Extra dünn, extra leicht und ich natürlich hochmotiviert. Ich hab auf einer Wiese die Leine dran gemacht und Hundchen hoppelt gleich wie ein junges Reh über die Wiese (die anderen Schleppleinen waren ihm zu schwer, da ist er immer dem Druck ausgewichen). Freude pur bei uns beiden. Das war wirklich schön anzusehen! 1,5 Meter vor Ende der Leine habe ich ihn immer angesprochen und er kam sogar wieder bzw. hat etwas langsamer gemacht, die Leinenlänge aber zum Großteil voll ausgenutzt. Tja, und dann kam von vorne rechts über den Feldweg ein Auto :muede: Ich also die Leine gut festgehalten und einen Fuß draufgestellt, ein "Nein" gerufen, das natürlich ignoriert wurde, und schon hing Hundchen nach einem beherzten Sprung nach vorn in der Leine. Soweit fast wie im Buch, jetzt ist das Auto aber rechts an uns vorbei gefahren und der Hund an den fast vollen 15 Metern ebenfalls rechts an mir vorbei hinterher und hinter mir wieder ins Ende der Leine reingedonnert. Dann drehte er noch ein paar Volten, während derer ich versuchte, zumindest einen Teil der Leine wieder einzusammeln und in die andere Richtung wegzugehen, was mit einer Blase und einem blauen Fleck endete. Das war nun gar nicht mehr wie im Lehrbuch. Hätte ich das was anderes machen können? Erstmal nur einen kleinen Teil der Leine freigeben? Ein anderes "Freilauf"-Gebiet wählen? Mir mehr Arme wachsen lassen?


    In ruhigerem Gelände dachte ich, ich probiers mal mit dem Rückruf. Hund läuft freudig auf mich zu, ich rufe, Hund kriegt was in die Nase, biegt vor mir ab und schnüffelt sich fest. Jetzt ist mir schon klar, ich muss das erstmal wieder zuhause üben etc. pp. Aber was mache ich in der konkreten Situation? Ich habe ihn kommentarlos an die kurze Leine genommen und bin mit ihm weitergelaufen. Aber ich hatte nicht den Eindruck, dass er das mit seinem Nicht-Kommen verknüpft hat, dafür hat das Einsammeln zu lange gedauert. Bis ich die Leinen, den Hund und mich selbst sortiert habe, nun ja, ich bin da etwas umständlich veranlagt :hust:

  • Hattest du dir das Buch besorgt "Antijagdtraining" von A. Ullrich und P. Gröning? Da ist auch eine gute Anleitung für das Schleppleinentraining drin und es gibt auch eine DVD dazu. Du kannst die Schleppleine z.B. mit Handschuhen nutzen oder über den Ellenbogen greifen oder dich drauf stellen.
    Ich würde in reizarmer Umgebung anfangen zu üben und nicht gleich mit 15m starten, sondern vielleicht mit 5m. Sinn und Zweck der Schleppleine ist ja den Hund in einem Radius zu halten, in dem du ihn noch kontrollieren kannst. Das kann man langsam ausdehnen.

  • Ja, genau. Aber nach der Anleitung ist mir überhaupt nicht klar, wie ich reagiere, wenn der Hund nicht nur nach vorne will und dann eben von der Leine gestoppt wird, sondern auf einen zu rennt, dann wieder weg, dann im Kreis um einen rum... Der blaue Fleck ist ja beim Nachfassen der Leine entstanden, als er wieder näher rankam und dann doch nochmal abdrehte. So schnell krieg ich den Fuß ja nicht wieder auf die Leine!


    Die Wiese ist jedenfalls vorerst wieder fürs Schleppleinentraining gestrichen, aber im Garten könnte ich es nochmal ausprobieren! Anfangs hat er sich im Garten an der Schleppleine ja einfach nur hingelegt und nichts mehr gemacht, aber die neue ist ja so leicht, vielleicht klappt es ja damit!

  • Und was heißt das konkret für mich? Immer einen Tag mit mehr Action mit einem Langeweile-Tag abwechseln?

    Sehr stressende Ereignisse brauchen etwa eine Woche bis sie verarbeitet sind. Dein Hund braucht mehr Ruhe und Pausen.

    Oder jegliche möglichen Aufreger erstmal so gut es geht meiden (was schwierig ist)?

    Ja, genau das. Und dann in Ruhe ohne Aufregung Basistraining machen. Du willst in der Stress-Situation Neue Dinge üben. DAS geht nicht. Lernen ist unter Stress nur sehr begrenzt möglich.

    Wir haben auch noch ne Glastür im Büro und ich sitze mit dem Rücken dazu, der Hund sieht also generell alles vor mir. Ganz schlimm ist, wenn die Leute vor der Tür stehen bleiben und reingucken.

    Und dort verbringt er seinen Tag? Ganz ehrlich - ich würde auch ausrasten. Wie soll der Hund dort Ruhe finden?


    Dadurch, dass ich sonst fast rund um die Uhr mit dem Hund zusammen bin, liegen meine Nerven gerade etwas blank.

    Das könnte auch ein Problem sein. Vielleicht liegen seine Nerven auch blank, weil er den ganzen Tag einen Mensch und sich selber bewachen muss.

    ch bin gerade mal wieder überfordert mit der Vielfalt der Baustellen und hab das Gefühl, mit dem bisherigen Training keinen Schritt weiterzukommen, einfach weil es so viel ist, was es zu trainieren gäbe.

    Ja, das ist richtig. Dieser Hund ist eine Großbaustelle.

    Die schlimmsten Sachen erstmal meiden und dann nochmal ganz langsam von vorn anfangen?

    Ja. Aber wirklich langfristig vermeiden und ganz in Ruhe in vernünftigen Schritten ganz vorne anfangen. Du versuchst es immer schon "mittendrin".

    Am liebsten würde ich ihn ja erstmal gar nicht mehr mit zu mir ins Büro nehmen, wenn ich ehrlich bin. Aber auf Dauer geht das halt auch nicht, sonst streikt mein Freund, der ihn zwar mag, aber keinen Bock auf Gassigehen hat.

    Ja, dann muss er da wohl durch, der Freund. Pipi machen dürfte für den Stressbolzen tagsüber wohl auch ausreichen.

    Sie würde ihn mir wieder wegnehmen, wenn ich ihn ihr nicht zum Decken zur Verfügung stelle.

    Lass sie einen Vertrag basteln, kauf ihn ab und dann gibt es keinen Deckakt, weil sie den rechtlich eh nicht einfordern kann.
    Ein solcher Hund hat nichts in der Zucht verloren.


    Viele Grüße
    Corinna

  • Danke für die Rückmeldungen! Das deckt sich sogar großflächig mit den Aussagen des Hundetrainers. Der hat den Hund gestern endlich mal in Aktion erlebt, sonst war es ja immer eher theoretisches Besprechen, weil der Hund zu den letzten Terminen das Verhalten nicht gezeigt hat. Und noch wichtiger: Er hat mich in Aktion erlebt. Es ist unglaublich, was man alles falsch machen kann, obwohl man denkt, man hätte alles verstanden! Und ich bin jetzt wieder sehr beruhigt, weil ich gemerkt habe, der Hund ist doch kein hoffnungsloser Fall, sondern er reagiert tatsächlich sogar relativ gut, wenn man nur rechtzeitig genug eingreift. Und er regt sich (zumindest gestern) auch recht schnell wieder ab. Es ist nur wahnsinnig schwierig, rechtzeitig zu reagieren, weil die Reizschwelle immer woanders liegt. Die letzte Woche war ja an so einen Spaziergang wie gestern überhaupt nicht zu denken!
    Das mit dem Büro werde ich tatsächlich erstmal eine Weile lassen. Aber auch hier konnte er mir gute Tipps geben. Ich hätte ihn schon viel früher anrufen sollen!

  • Hallo Billi :smile:


    Das klingt ja alles mächtig anstrengend und ich kann es soooo gut nachvollziehen. Wir haben hier auch so einen Experten und alles was ich dir dazu sagen kann ist: Das braucht seine Zeit. Was ich bei unserem Findus am Anfang als Aggression wahrgenommen habe, stellte eine Freundin (Hundetrainerin) als Unsicherheit heraus. Das hat mir extrem geholfen, die Sicht auf den Hund zu ändern.
    Wir haben Findus nun seit 1 Jahr und es ist immer noch eine große Baustelle mit ihm. Schnelle Erfolge sind eben nicht immer drin. Und ich weiß ... ich bin da selbst nicht gut drin, aber an andere kann man Tipps ja immer gut verteilen ;) Kleine Schritte, kleine Erfolgserlebnisse, Rückschläge gibt es immer wieder, bloß nicht glauben, dass das was ein oder ein paar Mal gesessen hat, beim nächsten Mal auch noch sitzt ... man arbeitet gegen jahrelange Lernerfahrung an.


    Zur Schleppleine kann ich dir die Empfehlung geben: Trag Handschuhe! Ich habe mir Radfahrhandschuhe gekauft ... mit so Gumminoppen. Damit kann man die Schlepp echt gut festhalten und tut sich dabei nicht weh!


    Findus reagierte am Anfang auf andere Hunde extrem aggro an der Leine. Natürlich hatten wir den Vorteil, auf dem Land zu leben, d.h. wir konnten für den Anfang echt gut ausweichen und einen recht großen Abstand wählen, der mit der Zeit dann kleiner wurde. Ich habe mich dann immer vor ihn gestellt und "nein" gesagt, wenn er rumgemotzt hat und sobald er einmal aufgehört hat, rumzukläffen, sofort loben und Leckerchen. Später wurde das dann auf Augenkontakt ausgeweitet und mittlerweile können wir teilweise sogar an pöbelnden Hunden vorbei, ohne dass Findus da Theater macht. Meist merke ich ja schon, wie er gerade auf den entgegenkommenden Hund reagiert ... und so reagiere ich dann eben entsprechend. Bei manchen Hunden braucht er mehr Abstand, bei manchen muss er am Rand sitzen und bei manchen können wir dran vorbei gehen. Ich denke das ist auf Autos auch ausweitbar.
    Wichtig war für mich zu erkennen: Findus ist an der Leine nur so, weil er die Situation nicht einschätzen kann. An der Leine kann er nicht zum anderen Hund hin, d.h. er kann die Lage nicht kontrollieren. Sobald er zu einem anderen Hund hin kann, ist alles gut. Da ist er freundlich und höflich und nach kurzem Schnuppern ist er eh nicht weiter interessiert :roll: Mr. Kontroletti halt ... Okay ... der Teil ist natürlich auf Autos nicht so gut anwendbar, aber ich denke die positive Bestärkung Auto - gucken zu Frauchen - Belohnung wird sich auf Zeit auch da einschleichen :smile:


    Was Katzen angeht: Da flippt Findus auch aus. Aber naja ... wir haben auch nicht viele Möglichkeiten, das zu üben. Ist natürlich bei einem Hofhund blöde :p Kann ich dir leider auch nichts zu raten.

  • Achja ... man lernt ja mit den Hunden. D.h. lass dem Hund Zeit und sei nicht zu streng mit dir selbst ;)
    Das wird schon! Ihr seid ja nun erst seit kurzer Zeit ein Team. Und klar hat man Erwartungen an den Hund, wie er zu sein hat ... aber wenn er eben nicht so ist, muss man das Beste draus machen.
    Und du bist nicht alleine: Ich verzweifle in regelmäßigen Abständen an Findus und war weiß ich nicht wie oft davor, ihn auf den Mond schießen zu wollen. Zum Glück kümmert sich nun mein Verlobter vermehrt um ihn, damit ich auch wieder mehr Zeit und Energie für unsere Caica habe. Alleine würde ich es nicht packen. D.h. ich finde es auch ganz wichtig, dass wenn ihr euch den Hund zusammen angeschafft habt, auch dein Freund sich mal mit ihm beschäftigt (konnte das jetzt nicht so rauslesen, ob er das tut?), damit du auch mal nen freien Tag hast und vielleicht da nur wirklich schöne Dinge mit dem Hund machst, wie z.B. Zuhause schmusen oder gemeinsam Leckerchen suchen.

  • Danke für die Rückmeldungen! Das deckt sich sogar großflächig mit den Aussagen des Hundetrainers. Der hat den Hund gestern endlich mal in Aktion erlebt, sonst war es ja immer eher theoretisches Besprechen, weil der Hund zu den letzten Terminen das Verhalten nicht gezeigt hat. Und noch wichtiger: Er hat mich in Aktion erlebt. Es ist unglaublich, was man alles falsch machen kann, obwohl man denkt, man hätte alles verstanden! Und ich bin jetzt wieder sehr beruhigt, weil ich gemerkt habe, der Hund ist doch kein hoffnungsloser Fall, sondern er reagiert tatsächlich sogar relativ gut, wenn man nur rechtzeitig genug eingreift. Und er regt sich (zumindest gestern) auch recht schnell wieder ab. Es ist nur wahnsinnig schwierig, rechtzeitig zu reagieren, weil die Reizschwelle immer woanders liegt. Die letzte Woche war ja an so einen Spaziergang wie gestern überhaupt nicht zu denken!
    Das mit dem Büro werde ich tatsächlich erstmal eine Weile lassen. Aber auch hier konnte er mir gute Tipps geben. Ich hätte ihn schon viel früher anrufen sollen!

    Ich finde das klingt wieder mal sehr gut und deckt sich auch mit meinen Vermutungen, dass du eigentlich einen ganz tollen Hund erwischt hast :smile: Mit der Zeit bekommt man ein gutes Gefühl für das Timing, auch wenn zwischen Theorie und Praxis Welten liegen. Und selbst wenn du mal zu langsam warst, lernst du für das nächste Mal daraus, dass du hättest früher reagieren müssen. Du wirst dich sicher noch öfter über dich selbst ärgern (und über den Hund)..


    Arbeitest du jetzt noch weiter mit dem Trainer oder hat er dir erst mal genug in die Hand gegeben, sodass du erst mal alleine trainieren kannst? Ich finde manchmal reichen ein paar Termine schon um auf den richtigen Weg zu kommen

  • Jaaaa, er ist schon ein toller Hund, aber eben auch eine echte Herausforderung für mich. Mein Freund wollte ja nie einen Hund, deswegen bin ich zu 99 Prozent alleine für ihn verantwortlich und das ist echt anstrengend. Klar, er nimmt ihn mir schon mal einen Tag oder auch mehr ab, wenn ich mal nicht kann, aber er macht dann nichts mit ihm und der kleine Kerl strotz danach nur so vor Energie (was es für mich nicht leichter macht). Ich bin halt einfach ein totaler Anfänger und muss selbst noch so viel lernen, bevor ich ihm alles richtig vermitteln kann. Dann geht es sicherlich auch etwas schneller vorwärts. In zwei bis drei Wochen werde ich mich daher bestimmt nochmal beim Trainer melden! Ohne gehts nicht, das kann ich einfach nicht alleine, dafür sind es zu viele Baustellen und ich bin selbst auch einfach noch nicht gut genug im Umsetzen.


    Ich werde jetzt erstmal wieder eine Weile mit ihm an dem Autoproblem üben und alles andere außen vor lassen. Ins Büro kommt er nicht mehr mit, bis wieder ein bisschen Ruhe eingekehrt ist. Für den Auslauf dachte ich an einfache Spaziergänge an der kurzen Leine und Schleppleinentraining in ruhigen Gebieten (aber nur Radiustraining mit ein paar Grundkommandos) sowie zweimal in der Woche toben mit seiner Freundin. Und für den Kopf gibt es Tricktraining und Grundkommandos zuhause (das liebt er!). Klingt das nach einem guten Plan? Ich will ihn ja weder unter- noch überfordern, aber das richtige Maß zu finden, fällt mir noch unheimlich schwer. Vor allem, weil ich noch nicht richtig einschätzen kann, wann er jetzt einen guten Tag hat und wann wieder gar nichts geht. Da muss ich ihn einfach noch besser kennen lernen (das erinnert mich daran, dass ich noch was ins Tagebuch schreiben wollte!). xD

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