Beiträge von Pfeffernaserl

    Wir sind mit Carlo über Weihnachten höchstwahrscheinlich auch daheim, also gleich ums Eck.


    Hier bei uns gibt's auch schöne einsame, mehr oder weniger matschige, entspannte Strecken (für jagdlich nicht interessierte Hunde :pfeif: :lol: ), aber Hoppalina kennt auch schöne Touren rund um Freising, die für Jagdnasen entspannter sind :lol:


    Je nachdem, wie viele Hunde und Menschen es so werden, wären wir mit Carlo dabei oder ich komm ohne Hund - meine Kamera wäre aber immer mit am Start :D

    Immer wenn ich hier von unseren Läufen erzähle, kann ich sicher sein, dass sich kurz danach ein Zwei- oder Vierbeiner schrottet und wir wieder pausieren dürfen.


    Deshalb erzähle ich einfach NICHT, wie toll unsere beiden Läufe diese Woche waren. Und ich sag auch NICHT, wie viel Spaß im Schlamm wir hatten. Und ganz bestimmt NICHT werd ich mich darüber freuen, wie großartig der Hund aktuell trabt und dass er sich jetzt auch selbstständig aus dem Pass in den Trab umsortieren kann - ohne Galoppsprung dazwischen :shocked: (was kaum noch notwendig ist, den es wurde heute auf >3km für vielleicht 10 Schritte Pass gelaufen - das hat natürlich auch niemand laut ausgeschrieben)


    So. Jetzt wisst ihr nicht Bescheid, wie ich mich grad freue und dass wir am Samstag gleich nochmal gehen erzähle ich auch keinem :xface:   :D

    Luna hat da leider wirklich große Probleme mit, wenn Besuch reinkommt. Egal ob hier zuhause oder bei Freunden.

    Dass Luna das Verhalten auch zeigt, wenn sie sich nicht in ihrem Territorium befindet, spricht dafür, dass Territorialverhalten zumindest nicht die einzige Komponente ist, die da mit reinspielt.
    Ich tippe "einfach" auf viel, viel Unsicherheit im Umgang mit für uns normalen Situationen, also mehr oder weniger unbekannte Menschen auf engem Raum. Sie weiß nicht, wie sie sich verhalten soll und löst das wohl deshalb nach dem Motto "Angriff ist die beste Verteidigung".


    Unsicherheit bei Besuch ist/war bei uns ja auch ein großes Thema.

    Was uns geholfen hat, war Click für Blick mit Anfangs sehr großem Abstand. Also jeder ruhige Blick zum gruseligen Besucher wird geclickt und bekekst, anfangs kommt der Click sehr schnell, also sobald Hund hinguckt Click und Keks, dabei den Keks am besten weg vom Auslöser füttern. Dabei wirkt zum einen der größere Abstand als weiterer Verstärker und gleichzeitig wird das geübt, was - zumindest bei mir - das eigentliche Ziel war: geh weg vom Auslöser.

    Später wird der Click weiter hinausgezögert, wobei das endgültige Ziel eben sein sollte, dass der Hund hinguckt und sich selbstständig wieder umdrehen kann.

    Abstand verkleinern, und das ganze Procedere wieder von vorne.


    Gleichzeitig haben wir auch bei Personen, die nicht als so gruselig eingestuft wurden, weggehen geübt. Das war für Carlo ein ganz wichtiger Punkt, weil er da erst verstanden hat, dass er Situationen nicht aushalten und eskalieren lassen muss, sondern einfach gehen kann


    Eine Decke als mobiler sicherer Hafen bzw. daheim die Box als Rückzugsort haben uns auch gute Dienste geleistet.


    Zum Thema Klingel habe ich mir überlegt das einfach gegenzukonditionieren. Also mein Freund soll klingeln, dann freue ich mich doll (ohne dass er reinkommt, einfach über den Sound der Klingel) und lasse es an Luna's Platz Kekse regnen. Und das ganze dann über mehrere Tage hinweg ein paar mal üben. Was meint ihr?

    Find ich gut!
    Je nachdem, wie krass sie auf die Klingel reagiert, könntest du das Geräusch auch erstmal vielleicht mit dem Handy aufnehmen und in geringerer Lautstärke oder verkürzt abspielen, damit sie die Chance hat, sich nicht gleich arg hoch zu spulen, sondern du ihr da "fehlerlos" beibringen kannst, wie sie sich verhalten soll, wenns klingelt (und vielleicht sollte ich das auch mal so üben :denker: :lol: )


    Zum Thema Besuch hatte ich was spannendes gelesen, dass man eine Dose mit Glöckchen dran basteln soll und die dann mit Keksen füllt.

    Das hab ich vor ein paar Tagen auch gelesen. Find den Ansatz auch ganz spannend, wenn du so arbeitest, musst du unbedingt berichten, wies läuft :nicken:

    Gestern hab ich aufs Location-Foto vergessen, aber heute nachgeholt - die Schneedecke war beim Shooting noch ein bisschen besser intakt. Hund stand ca. in der Mitte der Kreuzung.
    Nicht so spektakulär, aber ein Beispiel dafür, wie längere Brennweiten und eine tiefe Position auch aus einer langweiligen Kreuzung einen hübschen Hintergrund machen können.



    Und das fertige Foto:



    Nikon D600, Nikkor 70-200 F2,8 bei f/3,2 und 122,0mm, 1/4000, ISO 6400 (kurz davor hatten wir an einer dunkleren Stelle fotografiert und ich hab die ISO noch nicht umgestellt gehabt)

    Geruchliche Trigger sind hier auch ein riesengroßes Thema.

    Bei uns beschränkt es sich leider nicht nur auf Hunde, wir haben eine ganze Palette an Gerüchen, die dazu führen, dass Herr Hund knurrgeifernd und um sich beißend in der Leine hängt. Ich erzähl dir mal, wie wir damit umgehen, vielleicht hilft dir das ja auch.


    Unser erster Schritt war, Carlo überhaupt erstmal wieder aus seinem Tunnel raus zu bekommen und das Gehirn auf andere Dinge zu lenken. Dafür haben wir in ruhigen Situationen das Signal "Futter" etabliert. "Futter" heißt, eine ganze Handvoll Leckerlies landet verstreut auf dem Boden und Carlo darf sich bedienen. Das dann langsam in immer aufregenderen Situationen eingeführt und mittlerweile reagiert er darauf auch schon in so "Gehirn-Ausknips-Ausrastern".

    Schnüffeln beruhigt, kauen beruhigt und der Hund kommt dadurch in den Seeking-Modus. Damit kann man schon mal die ersten postiven Emotionen mit Gerüchen verknüpfen.


    Damit kann ich also meinen Hund gedanklich erstmal weg von dem Geruch holen und hab damit den Fuß in der Türe, um weitere Schritte einzuleiten. Je nachdem, wie gut Hund und ich an dem Tag drauf sind, kann das sein, dass wir einen anderen Weg gehen, wieder zurück nach Hause und halt erst in einer halben Stunde wieder raus, wenn die Spur nicht mehr ganz so frisch ist oder wir nutzen die Spur zum Üben.


    Einen großen Durchbruch hat bei uns "Click für Sniff" gebracht. Also, das Prinzip von Click für Blick umgelegt aufs Schnüffeln.

    D.h. wenn ich sehe, dass Carlo sich wieder der Spur zuwendet und schnüffelt: Click+Keks. Sobald er sich wieder umwendet und schnüffelt: Click+Keks. Jedes Mal. Bis er zeigt, dass er bereit ist, dass wir weiter gehen. Und wenn nach drei Schritten die Anspannung wieder größer wird, gibts das nächste "Futter" Signal und wir machen weiter mit Click für Sniff (oder wir machen gleich CfS ohne "Futter", je nachdem, wie ansprechbar Carlo ist).

    Und ja, da wird dann halt auf einem Spaziergang ein großer Teil der Futterration des Tages so verclickert - es bleibt ja nicht für immer bei der hohen Clickrate.

    Mit der Zeit wird nicht mehr das Schnüffeln an sich geclickt, sondern das selbstständige Abwenden vom Triggergeruch.


    Wir ziehen das seit ~ Anfang Juli sehr konsequent durch. Es gab sehr, sehr, sehr schnell große Erfolge. Die sehen so aus, dass Carlo bei nicht ganz so starken Triggergerüchen (also z.B. brunftige Rehböcke) nicht mehr ausrastet und auch nur noch wenig Hilfe von mir braucht.

    Bei stärkeren Triggergerüchen (hündische Erzfeinde, Zigaretten, Fuchs, Igel, Mäusebussard,...) braucht er noch immer Hilfe in Form von CfS und mehr Keksen, aber auch da wirds im Schnitt stetig besser.


    Ich häng dir mal eins unserer Trainingsvideos an, so sah CfS bei uns Ende Juli aus:


    [Externes Medium: https://youtu.be/69dDJrWVobo]

    Achso - das macht sie hier auch noch: "Sprechen" nennen wir es... wenn sie uns 'anflirtet' und gerne was möchte... (MIT Ton muss man das sehen um es zu hören... ;D)

    Aaaaah, endlich ein anderer Hund, der das macht! :shocked: :applaus: Carlo macht das ganz genau so und ich könnt ihn dann jedes Mal auffressen, so süß find ich das! :herzen1:

    Außerdem schließe ich mich der Allgemeinheit an: HSH-Mix :nicken:

    Hier ists ganz unterschiedlich.


    Fremdhunde sind immer schwieriger als Hunde, die Carlo "kennt" (also denen wir öfter als 5x ausgewichen sind), wobei fremde Hunde, die deutlich größer sind als er, heftige Angstreaktionen auslösen (da wird er wirklich panisch).

    "Kennen" wir die Hunde dann nach x-Begegnungen irgendwann, ists auch total egal, wenn die uns anpöbeln, das perlt an Carlo einfach ab (aaaaußer wir treffen sie komplett außerhalb des üblichen Kontexts, aber dann sinds ja schließlich auch neue Hunde, die wir noch nie dort an diesem Ort gesehen haben - Hirnjogging auch für mich: welche Hunde treffen wir normalerweise wann und wo, wann muss ich weiter ausweichen, wann schaffen wir die Begegnung easy :ugly: )


    Ansonsten sind Retriever ein Feindbild (nach so einigen Erlebnissen mit Tutnixen am alten Wohnort nicht nur beim Hund) und ganz besonders auch pubertierende Rüden jeglicher Größe. Da ists dann aber keine Panik, sondern eindeutig "Komm bloß nicht her, sonst gibts aufs Maul!" (dahinter stecken ein großes Ego und gleichzeitig Unsicherheit im Umgang mit anderen Hunden).


    Kleine Hunde sind meist egal, außer Terrier und andere Gesellen mit ebenfalls viel Selbstbewusstsein, da wird schon bei kleinen provozierenden Gesten vorsorglich auch laut klar gemacht, dass man selbst ja viiiiel größer und gefährlicher ist und man eh ganz bestimmt keine Angst hat und hey, guck bloß nicht so her, wenn mein Frauchen mich nicht zurückhalten würde, weißt eh, dann würd ich ja!


    Insgesamt ists bei Carlo sehr viel Unsicherheit im Umgang mit anderen... Lebewesen und fehlende Sozialisierung auf alles, was hier so an manchmal auch seltsam aussehenden Hunden herumläuft (alles bullige, faltige, überaus wuschelige, lautstark schnaufende, komisch gehende und/oder staksige ist schwierig für ihn).

    Naja und Unsicherheiten löst man als echter Assi-Rumäne am Liebsten mit dem Klappmesser und viel Getöse :roll:


    Freundlich kann er aber auch, wenn man ihm Zeit gibt, er den anderen Hund lange auf Abstand beobachten darf und gewisse Kennenlern-Regeln eingehalten werden. Da reicht dann oft auch schon ein längerer entspannter Spaziergang und der andere Hund ist als freundlich abgespeichert - also, zumindest ist das die Erfahrung nach dem Kennenlernen von 4 DF-Hunden. Wobei Carlo auch eher den Menschen als Freund abspeichert und die Hunde halt als notwendiges Beiwerk zum neuen Keksspender akzeptiert :lol:

    Ich lass meinen Hund sehr viel gucken und belohnen das sehr hochwertig. Ich lasse sie auch lange gucken und ich zwinge den Fokus nicht auf mich, weil der Hund (meiner) das nicht leisten kann. Das Fokus muss auf dem anderen Hund liegen, damit die Löffel da sind, für die wichtigen Dinge: Sich mit der Situation und dem anderen Hund auseinander setzen.

    Das ist auch bei uns ganz wichtig.

    Carlo muss schauen dürfen und das auch ziemlich lange.


    Ablenken - geht nach hinten los, weil dann der Fremdhund so "plötzlich" ganz nahe ist.

    Ins Kommando nehmen - dafür sind in dem Moment keine Gehirnkapazitäten frei.

    Weitergehen - auch da: keine Gehirnkapazitäten frei. In Bewegung bleiben ist bei Carlo äußerst Kontraproduktiv.


    Ausweichen (je nachdem, was der andere Hund und Carlo so an Signalen aussenden sind das mal 2m, mal mehr als 20m), mit dem Rücken zum anderen Hund absitzen oder stehen und über die Schulter gucken lassen, das ist unsere Methode der Wahl.

    Angefangen haben wir auch mit CfB und spätestens nach 3 Sekunden gucken dürfen wurde gemarkert und bekekst, mittlerweile sehe ich aber schon, wanns nur gucken ist und wanns ins Fixieren kippt, ersteres darf er, da kann er sich auch selbst abwenden und bekommt dafür natürlich Superkekse.

    Wenn ich merke, er fällt ins Fixieren, hole ich ihn über Ansprache oder Marker raus und wir bringen noch mehr Abstand rein. Fixieren = zu Nahe.

    Bzw. hol ich ihn auch aus dem Gucken raus und bring mehr Abstand rein, wenn ich merke, dass der andere Hund das unangenehm findet. Man muss sich ja keine Erzfeinde heranziehen und es dem anderen Gespann schwer machen.


    Weil Carlo auch so viel Zeit brauch, um zu schauen, mache ich ihn über Z&B gerne sehr früh auf andere Hunde aufmerksam - also meist schon, wenn ich sie am Horizont sehe. Geht bei uns, weil wir hier auch wirklich weit aussehen können, plötzliche "ums Eck"-Begegnungen gibts hier glücklicherweise kaum. Wenn, dann im Dorf und die Dorfhunde kennt Carlo schon, die dürfen auch näher an uns vorbei.

    Z&B ist bei uns allerdings auch ein zweischneidiges Schwert, weil bei Carlo die Erregungslage sofort hochgeht, wenn ich einen schwierigeren Trigger ankündige. Aber kein Schaden ohne Nutzen: so üben wir gleich immer auch die Erregungslage wieder zu senken :nicken:


    Woran wir gerade neu arbeiten, ist, Trigger als Signale zu etablieren. Am Ende solls so aussehen, dass Carlo den Trigger wahr nimmt und daraufhin meine Hand (oder einen "Targetdummy", da bin ich noch am Überlegen, was sinnvoller wäre) anstupst - und ich daraufhin natürlich weitere Handlungsweisen einleiten kann, wie Ausweichen, absitzen, etc pp.

    Ist gerade sehr spannend, damit zu experimentieren, Carlo nimmt das bei einfacheren Triggern (Rehfährte, Hund und Katz auf große Entfernung, Fahrzeuge, alte Fuchs- und Igelspuren) schon sehr gut an und findet es wohl auch ganz lustig (was natürlich genial ist, weils die Emotionen den Triggern gegenüber verändert :mrgreen-dance: ).

    Kommt ihm und seinem HSH- Naturell natürlich auch gut entgegen: aufpassen und melden. Es macht die Sache so viel einfacher, wenn man mit den Anlagen des Hundes arbeitet. Hat ja nur Jahre gedauert, bis ich das auch endlich kapiert hab :headbash: :pfeif:

    Tolles Training, aber bei einem Hund, der keine negative Erfahrung gemacht hat, sollte ein derartiger Aufwand nicht nötig sein...

    Ja klar, geht bestimmt auch mit weniger Aufwand bzw. ist das Training wahrscheinlich schneller effektiv, als bei einem Hund, der schon negative Erfahrungen mit dem Geschirr gemacht hat.

    Hier würde ich aber schon negative Erfahrungen sehen, denn wenn mehrmals täglich so ein Kampf ums Anziehen stattfindet, ist das für Hund und Mensch nicht schön.

    Da kann es dem Hund sehr helfen, wenn über Startbuttons gearbeitet wird und er die Kontrolle über das Gruselobjekt hat, das gibt schon ganz viel Selbstbewusstsein.


    Generell würde ich aber immer auch so Kleinigkeiten trainieren, selbst wenn es mit "das muss jetzt" funktioniert. Wenn ich dem Hund diese Situation mit ein paar Trainingseinheiten angenehmer machen kann, mach ich das.