Beiträge von SherlyH

    SherlyH wie sieht dieses Fiddeln gegenüber Menschen aus?

    Ich bin mir manchmal unsicher, ob mein Hund fiddelt oder sich freut.

    Bobby ist dann mega aufgeregt, der ganze Körper wackelt und beschwichtigt. Und die Ohren sind komplett auf Durchzug, Impulskontrolle extrem schwierig.

    Wenn er sich einfach nur freut, ist er viel entspannter. Geht ruhig zu den Menschen, springt nicht an und bleibt generell ansprechbar.

    Abends ist sie eher aktiv und fordert zum Spielen und zum Tricksen auf

    Das ist hier auch so. Nach dem Abendessen geht es raus zum Pipi und dann wird noch eine Runde gespielt, bevor er sich endgültig zur Ruhe legt.


    Dafür ist er in der ersten Tageshälfte kaum zu gebrauchen. Hier geht es tatsächlich erst mittags das erste Mal raus, weil er keinen Bock hat, früher zu gehen. :pfeif:

    Restaurantbesuche kennt Bobby von klein auf, wir sind relativ häufig auf Reisen. Er war schon als 12 Wochen alter Pups mit uns und Freunden gemeinsam an der Ostsee. Und nach dem Essen musste man dann erst mal ganz eilig Pipi machen mitten in der Fußgängerzone. xD Heute, wo er fast erwachsen ist, braucht der Pudel allerdings einen gewissen Komfort zum Entspannen, in Form einer weichen Decke. Verwöhntes Balg. :rollsmile:


    Bobby ist auch sehr menschenbezogen, hat keine Scheu und holt sich gern Streicheleinheiten ab. Es gibt aber Personen, bei denen neigt er immer noch zum Fiddeln inklusive Anspringen. Vor allem Menschen mit sehr offensiver Körperhaltung, die er schlecht einschätzen kann. Interessanterweise ist er bei Kindern immer vorsichtig und geht richtig toll mit ihnen um - obwohl wir selbst keine haben, nur im Freundeskreis. Letzten Oktober im Urlaub mit den vier Kids meiner Freundin (5 bzw. 7 Jahre alt) musste ich kaum noch managen, das war richtig entspannt und hat mich sehr positiv überrascht. Bobby wäre als Familienhund sicher auch glücklich geworden. Und vermutlich ein Balljunkie. |)

    Ich möchte noch etwas zum Thema "Man muss nur richtig trainieren" schreiben.


    Kurz vorab: Ich habe bei meinem Kleinpudel von Welpenbeinen an die eigenständige Umorientierung aufgebaut, viel ruhige Hundebegegnungen ohne Kontakt geübt etc. Also das war sicher eine gute Basis, würde ich sagen.


    Trotzdem habe ich einen RIESIGEN Unterschied bemerkt, ob bzw. wie stark er gerade von den Hormonen beeinflusst wurde.

    - Mit ca. 1,5 Jahren bekam er massive hormonelle Probleme. In dieser Zeit waren Hundebegegnungen deutlich anstrengender. Er hat nicht gepöbelt, aber dazu hat eigentlich nur die Lautäußerung gefehlt. Mega angespannt, sich bei jedem Hund steif gemacht, nicht weitergehen, sondern abchecken wollen, Ohren auf Durchzug etc. Die eigentlich funktionierende Umorientierung und alles bisher Trainierte war wie weggeblasen, ich konnte oft nur managen.

    - Mit knapp 2,5 Jahren bekam er dann den Kastrationschip, weil das Hormonchaos leider auch mit starken Magen-Darm-Beschwerden einherging. Aber es hatte nicht nur positive Effekte auf seine Gesundheit, sondern auch auf sein Verhalten. Plötzlich war der Hund wieder er selbst. Umorientierung, ruhiges Vorbeigehen und komplettes Ignorieren von fremden Hunden, alles wieder da. Obwohl ich absolut nix am Training geändert hatte.

    - Nach 5 Monaten lief der Chip bereits überraschenderweise aus. Und ich hatte wieder einen glotzenden Hund an der Leine. "Oh ein Hund, den muss ich abchecken!" So nervig, vor allem, wenn man das Thema eigentlich schon abgehakt hatte. :muede:

    - Vor ca. vier Wochen wurde Bobby schließlich chirurgisch kastriert. Es dauerte eine Weile, aber nun habe ich wieder den entspannten Hund an der Leine, der andere Hunde problemlos ignorieren kann.


    Damit will ich natürlich NICHT sagen, dass eine Kastra des Rätsels Lösung ist, das hätte ich ihm lieber erspart. Aber das Beispiel zeigt ganz gut, wie unterschiedlich sich derselbe Hund trotz gleich bleibenden Trainings verhalten kann, einfach nur weil die Hormone gerade verrückt spielen. Oder weil es zurzeit vielleicht ein bisschen viel ist an Außenreizen. Oder weil Vollmond ist oder Spooky Phase oder oder oder.


    Irgendjemand hier hat mal geschrieben, man unterschätze häufig den Einfluss des individuellen Charakters eines Hundes und überschätze den Einfluss durch das eigene Training. Ich glaube, da ist viel Wahres dran. Das heißt ja nicht, dass man die Dinge einfach schleifen lassen kann. Aber manches braucht eben einfach ein bisschen Zeit. Und sehr viel Geduld vom inneren Zenmeister. :ugly:

    Ich fand den Podcast auch mega interessant und finde es grundsätzlich erst mal gut, dass der Rütter dafür offen war. Ich fand ihn jetzt auch nicht unsympathisch in dem Gespräch und einige Bedenken kann ich schon gut nachvollziehen.


    Tina hat ja selbst explizit gesagt, dass zum einen solche Rassen wie Malis in den falschen Händen tatsächlich zu einer Waffe werden können, und dass eben auch schlecht aufgebauter Schutzdienst das Problem noch verstärken kann. Es sind halt leider nicht alle Gebrauchshundehalter so gut informiert und reflektiert in der "echten Welt" außerhalb dieser Blase, insofern verstehe ich die Kritik durchaus.


    Aber wenn es richtig gemacht wird, finde ich den Sport eine gute Sache, eben um die genetische Veranlagung in die richtigen Bahnen zu lenken. Das hast du auch prima erklärt, wie das aufgebaut wird und wo die Unterschiede liegen zu den Diensthunden etc. Mega spannend für Außenstehende Wonder2009 :bindafür:


    Das Einzige, wo ich etwas drüber gestolpert bin, ist, als es um die fragwürdigen Methoden ging, da hatte ich irgendwie das Gefühl, das wird ein bisschen abgetan als "Gibt halt schwarze Schafe, ist halt so, reden wir besser nicht drüber." Aber kam vielleicht auch nur bei mir falsch an.


    Aber wie gesagt insgesamt sehr informativ und souverän gemacht, vielen Dank für die spannenden Einblicke!

    Meine Aussage war in deren Ursprung so gedacht, dass man mit einem "Das ist nicht mein Problem, der andere muss das aushalten können" theoretisch immer dem anderen den schwarzen Peter zuschieben könnte, wenn man wollte.

    Aber ging das Zitat nicht eben gerade in die andere Richtung, also "Das ist nicht das Problem der anderen, sondern mein eigenes"?

    Wer sich über Tutnix-Halter beschwert, erwartet ja in der Regel, dass der andere sein Verhalten ändert - durchaus zu Recht, möchte ich noch mal betonen. Aber man könnte ja auch den Spieß umdrehen und sagen, die anderen kommen mit ihren Tutnixen anscheinend prima klar, nur ich halt nicht und deswegen setze ich bei mir selbst an.

    Um genau dieses Thema ging es übrigens bei einem Beitrag von Tierarzt Rückert, der auf das Video von Sarah Kuttner reagiert hat. Da waren auf beiden Seiten gute Argumente zu lesen, fand ich.

    Zu einer angespannten Situation gehören immer zwei, die sich treffen, und ich für meinen Teil bin da recht harmoniebedürftig und weiche auch aus, wenn mein Hund kein Problem hat, ich aber sehe, der andere hat eins.

    Ganz genau so mache ich es auch. Ich denke immer für andere mit, weiche aus und versuche, es Leuten mit schwierigeren Hunden so leicht wie möglich zu machen. Inklusive der Absicherung meines eigenen Hundes, damit der eben nicht in andere rein rauscht. Und trotzdem mache ich auch kein Fass auf, wenn es anderen passiert. :ka:

    Man hat hier im DF immer den Eindruck, wenn man nicht in den Tenor der allgemeinen Empörung einstimmt, wird man direkt auf eine Stufe mit den Tutnix-Haltern gestellt. Oder wenn man Verständnis für jemanden aufbringt, dem ein Fehler unterlaufen ist. Das finde ich schade.