Lieber TE, wo einem sonst die Wut überkommt ist es bei euch eher Mitleid. Sowohl für den Hund, als auch für euch. Und ihr meint es auch keineswegs böse, euch fehlt nur jedwedes Wissen.
Der erste Schritt um zu verstehen warum es bei euch nicht funktioniert ist, dass euch klar werden muss, dass eure Vorstellung von einem Hund falsch sind.
Das passiert gerade bei Menschen, die als Kind einen perfekten, besten Freund hatten und diesen einen Hund mit allen anderen gleichsetzen.
So ist die Realität aber nicht.
Der Rotti Mix war mit seiner Aufgabe zufrieden, das Gelände zu bewachen. Das war eine Arbeit und das war ihm auch klar.
Ihr habt einen offensichtlich sehr freundlichen, aber auch unsicheren, stink normalen Junghund, der einfach rotzfrech ist.
Aber das ist nicht seine Schuld. Sein Verhalten ist sowohl für sein Alter, als auch seiner Rasse entsprechend.
Ihr habt gerade ein pubertierendes Lebewesen Zuhause, der gerne andere Hunde mobbt und von euch keinerlei Grenzen gesetzt bekommt.
Die Erziehung(!) von Kindern und Hunden ist super miteinander vergleichbar. Menschen brauchen rund 20 Jahre um erwachsen zu werden. Aber auch danach lernt man das ganze Leben lang immer weiter und dieses Wissen macht uns reifer, weitsichtiger und beeinflusst unser Leben bis es endet.
Hunde brauchen rund 3 bis 4 Jahre um erwachsen zu werden. Aber auch danach lernt er immer mehr, auch sein Leben steht nicht still. Erfahrungen prägen ihn, formen seinen Charakter.
Menschen haben unterschiedliche Interessen. Manche sind begabte Sportler, Mathegenies, Workoholics, Künstler...
Andere geniessen das zusammen sein mit Familie und Freunden, ganz gemütlich.
Hunde haben ebenfalls unterschiedliche Interessen.
Noch dazu vom Menschen geformt.
Die rund 400 Rassen existieren nicht, weil alle für den selben Zweck gezüchtet wurden.
Manche davon sind Gebrauchshunde die für eine bestimmte Arbeit gezüchtet wurden. Da gehören DSH auch dazu.
Ursprünglich hütete und bewachte er die Herde mit dem Schäfer.
Heute ist er ein beliebter Diensthund bei der Polizei und dem Militär.
Daneben ist er ein klasse Lawinenspürhund, perfekt für Fährten und Maintrailing geeignet und neben dem Schutzhundesport auch für Obi und teilweise für Agility geeignet.
Er braucht also irgendeine sinnvolle Aufgabe, mit seinem Hundehalter zusammen.
Er wird Artgenossen nicht mögen, bestenfalls ignorieren, wenn er das nicht lernt kann er sie auch schreddern.
Ihr müsst ihm beibringen, dass er nichts zu regeln hat, auch nicht wenn ein anderer Mensch euch anpöbelt. Ihr(!) seid dafür verantwortlich, nicht der Hund. Im Gegenteil, sollte er jemanden bedrohen könnt ihr angezeigt werden und müsst einen Wesenstest ablegen. Folge von solchen Sachen können Maulkorb und Leinenpflicht sein.
Das Training dauert ein Leben lang. Natürlich kann der Hund ruhiger werden im erwachsenen Alter. Aber trotzdem hat das Umfeld auch Einfluss auf ihn.
Er macht die gleichen Phasen durch wie eure Kinder und braucht ebenso Grenzen, Zuspruch, Nerven und Geduld. Ein Hund ist eine individuelle Persönlichkeit, dessen Bedürfnisse sich zudem aus seinen Genen ergibt.
Ein guter Bekannter von uns hat seine Hündin in ein Internat gegeben.
Sie war ein Golden Retriever, furchbar lieb, wild, jung und mit viel Hormonen gesegnet. Ein stinknormaler Retriever Junghund.
Sie kamen nicht mit ihr klar. Ihre letzte Hündin wurde ein halbes Jahr zuvor eingeschläfert, sie war 16 Jahre alt geworden. Dementsprechend ruhig, erzogen, gemächlich und auch die 89 jährige Mutter konnte noch kleine Spaziergänge mit ihr machen.
Das war bei der Kleinen nicht möglich. Logisch, ein Kleinkind ist nicht mit einem 30 jährigen vergleichbar 
Es hat gar nichts gebracht. Die Hündin war danach unsicher und innerhalb einer Woche war sie wieder ganz die Alte und die Besitzer haben all das Geld zum Fenster raus geworfen.
Ein Hund kann nicht Programiert werden, daher beeinflusst euer Umgang seine Handlungsweise. Und da die Halter noch immer nicht wussten wie sie mit ihr umgehen müssen hat sich alles wieder so eingespielt wie es zuvor war.
1 Jahr Training bei einem guten Trainer hat sie dann zusammen gebracht und heute, die Hündin ist jetzt 5 Jahre alt, sind sie ein tolles Team, kennen und vertrauen einander und haben daher ein wunderbar harmonisches Leben miteinander.
Ihr müsst euch die Frage stellen ob ihr mit einem weiteren Familienmitglied leben könnt, dessen Bedürfnisse genau so wichtig sind, wie die euren. Ein Lebewesen welches ihr erziehen müsst, wie ihr auch eure Kinder erziehen müsst, also mit viel Zeit und Geduld. Ob ihr mit eurem Hund arbeiten gehen könnt. Mindestens 1x die Woche für 2 Stunden.
Ihr müsst erst euer Bild von einem Hund ändern, denn das entspricht leider nicht der Realität.