Beiträge von Wurli

    Was bei der Selbstausbildung von assistenzhunden bedacht werden muss ist, dass man noch höhere Erwartungen an den Welpen anlegt, als es schon der übliche Welpenbesitzer tut.
    Das ist eine starke Belastung und gerade im Bereich der assistenzhunde für psychische Erkrankungen gibt es immer wieder die Geschichte, dass durch den Hund die eigene Krankheit erstmal verstärkt aktiviert wird. Hund kommt in ein (z.b. altersgemäß einfach vorkommendes) Leistungstief? Die resultierenden Selbstzweifel können die Krankheit verstärken. Ich kenne es so, dass optimalerweise ein Trainer das Team durchgängig begleitet und den Hund in schwierigen Phasen auch Mal zeitweise zu sich nimmt, damit die Ausbildung und die Gesundheit nicht zu sehr leiden. Wegen der Wechsel sollte definitiv ein Hund mit eher dickem Fell ausgewählt werden. Außerdem sind Rassen mit Schutz/Wachverhalten bei psychischen Erkrankungen eher zu vermeiden. Sonst nehmen die das Unwohlsein des Besitzers in Bezug auf andere Menschen ganz schnell Mal als Auftrag, alle fremden von euch gern zu halten.

    Das finde ich wirklich wichtig.

    Ihr nehmt euch da enorm viel vor. Wir ziehen aktuell unseren ersten Hund groß und Mannomann... hätte ich das gewusst, hätte ich einen Erwachsenen geholt. Welpen und Junghunde sind anstrengend. Man nimmt sich wahnsinnig viel vor, will alles richtig machen und dann stellt man fest, dass der Hund nicht mal anständig an der Leine gehen kann, obwohl man sich die größte Mühe gibt. Sowas passiert. Da waren die Pläne für Dogdancing etc dann ganz schnell fürs erste Verworfen und auch bei der Begleithundeprüfung war man sich nicht mehr sicher, um auch sich selbst nicht mit Anforderungen zu überhäufen. Erst Mal steckt man eine ganze, ganze Weile in die Grundausbildung, und da jeder Hund individuell ist, kann man nie sagen, was da noch kommt. Wir arbeiten auch mit Trainer, aber selbst der kann manchmal nicht zu mehr raten als Gelassenheit, Konsequenz und Geduld. Bis der Hund mal eben 2 Jahre alt ist.

    Sowas frustet und schlaucht auch mal oft.

    Achja, ich wollte mal kurz Zwischenmeldung geben, wie es aktuell so mit dem Alleinebleiben aussieht.

    Wir gehen es aktuell weiter super langsam an. Faffi beginnt, seinen Laufstall wirklich zu lieben. Mittlerweile geht er Abends selbstständig zum Schlafen hinein, sobald wir ins Bett gehen, kriegt dort sein Betthupferl und schläft mindestens den ersten Teil der Nacht auch drin. Wenn er nachts rausgeht, schicke ich ihn wieder rein. Das macht er dann auch ohne große Unzufriedenheit.

    Fressen findet auch im Laufstall statt. Er hat keinerlei Vorbehalte, reinzugehen. Mittlerweile hängt sogar die Tür dran, stört ihn nicht. Hätte ich nicht erwartet. Selbst die angeschlossene Box nutzt er nun - besonders gerne, seit das Kissen seines Schaumstoffkörbchens drinliegt. Letzteres habe ich weggeräumt bis er sicher nicht mehr alles vollpinkelt.

    Der schöne Effekt an dem ganzen ist, dass er jetzt anscheinend viel besser abschalten kann. Er hat jetzt aufgehört, immer den Vorhang zur Seite zu schieben und rauszuschauen und zu wachen, obwohl er die Möglichkeit hätte. Er nimmt den Laufstall wohl wirklich als sichere Ruhezone wahr. Das ist ein tolles Gefühl.

    Aktuell bin ich jetzt noch unsicher, wie ich mit der Gewöhnung an die geschlossene Käfigtür Verfahren soll. Ich dachte daran, ihn erst einmal daran zu gewöhnen, nachts nur noch im Kennel zu schlafen. Irgendwann würde ich die Tür immer wieder beiläufig schwingen lassen, anlehnen... Wieder aufmachen. Dann nachts, sobald er zuverlässig im Laufstall schläft, die Tür anlehnen.

    Aber danach? Über Nacht schließen? Tagsüber zur Übung, damit es nicht gleich so lang ist? Zusätzlich möchte ich gerne seine Entspannungsmusik einbinden, bin aber nicht ganz sicher, ab wo... Ich möchte halt nicht, dass er sie nur mit dem Alleinesein verbindet. Aktuell läuft sie desöfteren im Büro mit, wo er immer schön runterfährt. Ich kann mir aber vorstellen, dass es sinnvoll ist, die Musik mit dem Kennel zu verbinden. Ich denke, ich könnte sie Nachts leise mitlaufen lassen...

    Ich glaube, das kann man ein bisschen mit sich selbst vergleichen...

    Irgendwann im Leben lernt man, dass man nicht weit kommt, wenn man seine Eltern jedes Mal zubrüllt, wenn man etwas haben möchte. Man wird es immer wieder versuchen, vielleicht auch nicht verstehen, wieso es jetzt kein rosa Plüscheinhorn gibt, wenn es doch DIREKT DA im Schaufenster steht.

    Deshalb gehen manche Eltern Umwege, damit man eben nicht direkt am Spielzeugladen vorbeiläuft :D Aber irgendwann ist man soweit, dass man sich schon ein bisschen besser zusammenreißen kann - und wenn man das Einhorn von der anderen Straßenseite im Schaufenster gesehen hat, kann man es auch schneller vergessen - vielleicht hat man sich auch verguckt und es war gar nicht sooo toll weil man die Glitzermähne nicht gesehen hat. :herzen1:

    Und wieder später ist dir das alles egal - es ist normal geworden, leise um Dinge zu bitten, weil man damit eine höhere Erfolgsschance hat - hat man gelernt. Vielleicht halt dann zum Geburtstag? Aber schauen kann man ja schonmal! Und drauf hinweisen. Und es sich merken, weil man damit mehr Erfolg hat.

    Und genauso geht's deinem Hund auch.