Beiträge von Montagsmodell

    sagen wir es mal so, wenn eine Rasse schon seine Spezialität im Namen trägt, sollte Otto-Normal-Bürger der Familienausflüge plant und Bällchen werfen will von sowas (vor allem von Vermehrerhunden - vom ordentlichen Züchter gibt's keinen) die Finger von lassen. Punkt. Kein wenn und kein aber.


    Keine ersatzbeschäftigung, kein man könnte aber, kein "bei richtiger Auslastung", einfach nein

    Nur kurz eingeworfen, weil es das hier so gut ergänzt, einprägsam ist und vielleicht etwas, das Flossi in der Argumentation auch gut gebrauchen kann:


    Ein Zitat aus dem Buch "der ganz normale Wahnsinn" von P. Lübbe-Scheuermann und F. Burkhardt


    Zitat

    Für was braucht man einen Spezialisten, wenn man konstant um die Ecke denken muss, damit er nicht das zeigt, was er kann. Nur weil wir die Optik lieben, aber das Talent nicht gebrauchen können?

    was im Gesetz dazu führt, es als Qualzucht einzustufen?

    Da wird es für mich hakelig. Qual = Leid, zumindest weitgehend. Ein Hund mit Schmerzen leidet. Ein Hund, der nicht richtig Luft bekommt, leidet. Ein Hund, der sich bewegen will und nicht kann, leidet. Ein Hund, dessen Vibrissen im langen Fell verschwinden? :ka:


    Jetzt mal blöd gesagt, haben da nicht Hunde mit richtigen Schlappohren ein viel höheres Problempotential, viel größere Einschränkungen? Zumindest zeigen ganz normale Beobachtungen, dass Hunde mit richtigen Schlappohren viel häufiger Ohrenprobleme entwickeln, und je nach dem wie schwer das Schlappohr ist auch in ihrem Ausrucksverhalten deutlich eingeschränkt sind. (Ob sie auch tatsächlich schlechter hören als Hunde mit Stehohren? Ich fände es zumindest nicht unlogisch, aber wer will schon sagen, ob sie sich nicht auch bloß oft schwerhörig stellen, weil sie halt nicht hören wollen... :pfeif: ) Jedenfalls steht durchaus fest, dass das Gehör ein zentrales Sinnesorgan beim Hund ist, während die wirkliche Wichtigkeit der Vibrissen noch völlig offen ist.


    Nimmt man das alles zusammen, dann kann ich durchaus verstehen, woher der Verdacht kommt, eigentlich wäre vor allem ein "Pudel find ich eh albern/doof" hier der Vater des Gedankens war... |)

    Letztens hab ich mich mal wieder mit einem Vereinskollegen unterhalten, der sich das auf RO-Veranstaltungen angeschaut hat und gesagt, da hätte niemand weiter nach geschaut. Wo ich wieder nur denke, was genau finde ich eigentlich nun dämlicher: Einen Verband, der völlig undurchdachte Vorgaben macht, oder einen Verband, der Vorgaben erlässt mit der Prämisse, dass sie eh nicht wirklich durchgezogen werden? Ganz ehrlich, für mich beides ein Grund, diesen Verband für inkompetent und scheinheilig zu halten. Und beides ein Grund, den Prüfungs- bzw. Wettkampfsport zu boykottieren. Spaß mit dem Hund kann ich auch im "normalen" Training haben.


    Übrigens, Fun-Fakt: Mittlerweile schneide ich den Krümel ja auch kurz, ok, er bekommt das Fell im Gesicht nicht ausgeschoren, aber durchaus geschnitten = gekürzt. Dabei schneide ich um die Vibrissen natürlich nicht rum, in Augennähe wäre mir das zu heikel und an der Schnauze sehe ich es nicht ein. Und da die Vibrissen deutlich schneller wachsen als das normale Fell, stehen sie nun anders als früher aus dem Haar hervor, und können somit erstmals wirklich die Aufgabe übernehmen, für die sie gedacht sind. (Also nicht, dass ich beobachten könnte wie der Krümel sie aktiv nutzt, aber er reagiert nun merklich auf Berührungen dort, was früher nie der Fall war.) Bedeutet in der Schlussfolgerung, dass die gekürzten Vibrissen im gekürzten Fell jetzt funktionaler sind als zuvor im Naturzustand. Wenn das nicht schräg ist...

    warum wird dem eignen Hund gleich was "angetan", wenn mal ein Rüpel daherkommt?

    Das kommt wohl sehr auf den Hund an, der von dem Rüpel ins Visier genommen wird. Wenn ich so überlege: Kaya zum Beispiel war für einen Silky sehr klein und zart, und so stabil sie psychisch war, so leicht hysterisch war sie, was ihren Luxuskörper anging. Wenn da ein anderer in aller Regel deutlich größerer Hund rüpelhaft oder auch nur grobmotorisch dahergekommen wäre bzw ist, ja, dann wurde ihr etwas angetan. Sandor, mein echtes Montagsmodell, hat seine eigenen psychischen und auch gesundheitlichen Probleme - für ihn sind schon "normal aufdringliche" Hunde absolut schrecklich, ein Rüpel geht da einfach gar nicht. Bei Kaya hatte ich das Glück, einen hoch sozialkompetenten Glenny als "Bodyguard" dabei zu haben, der unglaublich versiert alles mögliche gesplittet, deeskaliert, umgelenkt hat. Hätte ich ihn nicht gehabt, dann wäre des öfteren Land unter gewesen, und Kaya früher oder später einer dieser hysterischen Zwerghunde. Es sei denn natürlich, ich wäre eine dieser schrecklich harmoniebedürftigen HH gewesen und hätte sie davor bewahrt. Kurz gesagt: Genau die Tatsache, dass sie da eben NICHT alleine durch musste, hat dafür gesorgt, dass sie entspannt und selbstbewusst durchs Leben gehen konnte.


    Was also traut man seinem Hund zu? Wieviel darf er auch mal aushalten lernen und wo ziehe ich die Grenze?

    Um nur aus meiner eigenen Erfahrung zu sprechen: Mein Hund "darf" nur so viel aushalten lernen, wie es ihm für SEINE Entwicklung auch gut tut. Also Dosierungen, die er auch gut verkraften und etwas konstruktives daraus lernen kann. Und diese Grenze ziehe ich mittlerweile lieber einen Meter zu früh als einen Zentimeter zu spät.


    Es gibt so einiges, was ich in dieser Hinsicht bedauere, und das meiste davon wäre etwas, wofür du @Cindychill mich wohl eher gelobt hättest: Pünktchen, meine erste Hündin, habe ich die meiste Zeit über in Hundebegegnungen komplett allein gelassen, und fühle mich heute noch furchtbar deshalb. Klar, sie hat dadurch gelernt, irgendwie klarzukommen. Also alles paletti? Mir tut es eher heute noch furchtbar leid, durch wie viele für sie schlimme Situationen sie dadurch mal eben durch musste. Bei Glenny und Kaya habe ich schon deutlich mehr gesteuert, vor allem als sie klein (also im Sinne von jung :lol: ) waren, und es hat ihnen sehr gut getan. Und bei Sandor bin ich sehr schnell von der Weisheit, die ich in meinen Anfängerzeiten im Verein gelernt hatte - beispielsweise "wenn es zu einer direkten Begegnung kommt, gib den Hunden Raum damit sie frei kommunizieren können" - abgekommen. Er kam damit nämlich rein gar nicht klar, konnte das schlicht nicht und ist komplett eskaliert. Da hieß es komplett umdenken, viel anleiten und ihm in kleinsten Schritten die Welt erklären. Interessante Beobachtung: Erst seit ich sogar dazu übergegangen bin, ihm wirklich jede Fremdbegegnung radikal vom Hals zu halten, und ausschließlich gesteuerte Begegnungen mit mir bekannten und sicheren Hunden zuzulassen, hat er angefangen, eine gewisse für ihn mögliche Sozialkompetenz zu entwickeln. So dass er heute mit ihm bekannten Hunden problemlos frei laufen und kommunizieren kann, und draußen auch an pöbelnden Hunden ohne einen Mucks vorbeigeht.


    Klar läuft es für andere Hundetypen wieder ganz anders, da kann es absolut problemlos sein, sie einfach nur machen zu lassen. Aber ich finde es je nach Tonlage schade bis überheblich, jeden als hysterisch abzuwerten, der das eben für den eigenen Hund nicht will.



    Die Frage ist - warum ist das so? Warum gibt es inzwischen? soviele Hunde, die sofort ziemlich eskalieren und anscheinend keine Grautöne mehr kennen?

    Das hängt vielleicht wirklich mit der enorm hohen Hundedichte zusammen. Ich kann hier nichtmal eine mini Löserunde um den Block drehen ohne gleich mehrere Hundebegegnungen. Von normalen Wegen ganz zu schweigen. Wenn Hunde permanent so vielen meist komplett fremden Hunden ausgesetzt sind, dann müssen sie einfach Strategien entwickeln, irgendwie effizient damit umzugehen. Wie diese Strategien aussehen, das ist dann wohl vom individuellen Charakter des jeweiligen Hundes abhängig. Diejenigen, die offensiv eskalieren, fallen dabei halt auf. Aber mal ganz ehrlich: Viele "freundliche" Tutnixe reagieren kein bisschen differenzierter, wenn sie jedem anderen Hund "um den Hals fallen", egal was dieser signalisiert. Oder diejenigen, die sofort in hektisches Gerenne verfallen, egal mit welchem Hund sie es zu tun haben. Auch das ist im Grunde nicht wirklich sozial kompetent, auch wenn es eben als "lieb und nett" wahrgenommen und von daher von vielen Menschen geschätzt wird.


    keinen Kontakt zu wollen bedeutet eben nicht, nicht oder nicht richtig nachzudenken, sondern u.U. auch, dabei einfach nur zu anderen Schlüssen zu kommen, weil der eigene Hund anders tickt und andere Bedürfnisse hat

    Danke!! Genau so ist es. Und so wie ich es niemandem verbieten will, seinen Hund in große Gruppen zu bringen und dort machen zu lassen, so möchte ich auch respektiert wissen, wenn ich umgekehrt sage, hier sind für meinen Hund die Grenzen. Habe ich einen Hund wie Sandor, meide ich Hundewiesen komplett, erwarte aber auf "normalen" Wegen, dass mein Wunsch nach kein Kontakt respektiert wird. Wäre ich mit Glenny und Kaya in ein Gebiet wie das im Video gegangen, dann hätte ich mir dort einen Bereich mit eher ebenfalls entspannten Hunden gesucht, und wäre reichlich bedient gewesen, wenn ein unkontrollierter Mali im Egowahn über die Hecke gesprungen und in meine Hunde reingekracht wäre. Denn:


    Mir wäre es lieber gewesen, man hätte uns diese Situation nicht aufgezwungen.

    Genau das ist der springende Punkt. Natürlich kann immer mal was passieren, shit happens. Auch bei freiem Spiel, auch unter an sich super verträglichen Hunden. Aber wenn ich explizit gesagt bzw. durch Anleinen und möglichst weiträumiges Ausweichen signalisiert habe, dass kein Kontakt gewünscht ist, und das einfach komplett ignoriert wird, dann werde ich echt sauer. Vor allem in Hinblick darauf, dass der andere eben NICHT einschätzen kann, was für meinen Hund aus welchen Gründen auch immer ein Problem darstellt und was nicht. Und es ist ja nicht so, dass ich den anderen meine Ansicht aufzwinge und meinetwegen darauf bestehe, dass alle Hunde immer angeleint sein müssen. (Ich würde z.B. auch niemals auf die Idee kommen, die Chaostreffs auf unseren Siedlungswiesen bei der Wohnungsgesellschaft anzuschwärzen.) Wenn mir aber umgekehrt andere dann ihre Vorstellungen von "ohne Leine passiert da schon nix" aufzwingen wollen, dann ist eine klare Grenze erreicht. Leben und leben lassen ist nun mal keine Einbahnstraße.



    Der nächste Hund, der hier einzieht, wird kein kleiner mehr sein. Dazu ist die Hundedichte inzwischen zu hoch. Und tatsächlich wünsche ich mir auch, einfach ganz entspannt spazieren gehen zu können - so, wie es momentan nur in Begleitung großer und respekteinflößender Hunde möglich ist.

    Und ist es nicht ein Unding, dass man mittlerweile in solchen Kategorien des "Hunde-Wettrüstens" denken muss, nur um unbelästigt seines Weges gehen zu können? Müsste das nicht ein selbstverständliches Recht sein?


    Du siehst, nervenschonender ist das auch nicht - nur anders.

    Diesen Gedanken hatte ich beim Lesen des HH-Nervthreads auch schon oft. Früher dachte ich auch ganz naiv, dass das Problem bei den HH mit den unterlegenen Hunden hängen bleibt, während die mit den stärkeren Hunden sich einfach entfalten können. Mittlerweile sehe ich es eher so, dass sich die HH-Welt (und nicht nur die) vor allem in die Kategorien verantwortungsbewusst vs. "Platz da, hier komm ICH!" teilt. Erstere sehen es so: Im Zweifel ist es mein schwächerer Hund, der die Zeche zahlt, bzw. im Zweifel ist es mein überlegener Hund, der die Auflagen bekommt. Während zweitere einfach machen, was ihnen am besten passt, und wenn es schief geht, war selbstverständlich der andere schuld, ist doch klar!

    Ich seh nicht so richtig den Sinn darin, das immer wieder zu schreiben

    Der Sinn ist schlicht, sich nicht auf dieses "abgeben, dann hat der Hund es besser" zu versteifen. Parallel AUCH zu suchen, und wenn sich das perfekte Zuhause findet dann abgeben, ok. Aber die Hauptenergie ist besser investiert, wenn nach Verbesserungen im aktuellen Zusammenleben gesucht wird. Denn die eigene Einstellung hat man selbst in der Hand, mit den eigenen Möglichkeiten kann man gezielt arbeiten - während die Leute, die ein passendes Umfeld haben, die Kompetenz mit einem nicht ganz einfachen Hund umzugehen, UND beides auch noch für einen eben solchen Hund nutzen wollen, nicht eben zahlreich sind. Und die wenigen, die diese Voraussetzungen erfüllen, eben meist auch schon ein solches Exemplar daheim sitzen haben. Jedenfalls stehen die Chancen, einen solch optimalen Platz zu finden, wesentlich geringer als das Risiko, dabei nur an den nächsten zu geraten, der sich (gut meinend, aber wenig realistisch) völlig überschätzt. Und das ganze geht dann eben auf Kosten des Hundes.


    (Und ich würde auch gerne ergänzen, dass man die Abgabe eines Tieres aus einem Züchterhaushalt an eine Einzelperson damit nicht vergleichen kann. Da sind, so es denn ein halbwegs guter Züchter ist, wesentlich weniger special effects im Spiel, was es für Tier wie auch neuen Halter wesentlich einfacher macht.)

    und aufzuhören etwas von ihr zu erwarten. Wenn sie glücklich ist so wie es ist, dann ist es eben so.

    Genau das ist der Schlüssel!

    Für die richtige Hundehaltung habe ich Leya. Wenn Indie einfach nur ein Mitlaufhund sein will und kann, dann kann ich ihr das bieten. Aber ich habe keine Kraft mehr. Noch weiter zu versuchen sie zu verändern, zu „verbessern“.

    So rum wird ein Schuh daraus. Genieße es, dass du mit Leya deine Träume erfüllen kannst - echt schade, wenn das dazu führt, Indie nun kritischer zu sehen. Denn es könnte doch statt dessen eine tolle Ergänzung sein, mit Leya kannst du durchatmen und Kraft tanken, und Indie aus der Rolle entlassen, deine Wünsche erfüllen zu sollen. Es könnte also ein Gewinn für alle sein, wenn du dich dazu durchringen kannst, es so rum zu betrachten.


    Den Aspekt mit "keine Kraft mehr" kenne ich soooo gut. Ich kenne es, wenn der Hund wegen in unseren Augen Kleinigkeiten schreiend ausrastet und sich ewig nicht beruhigen kann. Wenn er sich so aufregt, dass man im Auge jede Ader sieht. Wenn Argenossen schon auf Entfernung ein Grund zum Austicken sind, Autos/Straßenbahnen/Züge etc. zu hirnlosem Rennen führen, Menschen schon gruselig sind wenn sie den Hund nur anschauen... Ja, das frisst enorm Kraft. Und versuch das mal in stadtischer Umgebung... Ich will jetzt nicht ins Detail gehen, das würde hier jeden Rahmen sprengen, sondern nur kurz deutlich machen, dass ich hier nicht von oben herab spreche. Fakt ist aber: Sehr, sehr viele solcher Hunde werden schlicht zum Wanderpokal, immer wieder abgegeben mit den Worten "woanders hätte er es sicher besser". Nur, wo sollen all diese besseren Plätze mit den dazu passenden Menschen denn herkommen? Und ganz ehrlich, deine Rahmenbedingungen klingen um Welten besser als das, was ein Großteil der Hundehalter zu bieten hat. Fakt ist: Es ist wesentlich wahrscheinlicher, dass man seine eigene Einstellung anpassen und Managementmaßnahmen finden kann, als diesen Sechser im Lotto "da hat der Hund es besser" zu finden. Zumal, und auch das sollte man nicht vergessen: Gerade für solche ohnehin schnell gestressten Hunde ist jede Umstellung eine mittelprächtige Katastrophe, zumindest aber ein weiterer gewaltiger Stressfaktor. In wie weit sollte das besser sein? :ka:


    Sie ist eben einfach nicht Leya, sie ist einfach kein normaler Hund und sie macht es mir oft einfach schwer.

    Ja, das ist unbestreitbar so. Darauf kann man sich fokussieren - muss man aber nicht. Man kann es auch anders sehen, siehe oben.


    Hör auf zu erwarten, dass sie "normal" wird.

    Danke, danke, DANKE!!!


    Das ist der allerwichtigste Schritt, zu erkennen und akzeptieren, dass manche Hunde einfach niemals "normal" werden können. Sie sind, wie sie sind, und wie ich oft über meinen Terrorkrümel sage: Einer muss auch diese lieb haben, die netten und einfachen mag eh jeder!


    In Sandors jüngeren Jahren haben mir mehrere wirklich gute Trainer gesagt, dass er eben ist wie er ist, und was alles mit ihm niemals gehen wird. Das zu akzeptieren war nicht einfach, dazu in der Umwelt zu stehen und all die Kommentare einzustecken noch viel schwieriger. Aber es ist machbar, und man wächst auch selbst daran. Auch ein Hund hat das Recht, zu sein wie er nun mal ist, und fertig. Wir finden unseren Weg, der für uns beide passt, und piep drauf, ob das konform geht mit dem, was für "normale" Hunde "richtig" ist.


    Schafft man es zu dieser Einsicht, dann wird vieles weniger schlimm, und man macht den Weg frei das zu genießen, was es auch an guten Seiten gibt. Also ich will nicht lügen, einfach und entspannt wird es nie. Aber es wird so, dass es das auf jeden Fall wert ist. Und man findet Nischen, in denen man das Leben auch mit einem solchen Hund genießen kann.


    Atme einfach mal tief durch und achte darauf was deine Hündin braucht und nicht auf das was du erwartest, dass sie brauchen sollte.

    Genau so ist es. Weg von dem Bild, was normal und "richtig" wäre, weg von dem Bild, was man erwarten würde, und Blick frei machen für das, was dieser im wahrsten Sinne des Worte spezielle Hund braucht. Annehmen dessen, was ist, und loslassen dessen, was man geglaubt und erwartet hat, so lautet die Zauberformel.


    Und um da noch einen kleinen Lichtblick mit der Geschichte von meinem Terrorkrümel zu setzen:

    Mit ihm bin ich diesen Weg der Akzeptanz gegangen. Hab ihn abgeholt, wo er eben steht, mich mit dem Wissen abgefunden, was er alles niemals können wird, und dass unser Leben niemals normal sein wird. So haben wir dann jeden Tag genommen mit dem, was er eben gebracht hat, und ich habe (durchaus mühsam) gelernt, mich an den kleinen Entwicklungen zu freuen, die er gezeigt hat. Und als ich erstmal gelernt hatte, IHM das Tempo dieser Entwicklungen zu überlassen, gewann diese Entwicklung gaaaanz unmerklich an Fahrt. Und heute wirkt er draußen tatsächlich ziemlich normal, eher wie ein Hund, der halt manchmal ein wenig "nicht so nett" ist, und nur sehr kompetente Leute können noch erkennen, was da dahinter steckt und bei ihm niemals wirklich rund laufen wird. Vor allem aber: Der Terrorkrümel mit all seinen Macken und ich (mit den meinen) sind unglaublich eng zusammengewachsen. Auf eine andere Art als mit seinen Vorgängern, mit denen ich ein absolut blindes Verstehen und Vertrauen hatte, klar. Aber zu sehen, wie "so ein" Hund einem irgendwann vertraut, ihn durch das gefährliche Leben zu leiten, und einem sein kleines Herz schenkt, so weit es ihm eben möglich ist - das ist so unglaublich berührend, und ein so tiefes Geschenk, dass es all die Tränen wert ist.

    Ok, der Ton ist vielleicht manchmal etwas harsch. Aber fassen wir doch mal zusammen:


    Ein Mali mit Vorgeschichte wird angeschafft, stellt sich (wie vorher angekündigt) als schwierig heraus. "Reparaturversuche" (teils sehr löblich, wie die tierärztliche Abklärung, teils laut eigenr Aussage auch eher kontraproduktiv) greifen nicht. Der Hund kommt in seinem Rahmen mit seinen Lebensbedingungen offenbar klar, der Mensch sieht seine Träume nicht erfüllt. Dennoch reicht die Kraft und Energie zur Anschaffung eines zweiten Malis. Der nicht vom Züchter kommt, da diese "zu anspruchsvoll" sind. Dieser zweite Hund macht mehr Spaß und erfüllt die Wünsche - sollte also keine zusätzliche Belastung, sondern eher eine Bereicherung und Kompensation sein. Dennoch fällt dann nach vielen Jahren plötzlich auf, dass der Ersthund zu viel Kraft kostet, und soll nun abgegeben werden, "damit er es besser hat". Wobei dieses "besser" doch ziemlich verwaschen bleibt und eher nach Selbstberuhigung kling, und das Abgeben dann doch nur ein Abgeben der Arbeit und Verantwortung bedeuten soll, keineswegs aber ein Abgeben auch der Rechte. Ist es da wirklich verwunderlich, wenn das ganze für viele ein ziemliches "G'schmäckle" hat? :ka:


    Ganz ehrlich, ich bin keineswegs jemand, der generell eine Abgabe ablehnt. Für manche Hunde und auch Menschen kann das ein Segen sein. Aber in diesem Fall hier, tut mir leid, klingt es weniger nach einer Entscheidung im Sinne des Hundes, sondern eher nach einem "Austausch" des nervigen Hundes gegen einen besseren. Und das stößt auch mir ziemlich auf.

    Der Haken dabei dürfte wohl sein: der Verkäufer bietet dann an, den Hund eben zurückzunehmen, und ist somit seiner Verpflichtung nachgekommen. Und wie viele Käufer gehen darauf wohl ein?

    Fakt ist: Ob ein Tutnix "nur nervig" oder ein echtes Problem ist, liegt eben nur zum Teil daran, ob er in den anderen reinbeißen würde. Es gibt so viele Gründe, aus denen eben auch ein an sich freundlicher aufdringlicher Hund ein Problem darstellen kann. Wie heißt es so schön? Die Freiheit des einen endet da, wo die des anderen anfängt. Wenn nun jemand nicht mehr will als einen kleinen Radius von ca. 1-2 Meter um sich selbst bzw. den eigenen Hund herum, und jemand (ob nun Hund oder Halter) das selbst nach Aufforderung nicht respektiert, dann sehe ich keinerlei Grund, sich das gefallen zu lassen, bloß weil der Hund nicht in meinen reinbeißen will. Ich will mir ja auch an der Bar nicht gefallen lassen, wenn mich jemand gegen meinen erklärten Willen in den Arm nimmt, bloß weil der ja nicht gewalttätig ist. Schon merkwürdig, dass genau das aber von Hunden offenbar einfach erwartet wird!


    Ich hab übrigens bei echten Tutnixen mit Frolic durchaus gute Erfahrungen gemacht. Vor allem dann, wenn der Halter des anderen Hundes sieht, dass man seinem Hund etwas hinwirft und dieser das begeistert frisst. Schon beachtlich, wie flott da da mancher HH werden kann... :pfeif:

    Easy. Hochachtung vor dem, was du da getan hast! Zuerst einen solchen armen Hund aufzunehmen, zu versuchen ihm zu helfen, und dann den Mut zu haben, ihm die einzige Hilfe zu geben, die für ihn noch möglich war.


    Um so mehr ärgert mich dann so etwas:


    Ich bin auch gerade dabei einen neuen Platz für meine Hündin zu finden, die schwierig ist und wenn ich sowas lese bekomme ich Angst.


    Was wenn sie einfach jemand einschläfert, obwohl er verspricht ihr zu helfen?

    Verflixt noch mal, Easy. HAT dem Hund geholfen, und zwar auf die einzig mögliche Art in dieser vertrackten Geschichte. Sich das Leid angetan, diesen Hund aufzunehmen, seinem Leiden zuzusehen, und dann die schwerste aller Entscheidungen zu treffen. So etwas verdient jeden Respekt, und nicht solche hahnebüchenen Vergleiche!


    Denn sind wir doch ehrlich: Die Geschichte von Chico und die deine, Forgetit , haben ja wohl recht wenig gemeinsam. Dein Hund ist schwierig, schnell reizgeflutet, und braucht ein sehr umfangreiches Management? Nix für ungut, aber hätte ich da so gedacht wie du, mein Krümel wäre schon in sehr jungen Jahren in die Vermittlungsmühlen gekommen. Statt dessen habe ich nun schon seit über 13! Jahren keine Nacht durchgeschlafen, ihn in Minischritten ans Leben herangeführt, schränke heute noch mein Leben extrem ein. Und liebe ihn trotzdem, auch wenn er mich sehr, sehr viel in meinem Leben gekostet hat. Und dann lese ich so was:

    Scheinbar hat der Hund ja 6 Jahre so gelebt und plötzlich soll er totkrank gewesen sein?

    Ach ja, und dein Hund? Scheinbar hattest du ja sogar genug Kraft und Energie, um dir noch einen weiteren Hund dazu zuzutrauen! Und jetzt, wo du bemerkt hast, dass dir der zweite Hund doch viel mehr Spaß macht, soll plötzlich der erste Hund abgegeben werden, natürlich dem Hund zu liebe, versteht sich... Merkst du was? Deine Argumentation lässt sich sehr gut auf dich zurückwerfen, und dabei siehst du auf einmal gar nicht mehr so aus, als dürftest du hier ein solches Urteil erlauben... Einen Hund abzugeben mit der Aussage, er solle es woanders doch besser haben, beinhaltet im Grunde, die Verantwortung an andere abzugeben. Aber dann bitte auch in aller Konsequenz. Was bedeutet, nicht die Moralkeule auszupacken, wenn es anders läuft, als man selbst sich das vorgestellt hat. Immerhin hat da jemand anders die Verantwortung übernommen, die man selbst nicht mehr wollte.