Beiträge von Montagsmodell

    Sie wirkt oft recht glücklich wenn sie mal wieder ordentlich Laufduelle hatte

    Und das ist auch ganz einfach erklärt: Beim Flitzen wird ein regelrechtes Feuerwerk an Glückshormonen im Kopf gezündet, so wie auch beim jagdlichen Hetzen. Also kein Wunder, wenn sie dann glücklich wirkt!

    Das wäre somit auch erst mal gar nix schlechtes, wenn da nicht die Nebenwirkungen wären. Zum einen verträgt der Körper von diesem Cocktail nur eine gewisse Menge; wird es mehr, dann kippt die Balance, und es wird schlicht körperlicher Stress daraus. Mit allen unschönen Begleiterscheinungen. In eurem Fall aber noch wichtiger ist, was die Art, wie sie sich ihren Kick holt, ziemlich riskant ist. Sie sendet sehr unhöfliche Botschaften an die anderen Hunde, und das kann sehr böse enden wenn sie an den falschen kommt. Außerdem lernt sie mit jedem mal: Wenn ich mich so benehme, dann krieg ich meinen Kick! SO geht das also!


    Deshalb wurden hier Vorschläge gemacht, wie du ihr dieses Glücksgefühl vielleicht auf gesündere, konstruktivere Art ermöglichen kannst. Wobei kein Weg daran vorbei führen wird, es etwas zu dosieren. Denn das kennt man ja auch selbst von seinen eigenen kleinen Lastern: So viel, wie man gerne davon hätte, ist selten gesund...

    Dazu kommt, ihr die Kompetenzen zu vermitteln, wie sie selbst "Gas und Bremse" findet. Das funktioniert aber nicht, indem sie einfach machen darf. Sondern in kleinen, gut organisierten Häppchen mit entsprechend sorgfältig ausgewählten Hunden in sorgfältig ausgewählten Settings. Klingt lästig, ist es auch - führt aber wohl kein Weg daran vorbei.

    Läuft die ganze Präsentation nur mit Fotos? Kennst du vielleicht auch noch andere Quellen mit mehr Videos, der Ausschnitt ist schon ziemlich trocken zum zuschauen.

    Die DVDs sind der Mitschnitt aus einem Seminar zu diesem Thema. Deshalb gibt es dort viele Fotos, um die ganzen wichtigen Punkte zunächst in Ruhe zeigen und erklären zu können. Denn es soll dich ja letztenendlich befähigen, das alles irgendwann selbst zu sehen.


    die Einfrierszenen, wo dein Hund so "im Gesicht" des anderen sind, könnten unter anderen Vorzeichen auch einen schlechten Ausgang nehmen, oder?

    Genau. :nicken: Diese Rennspiele pushen die Hunde (nicht nur hier, generell!) immer mehr hoch. Deshalb ist es so wichtig, dass die Hunde lernen, sich selbst rauszunehmen bevor es zu sehr überdreht. Das ist etwas, was Sandor mit seinen diversen Problemen nicht gut konnte und kann. Schau mal genau hin: Zuerst hatte er sich kurz an einem vorher gefressenen Grashalm verschluckt, und dabei den Überblick verloren. Entsprechend kam er plötzlich sehr nah an die Hündin, war kurz überfordert und zeigte ein (lang geübtes!) Einfrieren: Er wusste nicht so recht, wie nun weiter. Die Hündin hat das super gelöst, indem sie das Gewicht ganz deutlich nach hinten genommen hat, und ihm die Zeit gegeben, sich wieder zu sortieren. Dass (noch) keine ernste Absicht bei ihm dahinter stand zeigen die Ohren. Weiter ging es erst, als er mit ebenfalls zurückgenommenem Schwerpunkt und einem Wedeln signalisiert hat, dass er wieder völlig im Spielmodus angekommen war. Danach üben die beiden genau diese "Nasensituation" noch zwei mal durch, jeweils deutlich kürzer und mit klar signalisierter Spielintention. Kurz gesagt, das war eine Lernsituation. Das ganze Spiel ging übrigens keine 5 Minuten, und wäre das Flugzeug nicht gekommen hätte ich es ohnehin kurz danach beendet.

    Was du daraus nämlich sehen kannst: Schon in so kleinen Momenten passiert ungeheuer viel. Und wenn daraus sinnvolle Lernerfahrungen werden sollen, dann kann das niemals über eine halbe Stunde so gehen!

    Da sieht man schön wie spielen aussehen kann.

    Wobei auch das eher etwas gemischt zu sehen ist. Leider sieht man die wichtigen kurzen Stillstand-Kommunikationssequenzen auf dem Clip nicht richtig. Was aber zu erkennen ist ist zum Beispiel die "Bürste" auf dem Hinterteil, also ziemliche Anspannung. Dann sieht man, wie deine Hündin zwei mal an dir (?) hochspringt, Kontakt sucht, ich könnte mir sogar vorstellen einen Ausweg aus der super aufregenden Situation. An Reaktion bekommt sie - nix. Also weiter im Spurt, wahrscheinlich bis die Puste eine kurze Pause erzwingt. :ka:

    In der ersten Situation hab ich schon in den ersten Sekunden innerlich gedacht, "abbrechen!!!". Das war ein reines Lauerliegen, mit Fixieren und allem was dazu gehört. Dass das gut gegangen ist verdankt ihr nur der großen Hündin, die ganz intensiv deeskaliert. Und erst, nachdem sie das sehr ausführlich getan hat, zeigt deine zum ersten mal ebenfalls ein deeskalierendes Verhalten (schnuppern am Boden).

    Meine dringende Empfehlung wäre: Beschäftige dich erst einmal mit den Feinheiten im Ausdrucksverhalten, um schon viel früher erkennen zu können, was da eigentlich läuft. Guter Einstieg: Die DVD Das Kleingedruckte in der Körpersprache des Hundes

    Auf die schnelle, für einen ersten Vergleich, habe ich dir einen von meinen Clips rausgefischt, auf dem auch ein Rennspiel zu sehen ist:

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    Und Sandor ist KEIN souverän kommunizierender Hund! Trotzdem sieht man ein paar Unterschiede glaub ich recht gut: Es wird immer sorgfältig darauf geachtet, nicht zu fixieren - in den "Einfrierphasen" wird erst dann weiter gemacht, wenn beide so weit sind - vor Berührungen wird "angefragt", ob es ok ist - und Unterbrechungen werden sofort respektiert, egal ob nun Sandor kurz einen Grashalm fressen muss oder die Hündin sich vor dem Flugzeug gruselt...

    Wie gesagt, auch das hier kein Beispiel für ein wirklich tolles Spiel, es hat auch einen Moment wo kurz etwas Spannung drin ist - und trotzdem immer noch um einiges "weicher" als das, was in deinem Clip als "Spiel" zu sehen ist. Von daher: Ich glaube, das fängt bei euch schon viel, viel früher an als du denkst.

    Mir ging es dabei jetzt gar nicht darum, dass ich unbedingt auf meinen Hund angesprochen werden will oder ihn jemand besonders hübsch finden soll. (Angesprochen werde ich schon ab und an, aber immer nur wenn wir allein unterwegs sind, und nicht annähernd in der Regelmäßigkeit wie meine Kollegin. Und es reicht ja völlig, wenn ich ihn hübsch finde, jemand anders kriegt ihn eh nicht! Jawoll!! :p) Worum es mir ging war diese Wahrnehmung bei einer Vielzahl von Menschen. Da finde ich den Vergleich schon interessant, denn Sandor erfüllt die Klischees "klein" und "langhaarig" ja schon. Bloß eben ohne dieses Kindchenschema, und das reicht offenbar schon bei den meisten für eine klare Entscheidung.

    Ich hab auch schon Leute ganz unverfänglich gefragt, was denn an der Hündin so süüüß ist. Interessanterweise war die Antwort bei den meisten sehr ähnlich: "Das sieht aus als würde sie lächeln!" Nüchtern gesagt, gerade das ständige Hecheln sowie die durch die kurze Schnauze gebildeten Falten bei breitem Fang bewirken eine Mimik, die die Menschen anspricht. Was dummerweise nun auch eben die Merkmale sind, die mit einer gemäßigten Zucht wieder wegfallen. :ka:

    Ich mach mich jetzt auf die Suche nach einem geeigneten Trainer und will mal einen Blick von einem Profi auf unsere Mensch-Tier-Beziehung und meinen Umgang mit dem Hund werfen lassen. Dabei kann ich sicher noch vieles lernen und verbessern.

    Das finde ich eine prima Einstellung! :bindafür:

    Bei der Wahl deines Trainers achte möglichst darauf, dass er wirklich auf dem aktuellen Stand ist, und kein Rudel-Alpha-Dominanz-Blubberdiblubb loslässt. Bei einem guten Trainer der sich ordentlich weitergebildet hat wirst du sicher noch den einen oder anderen Aha-Moment erleben. :nicken: Und ich würde es dir und deinem Hund sehr wünschen, dass ihr zu einem super Team werdet!

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    Aber gegen die Wahrnehmung der Leute kommst du einfach nicht an. Wenn meine Kollegin und ich mit unseren Hunden unterwegs sind:

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    Was glaubt ihr wohl, wer immer angequatscht wird wo man so einen Hund herbekommt? (Und nur so nebenher, Sandor hatte vorher getobt, die Hündin nicht - so viel zum Thema Temperaturregulation!)