Beiträge von Montagsmodell

    Und noch eine kleine Anmerkung dazu, nur der Vollständigkeit halber:

    Ob ein Hund die Krallen gut oder schlecht abläuft, hängt nicht nur von der Menge der Bewegung und dem Untergrund ab, sondern auch von der Härte der Krallen, ein klein wenig dem Gewicht des Hundes (sehr leichte Hunde haben natürlich weniger "Schleifeffekt"), und sehr stark von der Form der Pfoten. Runde, geschlossene Pfoten mit nach unten wachsenden Krallen sorgen meist dafür, dass man gar nicht kürzen muss. Bei flachen Pfoten mit eher nach vorn herauswachsenden Krallen dagegen muss man sehr regelmäßig kürzen, egal wo und wie viel der Hund läuft - die Krallen kommen einfach nicht mit ausreichend Druck auf den Boden damit sich da irgend was abnutzen würde. (So ein Exemplar hab ich mit dem Krümel, ergo der erste meiner Hunde bei dem wöchentliches Feilen Pflicht ist.)

    Ob man kürzen sollte oder nicht, da hilft der "Papiertest": Beim stehenden Hund ein Bein anheben, und dann beim "Standbein" schauen, ob du ein Stück Papier unter den Krallen durchschieben kannst. Geht das, ist alles im grünen Bereich. Geht das schwierig, kürzen. Geht das gar nicht, ist dringend Krallenpflege angesagt!

    Wobei man diese Ratschläge "ignorier den Hund!" glaub ich auch immer in Relation sehen muss. Ich kenne einige Hundehalter, wo ich auch das Gefühl habe, dem Hund bluten schon die Ohren vom vielen Gerede, und er kommt vor allem deshalb zum Schlafen auf den Schoß weil er sonst ohnehin wieder alle paar Minuten hochgerissen wird... Wenn man solchen Hundehaltern eintrichtert, "du musst deinen Hund komplett ignorieren und drinnen kein Wort mehr mit ihm sprechen" - dann kommt, wenn sie das für sich gefühlt einhalten, unterm Strich so was wie ein normaler Umgang raus. :ka:

    Und ähnliches gilt auch für manche Leute, wo man das Gefühl hat, der Hund ist halt nur auch irgendwie da. Trichter solchen Leuten ein, was sie alles für die Bindung tun müssen, und du bekommst am Ende hoffentlich ein ganz normales Zusammenleben raus.

    So gesehen lese ich diese Ratschläge immer mit einem Blick darauf, an wen sie wohl gerichtet sind. Als Pauschalweisheiten sind sie sicher nicht geeignet, und wenn am Ende der falsche Adressat so einen Ratschlag liest - also der Helikopter-Kuschel-Hundehalter das mit der Bindung, oder der "Hund? Wir haben einen Hund??"-Halter das mit dem Ignorieren - dann kann das so richtig blöd werden. Aber je nach dem haben sie dann doch auch ihre Berechtigung.

    Ich sag mal so: In dieser Hinsicht sind Hunde den Menschen gar nicht so unähnlich. Es geht nicht darum, dass alle das gleiche dürfen - diese Form von Konkurrenz entsteht nur dann, wenn beide auch das gleiche wollen. Aber es geht sehr wohl darum, dass beide ausreichend das Gefühl haben, zu ihrem Recht zu kommen. Gerät dieses Grundgefühl in Schieflage, dann kommt Frust auf, und dann gibt es auch Ärger wenn einer gefühlt das x-te Privileg zugesprochen bekommt.

    Hier ist es einfach: Wer sich gut benimmt, darf quasi alles, wer sich nicht so gut benimmt in bestimmten Situationen eben nicht.

    Das sah hier immer ähnlich aus, und gilt (wenn auch ohne Zweithundsituation) nach wie vor: Dem höflichen gehört die Welt, und wer drängelt/meckert, der muss warten. Das ist aber eben auch eine klare, faire und durchschaubare Regel. Und somit etwas ganz anderes als unfaire Willkür.

    Ich denke, vielleicht hängt hier auch gerade die Diskussion ein wenig fest: Betrachet man die Begriffe fair/unfair nur im Sinne einer Konkurrenzsituation zwischen zwei oder mehreren Hunden? Oder als eine Art generellen Gerechtigkeitsbegriff? Und ich denke, ein Gerechtigkeitsempfinden haben Hunde sehr wohl. Zwar nicht so zeitübergreifend wie Menschen, also "weil du vorhin blöd warst, kriegst du jetzt keinen Nachtisch" - aber sie wissen schon, ob etwas "in Ordnung" ist oder eben nicht. Ich habe oft den Eindruck, dass viele Menschen meinen, weil ein Hund Dinge nicht so nachträgt bzw. meist bereit ist, hinzunehmen was eben nicht zu ändern ist, würde er dabei auch nicht viel empfinden. Und da habe ich nach vielen Beobachtungen doch so meine Zweifel.

    Eben, es geht nicht nur darum, wie viel man interagiert, sondern auch um das Wie. Wenn ich zum Beispiel so wie jetzt auf dem Sofa sitze und tippe, dann liegt das Krümeltier meist mit Körperkontakt neben mir. Er pennt ganz friedlich, wir sind einfach zusammen. Ohne dass einer vom anderen etwas fordert, und dennoch in Kontakt. Wenn mir danach ist streichel ich sanft über ihn. Wenn ihm danach ist krieg ich mal einen Schlabber über den Arm. Nix irgendwie aufregendes, einfach nur eine kurze Kommunikation. So etwas ist ganz etwas anderes, als wenn ein Hund ständig im Schlaf gestört wird. Von daher kann man das nicht rein an der gemeinsamen Zeit festmachen, finde ich.

    Na ja, das Ziel dieser Episoden ist nicht, einen gut gepflegten Hund zu zeigen, sondern ein möglichst beeindruckendes Vorher-Nachher. Etwas, wo die Zuschauer möglichst vorher die Stirn runzeln und danach das Wunder bestaunen, was für einen wunderschönen Hund die Fachleute daraus gezaubert haben. Und dieses Konzept funktioniert bei Hunden ohne Niedlichkeits- oder Schönheitsfaktor halt nicht.

    Im Grunde darf man einfach nicht vergessen, dass es hier nicht um Informationsvermittlung geht, sondern um möglichst massentaugliche Unterhaltung. :ka: Und das ist das Kriterium, das über allem anderen steht.

    Ne, da fände ich es sinnvoller, wenn das Tierheim in diesem Rahmen nette Hunde vorstellt (die halt z.B. aufgrund der Optik schlecht vermittelbar sind).

    Sinnvoller - ja. Aber eben nicht medienwirksamer. Immer nur zuzugucken, "ungepflegter Hund wird hübscher Hund", das nutzt sich mit der Zeit ab. Also muss mehr Drama rein, wie heute durch die dramatische Tierheimgeschichte und dann eben den Hund der sich wehrt. So was fasziniert die Leute, das kommt an. Während ein Hund, der von der Optik her schlecht vermittelbar ist - wo bleibt da die Werbung für den Groomer, wenn sie hinterher immer noch gewöhnungsbedürftig ausschauen?

    Ob man einen Mitmachmuffel dadurch motivieren kann, das weiß ich nicht - aber dass sie durchaus beobachten, wann und was der andere bekommt, das kann ich bestätigen. Als ich damals zum Beispiel Glenny und Kaya auf die Idee bringen wollte, ihre Nase gezielt einzusetzen, hab ich Schraubgläser mit Papier blickdicht gemacht und dann jeweils in eins einen Keks gelegt. Anfangs offen, bis sie die Idee hatten, dann kam der Deckel mit einem Loch drin drauf. Zuerst wollte ich es machen wie immer, jeder Hund ein paar Minuten, dann Wechsel. Ergebnis: Kaya hat geschnuppert und immer sofort das richtige angezeigt, Glenny einfach so lange geraten bis er zufällig das richtige hatte. Also habe ich die Strategie gewechselt und beide abwechselnd suchen lassen. Das Ergebnis war beeindruckend: Glenny schaute erst ein paar mal verblüfft zu, wie Kaya jedes mal den Keks abstaubte während er leer ausging. Dann konnte man es richtiggehend rattern sehen im Hirn, und siehe da: Ruckzuck war der Groschen gefallen, und auch seine Trefferquote bei 100%. Ich bin sicher, ohne diese Konkurrenzsituation wäre das deutlich langwieriger und schwieriger gewesen.