Was mir zu der Sache mit der Führung noch einfällt: Führung hat ja dem Wort nach immer auch was mit Vorangehen zu tun. Wenn ich jemanden irgendwo hin oder durch führen will, dann muss ich mich selbst dort auskennen. So gesehen finde ich es auch im Umgang mit meinem Hund wichtig, mir immer einer gewissen Vorbildrolle bewusst zu sein. In meinem Verhalten allgemein, wie auch im Verhalten meinem Hund gegenüber. Um so interessanter, wenn manche Hundehalter von Führung sprechen, damit in der Praxis aber einen durchaus autoritären bis ruppigen Umgang mit dem Hund meinen, während sie umgekehrt dem Hund genau das verbieten wollen. Schon irgendwie merkwürdig, oder?
Jedenfalls habe ich festgestellt, dass es in aller Regel zwischen Mensch und Hund durchaus so etwas wie eine gemeinsame Gesprächs- und Umgangskultur gibt. Weshalb ich es auch logisch finde, dass Hunde, die bei sehr stark vom Rangordnungsdenken geprägten Menschen aufwachsen, dann auch selbst oft Menschen wie Hunden gegenüber eher durchsetzungsorientiert auftreten (zumindest wenn sie nicht völlig gebrochen wurden und sich einfach nix mehr trauen). Was dann wiederum dazu führt, dass sie die jeweiligen Menschen in ihrer Ansicht voll bestätigt sehen: Siehste, der Hund - meist verallgemeinert zu "die Hunde" - macht das ganz genauso! Dabei geht ein wenig unter, dass andere Hunde, die in einem anderen Umfeld leben, sich eben nicht "ganz genauso" verhalten. Selbst mein durchgeknallter und durchaus verfressener Terrorkrümel zeigt keinerlei Futteraggression, weder mir gegenüber noch bei anderen Hunden. Die Ansätze dafür hat er von der Züchterin durchaus mitgebracht; aber in seiner Jugendzeit bei mir und Kaya ist er in einem Umfeld groß geworden, in dem es völlig normal war zu teilen, und dass sich niemand Sorgen darum machen musste ob er genug abbekommt. Und diese "Kultur" hat er übernommen, wie meine früheren Hunde auch. Natürlich gibt es auch da Extremcharaktere in die eine oder andere Richtung. Aber ich finde, der Einfluss eben dieser Kultur wird oft stark unterschätzt.