Heißt es nicht immer so schön, das Problem ist immer am anderen Ende der Leine? So einfach ist es aber natürlich auch nicht. Ich habe zwei Hunde derselben Rasse. Sie könnten vom Charakter kaum unterschiedlicher sein!
So einfach ist es natürlich nicht, das hatte ich ja auch schon in Bezug auf die Reaktionen der Umwelt gesagt. Und klar, ich hatte vor Sandor auch schon andere Silkyterrier, alle total verschieden in ihrem Charakter. Was genau der Punkt ist, weshalb man idealerweise immer und immer wieder, mit jedem Hund neu, an sich arbeiten sollte. Halt immer an neuen Baustellen, und den entsprechenden persönlichen Herausforderungen - von Hund und Mensch. Jeder Hund, wenn man denn bereit ist, hält einem an einer anderen Stelle den Spiegel vor. Ob man die Herausforderung jeweils annehmen will, das muss jeder für sich selbst entscheiden. 
Was ich mit diesem Punkt
Die gute Nachricht daran: In so einem Fall kann man das meist prima in den Griff bekommen. Die schlechte: Du wirst an dir selbst eine ganze Menge arbeiten müssen...
eigentlich sagen wollte: Es gibt Hunde, da kannst du an dir selbst arbeiten wie du willst, die bringen ein so massives Problem mit dass es sich nicht wirklich lösen lässt. Während es bei anderen oft schon relativ zügig gelöst werden kann, sobald der Mensch sich halt entsprechend entwickelt hat. Und natürlich die Fälle dazwischen. Ersteres ist ziemlich frustrierend, aber kann auch in gewisser Weise bequem sein: "Der Hund ist halt so". Frustrierend, weil man damit leben muss, bequem, weil keine Notwendigkeit besteht an sich selbst zu arbeiten. Das Gegenstück ist ziemlich motivierend, weil man eben sehr viel erreichen kann, aber auch anstrengend. Denn wer will schon an seine eigenen Grenzen getrieben werden...
Mit Sandor hatte ich beides. In der ersten Zeit gab es bei ihm kein Durchkommen, oder, wie ich damals einer Bekannten sagte die meine, es läge immer an der Ausstrahlung und dem Verhalten des Menschen hintendran: Für Sandor war es egal, ob ich hinten dran Meditations- oder Marschmusik gespielt habe, er war eh in seinem Tunnel und hat mich gar nicht wahrgenommen. Da war die Herausforderung eher, überlegt zu bleiben, zu analysieren, und einen Ansatzpunkt zu finden. An mir selbst zu arbeiten war erst mal nicht nötig, da kam eh nix durch. Nachdem ich es aber geschafft hatte, ihn ein wenig aus seinem Stresstunnel raus zu holen, schlug das ins komplette Gegenteil um. Nun musste ich nicht nur bis in die kleinste Bewegung darauf achten, wie ich mich verhalte, sondern sogar, mit welcher inneren Einstellung ich unterwegs war. Echte Hölle, wenn du so manchem ignoranten Tutnixhalter mal gerne ein paar warme Worte auf seine Belehrungen antworten würdest, nachdem er mit seinem Hund dir deinen Hund doch erst über die Klippe gekickt hat - aber nee, statt dessen musst du deinem Hund zu liebe gaaaaanz ruhig und entspannt bleiben, ruhig atmen, langsam bewegen, leise sein... Puh. In dieser Zeit hab ich zum Beispiel gelernt, andere Menschen komplett und völlig unhöflich auszublenden. Gar nicht so einfach, wenn man im Grunde erst mal nur noch zornig ist: Auf den anderen, der das durch Ignoranz und Rücksichtslosigkeit provoziert hat ("könnten wir bitte etwas Abstand haben?" - "wieso, meiner tut nix, der will doch nur mal hallo sagen!" - rumms...); den eigenen Hund, der sich wegen einer an sich harmlosen Situation aufführt wie ein Irrer - und vor allem auf sich selbst, dass man solche Momente einfach nicht geregelt kriegt... 

Natürlich hätte ich mich damals auch auf den Gedanken zurückziehen können, dass meine vorherigen Hunde ja alle nicht solche Probleme gemacht haben. Also ganz klar, Sandors Schuld! Sein Problem, nicht meins! Aber ich finde, ich war es ihm einfach schuldig mein bestes zu geben um ihn zu unterstützen. Auch wenn das bedeutet, eine innere Herausforderung anzunehmen von der ich früher nicht mal wusste, dass sie überhaupt existiert. 