Beiträge von Montagsmodell

    Die präzise Umsetzung des Trainings ist das eine, darüber wurde hier ja schon geschrieben. Ich würde gern noch einen weiteren Aspekt in den Raum stellen, nämlich die konkurrierenden Verstärker.

    Mit Absicht sage ich hier nicht Belohnungen, weil die meisten Menschen dann automatisch nur an das Futter/Spielzeug/Lob denken. Im Verhaltenstraining geht es aber um Verstärker, also alles, was das gezeigte Verhalten sich lohnender anfühlen lässt. Und da bist du im Fall des Umdrehens ruckzuck in einer Zwickmühle, vor allem wenn du es viel zu früh - und so hört es sich an - schon im Realfall unter Ablenkung versucht hast. Auf der einen Seite verstärkst du mit dem Futter das von dir gewollte umdrehen. Auf der anderen Seite verstärkt das Auftauchen eines hoch interessanten Reizes das ursprüngliche Verhalten "umgucken". Du hast also gleichzeitig zwei verschiedene Verhaltensweisen mit zwei verschiedenen Verstärkern konditioniert. :hust: Die unterschiedliche Reaktion deiner Hunde resultiert schlicht daraus, wie hoch sie die jeweiligen Verstärker bewerten. Für einen eher verfressenen, dafür aber sonst gelassenen Hund ist das Futter natürlich deutlich hochwertiger; für einen weniger verfressenen, dafür aber sehr umweltinteressierten Hund ist natürlich der Außenreiz attraktiver. Und ensprechend reagieren sie.

    Der Zauber heißt also vor allem: Das gewünschte Verhalten zunächst einmal ohne jede Konkurrenz sauber verknüpfen, und zwar bis es genau so aussieht, wie du es dir vorstellst. Erst dann in klitzekleinen Schritten die Ablenkung erhöhen, und dabei immer darauf achten dass deine Belohnung auch in den Augen deines Hundes (!) besser ist als der nebenher nun mitspielende Umweltverstärker.

    Und woran weiß man, dass der eigene Balkon wirklich extrem heiß wird? Ganz einfach: Wenn es sogar den Tomatenpflanzen zu viel wird...

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    Vor nicht allzu langer Zeit hab ich in einer Doku gesehen, dass der durchschnittliche Mitteleuropäer noch ca. 2% Neandertaler-DNA in sich trägt. Wenn ich überlege, dass der Sapiens ursprünglich aus Afrika kommt, dann bin ich mir ziemlich sicher in welchem Bereich meine 2 % angesiedelt sind... |)

    Danke für deinen Bericht, auch wenn er sehr ernüchternd ist.

    Was ich mich immer wieder frage: Diese Aussteller sind ja zu einem sehr großen Teil auch Züchter. Wie in aller Welt kann jemand Welpen liebevoll aufziehen, wenn er schon keinerlei Gefühl für die erwachsenen Hunde und ihre Bedürfnisse aufbringt? Denn einen Hund, den ich liebe, kann ich doch gar nicht so behandeln wie das hier geschildert wird... :no:

    Heißt es nicht immer so schön, das Problem ist immer am anderen Ende der Leine? So einfach ist es aber natürlich auch nicht. Ich habe zwei Hunde derselben Rasse. Sie könnten vom Charakter kaum unterschiedlicher sein!

    So einfach ist es natürlich nicht, das hatte ich ja auch schon in Bezug auf die Reaktionen der Umwelt gesagt. Und klar, ich hatte vor Sandor auch schon andere Silkyterrier, alle total verschieden in ihrem Charakter. Was genau der Punkt ist, weshalb man idealerweise immer und immer wieder, mit jedem Hund neu, an sich arbeiten sollte. Halt immer an neuen Baustellen, und den entsprechenden persönlichen Herausforderungen - von Hund und Mensch. Jeder Hund, wenn man denn bereit ist, hält einem an einer anderen Stelle den Spiegel vor. Ob man die Herausforderung jeweils annehmen will, das muss jeder für sich selbst entscheiden. :smile:

    Was ich mit diesem Punkt

    Die gute Nachricht daran: In so einem Fall kann man das meist prima in den Griff bekommen. Die schlechte: Du wirst an dir selbst eine ganze Menge arbeiten müssen...

    eigentlich sagen wollte: Es gibt Hunde, da kannst du an dir selbst arbeiten wie du willst, die bringen ein so massives Problem mit dass es sich nicht wirklich lösen lässt. Während es bei anderen oft schon relativ zügig gelöst werden kann, sobald der Mensch sich halt entsprechend entwickelt hat. Und natürlich die Fälle dazwischen. Ersteres ist ziemlich frustrierend, aber kann auch in gewisser Weise bequem sein: "Der Hund ist halt so". Frustrierend, weil man damit leben muss, bequem, weil keine Notwendigkeit besteht an sich selbst zu arbeiten. Das Gegenstück ist ziemlich motivierend, weil man eben sehr viel erreichen kann, aber auch anstrengend. Denn wer will schon an seine eigenen Grenzen getrieben werden...

    Mit Sandor hatte ich beides. In der ersten Zeit gab es bei ihm kein Durchkommen, oder, wie ich damals einer Bekannten sagte die meine, es läge immer an der Ausstrahlung und dem Verhalten des Menschen hintendran: Für Sandor war es egal, ob ich hinten dran Meditations- oder Marschmusik gespielt habe, er war eh in seinem Tunnel und hat mich gar nicht wahrgenommen. Da war die Herausforderung eher, überlegt zu bleiben, zu analysieren, und einen Ansatzpunkt zu finden. An mir selbst zu arbeiten war erst mal nicht nötig, da kam eh nix durch. Nachdem ich es aber geschafft hatte, ihn ein wenig aus seinem Stresstunnel raus zu holen, schlug das ins komplette Gegenteil um. Nun musste ich nicht nur bis in die kleinste Bewegung darauf achten, wie ich mich verhalte, sondern sogar, mit welcher inneren Einstellung ich unterwegs war. Echte Hölle, wenn du so manchem ignoranten Tutnixhalter mal gerne ein paar warme Worte auf seine Belehrungen antworten würdest, nachdem er mit seinem Hund dir deinen Hund doch erst über die Klippe gekickt hat - aber nee, statt dessen musst du deinem Hund zu liebe gaaaaanz ruhig und entspannt bleiben, ruhig atmen, langsam bewegen, leise sein... Puh. In dieser Zeit hab ich zum Beispiel gelernt, andere Menschen komplett und völlig unhöflich auszublenden. Gar nicht so einfach, wenn man im Grunde erst mal nur noch zornig ist: Auf den anderen, der das durch Ignoranz und Rücksichtslosigkeit provoziert hat ("könnten wir bitte etwas Abstand haben?" - "wieso, meiner tut nix, der will doch nur mal hallo sagen!" - rumms...); den eigenen Hund, der sich wegen einer an sich harmlosen Situation aufführt wie ein Irrer - und vor allem auf sich selbst, dass man solche Momente einfach nicht geregelt kriegt... :ops::( :

    Natürlich hätte ich mich damals auch auf den Gedanken zurückziehen können, dass meine vorherigen Hunde ja alle nicht solche Probleme gemacht haben. Also ganz klar, Sandors Schuld! Sein Problem, nicht meins! Aber ich finde, ich war es ihm einfach schuldig mein bestes zu geben um ihn zu unterstützen. Auch wenn das bedeutet, eine innere Herausforderung anzunehmen von der ich früher nicht mal wusste, dass sie überhaupt existiert. :ka:

    Finde ich gerade witzig, eben auf dem Spaziergang mit dem Krümel hab ich an euch gedacht und mir auch überlegt, in wie weit das ein normales Pubertätsgeprolle sein könnte. Und in diesem Fall ist das eine ganz andere Baustelle als mit einem Hund, der echte Defizite mit sich herumschleppt.

    Deine Schilderung, dass es mit der Trainerin gut klappt, bestätigt das ein ganzes Stück weit. Das bedeutet, er kann durchaus denken und entscheiden, was er da tut. Die gute Nachricht daran: In so einem Fall kann man das meist prima in den Griff bekommen. Die schlechte: Du wirst an dir selbst eine ganze Menge arbeiten müssen... :pfeif:

    Generell: Wenn du bei der Trainerin ein gutes Gefühl hast, dann hör auf sie. Denn sie sieht dich und deine Hunde live, während wir hier nur spekulieren können. Was du dir hier statt dessen gut mitnehmen kannst ist ein Gefühl dafür, welche Bandbreite an verschiedenen Ursachen hinter so einem Verhalten stecken können, wie viele verschiedene Ansätze entsprechend jeweils sinnvoll oder auch unsinnig sind - und entsprechend, wie wichtig es ist genau hinzuschauen und individuell zu entscheiden. Was dem einen prima hilft kann für den nächsten alles noch schlimmer machen und umgekehrt!

    Und, wofür so ein Thema wie dieses hier unersetzlich ist: Man kommt sich nicht mehr so allein vor, als wäre man der einzige Exot weit und breit und hätte womöglich alles falsch gemacht. Denn das versucht die Umwelt einem oft zu vermitteln, dieses "du bist schuld, nur deinetwegen benimmt der Hund sich so - pfui aber auch!". Da tut es unendlich gut von anderen zu lesen, denen es ähnlich geht, die ähnliche Erfahrungen gemacht haben und machen, und zu erfahren: Nein, es ist eben lange nicht bei jedem Hund mit ein wenig TV-Wissen getan...

    Danke für den Bericht!

    So richtig gewünscht hätte ich mir ja ein vernünftiges Zwischending. Dass sie die angekündigten Regeln nicht buchstabengetreu und bis ins letzte durchsetzen, das finde ich in Ordnung; die Bedenken wurden hier im Thema ausführlich geschildert. Dass aber rein gar nichts davon umgesetzt wird, das finde ich mehr als schade. Wofür gibt es denn Regeln, wenn sie komplett ignoriert werden?!? Super gefunden hätte ich, wenn längeres unbeaufsichtigtes Einsperren zumindest angesprochen worden wäre, sowie der Einsatz dieser Sprühdosen zu einer Meldung an die Wertungsrichter geführt. Na ja, irgend so was in der Art. Und Hunde im Auto, und dann auch noch bei diesem Wetter - das geht ja mal gar nicht!!

    Deshalb ist unser oberstes Gebot: das darf nur so selten wie möglich passieren.

    Diesen Satz würde ich gerne fett unterstreichen und mehrfach liken!!

    Genau das ist die beste Variante, und je besser es gelingt, sich schrittweise immer nur so weit an die Situationen heranzutasten wie der Hund es noch aushält, desto schneller und zuverlässiger werden die Erfolge. Die Variante "schreiendem Hund die Wurst ins Maul geben" ist für genau zwei Varianten gut: Einmal, weil man es eben nicht immer in der Hand hat und blöde Momente einfach passieren. Und dann, weil es gerade am Anfang auch Hunde gibt wie mein Krümel war, da gab es keinen Spielraum, Hund wahrnehmen und völlig abgeschossen sein war eins. Kein Überlegen, kein noch so kleiner Moment in den man hätte reingrätschen können. Und genau um diesen Moment zu schaffen, dafür ist das Füttern trotz Getobe dann gut.

    Aber wenn er schon in der Leine hängt und pöbelt, belohne ich ihn in diesem Moment nicht genau für dieses Verhalten?

    Das kommt darauf an. Wenn dein Hund pöbelt nach dem Motto "oh, da kommt ein Hund - was sollte ich jetzt wohl tun - na, dann krawalle ich den halt mal an! - dann ist diese Gefahr wirklich gegeben. Aber einen Hund, der so handelt, bekommt man bei ansonsten halbwegs passender Erziehung auch ohne große Hilfsmittel wieder auf die Spur.

    Hier ist aber die Rede von Hunden, die in diesen Momenten völlig außer sich geraten. (Wie gesagt, Sandor war anfangs so durch dass er noch nicht mal realisiert hat was er da eigentlich schluckt!) Ein Hund in diesem Zustand ist definitiv nicht in der Lage, den Rückschluss zu ziehen "oh super, ich bekomme eine Belohnung dafür". Vielmehr dient die Wurst dazu, den Hund in einem komplett anderen und positiven Verhaltensbereich anzusprechen und ihn damit überhaupt aufnahmefähig zu bekommen. Denn erst dann, wenn der Hund überhaupt denkfähig ist, ist er auch lernfähig. Wenn es erst einmal so weit ist, dass der Hund bewusst wahrnimmt "hier Hund - da Wurst", dann geht man natürlich auch dazu über, rechtzeitig zu belohnen und passendes Verhalten zu formen. Das Füttern während der Schreierei dient erst einmal dazu, überhaupt einen Fuß in die Tür zu bekommen. Der Hund muss denken können, um zu lernen, und wissen dass es überhaupt Alternativen gibt, bevor er sich entscheiden kann!

    Da muss man also schon unterscheiden zwischen schlicht schlechtem Benehmen und komplettem austicken, bei dem der Hund völlig in seinem Tunnel gefangen ist.

    Für Sandor gibt es nur unambitionierte Hobbybespaßung. Zwar achte ich dabei durchaus darauf, dass wir das halbwegs ordentlich machen, aber richtige Prüfungen kann es für ihn nicht geben. Das finde ich übrigens extrem schade, ich hab mit meinen Hunden die Prüfungstage immer sehr genossen! Aber für seine Psyche ist das nix, also mute ich es ihm auch nicht zu. Und einen neuen Hund wird es nicht geben.

    Trotzdem finde ich es spannend, wenn Menschen schon vorher genaue Pläne für den nächsten Hund haben. Ich meine, das geht so richtig doch eigentlich nur mit einer Spezialistenrasse, und selbst dann nur bedingt. :???: Meine Silky Terrier jedenfalls sind ja nicht sonderlich spezialisiert, und von daher hab ich mich bei jedem Hund erst mal überraschen lassen wo dessen jeweilige Begabungen und Interessen lagen. Ich bin da jedenfalls flexibel, der eigentlich tolle Aspekt am Hundesport sind doch ohnehin die strahlenden Hundeaugen, nicht wahr?! :D