Beiträge von Montagsmodell

    Ich bin ehrlich gesagt bei diesen immer wiederkehrenden Themen jedes mal aufs neue erstaunt, wie verkopft das da durch die allerbesten Absichten alles wird. Dabei ist im Grunde so ein Welpe schlicht ein Kind. (Und mit 13 oder 14 Wochen kein Kleinkind mehr, eher ein Vorschul- oder Grundschulkind.) Wenn man es so sieht, wird es im Grunde ziemlich einfach.

    Natürlich ist es für so ein Kind zu viel, wenn man es auf lange Wanderungen mitnehmen will. Natürlich braucht ein Kind mehr Schlaf als ein Erwachsener. Natürlich ist es für ein Kind anstrengend, wenn es mitten durch die Stadt die ganze Zeit brav an der Hand gehen soll. Natürlich würde gerade ein temperamentvolles Kind hochdrehen, wenn es den ganzen Tag an der Hand gehen, brav und still in seinem Zimmer spielen und dann zeitig schlafen gehen soll. Und genauso ist es natürlich für ein Kind auch normal, wenn es auf dem Spielplatz immer "noch mal, noch mal" will und irgendwann vor lauter Müdigkeit auf dem Kindergeburtstag alle hohl drehen. :ka:

    Ich hab das ehrlich gesagt mit meinen Welpen immer sehr entspannt gesehen, wie halt mit Kindern auch. Die durften spielen und toben nach Herzenslust, bis eben gesagt wurde "jetzt gehen wir heim". Sie mussten an der Leine (also quasi an der Hand) gehen, wo es nötig war, aber auch nur dort. Draußen haben wir keine Wanderungen gemacht, sondern wie mit Kindern auch gebummelt, Käfer geguckt, Löcher gebuddelt, geklettert, fangen gespielt... Und dann daheim eine gemütliche Kuschelrunde gemacht. Wenn sie drinnen einen Spielflash hatten haben wir gespielt wenn ich gerade Zeit hatte, wenn nicht dann halt nicht. Und obwohl die Silky Terrier durchaus zu den lebhaften Rassen gehören hatte ich immer daheim sehr entspannte Hunde.

    Kurz gesagt: So ein Welpe ist einfach nur ein Kind. Und manchmal hilft es, sich das so vor Augen zu halten.

    Ich glaube, hier haben beide "Seiten der Medallie" eine Berechtigung, die man immer im Hinterkopf behalten sollte.

    Seite eins: Es erfordert nicht nur Zivilcourage, sondern auch Engagement, gegen Missstände (boah, ich gewöhn mich glaub ich nie an diese Rechtschreibung) aktiv vorzugehen. Die Welt wäre wohl um einiges besser, wenn noch mehr Menschen diese Courage hätten, und deshalb sollte man sie eher unterstützen als es ihnen auch noch schwer zu machen. Und ja, im Sinne in diesem Fall von betroffenen Hunden (ersetze das durch Kinder, oder sonstige "ausgelieferte" Lebewesen) lieber zehn mal zu oft als einmal zu wenig hinterfragen und eingreifen.

    Seite zwei: Gerade weil dieses Anliegen, im Zweifelsfall einzugreifen, so gerechtfertigt ist, kann daraus auch schnell eine Hetzkampagne gegen Hundehalter (Eltern, ...) werden, die einem einfach aus irgendeinem Grund nicht passen. Und so besteht die Gefahr, schnell in ein "Mobbingverhalten" gegenüber Menschen zu verfallen, die einfach nur etwas anders denken. Was gerade in Zeiten des Internets oft ganz schnell ziemlich böse Folgen haben kann.

    Nun ist es hier in so einem Forum leider so, dass man sich ausschließlich auf das beziehen kann, was eine einzelne Person schildert. Und keine Chance hat festzustellen, was nun tatsächlich Sache ist: Ein Hund in Not, oder ein Nachbar dem einfach der Hundehalter und seine Einstellung total unsympathisch ist. Oder, sozusagen ein Mittelding, ein TE der in seiner Wahrnehmung tatsächlich Not sieht, aber einfach nicht alle Infos hat.

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    Wenn ich überlege, weshalb mir schon Passanten mit einer Anzeige beim Tierschutz gedroht haben - mehrfach, weil mein damaliger Hund ohne Mantel durch den Schnee getobt ist, einmal weil meine Hunde nachts Leuchties trugen ("und dann noch in grün und blau!":wuetend:), und einmal - das beste von allem - weil mein Pünktchen in der Sommerhitze mit mir am Fluss unterwegs war: "Sehen Sie doch, der ist schon klatschnass geschwitzt!":emoticons_look:)

    Von daher finde ich es gerade in Foren einen schwierigen Balanceakt, einerseits zu unterstützen wenn jemand im Sinne von schwächeren eingreifen will, aber andererseits nicht unwillentlich zu Hetzkampagnen gegen Andersdenkene beizutragen. Und es ist glaub ich völlig verständlich, wenn je nach eigenen Vorerfahrungen und Bildern im Kopf die einen eben mehr den Handlungsbedarf im Vordergrund sehen und die anderen die Skepsis, nicht ohne guten Grund zur Attacke auf andere Hundehalter zu blasen.

    Im Prinzip schon. Wobei die Wortwahl natürlich für einen Hund ungünstig ist, weil es sich so gleich anhört - aber das waren ja auch nur Beispiele von deiner Seite, gelle? :smile: Wichtig ist da am Anfang halt, dass es zuverlässig ist, und dass deine Ankündigung zum richtigen Zeitpunkt kommt. Also schon bevor er anfängt zu reagieren, aber möglichst kurz bevor du "loslegst". Das ist erst mal der Hauptknackpunkt dabei. Aber auf diese Art wirst du zum zuverlässigen "Vorhersager". Wenn du das nicht übereilst, sondern wartest bis er dir dabei absolut vertraut, dann hast du auch eine Basis ihm schrittweise zu vermitteln, dass du manche Wassersituationen anders einschätzt als er.

    Einen wichtigen Aspekt finde ich dabei immer die Ankündigung als vertrauensbildende Maßnahme. In diesem Fall: Ich würde zwei verschiedene Ankündigungen wählen, einmal für "jetzt kommt ein Wasser dass dich nix angeht" und einmal ein "jetzt kommt Wasser dass dich wahrscheinlich erschrecken wird". Wobei ich für den Anfang tatsächlich vor allem zweiteres absolut wichtig finde, und lieber einmal zu oft als einmal zu wenig verwenden würde. Also: Bevor zum Wasserhahn gehst und ihn aufdrehst, immer kurz die Ankündigung sagen, und es dann zügig umsetzen. Und zwar ganz normal, also nicht tröpfchenweise das Wasser in die Spüle einlaufen lassen. So kann er erst mal verknüpfen, er muss nicht selbst raten wann "es" wieder so weit ist, sondern bekommt das mitgeteilt. Das nimmt schon mal viel Unsicherheit raus. (Klar, er wird auch lernen auf diese Ankündigung hin sofort zu gehen. Darf er auch!) Dann, wenn das steht, kannst du in kleinen Schritten anfangen mit dem zweiten Ankündigungssignal für "jetzt kommt Wasser, aber das betrifft dich nicht". Und dafür verwendest du eben die Situationen, in denen du wirklich sicher bist dass ihn das Wasser nicht stört bzw. wo er es gut aushalten kann. So kannst du ihm schrittweise mehr Sicherheit geben.

    Und, ganz ganz wichtig: Ehrlich sein. Also wenn du in dieser Zeit, bevor er so weit ist das ohne großen Stress auszuhalten, doch mal abduschen musst, dann gib ihm vorher die Ankündigung dass nun das "schreckliche" Wasser kommen wird! (Vielleicht suchst du auch mal zum Thema "medical training", das ist ja ein ähnliches Problem.)

    Wenn die Leine zu einer Zerr- und damit Konfliktsituation führt, dann ist sie in diesem Moment wohl das falsche Mittel. Da ist dann eher wirklich erst mal sehr viel Management gefragt, und ansonsten Ablenkung. Die gute Nachricht daran: Natürlich nicht sofort, aber das Stresskauen wird in dem Maße nachlassen, wie der Stress eben geringer wird. Bisher kannst du dir das vorstellen wie in einem Teufelskreis: Sie nagt um Stress loszuwerden, du schimpfst, das macht ihr neuen Stress und verstärkt somit das Bedürfnis, den wieder irgendwie abzubauen - durch nagen... Es kann sich aber umkehren lassen: Je mehr du ihren Stress reduzieren kannst, desto weniger hat sie das dringende Bedürfnis zu kauen. Und je weniger sie kaut, desto mehr kannst du entspannen - was ihr wiederum ein wenig Stress nimmt... Diese Entwicklung ist zuerst so winzig, dass du sie kaum wahrnimmst. Deshalb erwarte am Anfang keine Wunder, und stell dich darauf ein dass es zunächst sehr zäh wirkt. Aber je weiter ihr kommt, desto schneller dreht sich auch dieses "kleine Glücksrad"! (Für den Anfang hilft es manchmal, eine Art Tagebuch oder Statistik zu führen. So fallen einem auch kleine Verbesserungen mehr auf, und das ist für die eigene Motivation enorm wichtig!)

    Was bei vielen Hunden das Eis bricht: Leckerchen aus dem stehenden Wasser fischen. Zuerst direkt an die Wasseroberfläche halten, dann allmählich immer etwas tiefer. Dabei können anfangs die Pfoten auch noch trocken bleiben, dadurch wird das Wasser vertrauter ohne zu erschrecken.

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    Und was die Eingangsfrage angeht: Da würde ich auch dem Hund einfach seinen Willen lassen. Sandor ist zum Beispiel auch eine richtige Wasserratte, und hat nicht mal ein Problem damit den ganzen Kopf ins Wasser zu stecken:

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    Aber den Boden unter den Pfoten verlieren? Nö, das will der Herr Hund auf gar keinen Fall!

    Tja, na und? Er kühlt sich ab, hat eben mit Wassertreten seinen Spaß (und jede Menge davon), also was solls - jeder Jeck ist anders! :D

    Mal aus der Sicht der anderen gesehen: Das mit dem Zwerg hätte auch ich sein können, in voller Bandbreite. Ich hätte auch den Krümel schnellstmöglich aus der Schusslinie gebracht, notfalls sogar mit dem "Leinenaufzug" - denn in so einer Situation könnte es sonst passieren, dass er austickt und ernst macht. Was ich damit sagen will, man weiß ja nie ob die nicht einen guten Grund hatten so zu handeln, auch wenn dein Hund den Kleinen nicht fressen wollte. Und aus diesem Stress heraus, und nach viel zu vielen blöden Erfahrungen, hätte es dir auch passieren können dass ich entsprechend gemeckert hätte.

    Aber, um das noch weiter zu führen: Wenn ich sehe, dass sich dann jemand echt bemüht seinen Hund einzusammeln, und auch merkt dass das Mist war, dann würde ich das unter blöd gelaufen, aber shit happens verbuchen. Richtig ärgerlich wird es eigentlich erst dann, wenn jemand merkbefreit so was immer wieder provoziert. Dann, und erst dann wäre ich echt sauer. Aber so hört es sich bei dir ja nun wirklich nicht an. Ich bin sicher, in Zukunft passt du auf dass so was nicht mehr passiert - und Steine werfen sollten nur die, die noch nie selbst Mist gebaut haben.

    Was nun deinen Hund angeht, auch da kann ich dich verstehen; ich hab auch schon innerlich geflucht wie ein Kutscher wenn der Krümel mal wieder einen Ausraster gefeiert hat und ich entsprechend so richtig schön blöd dastand. Aber der Fairness halber muss man schon gestehen: Der Hund verhält sich so, wie er es halt kann - die Peinlichkeit ist ganz auf unserer Seite. Wuschel ihm mal versöhnlich durchs Fell, und denk daran wie tolerant unsere Hunde uns und unseren Schrullen gegenüber sind ;)