Beiträge von Montagsmodell

    Nun, ich finde es sinnvoll zum ersten Probieren mit diesem Thema nicht gleich in ein Problemtraining einzusteigen, sondern mit leicht ausführbaren Trickaufgaben, bei denen man sich nix kaputt macht durch (völlig normale!) Anfängerfehler. Konkrete Übertragungen auf andere Bereiche kann man dann in Büchern wie beispielsweise Click to Calm, E. Parsons, finden, wo schon davon ausgegangen wird dass man bereits über die Basisfähigkeiten verfügt.

    Man sollte halt nie aus dem Blick verlieren, an wen ein Buch sich richtet. Gerade letztens hab ich dieses Buch erst an jemand aus unserem Verein verliehen, und die fand sich dadurch schon etwas überfordert...

    So, ich hab den Thread hier gerade durchgeguckt - so spannend, wie unterschiedlich die Geschmäcker doch sind! (Baumann zum Beispiel find eher - nun ja... :hust: Und auch sonst sind "Leinenimpuls & Co"-Bücher so gar nicht meins. :ka:)

    Nun hab ich jedenfalls mein Bücherregal eben angeschaut, kurz gedanklich rausgekreuzt was hier alles schon genannt wurde, und ganz spontan vier Bücher rausgegriffen die ich jedem gerne in die Hand drücken würde:

    Praxisbuch Hundefitness, C. Heritier und S. Rutz

    Sehr übersichtlich aufgemacht, fundiert, und super umzusetzen.

    Verstärker verstehen, V. Theby

    Absolut sinnvoll, sich zwischendurch immer wieder bewusst zu machen wie vielfältig Verstärkung doch funktioniert, wie man es im Training noch optimaler einsetzen könnte und auch, wo uns nicht bewusste Verstärker ein Training auch torpedieren können.

    Clicker Training for Obedience, M. Spector

    Ok, die geschilderten Übungen sind die aus dem AKC-Obedience, und nicht dem FCI. Aber der Aufbau selbst ist super beschrieben, es sind viele gute Ansätze und Ideen dabei, und vor allem ist "alles im Blick": Korrektheit, Motivation, Gesundheit, Belohnungen, Umweltaspekte, Trainingsstruktur, Trainingsdokumentation uvm. Man muss also "nur" das ganze stellenweise auf die jeweils selbst erstrebten Übungen umdenken.

    Der Freudenweg im Hundesport, B. Feldbauer und C. Schmid

    Es werdenverschiedene Menschen- und Hundetypen beleuchtet, ebenso verschiedene Sportarten "angerissen", die Strukturen eines sinnvollen Trainingstagebuchs erläutert - und alles unter dem Leitziel, dass der Hundesport vor allem eines bringen soll: gemeinsame Freude!

    Ich seh das mittlerweile so: Sind die Themen jenseits der (immer merkwürdigen...) "Aufhängergeschichte" an sich interessant, dann antworte ich auch, allerdings ohne konkreten Bezug auf die geschilderte Situation im Ausgangsbeitrag - eine Unhöflichkeit, die mir sonst gar nicht liegt. So wie hier im Thema halt: Die generelle Frage, wie sinnvoll oder sinnlos es ist Hund und Halter konsequent zu "trennen", ist schon spannend, am Wahrheitsgehalt des Ausgangsbeitrags hab ich so meine Zweifel. Also steig ich dann einfach nur auf die generellen Aspekte ein. Bei anderen Geschichten wie diesem "alter, blinder, dementer, angeleinter Hund rottet die Kleintierpopulation der Gegend aus" - da sehe ich auch in der Grundsatzfrage keinerlei Mehrgewinn, das ist einfach zu abstrus, und von daher keine Antwort wert.

    Finde es ja erstaunlich, wie viele Ruhetage bishin zu Wochen normal zu sein scheinen. Widerspricht sich für mich mit dem Appell an Auslastung.

    Das ist halt wie mit allen Trends: An sich gute, richtige Dinge werden zum Allheilmittel erklärt und total übertrieben. Und genau das fällt mir gerade beim Thema Ruhe vs. Auslastung extrem auf. Die einen pochen auf Ruhe, da hat man manchmal den Eindruck wenn der Hund länger als drei Stunden am Tag wach ist bekommen sie schon Stresspusteln - die anderen setzen auf Auslastung dass man sich fragt, wann sie eine Bürohilfe einstellen um die ganzen Aktivitäten überhaupt koordiniert zu bekommen. Was mir dabei immer wieder ein wenig abhanden kommt ist das entspannte, ausgewogene "Dazwischen". Und vor allem der Blick darauf, dass sowohl beim Ruhen wie auch bei der Aktivität die Qualität die entscheidende Rolle spielt, nicht die Menge.

    Ein "zwangsgeruhter" Hund hat nicht allzu viel davon, wenn er brav auf seinem Fleck bleibt und dabei innerlich brodelt - oder irgendwann schlicht resigniert. Ein überbeschäftigter Hund hat nicht viel davon, wenn er ständig mit irgendwas hohl gedreht wird. Von daher sehe ich es eher so: Statt zwanghaft darauf zu achten, wie viel der Hund nun Ruhe oder Beschäftigung bekommt, achte ich lieber darauf, wo und wie er tief entspannen kann, und mit welchen Aktivitäten er gut gefordert und gefördert wird.

    Ja, so ist es dann im Gesamtpaket. Ich meine allerdings eher wie man das nach einer Aktivität merkt.

    In dieser Beziehung muss ich sagen, finde ich das Gesamtpaket aber auch den entscheidenden Faktor. Man kann mal über die Stänge schlagen, ohne dass davon der Hund einen Schaden nimmt - auch ein Welpe. So wie man auch mal rumgammeln kann ohne dass der Hund depriviert - auch ein Welpe. Der einzige Unterschied, den ich dabei zwischen Welpen und erwachsenen Hunden sehe, ist der Rahmen in dem man dieses Gesamtpaket betrachten sollte. Beim Welpen wechseln Aktion und Entspannung so schnell und in so kurzen Abständen aufeinander, dass - je nach Alter - schon ein bis zwei Tage (etwa bei einem 8-10 Wochen alten Welpen) das Gesamtpaket ausmachen. Je älter und gefestigter der Hund wird, desto großzügiger kann man das fassen. Da bieten sich dann eher 1-2 Wochen als Basiswert an.

    Für die Hündin und die Welpen tut es mir absolut leid. Für die Leute - nun ja. Es ist richtig, das kann auch einem seriösen Züchter passieren. Trotz Voruntersuchungen, aller Sorgfalt und allem Wissen bei der Geburt. (Ok, die Wahrscheinlichkeiten sind da schon etwas anders. Das fängt schon bei der engmaschigen Überwachung an sobald der Ultraschall diese riesige Welpenzahl ergibt, und der dann natürlich vom TA begleiteten Geburt, wenn nicht ohnehin von vornherein ein Kaiserschnitt gemacht wird. Aber kann passieren.) Trotzdem finde ich genau das eine Situation, wo sich zeigt wie schnell die Idee vom "nur mal einen Wurf" oder gar vom schnell verdienten Geld so richtig nach hinten losgehen kann. Ein seriöser Züchter weiß um dieses Risiko, hat für solche Fälle einen Plan B und auch finanzielle Rücklagen. Im Hintergrund steht da ein Verband, der im Zweifelsfall weitere Kontakte herstellt, sowohl in Bezug auf die Aufzucht wie auch bei der Vermittlung. Während in Fällen wie diesem hier eben alles komplett auf Risiko läuft in der Annahme, es wird schon nix schiefgehen... Und genau aus diesem Grund finde ich den Gedanken, so was allen mit "nur mal einen Wurf"-Vorhaben vor die Nase zu halten, durchaus sinnvoll. Einfach um ein Bewusstsein dafür zu schaffen, wie es eben auch laufen kann - und dass der Traum von "einen Welpen behalten wir dann und mit dem Rest verdient man etwas Geld" ganz schnell ganz schön nach hinten losgehen kann.

    Was die Frage angeht, wie legitim es ist wenn sich Leute gestört fühlen: Ok, das hat in gleichem Maße zugenommen wie auch das rücksichtslose Verhalten. Dabei denke ich, dabei ist nicht eines die Folge des anderen, sondern im Grunde sind es zwei Seiten der selben Medallie: Alles was zählt bin ICH, MEINE Wahrnehmung und MEINE Bedürfnisse. Dazu passt die Beobachtung, dass interessanterweise oft genau die Menschen, die selbst am rücksichtslosesten durch die Welt marschieren, sich umgekehrt am schnellsten gestört fühlen. :ka:

    Was ich mir allerdings immer wieder vor Augen halte, wenn ich mit meinem Hund unterwegs bin: Für mich mag er ein selbstverständlicher Teil meines Lebens sein, und hier in unserem kulturellen Umfeld gehören Hunde als Begleiter auch selbstverständlich dazu. Dennoch versuche ich, das für mich immer wieder zu relativieren indem ich mir vorstelle, wie es mir umgekehrt ginge. Ich meine, es gibt auch viele Leute die Vogelspinnen als Haustier halten - wie würde es mir wohl damit gehen, wenn die gleiches Recht einfordern und am Nebentisch ihren achtbeinigen Liebling rumkrabbeln lassen würden? Von daher schau ich schon immer darauf, dass mein Hund möglichst niemandem unangenehm auffällt. Und finde es auch nicht schlimm wenn jemand es nicht möchte, dass der Hund neben seinem Abendessen frisst.