Beiträge von Montagsmodell

    Ich pack das jetzt mal in den Spoiler, weil das hier nicht mein Thema ist sondern das von DerFrechdax . Aber dieses "natürlich läuft es mal nicht so rund" im Sinne von "stellt euch nicht so an", das liegt mir ehrlich gesagt etwas quer im Magen. Also:

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    Auch ich hatte schon diese Zeiten, wie sie beschrieben werden. Stellt euch also vor, nicht nur jede Menge Stress auf der Arbeit, und eine schwer kranke alte Hündin. Sondern dazu noch einen Hund, der gesundheitlich jede Menge Baustellen hat, von ständigem "Kleinkram" bis hin zu den ersten Krampfgeschichten und dem Kampf mit noch ungeklärten Allergien. Dieser Hund verkraftet keine Abänderungen der Routine. Spaziergänge von mehr als einer halben, unter guten Umständen auch mal maximal dreiviertel Stunde, sind zu viel und schießen ihn ins Nirvana. Diese Spaziergänge aber bitte nur auf den immer gleichen bekannten Wegen. Jede Hundesichtung, egal wie weit weg - Schreianfall. Vorbeifahrende Autos - Trigger. Passanten dürfen einen nicht mal deutlich anschauen, schon ist der Hund drüber. Sperrmüll und ähnliches - Schreianfall. Und das ganze in einer Gegend, wo es von Tutnixen wimmelt. Jeder Gassigang ein Spießrutenlaufen, garniert von den Reaktionen der Umwelt die von Unverständnis über Besserwisserei bis zu Empörung reichen. Und das mindestens alle 4-5 Stunden, rund um die Uhr, weil es nämlich auch ein Problem mit einer leichten Inkontinenz gibt. Freunde besuchen geht natürlich nicht, die Hunde länger allein lassen unter diesen Umständen auch nicht. Freizeitgestaltung fällt also weitestgehend aus, das soziale Umfeld wird immer kleiner - denn wer macht so was schon auf Dauer mit?

    Und das ganze eben nicht in dem Wissen, ist halt Pubertät und geht vorbei. Sondern mit der zunehmenden Gewissheit, die Zeit mit der alten Hündin ist so oder so gezählt, und der andere Hund ist ein Problemfall und wird es immer bleiben. Wer das mal so eben locker wegsteckt mit dem Gedanken "wird schon werden": Hut ab, meine Hochachtung. Wer das von allen anderen so erwartet: Hm, ignorant oder arrogant? Ich jedenfalls hab mehr als einmal geheult, war tief verzweifelt, und hab mich immer wieder mit einem Blick auf meinen Krümel daran erinnern müssen, dass er ein armes Kerlchen und auf mich angewiesen ist, auch wenn er sich gerade wieder aufgeführt hat wie der letzte Arsch und mich in mehrere mehr als blöde Situationen manövriert. Und mir immer wieder zu sagen, es war schließlich meine eigene Entscheidung zu ihm zu stehen und dafür mein gesamtes sonstiges Leben umzukrempeln, sprich, nahezu alles auf Eis zu legen was mir immer Freude gemacht hat. Hab ich es getan? Ja. Hab ich diese Jahre - jawohl, etliche Jahre! - durchgestanden? Ja. Aber einfach war es nicht, eine Freude erst recht nicht. Und jetzt dann so was zu lesen wie hier im Thema von manchen - ok, da schreib ich nun lieber nicht wie ich das dann wahrnehme. Nur so viel: Menschlich gesehen kommt es bei mir nicht sonderlich gut an.

    Ich hab die Frage nicht verstanden, ich habe noch nie die Freude an meinen Hunden verloren oder sie als stressig etc. empfunden. In all den Jahren nicht. Allein der Gedanke ist mir völlig fremd.

    Ich denke, es gibt auch nicht viele Hunde die das in einem bewirken können, und auch dann nur in Kombination mit anstrengenden Lebenslagen. Hätte ich früher also auch nie für möglich gehalten, bis dann eben doch dieser eine Hund in mein Leben kam. Das Gute dabei ist, mit ein wenig Achtsamkeit ist das ja trotz allem nicht 24 Stunden am Tag so, man muss nur aufpassen dass die blöden Dinge nicht alles überlagern. Und: Wenn man dran bleibt lässt sich da auch ganz viel machen, heutzutage ist mein Leben mit dem Krümel fast schon normal und der Rest bereits so gewohnt dass es gar nicht mehr so arg auffällt.

    Aus dieser Erfahrung heraus kann ich aber nun super verstehen, wie es einem eben manchmal auch gehen kann. Und ich denke, da hilft eben dieses erlebte Verstehen mehr als jedes rosarote "wieso, mein Hund bzw. das Leben mit Hunden ist doch generell immer toll". (Erlebe ich übrigens in ähnlicher Form auch oft bei Eltern. Und auch Kinder sind nicht immer eine reine Freude und Bereicherung, sondern manchmal eben auch eine richtig harte Prüfung. Wie gut tut es da, wenn andere Eltern ebenfalls zugeben können, dass sie ihr geliebtes Wunschkind manchmal am liebsten bei der Oma aussetzen und dort vergessen würden... :pfeif:)

    Ich kenne solche Zeiten auch, mehr als ausreichend. Und zwar nicht (nur), dass der Alltag stressig war und von daher die Nerven einfach nicht die besten. Sondern tatsächlich auch, dass es der Krümel war der diesen Stresspegel enorm erhöht hat: Sorgen um seine Gesundheit, ständig draußen aufpassen müssen dass er nicht austickt, versuchen seine Anspannung dort nicht an mich ranzulassen um ihm weiter eine Stütze sein zu können, und weil das alles nicht reicht die permanenten Stressmomente durch andere Hundehalter. Kommt echt gut, wenn gerade in solchen Zeiten noch ständig fremde Hunde unkontrolliert in einen reinkrachen, und man oben drauf dann auch noch von deren Haltern angefeindet wird weshalb der eigene Hund denn so "böse" ist... Jep, das kann einem schon die Freude gewaltig nehmen. Und weil das ja nicht reicht auch noch die Einschränkungen, wo man überall mit so einem psychisch empfindlichen Pflänzchen nicht hingehen kann, das lässt den Freundeskreis dann auch noch drastisch schrumpfen.

    Was mir zumindest in diesen Zeiten geholfen hat: Gucken, was gut klappt, und das bewusst oft machen. In unserem Fall war das zum Beispiel tricksen daheim bzw. Training auf dem Hundeplatz. Da konnte ich meinen kleinen Katastrophenvogel aus ganzem Herzen toll finden, und genau das hat uns beiden gut getan. Dann Nischen finden, wo Entspannung möglich ist, und das auch regelmäßig aufsuchen, selbst wenn es etwas Aufwand ist. Und last but not least, Tagebuch führen. So sieht man die manchmal winzig kleinen Fortschritte, die sonst in all dem Chaos verloren gehen würden, und der Mist relativiert sich.

    Ok, nenn mich pienzig - aber mir hat nach dem längeren zusammengefalteten Sitzen auf dem Bodenin meiner kleinen "Notlösung" am Wochenende ganz schön der Rücken weh getan. Brauch ich nicht unbedingt, deshalb suche ich schon was wo ich zumindest mal auf dem Stuhl richtig sitzen kann. Und dafür sind diese kleinen Kuppeln zu niedrig.