Als ich 16 war hab ich mir meinen ersten Hengst gekauft. Ich hatte reichlich Erfahrung, auch mit schwierigen Tieren. Aber der stellte mich dann doch schon ziemlich auf die Probe.
Er biss fast ohne Pause. In alles und jeden. Die Jacke seiner Vorbesitzerin war ein x-fach eingerissener Fetzen. Während wir noch mit ihm im Stall standen hielt sie ihm seine Gamaschen hin und ließ ihn sich darin festbeißen und daran zerren, damit er uns nicht biss...
Vorm Stall riss er sich trotz Hengstkette los usw.
Sie war mit ihrem unendlich schönen 3 jährigen völlig am Ende.
Er lernte null aus Schmerzen. Immer wenn er die Stute in der Nachbarbox beißen wollte und dann doch zurückschreckte, schlug er sich weiter den Kopf am Türrahmen auf.
Aber noch bevor ich all das erfuhr, hatte ich seine Augen gesehen und wusste, dass das mein Pferd sein sollte.
5 Tage lang biss mich dieses Pubertier, sobald ich ihm den Rücken zukehrte, in die Oberschenkel. Sie waren flächig blau.
Ich hatte immer alles mit Ruhe regeln können, mit allen Tieren und konnte mir nicht vorstellen davon abzuweichen.
Am 5 Tag flogen mir die Sicherungen raus. Immer und immer weitere Bisse auf die Blutergüsse zu bekommen war dann doch irgendwann zu schmerzhaft für meine Nerven. Ich dachte gerade über eine Abgabe nach, da biss er wieder zu. Ich fuhr herum und lief brüllend auf ihn los. Er stieg. Aber ich war nicht mehr zu beeindrucken, durch nichts, auch nicht durch blöde Pferdehufe über mir und ich lief einfach darunter. War mir egal, mir war alles egal, sollte er doch verrecken, oder ich, oder was auch immer. Aber er drehte in der Luft zur Seite ab und hat mich nie wieder, nie wieder gebissen.
Er war das wundervollste, feurigste und sanfteste Pferd was ich je hatte! Tja doch anfangs sah es wirklich mies für uns beide aus. 
Ich will dir damit keines Falls raten dein Leben zu riskieren!!! Oder zu brüllen, oder was auch immer. Ich glaube das was in dem Fall gewirkt hat, war meine komplette Entschlossenheit. Ich war ganz bei mir und das verstand er. Hier war Schluss und damit war gut.
Ich habe keine Ahnung ob das auf deinem Jüngling übertragbar wäre!
Ich weiß ja nicht ob er überhaupt in der Lage wäre ein "nein" zu deuten, ob er schonmal irgendwelche Grenzen durch Menschen oder andere Tiere gesetzt bekommen hat und respektieren konnte?
Ich hab keine Ahnung was ihn so stresst. (Bei meinem Pferd gab es zu dem Zeitpunkt, als er bei mir war, die früheren Stressoren schon nicht mehr und so konnte er auch diese Beiß-Gewohnheit aufgeben.)
Ich habs dir trotzdem geschrieben, weil es dir ja vielleicht Mut macht? Oder du irgendetwas daraus mitnehmen kannst.
Ansonsten würde ich immer erstmal zu viel Ruhe raten, zu Konsequenz und dazu dir Hilfe zu holen.
Nahezu immer sind Ruhe und Klarheit der Schlüssel. 