Herzlichen Glückwunsch Esiul
Wie kam es jetzt dazu? Kannst ja gern mal erzählen und natürlich noch mehr Fotos zeigen! 
Ok, hier kommt unsere Liebesgeschichte:
Am Anfang stand eine Anzeige, in der ich vor über sechs Jahren schrieb, dass ich nach einem netten Pferd als Reitbeteiligung suchen würde, nachdem ich plötzlich ohne Reitgelegenheit dastand. Ich bekam eine Nachricht von einer Dame mit ein paar Tinkern, die meinte, ich könne mir die ja mal anschauen. Davor war ich deutlich weniger Haare gewohnt, ich hatte als Pflege-/Reitpferde davor zwei Warmblüter, eine Traberin und eine Araberstute. Machte nix, Besitzerin, Stall und Pferde gefielen und so fing ich als Reitbeteiligung hauptsächlich auf ihrem Hengst an.
Das ging dann zwei Jahre lang gut, dann machte plötzlich eine alte Verletzung Probleme. Ich habe mich weiter um ihn als bedingt reitbares Pflegepferd gekümmert, aber eines Tages, als ich durch den Stutenpaddock auf die Hengstkoppel gehen wollte, kam ihre junge, zu dem Zeitpunkt etwa dreieinhalbjährige Stute auf mich zu, drehte sich um und pfefferte mir ihren Hinterhuf gegen das Schienbein, dass ich Sternchen vor meinen Augen tanzen sah. Es war quasi Hass auf den ersten Blick. Ich wollte ihr das nicht durchgehen lassen, hab mir das Mistvieh geschnappt, bin damit auf den Reitplatz marschiert, habe dabei festgestellt dass das Bein wahrscheinlich eh nicht gebrochen ist, und dann hat die sehr lustige Arbeit begonnen, mir mit ihr auszumachen, dass ich erstens nicht gebissen und zweitens nicht getreten werden will und dass wir drittens in die Richtung gehen, in die ich will. Der Ehrgeiz hatte mich gepackt, also habe ich mit ihr weitergearbeitet. Meine Stalltage sahen dann so aus: Erst mit dem Hengst eine gemütliche Geländerunde reiten, dann mit dem kleinen Stutenmistvieh Bodenarbeit oder bis an die Zähne bewaffnet spazieren gehen - sie hat mir noch eine Zehe gebrochen und ein blaues Knie verpasst. Tja, dann war Zeit zum Anreiten, da habe ich auch brav mitgemacht und habe aufgepasst, dass die Zicke nicht ihre Besitzerin über den nächsten Zaun schießt und habe mich sogar dazu bereiterklärt, beim ersten Mal angaloppieren oben zu sitzen - keine Ahnung, was mich da geritten hat, ist aber gut gegangen. Von da an habe ich ihre weitere Ausbildung gemeinsam mit unserer Trainerin übernommen. Dann hat sie mich bei einem der ersten Ausritte abgeworfen und mir damit sämtliche Bänder im Knöchel zerstört, ich konnte zwar zwei Monate in keinen Reitstiefel rein, aber ich bin trotzdem wieder auf sie aufgestiegen.
Die ersten zwei Jahre hat sie zwischen nett, freundlich, menschenbezogen und Arschgeige abgewechselt und ich war jetzt ihre Reiterin. Ich mochte sie schon irgendwie, aber hätte ich damals das Geld gehabt, hätte ich sie fix nicht gekauft. Und dann ist sie mir seltsamerweise ans Herz gewachsen, sie hat auch ihre extreme Zickerei abgelegt. Sie ist einfach toll, für einen Tinker dressurmäßig auch ganz gut begabt, wenn man vermutlich auch keinen Blumentopf mit ihr gewinnen würde. Ich kann mich noch erinnern, als meine Trainerin zum ersten Mal das Wort "Traversale" ausgesprochen hat - und ich nur gesagt habe: "Dir ist klar, dass das ein Tinker ist?" Tja. Schon mal einen Tinker Zick-Zack-Traversalen laufen gesehen? Ihre Intelligenz sucht ihresgleichen, man kann ihr alles beibringen. Die Stalltür hat wegen ihr mittlerweile zwei Riegel, die mit Sprungfedern gesichert sind und die man beide gleichzeitig betätigen muss, um sie öffnen zu können. Und ratet mal, wegen welchem Pferd noch eine neue Litze knapp überm Boden am Paddock eingezogen wurde? Sie ist ein absolutes Schmusepferd, super brav, aber immer noch ein ziemlicher Charakterkopf. Ich bezeichne sie jetzt mal vorsichtig als Verlasspferd - du kannst neben ihr eine Feuerwerksbatterie anzünden, sie bleibt stehen. Der Hufschmied kommt auf die grandiose Idee, ihre Hufe mit der Flex abzuschleifen, sie zuckt nicht einmal mit dem Ohr. Verärgere sie, und du kannst dich darauf verlassen: Du hast ein blaues Knie. Oder eine kaputte Reithose. Letztes Jahr hat die Besitzerin dann gesagt, sie überlegt sie in einem Jahr oder so zu verkaufen und ich hatte kurz Kopfkino, wie das wäre, zuzusehen, wie jemand sie probereitet, wie ein Transporter auf den Hof gerollt kommt und sie einsteigt und ich sie nicht mehr wieder sehe. Und mir hats die Tränen in die Augen gedrückt, alleine bei der Vorstellung. Also hab ich mein Studium abgeschlossen, mir sofort einen Job gesucht, Geld gespart was nur ging - und ab September hab ich dann einen Vollzeitjob, der genug abwirft, dass ich mir den Unterhalt eines Pferdes leisten kann, leider muss ich 2,5h von zuhause wegziehen, also habe ich mit der Besitzerin geredet - fein, ich darf sie kaufen und sie kommt mit mir mit.