So, ich habe mal die Rückfahrt für einen Bericht genutzt. Sorry, wenn's jetzt lang wird 
Am Donnerstag haben wir uns aus dem Ruhrgebiet aufgemacht Richtung Berlin. Wir, das sind mein Mitläufer Ingo und zwei Freunde, die während unserer Lauferei auf die Hunde aufpassen wollten. Den Donnerstag haben wir dann genutzt uns auf dem Campingplatz einzurichten und haben noch gemütlich zusammen gegrillt.
Am Freitag haben Ingo und ich uns auf den Weg zum Flughafen Tempelhof gemacht, wo die Marathon Expo stattgefunden hat. Das ist quasi sowas wie eine Messe auf der man auch seine Startnummer abholen musste. Um in den Startnummernbereich zu kommen, musste man schon mal seinen Startpass (den hatte man im Vorfeld per Mail geschickt bekommen) und Ausweis vorzeigen, um das wichtige blaue Teilnehmerbändchen zu bekommen.
Schon fast einen Marathon bis zur Startnummer gelaufen 
Die Startnummernausgabe war dann wie am Fließband: alle Unterlagen nochmal zeigen, blaues Bändchen nochmal zeigen und dann wurde das Ding frisch gedruckt. Dazu gab es dann einen Kleiderbeutel und (weil ich es dazubestellt hatte) ein Finisher-Shirt.
Die langersehnte Startnummer 
Danach sind wir dann noch über die Messe geschlendert, aber es war sehr voll, sodass wir zeitig wieder Richtung Campingplatz aufgebrochen sind. Immerhin bedeutete das für uns auch anderthalb Stunden Fahrt mit den öffentlichen Verkehrsmitteln, weil wir recht weit draußen gewohnt haben. Da hat sich das Ticket, das wir mit unserem Startpass erhalten haben, echt gelohnt. Aber wir haben auf der Messe auch Jan Fitschen getroffen und kurz mit ihm gesprochen. Er hat dann auch noch ein paar Tipps gegeben, das war schon cool 
Den Samstag wurden dann noch die Beine hochgelegt und entspannt. Ich habe noch ein kleines Läufchen zum Lockern gemacht und meine Übungen für die Hüfte.
Championchip für die Zeitmessung in den Schuh einfädeln
Klamotten bereit legen
Der Sonntag ging dann sehr früh los, um 4:30 Uhr hat der Wecker geklingelt
Glenni lüften, alles zusammenpacken, eine Kleinigkeit frühstücken und los. Glenni ist derweil zu unseren Freunden in den Wohnwagen gezogen und konnte da dann noch weiterpennen. Den ersten Mitläufer haben wir dann an der Haltestelle am Campingplatz getroffen und je näher wir dem Zentrum kamen, desto mehr wurden es. Auf dem Veranstaltungsgelände (direkt vor dem Bundestag) mussten wir uns erstmal orientieren. Ich musste mir noch neue Sicherheitsnadeln organisieren, weil ich meine vergessen hatte 
und dann haben wir quasi die restliche Zeit, bis wir zum Start mussten, damit verbracht in der Kloschlange zu warten
Klos gab es definitiv zu wenig....
Damit es nicht zu unübersichtlich auf der Strecke wird, sind alle Starter in Startblöcken einsortiert und diese dann in "Wellen" nacheinander auf die Strecke gelassen worden. Der Startblock wurde einem zugeteilt, je nachdem was man für eine Zielzeit angegeben hat (ab 3:15:00 musste man aber eine Referenzzeit vorweisen). Die Startblöcke A-D (wir waren in Startblock D) wurden um 9:15 gestartet. Die Elite rund um Kipchoge ist schon um 8:50 Uhr auf die Strecke gegangen. Die Vorstellung der Topläufer und deren Start haben wir nur gehört, weil wir zu dem Zeitpunkt schon im Gedränge waren, um in unseren Startblock zu kommen. Von unserem Startblock aus konnten wir eine große Leinwand sehen und was tatsächlich ziemlich cool gemacht war war, dass als um 9:15 Uhr der Startschuss für die erste Welle gefallen ist, sie den Elitestart nochmal auf der Leinwand gezeigt haben, sodass man das Gefühl hatte, man geht echt gemeinsam mit Kipchoge raus, obwohl ich ja wusste, dass der da schon lange unterwegs war. Bis wir dann aber wirklich losgelaufen sind, hat es noch gedauert. Um 9:32 Uhr bin ich dann auch mal über die Startlinie gegangen.
Im Startblock
Warten auf der Ideallinie
Das Rennen
Mit Blick auf die Siegessäule loszulaufen war schon sehr besonders! Es lief sich auch von Anfang an echt ganz flüssig. Ich habe erstmal nicht auf die Uhr geschaut und versucht meinen Rhythmus zu finden. Geplant war ja, sehr langsam anzugehen und nach hinten raus (also ab der Hälfte) zu schauen, was geht. Der erste Kilometer war dann schon recht zügig (4:49) und weil ich mich aber gut gefühlt habe, habe ich mich kurzfristig entschieden, erstmal in dem HF-Bereich zu bleiben, in dem ich da gerade war. Das habe ich die ersten 20km auch konsequent gemacht und sogar meine Durchschnittspace war ziemlich gut (immer so zwischen 5:02 und 5:04, angepeilt habe ich auf die Gesamtdistanz eine 4:58). Bei Kilometer 16 musste ich aber einmal zur Toilette, da habe ich eine knappe Minute verloren, trotzdem war das in dem Moment die beste Entscheidung ever. Ab Kilometer 20 habe ich dann die HF um 10 Schläge im Schnitt erhöht und ab Kilometer 32 habe ich die HF dann HF sein lassen und bin gerannt
ich wusste, dass ich zu dem was ich auf meiner Uhr eingestellt hatte (42,2km) einen Vorsprung rauslaufen musste, um die 3:30 noch zu packen, weil die Strecke etwas länger war als auf meiner Uhr. Aber tatsächlich war es mir kurz vor dem Ziel gar nicht mehr so wichtig, ob ich die Zeit schaffe oder nicht und ich wollte auch den Zieleinlauf durchs Brandenburger Tor genießen. Am Ende hat es ganz knapp gereicht mit 3:30:12 (also nicht für drunter, aber die 3:30 steht da ja trotzdem). Am Ende bin ich sogar 1404te geworden 
Tatsächlich muss man sagen: Berlin mag die schnellste Strecke der Welt sein (die erste Frau Tigist Assefa ist ja auch einen wahnsinns Weltrekord gelaufen), aber schnell ist die Strecke nur für die Profis. Für alle Amateure war es einfach soooooo voll, das richtig freies Laufen kaum möglich war und das kostet dann an vielen Stellen einfach Zeit und Kraft (ich bin einfach nicht so der Ellenbogen-Läufer, der überall durch muss und sich notfalls den Platz verschafft). Trotzdem war es ein mega Erlebnis, es gab so viel Support an der Strecke und Dank der Namen auf den Startnummern wurde man einfach auch von Wildfremden angefeuert. Das ist schon unglaublich toll und hat richtig Spaß gemacht!
Es freut mich auch, dass mein Training funktioniert hat und ich in der ganzen Euphorie trotzdem taktisch klug gelaufen bin (der Respekt vor der Distanz war einfach zu groß
). Was ich unterschätzt habe: die letzten fast 10 Monate hat sich sportlich alles um Berlin gedreht. Bei allem, was ich ansonsten angestellt habe, war immer klar, das Berlin absolute Priorität hat. Jetzt ist Berlin vorbei und das, worauf man so lange hingefiebert hat, weg. Aktuell habe ich auf nichts mehr Lust und möchte alle kommenden Veranstaltungen, die ich gemeldet habe, am liebsten absagen. Das wird sich wieder einpendeln, aber zeigt vielleicht auch, was ich da in den letzten Wochen mental von mir selber verlangt habe. Auch mein Kalender.... der ist so leer diese Woche 
Ach so, da fällt mir noch das Thema Schmerzen ein: heute habe ich schon deutlich Muskelkater in den Oberschenkeln. Und leider hat sich auch die Hüfte gemeldet (auch gestern im Rennen ziemlich früh, aber nicht so schlimm wie Anfang des Jahres). Da muss ich nochmal mit meinem Physio Rücksprache halten. Ansonsten haben mir tatsächlich gestern beim Laufen als erstes (und auch sehr früh) die Waden wehgetan, dann die Hüfte, dann zwischendurch immer wieder mal die Schienbeine und so ab Kilometer 32 ALLES 
Insgesamt war es mit allem drum und dran ein riesen Erlebnis und ich kann es nur jedem empfehlen, der ein bisschen Spaß am Langstreckenlaufen hat. Ich bin total berührt davon, wie viele das Ganze verfolgt haben und mit mir mitgefiebert haben (auch hier). Wir hatten ein tolles Kurzurlaubswochenende und ich bin froh, dass ich Glenni die ganze Zeit gut betreut wusste (er hat sogar vielleicht eine neue Freundin
).