Beiträge von Julia H.

    Ich war heute mit Pauli wieder bei unserem Physio.


    Vorab: wir haben ein gutes, kollegiales THP-Physiotherapeuten-Verhältnis und ich bin mehr als froh, endlich mit ihm jemanden Kompetentes zu haben, an den ich Kundenanfragen, die eindeutig behandlungstechnisch in den Physiobereich gehören, überweisen kann. Er überweist entsprechend auch an mich oder rück, wenn ein Thema nicht in sein Aufgabengebiet gehört. Unsere gemeinsamen Kunden schätzen diese Kooperation im Sinne ihrer Tiere sehr.


    So haben wir uns natürlich heute auch, wie so oft, (fachlich) ausgetauscht. Bezüglich Pauli hatte er zwischenzeitlich Rücksprache gehalten mit seinen ehemaligen Ausbildern, ob sie so einen Fall wie Pauli schon mal hatten und wenn ja, wie sie hier weiter vorgegangen sind. Er überlegt nämlich, für Pauli Schienen anzufertigen, um die Beine, die Sehnen weiter zu strecken, bzw.gestreckt zu halten.


    Was er mir dann so berichtete, machte mich etwas sprachlos, bestürzt und auch traurig. Die Ausbilder meinten, sie selbst und auch die meisten Physios würden so einen Fall gar nicht erst annehmen, die Behandlung gar nicht erst starten, sondern sich auf die typischen Arbeitsbereiche wie Cauda Equina, Arthrose, Gelenkbeweglichkeit generell fokusieren.


    Warum?


    Weil offenbar die wenigsten Besitzer das wirklich durchziehen. Aus Kostengründen, wofür man Verständnis haben muss, aber auch,weil es ihnen zu langsam voran geht. Da soll es tatsächlich Leute geben, die nach zum Beispiel 10 Sitzungen schon wahre Wunder erwarten!


    Sie raten an, es wenn überhaupt, wie hier nun bei Pauli, es 1 Jahr zu versuchen.Wenn dann die Hüftmuskulatur nicht "aufwacht" und mit(re)agiert, sei es sinnlos.


    Die Sitzungen mit Pauli bei meinem Kollegen sind für mich bisweilen doch ein emotionales Auf und Ab. Ich freue mich über jede positive Äußerung von ihm, sauge sie richtig in mich auf, verliere aber natürlich trotzdem nie das Wissen aus den Augen, dass es eine wirkliche aussagekräftige Prognose nicht gibt. In meinem Job als THP kann und darf ich eine solche auch nicht tätigen.


    Wenn ich mir vor Augen führe, wie stark angewinkelt ( kontrahiert) Pauli`s Beine im Mai/Juni waren, als er zu mir kam und wie weit wir im Vergleich doch schon gekommen sind, stimmt das positiv. Trotzdem weiß ich, dass selbst wenn wir Pauli eines Tages doch auf die Beine bekommen sollten, er nie wieder wird laufen können wie ein "normaler" Hund. Vielleicht wird er sich auf den Beinen halten können, etwas wackelig gehen können.Aber auch hier wären dann Folgeschäden zu befürchten wie Abschürfungen, Schleifspuren, Wunden mit den entsprechenen nötigen Vorkehrungsmassnahmen.


    Mein Physio hat bereits einen gelähmten Hund aus Kroatien und es geschafft, dass dieser wieder geht und steht. 1 1/2 Jahre hat er an diesem Hund unermüdlich hingearbeitet, wobei ihn da sicher auch einige Kollegen, wie ich nun weiß oder erahne, als verrückt bezeichnet haben, dass er sich eine derart vermeintlich aussichtslose Aufgabe antut. Aber genau wegen seines eigenes Hundes und dieser Zähigkeit habe ich nebst seiner fachlichen Qualifikation vollstes Vertrauen zu ihm.


    Seinem Hund geht es prima! Er hat Freude am Stehen und wackeligen Hüpfen :)


    Wenn ich merke, dass tiefe Traurigkeit mich überkommt, weil ich daran denke, was mein Pauli hat erdulden müssen und was ihm geraubt wurde, versuche ich auf Verstand umzupolen und mir vor Augen zu führen, dass es ihm ja trotzdem gut geht.
    Er ist in Sicherheit, er ist raus aus einem Land, in dem Tiere keinen Wert haben, in dem grade aktuell wieder massenhaft gemordet wird in den Lagern und Sheltern.Er hat Familie, Hunde- und Katzenfreunde, jeden Tag zu essen, muss nicht frieren oder in seinen eigenen Exkrementen liegen über viele lange Stunden.


    Und er hat mich- die ihn über alles liebt.


    Mein Physio und ich sind uns einig: egal, was andere sagen.Pauli bekommt seine Chance und wir ziehen die Behandlung mindestens 1 Jahr durch. Und ICH erwarte mit Sicherheit nicht, dass mein gelähmter Hund nach nur 10 Behandlungen wieder auf den Beinen ist.


    Ich werde auch alle Gefühle aushalten, die damit einher gehen: Hoffnung, Resignation, Hoffnung, Ungeduld, Hoffnung, Unverständnis bei Stillstand,.... Hoffnung.


    Bei meinem Timo und bei meiner Lola ist die Diagnose "Querschnittslähmung" unwiderruflich.Mit Fakten umzugehen fällt mir immer leichter.


    Aber bei Pauli besteht eben - Hoffnung.

    Ja, das geht. Ein Rolli ist nicht nur für total gelähmte Hunde geeignet, sondern eben auch für beeinträchtigte zur Unterstützung. Oft auch zur Rehabilitation usw. Wichtig ist nur, dass der Hund wirklich schmerzfrei im Rolli steht. Bei Beeinträchtigung durch zum Beispiel Arthrose wird es schwierig.

    @Julia H.
    Ich habe meine Bewunderung für deine Leistung schon mehrfach geäußert. Du ermöglichst deinen Hunden so viel...! :applaus:
    Ich habe ja "nur" meine blinde Vini. Mit der Situation war ich anfangs schon etwas überfordert. Aber wenn ich lese, wie du mit allem umgehst, hat mir das auch Zuversicht gegeben. Wie gehts deiner Blindmaus? Ich hoffe, sie macht sich so gut, wie meine schnute :cuinlove:

    Schön, dass Du Dich eingefunden hast in die Situation- die ja wirklich nicht einfach ist! Wie gehts Deiner Vini? Meiner Lola geht es soweit gut, bis eben auf das extreme Übergewicht und schlechte Zähne als Folge von SARD.

    Sag mal,darf ich was fragen? Es gibt doch auch Gehhilfen für alte Hunde. Wir hatten eine Zeitlang für unseren Senior darüber nachgedacht Er wurde knapp 18, war aber in seinen letzten 2 Jahren ein echter Pflegefall, der aber immer noch überall dabei sein wollte. Er hatte eine degenerative Myelopathie und konnte zunehmend schlecht laufen/stehen.


    Hast du mit solchen Hilfsmitteln Erfahrung? Sind das auch richtige Rollis (ich kenne bisher Tragehilfen)?

    Klar, gibt es Gehhilfen, bzw. Tragehilfen- was aber anstrengend sein dürfte bei einem Spaziergang. Einen so alten Hund, der aber zum Schluss ein Pflegefall war, hätte ich aber auch nicht mehr in einen Rolli gesetzt aufgrund der nötigen, hohen Kraftanstrengung. Ich würde einen solchen Hund in einen Buggy setzen zum Spazierenfahren.

    Ich bin einfach nur voller Bewunderung für deine Leistung!
    Und fühle mich in meinem seit ca. 3 Jahren bestehenden intensiven Wunsch bestärkt, beizeiten einen Rollihund aufzunehmen und/oder Hospizpflegestelle zu werden.


    Es gibt für mich nichts Schöneres, als traumatisierten, verletzten oder kranken Hunden nochmal zeigen zu dürfen, dass es auch anders geht.


    Bitte berichte unbedingt weiter, auch von allen negativen Aspekten!! Ich finde das einfach großartig :smile:

    3 Jahre Nachdenken ist eine lange Zeit, aber sicher nicht verkehrt.Ich bin ja mehr oder weniger mit meinem Timo in das Thema reingestolpert. Darf ich fragen, was Dich bisher abgehalten hat?
    Sollte es doch eines Tages soweit sein und Du zum Beispiel einen Rollihund bei Dir aufnehmen, helfe ich Dir gerne mit Rat und Tat, sofern Du das möchtest.

    Ich habe hier eine Hundedame aus Bulgarien, Buffy. Sie kam mit 4 Monaten zu mir, da ihre Eltern auf der Straße erschlagen wurden. Sie war "nur" eine extreme Angsthündin aber auch da heißt es Fingerspitzengefühl zu zeigen, nun schon Omi mit fast 16 Jahren und den kleinen Fussel, mit seinen Verhaltensauffälligkeiten und der an Epilepsie leidet aber alles kein Vergleich zu deinen Aufgaben.


    Hier lese ich gern weiter mit! ;)


    LG Sabine

    Oh je!! Extreme Angsthündin- da weiß ICH nun, was DU hier leistest, da ich auch so ein Hundemädchen hier habe, bzw. hatte. Meine Merle. Sie kam vor 1 Jahr aus Bosnien zu mir. Völlig traumatisiert, verängstigt und ich musste über Wochen,Monate alles von der Pike auf mit ihr zusammen erarbeiten. Inzwischen aber hat sie sich zu einer Traumhündin entwickelt.
    Und: einen Epileptiker zu haben und zu versorgen ist eine immense und sehr belastende Aufgabe!!!! Mein inzwischen verstorbener Hund Brigo war seit seinem 2.Lebensjahr Epileptiker und ich kann da sehr gut nachfühlen, was das für Dich bedeuten mag.
    Daher: Hut ab!!!!!!!!!

    Danke liebe Sabine und WOW, wenn Du Dich durch den ganzen Thread gelesen hast :D
    Tja- mein Physiotherapeut sagte jüngst erst wieder, dass Pauli`s Sehnen wie Beton seien, extrem kontrahiert, bis zu 4-5 cm fehlen da noch an Streckung, um ihn wirklich mal auf die Beine stellen und Übungen beginnen zu können und- dass das nicht von heute auf morgen entstanden ist. Es geht wirklich zäh. ABER: ein Bein zieht er bereits aktiv zurück. Man muss einfach froh sein, über den kleinsten Fortschritt.

    Diese Schutzverträge dienen am ehesten dazu, Katzenklos damit auszulegen- falls man Katzen hat.Ganz besonders witzig finde ich immer die Klausel. dass einem Beauftragten des Vereins jederzeit, ohne Voranmeldung Zutritt zu den Privaträumen gewährt werden muss.
    Nicht mal die Polizeit darf ohne Hausdurchsuchungsbefehl Zutritt fordern, aber klar-Tierschutzvereine schon.

    Ah, danke für die Erklärung. Nun muss der Herr von und zu ja nur noch kapieren, dass das Teil gut für ihn ist, oder?

    :D :D :D
    Also zum Glück hat Pauli sich hier von Anfang an NICHT wund gescheuert auf unseren Fliesen.Beine tipp topp. Daher konnte ich mir mit dem Sack nachnähen Zeit lassen. Tja- Pauli liegt zu meinem Missfallen gerne eher hart und kühl. ICH will aber, dass er `nen warmen Popo hat und ziehe ihn daher immer auf seine Decken oder Matten. Habe ihm EXTRA von unserem Physio eine Physiomatte gekauft!!!! Pah!-sagt er dazu. Mal sehen im Winter.Wenn der Boden wirklich kalt ist, kommt Pauli ohne Widerrede in den Sack :D :D