Beiträge von Winterhauchengel

    "mach sie mal los, die regeln das schon" finde ich kritisch. Nicht nur aus dem Grund, dass es schief gehen kann. Das Problem ist auch, dass du den Kontakt zu ihr verlierst. Sie achtet nicht mehr auf dich und prescht direkt los. Wie soll sie lernen, sich an dir zu orientieren, wenn du sie in die Situation rein schickst? Dazu kommt, dass nur ein unsicherer Hund solche Verhaltensweisen zeigt, denn ein souveräner hätte es nicht nötig. Und unsicherer Hund bedeutet, dass du sie schützen musst. Denn sie ist offenbar mit dieser Aufgabe überfordert. Mittlerweile kann das Pöbeln an der Leine bei ihr auch verknüpft sein mit "wenn ich nur genug belle, werde ich los gemacht". Und ohne Leine ist sie ja auch nicht entspannt, wie du selbst schreibst. Das heißt für mich, dass ohne Leine keine Alternative ist.
    Bögen laufen finde ich erstmal eine gute Idee. Nur wird das allein wohl nicht dazu führen, dass Bonnie entspannt ist. Du sagst, du "versuchst", sie absitzen zu lassen. Das heißt, es klappt wahrscheinlich nicht, weil Bonnie zu sehr abgelenkt ist, oder? Für einen Hund, der so aufgeregt ist, ist es eine Meisterleistung Kommandos zu befolgen. Schafft sie es denn in Gegenwart von Rüden zu sitzen? Oder auch da schwierig. Das wäre mal ein erster Ansatz um ihren Impuls zu kontrollieren. Es ist ebenfalls wichtig, dass du Bonnie immer dann belohnst, wenn ein Hund noch in der Ferne ist und sie NOCH ruhig ist. Wenn du dich nicht völlig blöd anstellst, lernt sie so mit der Zeit den Zusammenhang zwischen sich ruhig verhalten und Belohnung. Aber das braucht natürlich viel Training.

    Hallo Rosi,


    erstmal fände ich es wichtig, dass du Bonnie grundsätzlich an die Leine nimmst, wenn du sie nicht abrufen kannst. Wenn ich mir vorstelle, ich komme euch mit meiner Hündin (natürlich angeleint) entgegen und Bonnie läuft schnurstracks auf sie zu... In der Situation könnte ich meine Hündin nicht vor Bonnie schützen und das ginge nicht gut aus.


    Es wäre hilfreich zu erfahren, wie du bisher in den Situationen reagierst?


    Liebe Grüße
    Lisa

    Hallo zusammen,


    seit Anfang Januar wohnt eine Hündin aus dem Tierschutz bei mir. Sie ist allem Neuen gegenüber sehr unsicher und reagiert ausgesprochen empfindlich auf schnelle Bewegungen. Unsere Spaziergänge gestalten sich daher sehr anstrengend für uns beide. Sobald sie registriert hat, dass wir gleich raus gehen, beginnt sie zu hecheln. Draußen angekommen wird sie von allen Reizen überflutet und schafft es unter diesen Bedingungen natürlich nicht, ihre Aufmerksamkeit auf mich zu richten. Unser größter Feind sind fahrende Autos. Ohnehin schon mit aller Kraft an der Leine ziehend, sprintet und springt sie in Richtung Autos und verjagt jedes einzelne - ziemlich erfolgreich natürlich, woher soll sie auch wissen, dass das Auto sowieso weiter fahren würde...
    Wir haben bisher recht gute Fortschritte mit einem Markersignal gemacht, es gibt draußen sogar einige Situationen, in denen sie das Signal wahrnimmt und sich von den anderen Reizen kurzzeitig lösen kann. Das Markersignal haben wir übrigens mit den Supermegaextraleckerchen aufgebaut, für die sie in der Wohnung so gut wie ALLES tun würde ;-) Das zeigt, wie schwer die Situation draußen für sie leider ist...
    Im Moment habe ich aber das Gefühl, dass wir auf der Stelle stehen, klar gibt es immer bessere und schlechtere Tage, aber insgesamt scheint sich das an der Leine Ziehen und Springen sogar eher zu verschlimmern (und wenn ich sage ziehen, meine ich eher ein mit den Vorderpfoten in den Boden graben und sich nach vorne schaufeln, während die Hinterbeine vor lauter Kraftaufwand schon halb im Erdboden versinken...). Wenn permanent 25 kg in die Leine sprinten, ist das natürlich für beide Seiten schmerzhaft und wenn man selbst dann auch noch einen schlechten Tag hat, ist es Schwierig, Gelassenheit und Sicherheit auszustrahlen... Natürlich ist mit einem derart abgelenkten und überfluteten Hund auch nicht zu trainieren, aber ich verliere im Moment etwas den Mut. Ich würde so gerne mal entspannt mit ihr spazieren gehen :(


    Ihr Leidensgenossen da draußen, wie geht ihr damit um? Was hat euch und euren Hunden besonders dabei geholfen, die Umwelt nicht mehr als bedrohlich zu empfinden?


    Liebe Grüße
    Lisa

    Und verändert hat sich seitdem auch nichts? :(
    Dann hast du wohl nun die Aufgabe zu entscheiden, wie belastend es für den Hund ist. Ein anderer Tierarzt kann ja auch eine Bereicherung sein. Ich wünsche euch jedenfalls alles Gute!

    Hallo,


    ich habe viele Antworten nur überflogen, gebe aber trotzdem kurz meinen Senf dazu in der Hoffnung, dass es sich nicht wiederholt :-)


    Arbeitest du mit deinem Hund bisher mit einem Markerwort/Clicker (letzteres wäre hier vielleicht auch eher ungeeignet wegen des Geräuschs)?
    Ich habe auch eine unsichere Hündin und bestätige oft erwünschtes Verhalten, wenn sie es gerade von sich aus zeigt. Wir Menschen neigen dazu das hervor zu heben, was nicht klappt und sehen das was klappt, als selbstverständlich an. Außerdem denken wir oft nicht daran, dem Hund ein Alternativverhalten zu bieten. Etwas einfach nicht zu tun, ist keine Option. Kein Lebewesen kann nichts tun, außer es ist tot. Fakt ist auch, Hunde (und auch Menschen!) zeigen das Verhalten, für das sie gelobt werden automatisch öfter und somit bleibt viel weniger Platz für unerwünschtes Verhalten.
    Übertragung aufs menschliche Leben zur Verdeutlichung: Du kochst jeden Tag für dich und deinen Partner. Du kochst besonders oft Kartoffeln, dein Partner mag aber eigentlich viel lieber Nudeln. Statt dir zu sagen, dass er Kartoffeln nicht so gerne isst, kommentiert er stattdessen jedes Mal, wenn es KEINE Kartoffeln gibt, wie lecker doch das Essen ist ;-) Das würde ganz unterbewusst dazu führen, dass du öfter Nudeln kochst und somit weniger Kartoffeln.
    Falls du genaue Infos für das Training möchtest, um damit arbeiten zu können, gebe ich dir gerne einen intensiveren Einblick in das Thema :-)
    Abschließend noch: Es ist wichtig, eine "Methode" nicht nur auszuprobieren und nach einigen Versuchen zum nächsten überzugehen. Das verunsichert sonst nur noch mehr, weil der Hund am Ende gar nicht mehr weiß, was du von ihm erwartest. Wenn du dich für einen Weg entscheidest, solltest du erstmal eine Weile dabei bleiben.


    Liebe Grüße
    Lisa

    Hallo,


    grundsätzlich hast du schlechte Karten, wenn sich die Nachbarn durch euren Hund gestört fühlen - unabhängig davon was im Vertrag steht. Die Erlaubnis zur Hundehaltung kann vom Vermieter bei Störung jederzeit widerrufen werden. Da kannst du nur darauf hoffen, dass der Vermieter Kompromissbereit ist und Verständnis zeigt, nachdem du mit ihm gesprochen hast. Ich kann dir aus Erfahrung aber auch sagen, dass es nicht gerade zur Atmosphäre im Haus beiträgt, wenn man ständig im Kopf hat "hoffentlich jault er nicht, hoffentlich jault er nicht". Das kann einen schnell den Blick fürs Wesentliche verlieren lassen, man reagiert eventuell schnell unangemessen auf den Hund, dieser wiederum versteht nicht, was du von ihm möchtest und der Frust entsteht auf beiden Seiten. Ich hab gesehen, dass du noch sehr jung bist und schließe daraus (nimms mir bitte nicht übel, wenn ich das falsch interpretiere), dass du noch wenig Hundeerfahrung hast und selbst unsicher bist, wie du dich richtig verhältst. Ich würde dir ebenfalls empfehlen, eine Hundetrainerin zu kontaktieren. Ich halte viel von der Homepage "Trainieren statt dominieren". Dort kannst du dir relativ sicher sein, dass der Trainer ausschließlich positiv arbeitet.
    Es wäre für uns hier hilfreich, wenn du ein bisschen mehr über eure Situation berichtest. In welchen Situationen jault/bellt er? Stammt er aus dem Tierschutz? Wie lange ist er bei euch? Wie sieht es mit dem Grundgehorsam (Ich mag dieses Wort eigentlich nicht, aber jeder weiß, was damit gemeint ist) aus? Wie ist euer Tagesablauf? Wie beschäftigt ihr ihn ansonsten geistig?
    Welche Frage sich mir beim nochmals durchlesen gerade stellt: Du schreibst, er hat Angst vor Menschen und jault/bellt deswegen in der WOHNUNG. Sind denn so viele fremde Menschen bei euch zu besuch? Oder sieht er Menschen auf der Straße? Oder wenn sie durchs Treppenhaus laufen?


    Liebe Grüße
    Lisa