Beiträge von Michael13

    Du setzt keine Grenze, sagst nie "so nicht"? Du gibst keinen Rahmen vor, machst keinen Abbruch? Klingt hier danach . Du lebst nur vor und ignorierst ansonsten?!

    Das kommt vielleicht ein wenig falsch rüber. Ich gehe davon aus, dass diejenigen, die in diesem Thread diskutieren, vorab versucht haben, sich ein Bild von den Methoden Ulv Philippers zu machen, und dementsprechend seine Homepage und/oder seinen Youtube-Channel besucht haben. In den Erklärungen und Videos wird ja gut deutlich worauf er größten Wert legt: Stop-Kommando in jeder Situation. Damit ist gemeint, dass ich meinen Hund in wirklich jeder Situation - also z. B. auch während einer Panik-Reaktion - stoppen kann. Dass ich dies nicht dadurch erreiche, dass ich den Hund vorher einfach ignoriert habe, sollte wohl klar sein. Die Quintessenz seiner Methode ist jedoch, dass ich meinen Hund hinterher nicht mehr korrigieren muß, weil ich einfach einen sehr guten Begleiter an meiner Seite habe, der sich an mir orientiert.


    Ganz ehrlich, das ist doch Humbug, dass das ohne Grenzen und damit ohne Kontrolle funktioniert. Der Hund wird in den entscheidenden Momenten verunsichert, wendet er sich dem Menschen zu, ist alles gut, da ist es sicher, macht er wirklich sein Ding, folgt Konsequenz. Das ist kein Zauber, das machen so einige Hundetrainer so. Wenn ich mich irre, bitte, erkläre es mir.

    Ich sage nicht, ohne Grenzen, aber ich sage: ohne Kontrolle. Der Hund kennt seine Grenzen und hält diese ein, ohne dass ich dies kontrollieren muß. Der Hund kann beim Spaziergang die ganze Zeit über sein Ding machen, rumschnüffeln etc., aber er orientiert sich dabei ständig an mir. Das heißt jetzt nicht, dass er - wie es manche Hütehunde tun - an meinem Schenkel klebt und die Augen nicht abwendet, oder sich nicht ein paar Meter von mir entfernt.
    Bei der Rettungshundearbeit beispielsweise - wir betreiben Flächensuche - ist mein Hund ziemlich auf sich gestellt und muß selbstständig Menschen suchen und anzeigen. Da sehe und höre ich meinen Hund zeitweilig gar nicht mehr.



    Ich habe 4 Hunde, die sind alle unterschiedlich und schauen aufeinander und keiner käme auf die Idee, einem anderen das Jagen zu verbieten oder zu erwarten, dass der andere Hund bei Spaziergängen nur zu ihm schaut... im Gegenteil, das wäre höchst nervig für den entsprechenden Hund.

    Wie bereits vorher in diesem Thread diskutiert, ist die Jagd für ein Rudel etwas Existenzielles und damit von immenser Bedeutung. Dort gilt, dass nicht gejagt wird, solange der Rudelführer nicht das entsprechende Signal gibt. Damit wird verhindert, dass nicht jeder Halbwüchsige los rennt, sobald er ein Stück Wild entdeckt, und somit jeden Jagderfolg zunichte macht. Da geht es nicht um "Verbieten". Bei deinen Hunden solltest du der Rudelführer sein, somit gilt, dass nicht gejagt wird, wenn du das nicht willst - also nie, es sei denn, du bist Jäger. Ich habe es nach einigen Wochen der Schulung durch Ulv Philipper probiert, bin mit meinem Hund unangeleint über eine Wiese spaziert, auf der sich ungefähr ein Dutzend Kaninchen tummelten, an einer Stelle, an der mein Hund mich bereits einige Male stehen lassen hat. Ich mußte kein Wort sagen, sie war zwar ziemlich angespannt und hat die Kaninchen intensiv beobachtet, wich jedoch nicht von meiner Seite. Keine Kontrolle - voller Erfolg! Auch dazu gibt es ein entsprechendes Video von einer Frau mit einem Windhund, die ebenfalls nach wenigen Wochen Training bei Ulv Philipper das Gleiche tut. Finde ich schon beeindruckend, wenn ich an die vielen Podenco- und Galgo-Besitzer denke,die traurig berichten, dass sie ihre Hunde ja nicht von Leine lassen können.


    Viel Geld bezahlt und weit gefahren damit man euch sagt das ein nicht abrufbarer Hund an die Leine gehört??? Respekt..... Ich sollte auch trainer werden

    Naja, ganz so war es nicht, vielleicht hast du nicht weiter gelesen?
    Immerhin kam keiner der fünf vorher aufgesuchten Hundetrainer auf diese einfache Idee.
    Wir selber auch nicht, waren wohl ein bißchen ahnungslos. Wir hatten vorher einen Hund, der ein absoluter Glücksfall war: total auf meine Frau und mich fixiert, immer in unserer Nähe, kein Interesse an der Jagd, eine Leine hatten wir meist nicht einmal dabei. Wenn ich jetzt so darüber nachdenke.... sie hat nie Kontrolle durch uns erfahren....
    Viel Geld bezahlt - diese Aussage hatte ich ja bereits relativiert, für die anderen Trainer vorher haben wir alles in allem mehr ausgegeben, bei null Erfolg. Mit Unterstützung durch Ulv Philipper haben wir innerhalb von ca. 10 Wochen - bei einer Trainingsstunde pro Woche - aus einem unkontrollierbaren "Jäger" einen guten Begleithund gemacht. Finde das Preis/Leistungsverhältnis absolut ok.


    Darum, je besser der Gehorsam, um so mehr Freiheit gibt es. Das ist nicht neu, nichts besonderes, sondern Alltag.

    Stimmt, das weder neu, noch etwas Besonderes, sondern Alltag - in der konventionellen Hundeerziehung.
    Mit den Methoden Ulv Philippers hat dies jedoch nicht das Geringste zu tun.





    Das ist aber nicht nur die Erkenntnis von Ulv Philippers

    Ob noch mehr Leute das erkannt haben, entzieht sich meiner Kenntnis, hier jedenfalls wird es sofort in Zweifel gezogen.



    Sorry wenn ich mich hier einbringe, aber ich denke Ulv Philippers ist nicht von vorne herein alleine auf die Idee gekommen. Und ob Schlauch etc oder Rappeldose, macht keinen Unterschied ;-) Nur damit die Methodik eines anderen nicht angegriffen wird, nimmt man eine Rappeldose ..hmm doch im Prinzip die gleich Umsetzung ..komisch

    Ich denke nicht, dass du dich entschuldigen musst, in einem Forum soll man sich doch einbringen, oder? ;)
    Nicht das Hilfsmittel macht den Unterschied, sondern die Art und Weise des Einsatzes.
    Ich kann mir auch mit dem Hammer auf den Daumen hauen, dann ist der Nagel immer noch nicht in der Wand...
    Ulv Philipper setzt Hilfsmittel nicht sanktionierend ein, und das ist eben der große Unterschied zu allem, was ich bisher in der Hundeerziehung kennengelernt habe.

    Hätte ich meine Rüden nach ihren Möglichkeiten handeln lassen, hätte der eine sämtliche Hündinnen vernascht, der andere Golden Retriever verprügelt, je mehr desto besser.


    Die Jungrüden hätten in ihrer ungestümen grobmotorischen Art alles platt gewalzt, was nicht bei 1 auf Frauchens Arm gelandet wäre.


    Die Möglichkeiten sich auszuleben sind, wie eigentlich bei allen Lebewesen, begrenzt. Zu ihrem und dem Schutz anderer.

    Und wenn du all diese Problem in den Griff bekommen hast - mit welchen Methoden auch immer - dann ist doch alles gut. Dann brauchst du niemanden, der dir hilft, und kannst vielleicht sogar anderen helfen, Hut ab!

    Dieser Begriff steht da aber nicht.

    Vielen Dank für den Hinweis auf meinen Flüchtigkeitsfehler!


    Und das soll nun die bahnbrechende Erkenntnis des Ulv P. sein?

    Nein, das soll sie natürlich nicht sein. Es ging nur darum, die fast absolut gleiche Wortwahl des Foristen und Ulv Philippers herauszustellen, fand ich bemerkenswert.


    Je besser mein Hund auf mich hört, um so mehr Freiheiten hat er, kann er im Rahmen des Möglichen, nicht seiner Möglichkeiten, tun was er mag. Das ist doch nun kein Hexenwerk, sondern grundlegende Erziehungsarbeit. Warum das in, "Methoden" über die man nicht spricht, nebulös angedeutet wird, kann ich nicht nachvollziehen.

    Da kommen wir der Sache schon näher, das ist die (wenn man so will auch bahnbrechende) Erkenntnis Ulv Philippers: genau mit diesem Prinzip funktioniert das Miteinander zwischen Mensch und Hund eben nicht.
    Dieser Satz bedeutet: wenn du dich beschränken lässt, bekommst du Freiheiten.
    Ich denke, man muß kein Psychologe oder Hundetrainer sein, um die immanente Absurdität dieser Aussage zu erkennen.

    Hallo zusammen,


    noch einmal zur Klarstellung: bei meinem Hund wurde während der Arbeit mit Ulv Philipper kein Sprühhalsband eingesetzt. Ich hätte aber mit dem Einsatz eines solchen auch kein Problem gehabt, würde es als harmloses Hilfsmittel einordnen. Die erwähnte Bekannte hat das Sprühhalsband eingesetzt, jedoch aus eigener Initiative, sie war niemals bei Ulv Philipper. Das Sprühhalsband hatte ich mir seinerzeit auch mal von ihr ausgeliehen (das war, bevor ich zu Ulv Philipper ging), hatte aber auch nicht den erhofften Effekt. Das hat mich gelehrt, dass es bei den Hilfsmitteln nicht um die Technik selber geht, sondern um das Konzept, wie ich Hilfsmittel wann einsetze.




    Das Prinizp orientiert sich an der 'Führung durch Seniorität' bei z.B. Wölfen. Die Älteren Tiere führen, da ihr Können Jagderfolg bringt. Die Jüngeren lernen von den Älteren und kooperieren dafür freiwillig.

    Der Begriff Seriosität gefällt mir. Allerdings wird die ganze Diskussion zu sehr in Richtung "Jagderfolg" gedrängt (allerdings nicht von dir, wie ich betonen möchte!). Ich denke nicht, dass allein der Jagderfolg darin mündet, dass einem Leittier gefolgt wird. Es geht vielleicht wohl vielmehr darum, alle Situationen zu meistern, die im Alltag anfallen.






    Das würde aber nicht bedeuten, daß man den Hund ignoriert. Sondern man ruft ihn halt bloß nicht ständig heran, kommandiert ihn rum, korrigiert dauernd sinnlos an ihm rum, etc.


    Daß ständige "Kontrollversuche" (das Wort Versuch allein impliziert für mich, daß genau dies ja nicht gelingt!) Streß für den Hund bedeuten, ist mir schon klar. Aber es bedeutet mit Sicherheit keinen Streß für den Hund, wenn ich ihn de facto unter Kontrolle habe. Weil er das sieht als: "die weiß, was sie macht, auf die kann ich mich verlassen, die regelt Situationen für mich, die ist zuverlässig" etc.etc. Will heißen, dafür brauch ich ihn net dauernd rumzukommandieren, weil ich weiß, er achtet eh auf mich, ich muß ihn nicht an meinen Beinen kleben haben, weil ich weiß, er kommt, wenn was wäre, und wenn ich weitergehe, wird er mir auch folgen, ohne daß ich ihn rufe. Also bedeutet für mich "Kontrolle haben", daß ich den Hund eben gerade deswegen laufen lassen kann, weil ich ich auf ihn verlassen kann und er auf mich achtet. Und nicht "ich hab ihn ständig panisch im Blickwinkel, weil er was anstellen könnte".


    Vielleicht ist ja sowas gemeint mit der "Kontrolle"? Keine Ahnung, ist nur ne Idee, aber diese würde wiederum zum Einsatz von Sprühhalsband & Co. nicht passen... (zu dem Argument, daß Dein Hund ja auch im Garten mit Wasser spielt: wenn der Sprühstoß einen Hund im seinem Handeln zu unterbrechen in der Lage ist, bedeutet der Sprühstoß ihm nicht nichts. Auch wenn er im Garten Wasser als toll empfindet, aber das ist ja ne ganz andere Situation. Würde Wasser durch das Gartenspielen positiv verknüpft, könnte ich mittels Sprühstoß den Hund im Trieb nicht im Handeln unterbrechen, sondern würde ihn damit in dem Handeln nur bestätigen. Logisch, oder?)

    Zum Großteil gehe ich mit dir hier konform, bei Ulv Philipper wird nicht ständig an dem Hund herumkorrigiert, gerufen wird der Hund so gut wie gar nicht, weil er sich sowieso immer in unmittelbarer Nähe des Hundeführers befindet und sich an diesem orientiert.
    Sämtliche Hilfsmittel kommen bei Ulv Philipper lediglich während der Schulungsphase zum Einsatz, ich habe das Gefühl, dass einige Foristen glauben, er würde seinen Kunden empfehlen, diese für den Rest des Lebens einzusetzen.
    Der Vergleich mit Sprühhalsband und Wasserschlauch hinkt, das gebe ich gern zu. Es ging mir eigentlich darum, herauszustellen, dass meine Lilly in bestimmten Situationen schon hart im Nehmen ist (auch wenn sie in anderen wiederum als absolutes Weichei durchgehen kann).





    (1) Dir ist schon klar, wer A sagt soll auch B sagen, außer man verfolgt eine gewisse nicht uneigennützige Strategie (Werbung, etc) und ist dann weit vom Meinungsaustausch entfernt.
    Ich denke die Meisten, so hoffe ich, würde sich schon begnügen wenn man die Grundpfeiler dieser Methode benennt. Klar FÜHRUNG, aber dies ist ein breit gefasstes Begriff und daher nichts sagend, zu diesem Thema gibt es so viele Kontroverse Meinungen und auch Lebenserfahrungen.

    Tut mir leid, aber ich kann mich nicht erinnern, mich zu etwas Derartigem verpflichtet zu haben.
    Und noch einmal: da die Methode völlig anders als alles andere ist, was mir aus Hundeschulen bekannt ist, beinhaltet sie allein dadurch eine gewisse Komplexität, sicherlich gepaart mit Individualität auf die Belange des jeweiligen Hundes, so dass ich mich nicht in der Lage sehe, seine Methode hier dergestalt darzustellen, dass sie für euch nutzbringend wäre. Um zu verdeutlichen, was ich damit meine, kann ich dir sagen, dass ich auch mit meinem nächsten Hund wieder zu Ulv Philipper gehen werde, obwohl ich denke, dass ich eine vieles von dem, was er mir beigebracht hat, inzwischen so gut verinnerlicht habe, dass ich es auch selber hinbekommen würde - allerdings vermutlich nicht alles.
    Ansonsten kann ich dir in vielen deiner Ausführungen zustimmen.
    Ja - seine Didaktik ist sicherlich provokant und basiert auf Selbsterkenntnis bei seinen Absolventen, was viele vor den Kopf stößt. Das sieht man ja bereits an den Reaktionen einger Foristen.
    Er hat natürlich nicht den Hund neu erfunden, aber eine einmalige Methode des Miteinanders von Mensch und Hund. Jedenfalls ist sie für mich bisher einmalig, da mir ein ähnlicher Ansatz bisher nicht begegnet ist.



    Freiheit bedeutet nicht, wie viele vermuten, frei zu handeln, sondern bedeutet frei im Rahmen der geltenden Gesetze und Regeln frei zu handeln... und dies ist ein enormer Unterschied. Und wenn die Frau aus dem Beispiel später über Gehorsam spricht, dann meint sie genau das! Und selbst Ulv P. will nichts anderes erreichen... ja, der Hund darf selber entscheiden, aber nur im Rahmen seiner Wahlmöglichkeiten, welche ich ihm als HH unterbreite.

    Ich weiß jetzt nicht, wo du das her hast, ist das komplett aus dem Buch oder teilweise von dir?
    Das Buch habe ich noch nicht gelesen, da hast du mir was voraus.
    "Freiheit im Rahmen der Möglichkeiten" ist ein fast wörtlicher Begriff von Ulv Philipper, in seinem Unterricht haben wir ein Auflösungskommando gelernt, das genau das ausdrücken sollte: tu was du willst, im Rahmen deiner Möglichkeiten.





    - ein HUND ist in seiner Kommunikation klar und deutlich.

    Sehr richtig, und genau das verlangt Ulv Philipper vom Hundeführer: sei klar und deutlich, und zwar immer!
    Genau das lebe ich - nicht nur in Verbindung mit meinem Hund - sondern auch z. B. im Beruf.
    Das soll jetzt nicht bedeuten, dass ich der Gute-Laune-Bär oder der Tollste bin, aber ich verstelle mich nicht, versuche immer, straight auf das Ziel hinzuarbeiten, sage klar und deutlich meine Meinung und bin ehrlich, selbst wenn das manchmal nicht gerade meinem Vorteil dient.


    Das du Autodidakt bist und nicht die klassischen Hundeschulen durchlaufen hast, merkt man an deinen Ausführungen und der Offenheit, mit der du die Themen angehst. Wenn du meine Beiträge gelesen hast, weißt du ja, wie ich zu diesem Thema stehe.
    Hinterfragen ist immer gut - ich tue das ständig, auch im Beruf, auch wenn mich einige, die sich lieber oberflächlich mit manchen Themen beschäftigen, daher für einen Querulanten halten.
    Mit deiner Meinung zu einigen der Foristen liegst du ganz gut. Aber das liegt in der Natur des Menschen, Dinge zu verteidigen, die er schon lange tut, selbst wenn der Erfolg sich in bescheidenem Rahmen bewegt.
    Dein Beispiel mit der Kindererziehung passt gut, wie ich finde.
    Ich ziehe auch dort immer Vergleiche mit der Hundeerziehung.
    Auch dort geht es darum, durch Wahrhaftigkeit und gute Führung ein Kind dazu zu bringen, irgendwann, ohne um Rat fragen zu müssen, die richtigen Entscheidungen zu treffen.


    Gruß, Michael

    Den Satz kann man auch anders lesen. Durch die dauernden Kontrollversuche des Halters ist der Hund im Dauerstess, der sich irgendwann ein Ventil sucht => Ausbruch aus der Kontrolle z.B. (so wie ich es hier verstanden habe) durch 'Jagen gehen'. Da es ein 'selbstbelohnender' Ausbruch ist, wird es mit jedem mal Schlimmer.
    Diese Lesart erfordert die Hypothese, dass der Trainer eben NICHT auf eine derartige, direkte Kontrolle aus ist, egal wodurch.


    Ich kenne den Trainer nicht, genausowenig seine Methode, aber das Bild bzw. die Frage die bei mir während dem Lesen aufkam war folgende:


    Ist es möglich, einen Hund dazu zu bringen, dass er sich an einem Menschen orientiert, weil dieser Mensch ausschließlich seinen Stiefel durchzieht? Den Hund also völlig links liegen lässt? Ihn wie Luft behandelt, während er z.B. (da es hier so prominent gehandelt wird) eine Rappeldose schüttelt, mit dem Handy telefoniert, das alte Kreidehüpfspiel spielt, was weiß ich was macht, das dann z.B. das Ergebnis hat 'Futter' (als Markierung von Erfolg). Würde ein Hund aus freien Stücken an diesem Erfolg teilhaben wollen und sich daher 'führen' lassen? :ka:

    Hallo -Feh-,


    das mit dem Ausbruch aus der Kontrolle ist völlig richtig, genauso verstehe ich es auch, genauso habe ich es mit meinem Hund auch erlebt.
    Der Ansatz von Ulv Philipper ist wirklich der, den Hund eben nicht zu kontrollieren!
    Die Frage, die du stellst, ist genau der richtige Ansatz, um diese Methode zu verstehen.

    @MiniRottweiler:
    Naja, ich will es ja auch gar nicht auf den Punkt bringen, habe ja bereits geschrieben, warum ich von den Methoden Ulv Philippers nicht viel preisgeben will.
    Warum scheitert denn der Vergleich? Weil es sich um zwei unterschiedliche Dinge handelt? Ich stelle mal folgende These auf:
    Man kann nur Dinge vergleichen, die sich unterscheiden.
    Oder besser gesagt: nur in diesem Fall macht ein Vergleich Sinn, denn zwei gleiche Dinge zu vergleichen, lohnt ja nicht.
    Natürlich ist sein Vergleich in der Leseprobe überspitzt, aber das ist ja durchaus ein legitimes Stilmittel, denke ich.


    Ziggy:
    Die Dose kommt nicht als Reaktion des Hundeführers zum Einsatz, ich reagiere nicht auf den Hund, was der Hund tut, kümmert mich nicht.
    Ich agiere und bekomme eine Reaktion vom Hund - ohne eine zu erwarten - fertig.
    Klingt kompliziert und nebulös, ich weiß, aber ich werde nicht Ulv Philippers Methoden offenlegen, warum, das habe ich bereits erklärt.
    Es kommt nicht als Reaktion auf "einen Fehler", ich habe bereits vorher den einen, großen Fehler gemacht, indem ich versucht habe, dem Hund meinen Willen aufzuzwingen, wie das in der herkömmlichen Hundeschule gelehrt wird.
    Du schreibst, dass der Hund durch Domestikation zu weit vom Wolf entfernt ist, und daher die These vom Leittier nicht greift.
    Das sehe ich völlig anders, hier stehen 10.000 Jahre Domestikation einigen Millionenen Jahren Evolution gegenüber.
    Ich gebe dir recht, dass die Domestikation den Hund schon vom Wolf entfernt hat, aber trotzdem steckt da immer noch eine Menge von seinem Ahnen drin.
    Aber darum geht es auch nicht primär, ich denke, dass der überwiegende Teil von Hunden (und übrigens auch Menschen) lieber folgt, als führt.
    Man kann dieses Verhalten bei verwilderten Hunden beobachten, sie rotten sich instinktiv zusammen und einer (oder vielleicht auch mehrere, das lasse ich mal dahingestellt) übernehmen die Führung. Ein Häuptling - viele Indianer....
    Vielen Dank für deine Erklärung der Fachbegriffe.
    Bei Ulv Philipper kamen diese - wenn ich mich recht erinnere - niemals zum Einsatz, daher kann ich nicht soviel damit anfangen. :smile:
    Ob du im wirtschaftlichen oder im sozialen Sektor oder wo auch immer tätig bist, spielt keine Rolle, es geht immer um das Gleiche: gemeinsam Ziele zu erreichen durch optimale Zusammenarbeit; gute Führung ist dabei in einer hierarchischen Struktur unerlässlich.


    Abschließend noch an alle, die vermuten, ich wäre Ulv Philipper:
    Zu viel der Ehre, aber vielen Dank trotzdem, ich nehme dies als Kompliment auf meine Ausführungen und fühle mcih geschmeichelt.
    Es gibt da übrigens auch Seiten zur Bielefeld-Verschwörung, oder zur These, dass die dunkle Seite des Mondes von 40.000 Nazis bewohnt wird.


    Gruß, Ulv Michael

    Hallo Ziggy,


    vielleicht habe ich das eine oder andere nicht 100%ig korrekt wiedergegeben, ich bin schließlich nicht Ulv Philipper, und maße mir auch nicht an, auch nur ansatzweise soviel von Führung und Hunden zu verstehen, wie er das tut.
    Die Rappeldose kann nicht als positive Strafe eingeordnet werden, bei Ulv Philipper gibt es keine "Strafe", da der Hund im Grunde nichts falsch machen kann - die Fehler macht der Hundeführer.
    Der Wurf der Dose kommt in bestimmten Situationen zum Einsatz, jedoch nicht sanktionierend, sondern einfach als Ereignis in Verbindung mit einer bestimmten Aktion des Hundeführers. Er kommt immer, ist unabhängig von einer Aktion oder Reaktion des Hundes. Der Hund reagiert darauf in gewisser Weise, und auch das immer gleich, d. h. ich erreiche dadurch ein gewisses Verhalten.
    Nenn' es Konditionierung oder was auch immer, ich verstehe davon zu wenig, um es in die korrekten Begriffe kleiden zu können. Ab einem gewissen Zeitpunkt benötige ich die Dose nicht mehr, weil der Hund auf meine Aktion bereits reagiert - unnd zwar immer.
    Es ist ähnlich wie in einem Rudel, das Leittier interessiert im Großen und Ganzen nicht, was die anderen tun, es agiert und gibt dadurch gewisse Dinge vor, ob die anderen folgen oder nicht, ist ihm egal. Die anderen folgen trotzdem, vermutlich, weil sie wissen, dass das Leittier immer das Richtige tut. So etwa, denke ich, hat Ulv Philipper seine Methode entwickelt, in Orientierung am natürlichen Vorbild.
    Ich habe mal einen interessanten Bericht über ein Wolfsrudel gesehen, da hat ein jüngeres Tier den Anschluß an das Rudel verpasst und irrte tagelang allein umher, natürlich ohne die Chance auf Beute, da allein und unerfahren. Das Leittier ist weiter gezogen und das Rudel ist ihm gefolgt. Ich denke, so ähnlich versucht Ulv Philipper zu agieren. Ist natürlich nicht 1:1 abzubilden, man kann ja nicht einfach seinen Hund zurück lassen, wenn er nicht folgt oder jagen geht. Daher hat er entsprechende Methoden entwickelt, um diese Situationen abzubilden. Versteht mich jetzt aber bitte nicht falsch, das sind teilweise auch nur Mutmaßungen meinerseits, Ulv Philipper hat sowas nicht einmal ansatzweise gesagt.
    Bezüglich positiver Verstärkung muß ich mich korrigieren, diese gibt es sehr wohl, wenn auch nur in Form des lobenden Wortes. Ich lobe den Hund also, wenn ich finde, dass er einen guten Job gemacht hat. Dies geschieht in ruhigem, sachlichen Tonfall. ganz so, wie ich auch ein menschlichers Mitglied meines Projektteams lobe, z. B.: super gemacht, klasse!
    In vielen Hundeschulen wird das ja anders praktiziert, da wird verlangt, dass der Hund überschwänglich gelobt wird, dazu soll man dann noch mit einer Piepsstimme wie Heidi Klum sprechen. Das hat - so wie ich es bisher gesehen habe - immer den gleichen Effekt: der Hund springt herum wie verrückt und meint, jetzt passsiert etwas ganz Tolles, die gesamte Konzentration ist futsch.
    Wenn ich mit meinem Hund auf Grund einer besonderen Leistung zufrieden bin, dann sage ich einen bestimmten Begriff und sie schaut mich an und weiß, dass ich ihr ein Lob gegeben habe - fertig.
    Du schreibst, dass der Vergleich mit dem Wolf hinkt, das sehe ich anders.
    Lass' es mich mal so sagen: egsal ob Solitär oder Jagd im Rudel, es wird auf jeden Fall mit Konzept vorgegangen, egal, ob es sich um wolfsartige, katzenartige oder welche Raubtiere auch immer handelt. Beim Jagen geht es immer darum, Beute zu machen, und das kann nur gelingen, wenn mit Verstand vorgegangen wird. Das Raubtier versucht immer zunächst, bis auf eine gewisse Distanz an die Beute heran zu kommen, um eine möglichst gute Chance zu haben. Alles andere wäre ineffizient und würde zu viel Energie kosten.
    Das war bei meinem Hund nicht der Fall, sie ist immer einfach losgerast und hatte von daher auch nicht die geringste Chance. Sie ist wirklich nicht darauf aus, Beute zu machen, das haben wir feststellen können, als wir eine Zeitlang zwei Stallkaninchen im Garten hatten und es Lilly gelungen war, in deren Freilauf einzudringen. Sie hätte sie leicht töten können, statt dessen wollte sie nur mit ihnen spielen (Gott sei Dank!).


    Deine Kritik an der Leseprobe des Buches finde ich ein wenig unsachlich. Ein Begriff wie lari fari hat da meiner Meinung nach nichts verloren.
    Immerhin hat es das Buch bis auf Platz 1 der Sachbücher gebracht, das sollte man respektieren.
    Du schreibst, dass du mit seiner Art von Führung nicht konform gehst, und dass du ieber ehrlich, objektiv, sachlich und emphatisch sein willst.
    Ehrlich gesagt, bin ich jetzt total verwirrt, genau darum geht es bei den Methoden von Ulv Philipper, genau darum geht es bei Führung.
    Steht in der Leseprobe irgend etwas davon, dass man genau das nicht sein sollte?


    Gruß, Michael

    Hier also Teil 2, etwas unkonventionell als Antwort auf meinen ersten Beitrag.


    Auf die hier erwähnten Hilfsmittel möchte ich auch noch eingehen.


    Eine Moxonleine hat er uns lediglich empfohlen, wir hatten jedoch ebenfalls die Möglichkeit, weiter mit einem normalen Halsband zu trainieren. Nachdem ich die Moxonleine an mir selber getestet hatte, entschieden wir, diese zu verwenden. Die von ihm favorisierte Moxonleine verfügt am Ende über eine sehr kleine Schlaufe, durch welche man lediglich einen Finger stecken kann, daher ist es nicht möglich, mit der Kraft der ganzen Hand zu wirken. Eigentlich war es aber von Anfang so, dass ich niemals Kraft ausüben mußte, um den Hund bei mir zu halten - Lilly lief einfach immer brav an meiner Seite! In der vierten Stunde begann Herr Philipper bei unserem Gespräch einen normalen Faden von einer Rolle Garn abzurollen und diesen an unserer Moxonleine zu befestigen. Auf meine erstaunte Nachfrage eröffnete er mir, dass wir ab jetzt das Fußgehen immer (!) so trainieren sollen. Meinen zaghaften Protest wischte er weg und bot mir eine Wette an, dass der Faden niemals reißen wird. Um es kurz zu machen: er sollte Recht behalten, der Faden hielt bis zum Ende und mußte nicht erneuert werden.
    Ein Sprühhalsband wurde nicht eingesetzt, allerdings hätte ich damit auch kein Problem gehabt. Einen Sprüher mit ein wenig Wasser empfinde ich nicht als Gewalt gegenüber dem Hund, eine Bekannte hat erfolgreich damit gearbeitet. Wenn ich bedenke, was mein Hund mit den Kindern und Wasserschlauch im sommerlichen Garten so anstellt.....
    Die Rappeldosen kamen dagegen sehr wohl zum Einsatz, allerdings geht es hier nicht darum, den Hund zu ängstigen, damit er anschließend bei mir Schutz sucht, wie es auch hier im Forum dargestellt wurde. Allerdings werde auch ich hier nicht die Methoden und Wege von Herrn Philipper komplett darstellen, obwohl es kein Schweigegelübde oder ähnlichen Quatsch gibt. Herr Philipper hat während der kompletten Ausbildung nicht ein einziges Mal diesbezüglich irgendwas erwähnt wie: bitte nicht darüber sprechen oder Ähnliches. Das war einfach kein Thema, warum auch.


    Die Tatsache, dass die Absolventen seines Trainings seine Methoden hier nicht ausbreiten, liegt wohl eher anders begründet.
    Zum Einen spiegelt sich darin - denke ich - der Respekt vor seiner Arbeit wider.
    Er hat diese Methodik erarbeitet, also soll er auch entscheiden, wann er wo was publiziert.
    Zum Anderen ist die Methode, wie bereits erwähnt, völlig unterschiedlich von dem, was in anderen Hundeschulen gelehrt wird, und damit zunächst auch komplex und sehr schwierig zu verstehen. Wie soll ich also etwas, was ich selber nur durch intensive, lange Gespräche vermittelt bekommen habe, in einem Forum erklären? Und alles, was man in derartigen Foren preisgibt, wird sowieso massiv in Frage gestellt.
    Ich wiill ein Beispiel geben:
    Mittlerweile bin ich mit meinem Hund seit ca. zwei Jahren Mitglied in einer Rettungshundestaffel, wir haben uns auf die Flächensuche spezialisiert.
    Innerhalb unserer kleinen, aber feinen Staffel herrscht eine sehr gute Kameradschaft, jeder hilft jedem, es gibt geméinsame Grillabende etc. Selbstverständlich habe ich ihnen erzählt, wie und von wem mein Hund "erzogen" wurde. Die anderen Mitgleider machen in diesem Punkt alle viel mehr als ich: Junghundeprüfung, BH, Schutzdienst, wöchentliche Trainings auf dem Hundeplatz und vieles mehr. Dennoch bin ich als Einziger in der Lage, meinen Hund auch auf Entfernung jederzeit abzurufen. Dies trägt mir regelmäßig bewundernde Blicke ein. Wenn ich jedoch von den Methoden berichte, wird das als Quatsch hingestellt. Auch meine Zweifel an der Arbeit auf dem Hundeplatz, die mir im täglichen Ablauf nichts bringen, werden weggewischt.
    All dies von Leuten, zu denen ich ein freundschaftliches Verhältnis pflege!
    Was will ich damit sagen? Ganz einfach, der Mensch stellt nicht gern sein bisheriges Tun und Handeln in Frage, er tut alles, um recht zu behalten und sich nicht ändern zu müssen, selbst dann nicht, wenn ihm die Grenzen und Unzulänglichkeiten dieses Handelns aufgezeigt werden. Auch da hat Herr Philipper absolut recht, er beschreibt dieses Verhalten in seinem Buch, von welchem ich bisher nur die Leseprobe kenne, was sich aber demnächst ändern wird, denn natürlich werde ich es kaufen.


    Zu den anderen Vorwürfen, die hier teilweise in den Raum gestellt wurden:
    Ich habe in der ganzen Zeit kein einziges Mal erlebt, dass Herr Philipper laut wurde, irgendetwas mit Gewalt versuchte oder Ähnliches. Dies würde seiner Methodik komplett entgegen stehen. Hier geht es um Vertrauen und Geduld beiderseits. Von anderen Hunden habe ich nicht viel gesehen, außer einen jungen Mann mit einem Holländischen Schäferhund, der ein Aggressionsproblem hatte. Das Wenige, was ich dort beobachten konnte, lief sehr leise und langsam ab, auch dort wurde nicht an Leinen herumgerissen oder dergleichen.
    Ich möchte alle, die sich hier äußern, bitten dies in einer angemessenen Form zu tun und zu respektieren, dass es immer Ansätze gibt, die den eigenen entgegen stehen. Außerdem ist es mehr als fragwürdig, Herrn Philipper zu unterstellen, dass er ein großes Geheimnis aus seinen Methoden macht, um möglichst viele Leute neugierig zu machen und so als Kunden zu gewinnen. Leute, die solche Ziele verfolgen, würden hier mehr Präsenz zeigen und versuchen, möglichst viele Leute mit Argumenten zu überzeugen.
    Zur Kritik an seiner Preisgestaltung möchte ich anmerken, dass ich gern bereit bin, einem Fachmann einen Stundensatz von 70€ zu zahlen.
    Das muß ich für einen guten Handwerker ebenfalls aufbringen. Wenn ich bedenke dass ich auf einem Hundeplatz mal 15€ pro Stunde bezahlt habe, wo ungefähr ein Dutzend Hundehalter gleichzeitig trainierten, relativiert sich das Preis/Leistungsverhältnis doch stark...
    Zu dem Versuch einiger Foristen, die Methoden Herrn Pihilippers einzuordnen mit Begriffen wie "positive Verstärkung" kann ich nur sagen, dass diese hier nicht greifen. Es geht ausschließlich um Eins: Führung! Dies läßt sich übrigens auch auf den Umgang mit Menschen z. B. im Beruf übertragen. Ich selber habe in den vergangenen ca. 10 Jahren die Erfahrung machen müssen, wie schlecht es für alle Beteiligten ist, wenn eine Führungskraft nicht glaubwürdig, nicht wahrhaft ist. In meinem Fall ging es um einen Abteilungsleiter, der in dieser Position absolut ungeeignet war. Letzten Endes hat er sich selber entlassen, nachdem ein Betrugsversuch an unserem Arbeitgeber aufgeflogen war. Hier wurde dann der wahre Charakter dieses Menschen endlich für alle offensichtlich. Ein derartiger Mensch ist selbstverständlich auch als Hundeführer ungeeignet, daher lassen sich bezüglich Menschen- und Hundeführung sehr wohl auch Parallelen ziehen.


    Damit möchte ich meinen Beitrag abschließen, ich freue mich über jeden, den meine Zeilen vielleicht zum Nachdenken bringen.


    Gruß, Michael

    Hallo zusammen,
    ich gehöre eigentlich nicht zu denen, die sich in derartigen Foren anmelden.
    Auf diesen Thread bin ich vor einiger Zeit zufällig gestoßen, und ich kann nicht verstehen, wie man über eine Person, die man selber nicht kennt, und über dessen Methoden man bestenfalls aus zweiter Hand erfahren hat, so negativ urteilen kann. Ich kann verstehen, dass ein großes Bedürfnis entsteht, mehr über seine Methoden herausfinden zu wollen; mir ging es vor einigen Jahren genauso. Meine Neugier wurde gestillt - ich bin hingefahren und habe mir angehört, was er zu sagen hat.
    Zur Vorgeschichte meines Hundes und meiner selbst: Lilly stammt aus Ungarn und kam über eine Tierschutzorganisation zu uns. Sie war ca. ein Jahr alt, nicht besonders gut erzogen und Leinenführung kannte sie überhaupt nicht. Ihre kleinen Unarten wie Vorderpfoten auf die Arbeitsplatte stellen bei der Zubereitung des Futters konnten wir ihr selber in den ersten Tagen abgewöhnen. Bei den Spaziergängen hatte sie einen gute Bindung zu uns, bei jedem Pfiff kam sie zu uns und wurde natürlich mit Leckerchen belohnt. Schnell fanden wir heraus, dass sie über einen schier unendlichen Bewegungsdrang verfügt und ein absoluter Balljunkie ist. Ansonsten ist sie eher zurückhaltend und ein wenig ängstlich gegenüber Neuem, auch im Straßenverkehr sehr nervös, so dass wir diesen eigentlich bis heute lieber meiden. Nach einiger Zeit ließ sie uns das erste Mal stehen, die Verlockung, dem aufgestöberten Kaninchen hinterher zu jagen, war wohl einfach zu groß. Sie kam nach einiger Zeit zurück, allerdings wurden diese Jagdausflüge immer häufiger und länger. Oh je, jetzt haben wir einen Hund mit Jagdtrieb! Also ab in die Hundeschule, wir brauchen Hilfe. WIr waren in der Folgezeit in verschiedenen Einrichtungen dieser Art, immer hieß es: hmmm.... Jagdtrieb ist sehr schwierig zu kontrollieren, mal schauen, ob wir das rausbekommen aus dem Hund....
    Ich will die verschiedenen Ansätze der Hundeschulen nur kurz zusammen fassen: Ball statt Jagd (klappte nicht), Stachelhalsband an Schleppleine (was für ein Schwachsinn, quasi direkt abgebrochen), Schlauchmethode nach Schlegel in Verbindung mit Körpersprache: Körper durchstrecken und Brust raus, so signalisiert man Führung! (schneller Erfolg, der aber mehr und mehr nachließ und dann ganz verpuffte), Entzug von Futter, wennn der Hund uns stehen lässt (nee, danke, kommt für uns nicht in Frage).
    Dann stieß meine Frau im Netz auf Ulv Philipper. Teuer, weite Anfahrt, egal, das schauen wir uns an.
    Kurze Beschreibung der ersten Begegnung:
    Nachdem wir ihm geschildert hatten, was unser Problem ist, hakte er sofort nach: Jagdtrieb? Wir sieht denn das aus, schildern Sie das doch mal. Na, ist doch klar: Hund sieht Kaninchen, rennt los und ist bis zu drei Stunden verschwunden. Philipper: wie kann denn das sein, Sie wissen doch, dass das passiert, warum ist der Hund denn nicht angeleint? Wir: ich kann den Hund ja nicht immer anleinen. Philipper: warum nicht? Wir: Naja, der braucht doch seinen Auslauf. Frage: Warum? Und ist der Freilauf des Hundes wichtiger als seine Sicherheit? Da kann doch alles Mögliche passieren? Wir: nee, da wo wir laufen, kann nichts passieren. Philipper: WIe kann das denn sein, wohnen Sie in Kanada?
    Man erkennt sofort, dass Ulv Philipper sehr provokant sein kann, aber er hatte ja Recht.
    Er stellte die Methoden, mit denen wir es bisher versucht hatten, sehr stark in Zweifel, z. B. aufrechte Haltung, um Führung zu signalisieren: heißt das also im Umkehrschluß, dass ein Buckliger keinen Hund führen kann? Hmm.... nee natürlich nicht, also auch wieder Quatsch, was uns da erzählt worden war.
    Auf der anderen Seite leuchtete uns sehr schnell ein, dass er mit seiner Kritik an diesen Methoden ja Recht hatte, deswegen waren wir schließlich bei ihm.
    Aber er hat nicht nur kritisiert und provoziert, soindern uns zugleich versichert, dass wir unser Problem mit seiner Hilfe in den Griff bekommen, da es sich hier nicht um einen Jagdtrieb handelt. Unser Erstaunen war natürlich groß, zumindest bezüglich des Jagdtriebs waren wir uns mit allen zuvor aufgesuchten Hundetrainern einig, wie kommt er jetzt darauf, dass es kein Jagdtrieb sein soll? Er fragte uns, ob wir schon mal ein Rudel Hunde oder Wölfe jagen sehen haben, auf meine Bejahung hin sollte ich das Verhalten dieser Tiere beschreiben. Während meiner Antwort wurde mir bereits klar, worauf er hinaus wollte: unser Hund verhielt sich völlig anders als die Tiere, die man aus Dokumentationen im Fernsehen kannte.
    Ja, aber worum handelt es sich denn dann? Ganz einfach: Ausbruch aus der Kontrolle! Wir provozieren dieses Verhalten also selber.
    Die Verwirrung nach dieser ersten Stunde war groß bei uns; gleichzeitig waren wir aber sehr neugierig geworden, wie es weiter gehen sollte.
    Es ging auch in den nächsten Stunden ähnlich weiter, er sprach ca. 50 Minuten mit uns, so dass wir nach und nach verstanden, wo er hin will, was seine Vorstellungen von einem parnterschaftlichen Miteinander von Mensch und Hund sind. Es ist so, wie es bereits einige andere hier geschildert haben, von den konventionellen Ideen der Hundeführung muß man sich komplett lösen, Ulv Philipper verfolgt hier einen gänzlich anderen Ansatz.
    Ca. die letzten 10 Minuten jeder Trainingsstunde wurde dann eine neue Übung erarbeitet, die wir ab jetzt n-mal täglich ausführen sollten.


    Da die Länge eines Beitrags begrenzt ist, geht's gleich in einem zweiten Beitrag weiter!