Alles anzeigenAber genau damit nimmst du doch Rücksicht - auf deinen Hund, auf das was er leisten kann (und ausgebaut werden soll), auf die dafür benötigten Umstände, die dir die Möglichkeit geben, so zu agieren wie dein Hund das braucht.
Damit bist du nicht von "Leistungen" (wie Rücksicht) anderer Menschen angewiesen.
Hm - jetzt nicht an dich gerichtet, sondern allgemein:
Ich erwarte keine Perfektion von meiner Umwelt, damit ich genug Raum zur Lösung meines Problems habe ...
Ich spoiler mal, da Nebendiskussion
Mir passiert es auch extremst selten, dass meine Hunde unerwünscht belästigt werden. Hier im Dörfchen eh kaum, hier kennt man sich einfach. Aber auch unterwegs. Ich blocke es auch gleich ab, wenn sich jemand Lilly nähert.
Nichtsdestotrotz bin ich darauf angewiesen, dass die Leute sich nicht einfach darüber hinwegsetzen und sich trotz Unterlassungsbitte dem Hund nähern oder sich anschleichen und von hinten datschen. Und nach vielen Berichten hier (und wenigen eigenen Erlebnissen) reicht es manchmal nicht mal dafür. Mit meinen Hunden würde nix passieren. Außer, dass Lilly wieder stärker meidig wäre, wenn fremde Menschen im Spiel sind, da hat sie sich gerade so schön gefangen, das würde mir verdammt weh tun.
Und das ist es halt, was der berührungssuchende Hundefreund nicht sieht und einschätzen kann. Und deshalb soll er bitte, bitte fragen. Dann darf er auch Pudel knuddeln und sich die Ohren putzen lassen
Und theoretisch kann es mir passieren: Ich habe keinen Führerschein. Klar, meine Entscheidung. Die habe ich aber ganz bewusst aus ökologischen Gründen getroffen und mag sie mir ehrlich gesagt nicht als „unbedacht“ vorhalten lassen, sie war alles Andere als das. Es kann sich die Notsituation ergeben, dass ich mit Hund gleich und jetzt mit den Öffis irgendwo hin muss. Aber das ist es noch nicht mal.
Weißt Du, was ich bei solchen Diskussionen im Kopf habe (jetzt mal unabhängig vom Zug): Ich war ein paar Jahre Gassigänger im Tierheim. Wenn Du da einen 14 Jahre alten Staffopa an der Leine hast, der aus 5 Jahren illegaler Kellerhaltung im Dunkeln auf nacktem Boden geholt wurde - ohne Decken, nur mit ein paar Europaletten als Unterlage - der nichts kennt: Ein Stück weit ist man darauf angewiesen, dass Andere Rücksicht nehmen. Ihre Hunde nicht zu ihm lassen, vielleicht mal einen Bogen gehen, wenn ihr Hund pöbelt oder zulassen, dass man selbst einen Bogen geht.
Klar ist der Hund gesichert. Aber bei einer vorsichtigen Gewöhnung an die Umgebung gibts halt trotzdem einen weiteren Knacks beim Hund. Dem man es einfach nur den kurzen Rest seines Lebens schön machen will. Und mit etwas Pech gibt halt trotzdem Material nach, es gibt eine Prellung, der Hund darf gar nicht mehr raus oder wird im schlimmsten Fall tatsächlich eingeschläfert. Oder der Angsthund aus Kettenhaltung, der behutsam an die Welt geführt werden muss. Oder der angebliche „Kinderbeißer“ auf Bewährung, bei dem sich im Training so viel Unsicherheit zeigt, dass man sich fragt, was mit dem Hund angestellt wurde, bis er gebissen hat … Und da gibts auch nicht immer die Möglichkeit, hundegerecht zu planen, weils im Tierheimalltag untergebracht werden muss.
Doch leider habe ich es da auch erlebt, dass auf eine wirklich höfliche Bitte - ich werde selten unhöflich - dann gemeckert wurde, gefragt wurde, warum man für einen wertlosen Hund überhaupt noch Geld ausgibt, warum man das alte Viech nicht erlöst, dass man sowas halt hinter Gittern halten muss … Mich macht das fassungslos. Diese Erwartungshaltung, dass ein Lebewesen funktioniert - und wenn nicht, dass es „kaputt“ ist und weg muss (natürlich nur, so lange es nicht das Eigene ist). Es ist für mich die gleiche Respektlosigkeit, einen fremden Hund ungefragt anzufassen, weil er halt da ist. Das eigene Bedürfnis nach einem kurzfristigen Lustgewinn wird über das essenzielle Bedürfnis eines Lebewesens auf körperliche Unversehrtheit und Wahrung seiner Grenzen gestellt. Das muss doch nicht sein.
Deshalb - und ich weiß, dass Du es so nicht gemeint hast - triggern mich Vergleiche mit der sorgfältigen Zuchtauswahl von Hunden einer schönen und freundlichen Rasse. Die ist wichtig und richtig. Aber es gibt halt auch die Anderen. Menschengemacht, leider. Und die müssen irgendwie in dieser Gesellschaft leben. Es sei denn, man macht sich die Haltung zu eigenen, dass die Abfall sind und weg können. Und da sträubt es sich mir.
Ich möchte keine Perfektion. Nur ein kleines bisschen Achtung vorm Leben.
oh da kann ich absolut mitfühlen.... erstens als Gassigängerin im TH mit teils sehr alten Hunden oder auch mit den "Problemhunden" mit denen ich dort trainierte und auch jetzt mit Elas meinem Angsthasen. Bei ihm fielen auch so Bemerkungen wie "das lohnt sich nicht" - "unnötige Zeitverschwendung" etc.