Beiträge von wiejetztich

    Ich finde das mit dem schlafen eigentlich gar nicht so ungewöhnlich. (Nervig, sicher.)
    Mein großer Hund richtet sich im Sommer eigentlich nach der Sonne. Geht die sehr früh auf, ist er auch bereit zum aufstehen. Geht sie abends spät unter, würde er auch lange wach sein. Er schmatzt nicht und macht wenig Krach, aber würde er merken, dass ich ebenfalls munter bin, stünde er parat, bereit etwas zu machen. Die Gewohnheit sehr früh Futter zu bekommen und raus zu gehen, trägt da dann noch seinen Teil bei.

    Ich glaube, es gibt bei Hunden genau so Typen wie bei Menschen. Den einen reichen ein paar Stunden Schlaf um sich fit zu fühlen, die anderen liegen 10 Stunden im Bett und sind immer noch platt. Je nachdem wie die Schlafphasen verteilt sind und wie erholsam der Schlaf ist.

    Liebe @AnnetteV, noch mal herzlichen Dank, dass du dir die Mühe machst, so ausführliche Beiträge zu schreiben. Ich nehme viel daraus mit.
    ...

    Gestern Abend habe ich vorm Futter Odins Verhalten noch mal genau beobachtet.
    Er war sehr aufmerksam, aber nicht "verzweifelt". Ich habe etwas früher als normal gefüttert und konnte ihn hinsetzen, bevor er gedreht hat.

    Heute morgen hingegen gab es schon einen Dreher. Er hat direkt an der schlafzimmertür auf mich gewartet und mich bei Sichtung gleich ein Mal angedreht. Aber morgens ist auch irgendwie mehr Spannung in der Sache, als am restlichen Tag. Vielleicht weil alles komprimiert im kleinen Fenster passiert und ich auch eher gestresst bin.

    Bei Odin finde ich es im übrigen doch einfacher, ihm zu sagen, was er gerade nicht tun soll. Also, ich verstehe schon den Gedanken dahinter; je klarer meine Anweisung, desto besser kann er richtiges Verhalten zeigen und muss nicht raten, was nun gewünscht ist.
    Die Praxis mit ihm zeigt aber, dass zB "weg da" (raus aus der Küche) --> Hund geht und wird dafür belohnt, dass er die Küche verlassen hat, besser funktioniert, als wenn ich ihn auf seinen Platz schicke, wo er dann bleiben muss, bis ich ihn wieder frei gebe.
    Bei meinem großen Hund ist das eher andersrum. Der bietet auch von sich aus Dinge an, von denen er weiß, dass sie meistens richtig sind.
    Odin ist mit Erwartungen oft eher überfordert, wenn sie nicht einem Schema entsprechen.

    Danke für eure Beiträge, besonders @AnnetteV!

    Ich versuche mal zu antworten, bzw muss wohl noch ein bisschen ausführen.

    Odin war vom ersten Tag an ein, ich nenne es mal, komplizierter Hund. Ich schätze, die ersten vier Wochen (mit 8 Wochen zog er ein), lief er pausenlos massiv gestresst durch die Wohnung. Und ich meine pausenlos. Er fand keinen Schlaf, hat permanent gehechelt und konnte sich auf uns Menschen null einlassen. Er hat quasi durch uns durchgesehen, ansprache, anfassen usw. hat er ignoriert bzw ist einfach weiter rumgewuselt, ohne auf uns reagieren zu können. Ich habe lange keine Ebene gefunden, auf der ich mit ihm "kommunizieren" konnte. Mit meinem großen Hund hingegen konnte er durchaus agieren. Das Problem bezog sich nur auf uns Menschen.
    Damals wurde überlegt, ob er vielleicht taub sein könnte, eine Art Autismus wurde in den Raum geworfen, neuronale Probleme, Schilddrüse, hinher. Unterm Strich steht, körperlich hat er nichts.
    Das alles zog sich ewig lang. Seit einem halben Jahr ungefähr, machen wir aber richtig gute Fortschritte und ich empfinde ihn nicht mehr als Elend auf vier Beinen, sondern als jungen Hund, der halt sehr stressempfänglich ist, bzw Stress nicht immer für sich gut auflösen kann. Aber wir haben in den meisten Bereichen Wege gefunden, das zu regulieren. Er hat Strategien gefunden, wie er sich (gut) verhalten kann und das meiste läuft mittlerweile stinknormal.

    Solche Hunde sind normalerweise überdurchschnittlich intelligent und agieren anstatt zu reagieren. Will heissen, dass Dein Hund aktiv versucht die Situation herbeizuführen, die er gerne hätte. Das macht diese Tiere nicht gerade einfach, weil sie häufig auch sehr sensibel im Sinne von stressanfällig sind.

    Ja, den Eindruck habe ich auch. Also, er will gerade etwas und versucht es halt durch dieses Verhalten (vor mir) in Gang zu setzen. Gleichzeitig war Bewegung (als Welpi ist er durchgehend "rumgewuselt", draußen hat er Anspannung gern durch Rennen kompensiert), immer ein Ventil um mit Stress umzugehen.
    Deswegen war ich mir oft sehr unsicher, ob man das Bewegen mit etwas statischem (sitz, platz, anbinden, weißderGeier) ersetzen soll, weil es ihm ja scheinbar doch irgendwie hilft.
    Ich hatte ehrlich gesagt auch Angst, dass dieses, ich nenne es mal "deckeln" der Anspannung zu noch schlimmeren Ergebnissen führt.
    Mittlerweile schafft Odin es ja in den meisten Situationen, besser mit Stress umzugehen, so dass ich ihn durchaus absitzen und abkühlen lassen kann, ohne dass er dabei platzt. Die Futtersituation ist für mich aber immer noch so ein Grenzfall, wo ich nicht weiß, ob ich ihm das so zumuten darf, (also, das sitzen und warten, meine ich), oder ob es das für ihn noch schwerer macht und vielleicht irgendwann kippt.

    Ich finde den Ansatz, das Zimmer zu verlassen und das Futter erst einmal Futter sein zu lassen im Prinzip gut, er erfordert allerdings einiges an Zeit und Disziplin. Einfacher wäre es, wenn Du ihm ein Alternativverhalten anbietest, so dass er erst gar nicht zum Drehen kommt. Du sagst, das Verhalten würde dann noch schlimmer und das ist anfangs auch völlig logisch.

    Also soll ich ihn durchaus sitzen lassen?
    Meine Handlung abbrechen, wenn er damit anfängt, ist eben nicht immer machbar. Er zieht das auch bis ins unendliche und es wird ihm nicht so schnell langweilig, es doch wieder zu versuchen. Morgens muss ich aber irgendwann zur Arbeit und kann nicht ewig warten, bis wir das durchexerziert haben. Im Endeffekt hat er dann ja doch Erfolg. Futter könnte ich auch mal komplett ausfallen lassen, aber Pipi (also, rausgehen) muss er ja so oder so.

    Ich würde den Ablauf morgens fester strukturieren damit er genau weiß was wann kommt. Immer das Gleiche tun- ist ja morgens nicht so schwer. Dann kannst auch du sein Verhalten besser kontrollieren. Zum Beispiel Bad gehen, Füttern, du Frühstück, Gassi.

    Vielen überdrehten Hunden helfen so feste Rituale ungemein und sie nehmen sie sehr gerne an weil sie sich damit auch sicherer fühlen.

    Ja, hm. Einerseits ist er ein Hund, dem Rituale sehr gut helfen. Bei allem. Mal als Beispiel das Kommando "sitz": macht er 1a mit Sternchen vor dem Futter, beim Anleinen, beim Ableinen, vor dem Auto... überall dort, wo es immer gleich ist. Laufe ich mit ihm die Strasse lang, bleibe einfach mal unvermittelt stehen und fordere ein Sitz, guckt er mich an, als wäre ich nicht ganz dicht. Er ist dann sichtlich verunsichert und weiß nicht, was er tun soll. Er kann das dann nicht richtig abrufen.
    Zum einen sind diese Rituale also gut um ihm Sicherheit zu geben, zum anderen habe ich mir damit das Dreh-Problem aber auch irgendwie rangezüchtet. Er hat schon die Erwartungshaltung, weiß dass es (gleich) passiert, versucht es herbeizuführen und dreht.
    Beim nachmittäglichen Rausgehen ist es z.B. anders. Da muss er zum einen nicht dringend und zum anderen bin ich für ihn da unvorhersehbar. Mal gehen wir früher, mal später, mal gibts einen Ausflug, mal nur Garten... da hat er gar nicht die Erwartung, dass gleich etwas kommt und zeigt deswegen auch keine unguten Verhaltensweisen.

    Übersprungshandlungen (wie das von Dir geschilderte) sind nicht zielgerichtet, sie sind einfach nur ein Ventil. Das heißt, der Hund will damit nichts erreichen, er fordert damit auch keine Aufmerksamkeit, er hat bloß einen Weg für sich gefunden, einen "Energie-Stau" los zu werden.

    Ja, naja, irgendwie haben sie ja doch ein Ziel :???: Er dreht ja nicht unvermittelt aus Langeweile, sondern schon situationsbedingt, wenn er das Rausgehen oder Fressen von mir erwartet. Er beobachtet mich dabei genau und bricht es auch sofort ab, wenn ich entweder an ihm vorbei gehe, oder doch zum Futtersack.

    Der einzige Weg aus Übersprungshandlungen raus zu kommen ist, Ersatzhandlungen an zu bieten. Eben z.B. sich hin zu setzen / zu legen.

    Ja, wie gesagt, war ich mir da unsicher, ob das wirklich richtig ist. Ich ersetze ja nur eine Handlung, die Ursache ist damit nicht behoben. Oder ist es doch so einfach, dass ich dem Hund helfe, indem ich ihm freies Handeln abnehme?

    Ich lese ja in eurem Foto-Thread mit und muss gestehen, dass mir diese Gedanken in Bezug auf Odin auch schon öfter durch den Kopf gegangen sind.

    Ja, neu ist mir das ja auch nicht... er ist halt in allem sehr komplex. Ich will auch nicht nur rumheulen, wir haben ja wirklich schon viel geschafft und er kann viele Dinge entweder von alleine lösen oder durch Hilfe meinerseits. Vermutlich hat auch sein steigendes Alter dazu beigetragen.

    Ich weiß gar nicht, wie lang das Drehen schon auftritt. Wuselig direkt vorm Füttern war er quasi schon immer, das hat sich halt durch rumhüpfen, Nase in die Tüte stecken, schubsen... was so ein junger Hund halt versucht, geäußert. Ich habe ihn dann weggeschickt oder sitzen lassen und das Gehabe an sich auch nicht als unnormal empfunden.
    Dass er nun schon im Vorfeld des Fütterns (oder des Rausgehens) Terz macht, bzw dreht, ist wohl ungefähr seitdem ich regelmäßig morgens arbeiten gehe. Früher habe ich spät oder unregelmäßig am Tag gearbeitet, seit einigen Monaten ist es aber immer die selbe Zeit am Morgen, so dass er absehen kann, dass gleich etwas passiert.

    Sonntags ist mir übrigens wurscht, was die Hunde morgens machen. Sie werden zwar zu meiner Werktagszeit wach und kommen mal gucken, aber wenn ich liegen bleibe, gehen sie auch wieder und schlafen. Ich füttere dann nach Lust und Laune auch mal um 9 oder so, anstatt zwischen 5 und 5:30. Da zeigt Odin dieses Verhalten dann nicht so massiv, bzw erst, wenn es wirklich los geht.
    ...

    Ich habe den Rest der Woche Urlaub und kann die Morgene anders gestalten.
    Wird nicht reichen, um eine 180° Wendung hinzulegen, aber nach euren Anregungen habe ich mir nun folgendes gedacht:
    Ich stehe zu einer anderen Zeit auf, damit Odins innere Uhr nicht sein Verhalten bestimmt.
    Wenn ich aufgestanden bin und ich merke, dass er mich belagert, schicke ich ihn weg. Insbesondere an Küche und Haustür hat er nix verloren. (Auf seinen Platz schicken kann ich ihn nicht, das habe ich meinen Hunden nie gezeigt. Sie können aber "weg da", was bedeutet, sie sollen aus meinem Dunstkreis verschwinden und sich anders beschäftigen. Meistens gehen sie dann auf ihre Plätze.)
    Wenn ich füttern will (möglichst, bevor es eine Pirouette gibt), lasse ich ihn sitzen und erst, wenn sein Napf bereit ist, darf er los.

    So in Ordnung?

    Ich bin mir unsicher. Ich habe zu dem Thema ein bisschen gelesen und es scheint für mich nicht das "typische" Stereotyp zu sein.
    Es kommt mir wirklich so vor, als würde er meine Aufmerksamkeit damit erregen wollen. Er ist durchgehend ansprechbar, er beachtet mich und seine Umwelt noch, er hört sofort auf, wenn er merkt, dass er keinen Erfolg hat (ich also dran vorbei gehe) und wirkt auf mich nicht gezwungen oder gefangen.
    Es scheint mir eher... so eine Art "Unart" zu sein, mit der er gleichzeitig Anspannung kompensiert :???:

    Warum auf den "Fehler" warten. Belohn ihn doch währenddessen einfach regelmäßig für vernünftiges Verhalten.

    Das ist ein bisschen schwierig.
    Mal als Beispiel: unsere morgene.
    Er weiß, irgendwann zwischen meinem aufstehen und meinem zur-Arbeit-gehen, gibt es Futter und es geht kurz raus. Variable Reihenfolge und nicht immer zur selben Zeit, aber im selben Zeitfenster.

    Ich gehe an der Küche vorbei, Odin wartet da schon (Hunger!) und dreht zwei mal. Ich gehe vorbei, ich wollte nämlich noch gar nicht füttern. Er folgt mir, an der Wohnungstür zwei Dreher (Rausgehen!), ich gehe vorbei. So geht das die ganze Zeit, während ich mich fertig mache und die Dinge tue, die ich morgens halt so machen muss. Er lässt mich nicht aus den Augen und an den strategischen Punkten (Futtersack und Haustür) wird dieses Verhalten gezeigt und beobachtet, ob ich drauf anspringe.

    Irgendwann ist es ja so weit und ich muss ihn füttern und rausgehen. Da sind wir dann wieder in der Situation und ich lasse ihn absitzen.

    Wir kommen also gar nicht an den Punkt, an dem ich zB in der Küche stehen kann und der Hund unaufgeregt daneben ist, so dass ich das loben könnte.

    Ich habe den Morgen als Beispiel genommen, weil es da am schlimmsten ist.

    Mein kleiner Hund ist Marke 2000 Volt :hust:
    Er ist schnell angespannt und stressanfällig und das seit Welpenalter an. Er ist nun ein Jahr alt.
    In vielen Bereichen hat es sich schon gebessert, aber bei einer Sache bin ich mir sehr unsicher, wie ich damit umgehen soll.

    Kurz vor Fütterungszeit (er liebt Futter) und vor dem Rausgehen (wenn er wirklich muss), zeigt er Übersprungshandlungen und macht den Brummkreisel, sprich, er dreht sich um die eigene Achse.
    Das sind keine sehr langen Sequenzen und es ist (noch) nicht besorgniserregend krankhaft, aber es ist eben da und ich möchte nicht, dass es sich verschlimmert.

    Ich weiß nicht so recht, wie man damit richtig umgehen soll.
    Anfangs habe ich es ignoriert und weiter in Ruhe das Futter gemacht oder mich angezogen. Ich habe nämlich das Gefühl, dass er mir damit etwas zeigen will/mich animieren will und ich dachte, wenn ich das nicht beachte und ihm keine Aufmerksamkeit gebe, lässt er das sein.
    Danach habe ich, sobald er damit angefangen hat, alles stehen und liegen gelassen und es gab halt kein Futter/kein Rausgehen. Das Ziel war, zu warten bis er entspannt ist und die Sache dann noch mal anzugehen. Das ging aber auch nach hinten los. Ich könnte das über Stunden ziehen, es würde nur noch schlimmer.

    Mittlerweile ist meine Taktik: Hund dreht -> er muss sich auf seinen Hintern setzen und warten.
    Das funktioniert auch wunderbar. Man merkt, er ist immer noch angespannt/aufgeregt, aber er bleibt immerhin sitzen und wartet auf die Freigabe.

    Macht das so Sinn oder gibt es bessere Ansätze? :???: :hilfe:

    Das was @'Yvonne&Bobby' beschreibt, kann ich bei meinen Hunden (und bei mir :ugly: ) auch beobachten.
    Mein kleiner Hund besteht auch sehr auf seine festen Zeiten. Der hat dann auch richtig Hunger. Selbst wenn es eine std vor normaler Futterzeit etwas gibt und er an sich satt ist, nöhlt er zur richtigen Futterzeit rum, sabbert, hat offensichtlich Hunger und ist sehr empört, wenn ich nichts gebe.
    Das selbe Spiel ist das Thema Verdauung. Es gibt feste Zeiten, zu denen er sein großes Geschäft machen muss. Auch, wenn er kurze Zeit vorher schon draußen war und sich entleert hat.
    Ich glaube, es gibt einfach solche Hunde. Mein großer ist da anders.

    Deswegen sehe ich persönlich das nachts aufstehen und füttern/rausgehen mit gemischten Gefühlen. Man kann dem Hund auch "anerziehen", dass er nachts um 2 Hunger hat, weil da gibt es ja immer etwas. Schwierig.

    Das mit dem Futterautomaten bzw dem Futter zur freien Verfügung (dazu gab es mal einen Thread, in dem das Experiment gewagt wurde, einen verfressenen Hund an das Prinzip der Selbstregulation zu gewöhnen. Ich glaube, unterm Strich stand, dass er sich 2-3 mal heillos überfressen hat und danach hat es tatsächlich so funktioniert, dass der Hund normale Portionen gefressen hat zur selbstgewählten Zeit), finde ich aber eine ganz interessante Idee.
    Das würde jedenfalls das Problem, dass Julia scheinbar doch recht fertig ist, weil sie nie durchschlafen und ständig auf den Hund gucken muss, lösen.