Lieber TS, du hast ich zwar schon gegen den Hovi enschieden.. aber ich möchte für alle Nachkommenden mal beschreiben wie es ist "wie die Jungfrau zum Kind" mit solch einem Hund zu leben.
Ich hatte das "Vergnügen" mal einige Zeit auf einen Hund mit äußerst starkem Schutz- und Territorialtrieb aufzupassen.. war nur 1 Monat und das reichte mir damals vollkommen. Anzumerken sei dass der Hund damals absolut falsch (bzw gar nicht) erzogen war und seine Besitzer nur "management" betrieben haben um zu verhindern dass ein Unglück geschieht.
Gasigehen:
- Hund doppelt sichern (Geschirr und Halsband, dazu 2m Leine und Kurzführer) und Maulkorb drauf.. wenn Herren Hund etwas stank gebärdete er sich wie wild und war kaum zu halten. Und das lag nicht am Gewicht sondern schlicht an der Art WIE er sich aufführte. Wie ein glitschiger Aal auf Koks.
- früh morgens oder spät abends raus, unter Tags begegenete man einfach zu vielen Hunden und Menschen
- abgelegene Wege- denn wieder zu viele Hunde und Menschen
Jeder Gassigang war anstrengend. Einfach loslaufen und sich freuen dass man draußen unterwegs ist war nicht. Man musste immer 100% beim Hund sein im Kopf denn er entschied selber was ihm stinkt (und das konnte schon der Müllmann 30m entfernt sein.. dann ging die Post ab bis der Mann verschwunden war, nebenbei super negativer Lerneffekt...)
Dieser Hund konnte NIRGENDWO hin mit wo ich auch mal abschalten wollte. Es ging nicht, in dem Moment wo der Hund merkte ich bin nicht 100& aufmerksam war er es zu 1000%. Richtete sich auch gegen Passanten, Kellner, Bekannte,..
Wenn er ein Kind blöd fand wurde das in Grund und Boden gebellt. Ich hätte auch meine Hand dafür NICHT ins Feuer gelegt dass er das Kind nicht versucht hätte zu Maßregeln. Konnte ich aber dank Leine, Halsband und Geschirr immer verhindern)
Nachdem er nach ein paar Tagen entschied ich gehöre nun wohl dazu durfte mich auf der Straße niemand ansprechen. Da ging die Post ab. ANFASSEN hätte zu einem Angriff vom Hund geführt! Einem Bekannten den man zufällig trifft mal eben die Hand geben war nicht.
Fremde Artgenossen fand der Hund per se absolut unnötig und sprach allem was hündisch war das Recht zu existieren ab. Rüden wären mindestens angegriffen worden, Hündinnen wurden "nur" weggeknurrt. Super wenn dir am Tag 5 "der tuuuuuut nix!" oder "der will nur spiiiiiielen" begegnen. Deshalb- gassi gehen nur wenns andere nicht tun. richtig fieses Regenwetter mit Sturm war super!
Zuhause:
- Nachbar kommt heim- Hund bellt
- Nachbar geht- Hund bellt
- Nachbar hustet- Hund bellt
- Müllabfuhr, Nachbarn bekommen Besuch, Post kommt, etc- Hund bellt
Der hat wegen JEDEM Pups angeschlagen. Zum Glück waren meine damaligen Nachbarn entweder kaum zuhause oder alt und schwerhörig
Wenn ich ne Pizza bestellt habe saß der Hund hinter 2 verschlossenen Türen. Nachdem er ein mal eine geöffnet hatte und ich ihn grad noch so gepackt bekam. Er wollte dem Lieferanten erklären dass er ihn kacke findet.
Ich liebe Hunde. Und ich scheue auch keine Herausforderung. Aber dieser Hund war keine Herausforderung mehr. Er war unglücklich und ich war es auch. Inzwischen lebt er mit einem einzelnen Herren irgendwo im nirgendwo in der Pampa. Hinter 2,5m Zaun.. da kann er laufen, bellen,.. wie er mag.
Es ist ein extrembeispiel, ich weiß. Und es gibt genug Hunde mit Schutztrieb die gut und sauber geführt werden. Das passiert aber nicht mal eben so nebenbei, denn auch der besterzogene Hund hat Dinge die ihn triggern. Bei Jagdhunden ists das hochgehende Kaninchen dass dazu führen kann dass die Sicherungen durchbrennen. Bei einem Hund mit massivem Schutztrieb kanns der Passant sein der dir nichtsahnend entgegenkommt.
Und sich darauf verlassen dass man ein "Montagsmodell" mit gemäßigtem Trieb erwischt.. finde ich fahrlässig. Vom schlimmsten ausgehen und sich freuen wenns besser läuft führt zu deutlich weniger Frust auf beiden Seiten.
Und wenn ich ganz ehrlich bin- von der Beschreibung her wär die komplette FCI Gruppe 9 was für dich. Nur sind die alle ein "klein" wenig handlicher...