Grade das hat mich lange beschäftigt. (Man erfährt doch auch gar nicht, ob die Schwester die Niere bekommt/will. Oder hab ich das falsch in Erinnerung? Ich war mir sicher, dass das offen blieb.)
Die ältere Schwester WILL doch Anna gar nicht benutzen, ganz im Gegenteil. Sie wünscht sich den Tod und hat Anna darum das Versprechen abgenommen, diese Gerichtsshow abzuziehen. Über Annas Motive erfährt man gar nicht so besonders viel. Ich hatte eher den Eindruck, dass sie ihrer Schwester die Niere ganz selbstverständlich gespendet hätte und sich erst im weiteren Verlauf bewusst wird, dass sie doch nicht so uneingeschränkt "Ja, sicher" sagen könnte.
Und dass diese Zerrissenheit sie in einen Gewissenskonflikt stürzt.
Wessen Leben den Eltern "wichtiger" ist, bzw. ob eine Tochter "wichtiger" sein kann als die andere, und dass die kleine Tochter, die ja ohne die Not der Älteren nie das Licht der Welt erblickt hätte, eine eigene Persönlichkeit ist, die widersprüchlichen Gefühle, die Mutter und Vater deswegen plagen, das ist doch grade eines der zentralen Elemente des Romans.
Man rechnet ja fast damit, dass Anna die Niere nicht spendet (spenden muss).
Dass dann doch alles anders kommt, dass Anna die Tochter ist, die die Eltern zuerst verlieren, ist mir sehr nahe gegangen.
Ob Kate die Niere erhält, ob sie überlebt, erfährt man (soweit ich mich erinnere) nicht.
Man fragt sich unwillkürlich, wie die Geschichte ausgegangen wäre, wenn Anna Kate die Niere gespendet hätte, wenn Kate von Anna nicht gefordert hätte, sich zu verweigern.
Hätte Anna gespendet? Wäre Kate gesund geworden? Hätte Anna ihre Spende bereut?
Ich fand ehrlich gesagt eher das Ende der Verfilmung etwas platt. (Auch wenn mir die Verfilmung selbst ansonsten sehr gut gefällt.)