Ich war - bedingt dadurch, dass ich seit meinem 14. Lebensjahr bei uns ins Tierheim gegangen bin und dort hauptsächlich die "Unvermittelbaren" genommen habe - so arrogant, zu wissen zu glauben, dass ich "mit jedem Hund klarkomme"...
Meine jetzige Hündin wurde im Haustieranzeiger als: "Souveräne, sehr gut sozialisierte 3,5 Jahre alte Shar Pei-Hündin, verträglich mit Hunden, Kleintieren, Katzen, Kindern, bleibt sehr gut alleine, gut erzogen" angeboten, abzugeben "wegen Umzugs".
Perfekter Hund für mich mit Kaninchen und Katze; Hund sollte mit ins Büro kommen, was mit dieser Beschreibung ja einwandfrei hätte funktionieren sollen...
Bekommen habe ich: einen Hund, der panische Angst vor allem außer sich selbst hatte, Katze und Kaninchen in Ruhe gelassen hat, absoluten Kadavergehorsam zeigte (also praktisch das Gegenteil von dem, was in der Rassebeschreibung steht ) und scheinbar nichts und niemanden jemals positiv kennengelernt hatte.
Wir waren in der Hundeschule - hat uns nicht weitergebracht
Wir haben es mit laaaaaaaangsamem Angewöhnen an bestimmte Reize versucht - bringt nach jetzt 2 Jahren nur insofern etwas, als dass sie nicht mehr vor Panik kotet, wenn sie am Sperrmüll vorbeigehen muss (etwas überspitzt dargestellt, um das Defizit der Sozialisierung darzustellen)...
Was sie mich gelehrt hat und jeden Tag wieder lehrt?
-Welche Skrupellosigkeit in manchen Menschen vorhanden sein muss, um seine Zuchttiere (sie kam ursprünglich vom "Züchter") in einem Stall ohne Tageslicht zu halten, die Tiere dann "zu liefern", zT sich auch Tiere aus dem Ausland dazuzukaufen, um "die Nachfrage abzudecken"
-Dass Menschen, die selber jahrelang THS und eine eigene HuSchu betrieben haben, selber aktiv gezüchtet haben, auf den "die Rasse ist grad in Mode, da hol ich mir doch 3 Hunde von und vermehre selber "lustig" in der Gegend rum"-Zug aufspringen und ihre Hunde dann, wenn das sich offenbar nicht rentiert (ich weiß von der Zwangsversteigerung des Hauses der Exbesitzer), die Hunde "wegen Umzugs" abgeben...
-Dass ich, die ich eigentlich sehr temperamentvoll und "laut" bin, wegen meines Hundes extrem darauf achten muss, wie stark ich Emotionen zeigen kann, damit ich meinem Hund immer und überall Sicherheit vermitteln kann (was ich natürlich noch unzureichend tu, ich bin bei weitem nicht unfehlbar!)
-Dass ich den Leitspruch des Shar Pei - "In der Ruhe liegt die Kraft" - verinnerlichen und leben muss, jeden einzelnen Tag, um meinen Hund nicht noch stärker zu verunsichern
-Dass ich grenzenlose Geduld aufbringen muss, soll aus meinem Hund jemals einer werden, der angstfrei eine Straße entlanggehen kann
-Dass ich ein Kämpfer bin, weil ich nicht aufgebe und sie "austausche", wie viele mir bereits gesagt und angeraten haben
-Dass sie mich bis ins winzigste Detail spiegelt, mir jede eigene Unsicherheit direkt "ins Gesicht wirft", jede Unachtsamkeit ausnutzt
-Dass _alles_ möglich ist, man muss sich nur ganz genau überlegen, ob man es wirklich leisten kann/will
-Dass es sich lohnt, zu kämpfen, jeder "gute" Tag ist ein Geschenk, wenn ich dann in das breite "Molosser-Grinsegesicht" meiner Faltine gucke, weiß ich, dass ich zumindest nicht alles falsch mache, ganz gleich, welche Fehler wir auch machen...