Beiträge von Zaphira81

    Ich war - bedingt dadurch, dass ich seit meinem 14. Lebensjahr bei uns ins Tierheim gegangen bin und dort hauptsächlich die "Unvermittelbaren" genommen habe - so arrogant, zu wissen zu glauben, dass ich "mit jedem Hund klarkomme"...

    Meine jetzige Hündin wurde im Haustieranzeiger als: "Souveräne, sehr gut sozialisierte 3,5 Jahre alte Shar Pei-Hündin, verträglich mit Hunden, Kleintieren, Katzen, Kindern, bleibt sehr gut alleine, gut erzogen" angeboten, abzugeben "wegen Umzugs".

    Perfekter Hund für mich mit Kaninchen und Katze; Hund sollte mit ins Büro kommen, was mit dieser Beschreibung ja einwandfrei hätte funktionieren sollen...


    Bekommen habe ich: einen Hund, der panische Angst vor allem außer sich selbst hatte, Katze und Kaninchen in Ruhe gelassen hat, absoluten Kadavergehorsam zeigte (also praktisch das Gegenteil von dem, was in der Rassebeschreibung steht ;) ) und scheinbar nichts und niemanden jemals positiv kennengelernt hatte.

    Wir waren in der Hundeschule - hat uns nicht weitergebracht
    Wir haben es mit laaaaaaaangsamem Angewöhnen an bestimmte Reize versucht - bringt nach jetzt 2 Jahren nur insofern etwas, als dass sie nicht mehr vor Panik kotet, wenn sie am Sperrmüll vorbeigehen muss (etwas überspitzt dargestellt, um das Defizit der Sozialisierung darzustellen)...


    Was sie mich gelehrt hat und jeden Tag wieder lehrt?

    -Welche Skrupellosigkeit in manchen Menschen vorhanden sein muss, um seine Zuchttiere (sie kam ursprünglich vom "Züchter") in einem Stall ohne Tageslicht zu halten, die Tiere dann "zu liefern", zT sich auch Tiere aus dem Ausland dazuzukaufen, um "die Nachfrage abzudecken"

    -Dass Menschen, die selber jahrelang THS und eine eigene HuSchu betrieben haben, selber aktiv gezüchtet haben, auf den "die Rasse ist grad in Mode, da hol ich mir doch 3 Hunde von und vermehre selber "lustig" in der Gegend rum"-Zug aufspringen und ihre Hunde dann, wenn das sich offenbar nicht rentiert (ich weiß von der Zwangsversteigerung des Hauses der Exbesitzer), die Hunde "wegen Umzugs" abgeben...

    -Dass ich, die ich eigentlich sehr temperamentvoll und "laut" bin, wegen meines Hundes extrem darauf achten muss, wie stark ich Emotionen zeigen kann, damit ich meinem Hund immer und überall Sicherheit vermitteln kann (was ich natürlich noch unzureichend tu, ich bin bei weitem nicht unfehlbar!)

    -Dass ich den Leitspruch des Shar Pei - "In der Ruhe liegt die Kraft" - verinnerlichen und leben muss, jeden einzelnen Tag, um meinen Hund nicht noch stärker zu verunsichern

    -Dass ich grenzenlose Geduld aufbringen muss, soll aus meinem Hund jemals einer werden, der angstfrei eine Straße entlanggehen kann

    -Dass ich ein Kämpfer bin, weil ich nicht aufgebe und sie "austausche", wie viele mir bereits gesagt und angeraten haben

    -Dass sie mich bis ins winzigste Detail spiegelt, mir jede eigene Unsicherheit direkt "ins Gesicht wirft", jede Unachtsamkeit ausnutzt

    -Dass _alles_ möglich ist, man muss sich nur ganz genau überlegen, ob man es wirklich leisten kann/will

    -Dass es sich lohnt, zu kämpfen, jeder "gute" Tag ist ein Geschenk, wenn ich dann in das breite "Molosser-Grinsegesicht" meiner Faltine gucke, weiß ich, dass ich zumindest nicht alles falsch mache, ganz gleich, welche Fehler wir auch machen...

    An meiner Hündin nervt leider so einiges :(

    -die ständigen Beschwichtigungen, selbst, wenn ich sie kein Stück beachtet hab - sie steht auf und kommt schnauzeleckend auf mich zu

    -die Panikattacken außerhalb der Wohnung: 100 Autos in der Straße, die meisten stehen tagelang unverändert, aber nein, sie schleicht auf dem Bürgersteig entlang, als hätt ich sie geprügelt (was diverse Male bereits äußerst unschön von irgendwelchen Passanten kommentiert wurde, die das natürlich annehmen)

    -das wirklich ständige Zusammenzucken, wenn man sie berührt: egal, wo wir uns befinden, eine Berührung wird umgehend mit Zusammenzucken und der ganzen Palette an Beschwichtigungssignalen beantwortet

    -das nach wie vor völlig willkürlich auftretende Pinkeln, wenn ich sie Anleinen will (in der Wohnung): ich komm heim, gute/schlechte/gereizte/fröhliche/traurige Stimmung, will mit ihr raus, zücke also HB/Geschirr und Leine, sie kommt freudig an, will ihr HB/Geschirr anziehen - pinkeln...vollkommen wurst dabei, ob ich zugewandt/abgewandt/rübergebeugt/seitlich/stehend/hockend/sprechend/stumm bleibe...und auch völlig launenunabhängig...


    Kurz: mich nervt an meinem Hund, dass mich die Vorbesitzer so hinterf**zig beschissen und belogen haben, ihre Baustellen nicht erwähnt, sondern sogar absolut negiert haben, sich direkt nach Übereignung aus dem Staub gemacht haben und bereits 3 Tage nach Knötschis Umzug zu mir nicht mehr erreichbar waren...und ich hab hier nun ne totale Baustelle, die selbst meine 15 Jahre Tierheimhundeerfahrungen praktisch zu 100 % neutralisieren und ich mich fühle, als wäre ich noch nie mit der Spezies Hund in Berührung gekommen... Ich könnte die Exbesitzer... :mute: :hangman:

    Gestern 23:30 Uhr auf unserer Nacht-Pipi-Runde hatten wir ein (für mich) nettes Erlebnis:

    Die Knötsch hat ja an der Leine vor allem und jedem panische Angst, am liebsten würde sie sich in Luft auflösen. Das hat leider auch zur Folge, dass es auf Grünflächen oftmals sehr lange dauert, bis sie sich löst/lösen kann. Wir trainieren das eben, indem wir zu weniger frequentierten Zeiten einfach so lang stehen bleiben und dann ne Megaparty veranstalten, wenn es dann geklappt hat.

    Gestern steh ich also mit ihr auf so einem Streifen, die Straße 100 m in jede Richtung menschenleer - auf beiden Seiten.
    Um ihr weniger Stress zu machen, schirme ich sie trotzdem zusätzlich von einer Seite noch mit Hilfe eines geparkten LKW von der Straße ab, so dass sie sich nur noch nach 3 Seiten "umdrehen muss". Sie muss dringend pieseln, kratzt auf dem Gras und hält alle paar Sekunden inne und erstarrt (nach wie vor: es ist nichts in dieser Straße gewesen!).

    Als sie sich dann nach fünf Minuten hinhockt und pullert, entdecke ich zeitgleich mit ihr nen jungen Skateboarder, der in unsere Richtung kommt - meine Falte bleibt erstaunlich ruhig, weicht nur hinter mich zurück und beobachtet skeptisch. Der junge Typ bleibt ca. 3 m vor uns stehen und ich höre nur, wie er das Board aufhebt und dann ein leises "Pepe".
    Nun gut, er stand in nem Hauseingang, ich dachte, er hätte geklingelt und würde in die Gegensprechanlage sprechen ^^
    Da kommt er auf uns zu: "Oh, Entschuldigung, hat sie Angst? Ich hab sie nicht gesehen, tut mir leid, hab extra das Board hochgenommen jetzt."
    Ich war ganz überrascht, dass er wegen uns angehalten hatte. Ich hab ihm dann kurz erklärt, warum meine Hündin so "drauf" ist und er meinte nur, dass er ja sieht, wie ängstlich sie ist und er deswegen lieber direkt weitergeht - ob andere Hunde denn aber okay wären.

    Und da kam "Pepe" plötzlich aus der andern Richtung angehüpft - ein kleiner JRT (-Mix?). An der Leine geht halt leider gar nicht, da kann der andere Hund noch so lieb sein, aber der Jugendliche war so nett, dass er seinen Hund auch direkt versucht hat, davon abzuhalten, zu uns zu kommen.
    Wir haben uns dann langsam aus der Situation "geschlichen", aber so eine leise und unaufgeregte Begegnung erlebe ich super-selten. Vor allem mit jungen Leuten mit (und ohne) Hund.

    Wenn ich das so lese, bin ich denkbar froh, dass der Shar Pei auf keiner Rasseliste (mehr) steht... meine Hündin würde allein beim Anblick der Prüfer durchfallen, wenn sie nicht einmal Meideverhalten zeigen darf, weil das als "nicht wesensfest" ausgelegt wird...
    Sie würde nie (kann ich fast meine Hand für ins Feuer legen, solch eine Situation hatten wir schon, dass sie "um ihr Leben hätte kämpfen müssen") nach vorne gehen oder beißen...solange sie irgendwie kann, flüchtet sie, ist sie eingekeilt zwischen Bedrohung und Wand, stellt sie sich tot...

    Allerdings würde ich alleine aus Reflex in bedrohlichen Situationen dazwischengehen - keiner legt Hand an meinen Hund!...aber damit würde dann wohl ICH durch den Wesenstest fliegen ... :/

    Mir und meiner Hündin passiert das leider gerade in der dunklen Jahreszeit häufiger; sie geht supertoll bei Fuß, ist, bedingt durch ihre Vergangenheit, allerdings ein sehr ängstlicher Hund...da sich hier die Radfahrer selten daran halten, auf der Straße (inkl. eingezeichnetem Radweg!) oder gar beleuchtet zu fahren, Klingeln gibt es ebenfalls nicht, hören/sehen wir die oft erst dann, wenn sie praktisch schon von vorn (oder viel schlimmer noch, von hinten) in uns reinrasseln... Meine Kleine ist bereits 3x angefahren worden, weil die Radler meinten, man müsse rechts am Hund vorbei, statt links am Fußgänger :'(
    Entsprechend hat sie ihre Angst vor Rädern gesteigert...