Hallo,
also generell muss man dazu sagen, dass ein Hund immer einen Unterschied zwischen draußen (jagdgebiet) und drinnen (höhle) macht.
Es ist auch einfach so, dass derjenige, der drinnen was zu sagen hat, nicht unbedingt derjenige ist, der draußen was zu sagen hat. Also die Rollenverteilung ändert sich mit jeder neuen Situation. Hält man sich dass vor Augen, dann wird es noch schwieriger als es eigentlich schon ist - aber verzweifeln brauchst du ja jetzt nicht mehr, da du ja jetzt weißt, dass es normal ist.
Der Hund nimmt dir ganz klar ab, dass du der Chef bist daheim. Du sitzt und liegst höher, bestimmst über das Essen und Wasser und teilst den Freiraum ein.
Genau diese Chefsachen, musst du auch draußen machen. Die Frage ist nur, was diese Chefsachen draußen sind?
Also ganz klar ist schonmal eins: der Chef bestimmt wo es hingeht! D.h. wenn der Hund an der Leine zieht, bewegst du dich nicht einen Zentimeter.
(Training: Schnapp dir die kurze Leine. Sobald der Hund zieht, bewegst du dich nicht. Irgendwann (kann ewig dauern) wird sich die Leine entspannen, dann läufst du los - solange bis sich die Leine wieder spannt. Anfangs wirst du gerade mal eins zwei Schritte gehen können. Einfach solange wiederholen bis der Hund es direkt versteht (dauert ein paar Tage lang). Bloß nicht gehen, wenn die Leine auf Spannung ist, weil der Hund kriegt nur eins mit: Ich ziehe, du folgst.)
Noch was: ein großer Irrtum ist, dass Hunde "spazieren" gehen. Das ist Falsch. Hunde gehen immer auf die Jagd (egal ob großer oder kleiner Jagdtrieb). Der Chef muss jetzt bestimmt, wie und was gejagt wird. Merkst du, dass dein Hund in den Wildjagd-Modus kommt, dann solltest du sofort korrigieren. Mach es dem Hund so unangenehm wie möglich. Problematisch ist nämlich, das Hetzen und nach Wild jagen schon so stark selbstbelohnend ist, dass man als Mensch kaum mit was anderem dagegenhalten kann. Da muss man also man richtig böse werden.
(Training: kurze Leine schnappen. Sobald der Hund in die Ferne guckt, etwas fixiert oder ähnliches, sofort korrigieren. Er wirds Anfangs nicht checken und weiter machen. Also machst du auch weiter mit dem korrigieren. Da muss man mal hart zu seinem Hund sein. Aber ein Chef ist nunmal auch einer, der sagen kann, was Sache ist.)
Nächste Sache: Jagdraum eingrenzen. Ein Chef gibt ganz klar an, was der Arbeitsraum ist. Also wie Luna 77 schon beschrieben hat, ist das Kommando "Weg" super für sowas. Genau das gleiche Kommando benutzen wir auch für unseren Hund. Wir haben es eingeführt, weil wir nicht wollen, dass der Hund auf die Straße läuft von alleine.
(Training: Lange Leine nehmen. Mit Hund in eine Nebenstraße. Aufn Gehweg gehen. Sobald der Hund auf die Straße geht, so stark ausflippen wie nur geht, korrigieren und den Hund ranziehen. Sobald der Hund wieder aufn Gehweg geht, loben loben loben.)
Das Gleiche geht auch mit anderen Gebieten (Gärten, Pferde- oder Kuhfelder). Bei uns in der Nähe sind viele Felder. Und die Kuhzäune sind unter Strom. Also sagen wir "Nein", wenn unser Hund in der Nähe ist. Dann macht er kehrt und läuft nicht rein. Also ähnliche Situation. Ich sag wo es lang geht.
Noch eine letzte Chefsache: Privilegien die nur ein Chef hat, z.B. Spielsachen, mit denen dein Hund nicht spielen darf. Da muss man mal ein wenig fies sein, aber es funktionierte bei unserem Hund sehr gut. Wir haben einen Ball gekauft, den der Hund nie berühren, anschnuppern oder sowas durfte. Wir haben ihn ausgepackt und mit dem Ball gespielt, vor den Augen des Hundes. Danach haben wir ihn wo hingelegt, wo der Hund in sehen kann, aber nicht dran kommt. Das ganze haben wir über Tage hinweg gemacht - mit richtig viel Freude. Der Ball wurde so interessant, dass der Hund fast alles gemacht hat, damit wir ihm den Ball mal geben. Später kann man den Ball dann anstatt von Leckerlis geben. Da der Belohnungseffekt sehr stark sein kann, können Kommandos schneller gelernt werden. Aber das funktioniert nicht bei jedem Hund.
Jetzt kann es natürlich sein, dass dein Hund sehr angespannt und unter Stress leidet, wenn ihr draußen seit. Nichts desto trotz könnte es sein, dass diese Methoden helfen. Merkt der Hund, dass er in guter Obhut ist, dann entspannt es ihn.
Generell muss ich aber sagen, dass ich dich und deinen Hund ja nicht kenne. Das sind nur Vorschläge von mir, die bei unserem Hund ganz gut funktioniert haben. Wenn du dir unsicher bist, ob es die richtige Methode ist, dann lass lieber einen Hundetrainer ran, der Vorort dich und deinen Hund einschätzen kann.