Was ich bei Diskussionen hinderlich finde ist, wenn man sagt: "Das kann ich rational nicht erklären. Der Beweis ist: du musst meiner Meinung sein. Wenn du das nicht bist, zeigst du, dass du keine Ahnung hast."
In alle Naturwissenschaften: Biologie, Physik etc. kann man etwas rational begründen.
Aber beim Stachel ist es nicht begründbar sondern kommt einem, wenn man einen Titel IPO3 überregional hat?
Das klingt so magisch/mystisch/esoterisch.
Ich fand es total gut @Hummel, ich glaub das warst du, wie du das Prinzip Drive-Distance-Dynamic erläutert hast.
Dass man diese Dinge nur in dem Maß draufpackt, wie der Hund seine Aufgabe verinnerlicht hat.
Man möchte eine Aktion vom Hund, die er aber vor lauter Trieb nicht genau genug ausführt.
Wäre es nicht auch eine Option zu sagen:
1. ich überlege mir einen Übungsaufbau oder Teilsequenzen, der die Aufmerksamkeit des Hundes auf den wichtigen Punkt lenkt
Oder:
2. ich bemerke dass es für diese Menge der 3D noch etwas zu früh ist und steigere in kleineren Schritten.
Dann hat der Hund mehr Erfolgserlebnisse.
Ich lese deine Post sehr aufmerksam, finde sie interessant und wie du merkst verinnerliche sie auch.
Soviel zu dem Blick über den Tellerrand.
Auch bist du mal gefragt worden, wie du deinen Mali erzogen bekommen hast. Weil so triebig, so reaktionsschnell, so extrem sensibel.
Da hast du geschrieben, dass du auf den emotionalen Status achtest - nach einem Abbruchsignal soll der Hund runterkommen - und statt vieler Verbote dem Hund aufzeigst wie er möglichst effektiv an sein Triebziel kommt.
Und damit erreichst du eine Win-Win Situation.
Gebrauchshunde die so unfassbar triebig sind, könnte man sicher zwischen ihrem Mega-Trieb und Starkzwang "einklemmen" und damit schnelle und spektakuläre Ergebnisse erreichen.
Aber wäre es nicht erstrebenswerter, wenn der Hund effektiv ein Ziel anvisieren kann und nicht Energie dadurch verloren geht mit
"Hund will das Eine" -- "Hund fürchtet aber das Andere" also "Hund tut in diesem Konflikt das, was Punkte bringt und zeigt triebige Körpersprache. - Reicht."
Dieses Eingeklemmtsein zwischen Starkzwang und Mega-Trieb klingt nicht stressfreier als sich-für-das-Triebziel-bemühen-müssen.
Das ist noch mein letzter Gedanke, den ich immer habe, wenn gesagt wird "Der liebt sein Stachelhalsband."
Eventuell freut er sich aufs Rennen und Zergeln dürfen, aber wenn der Schmerzreiz so geil wäre, könnte er sich ja auch ganz praktisch selbst beißen und daran erfreuen.
Schmerz ist ein Warnsignal zur *Vermeidung* von körperlichem Schaden.
Kein Tier handelt nach dem Prinzip "Au, das tut weh. Sehr gut, ich bin auf dem richtigen Weg."
Der Otto Normal Verbraucher, der einen Hund hat, der bei Reh und Katzensichtung ausflippt würde man auch nicht sagen:
"Dein Hund ist freudig, weil er auf dein Leinenrucken nicht reagiert."
"Freudig" und "Triebig" ist für mich nicht dasselbe.
Für den Menschen ist es schließlich sehr selbstbelohnend und schwierig einen klaren Kopf zu behalten:
Der Hund drängt im Fuß irgendwann vor.
Warum eigentlich, wenn es als Hund eigentlich egal ist wo "Fuß" ist. Wichtig ist, wie man ans Triebziel kommt.
Jetzt kann der Mensch viele Dinge tun, die alle aufwendig sind und nicht schnell.
Oder er kann ein bisschen am Stachelhalsbands des vordrängenden Hundes zupfen und der Hund tänzelt "freudig " nebenher.
Wohin soll der Triebdruck und das Adrenalin halt auch hin? Außer nebenher tänzeln piekst ja alles.
Da lernt halt auch der Mensch und Menschen lernen nicht nur bewusst, sondern unbewusst.
Die Ganze erscheint einem als echter Fortschritt. Aber der Hund hat ja nicht gelernt wo er hin soll, sondern nur wo es überall piekst.
Ist für mich ein Unterschied.