Immer so viele Hunde wie möglich angucken, ist deshalb mein Ratschlag Nr. 1. Denn selbst die beste Beratung kann an Begrifflichkeiten scheitern, da jeder gewisse Dinge auch anders empfindet.
Ab wann ist ein Hund nervös? Ab wann ängstlich?
Darf ein 10 Wochen alter Welpe das erste mal in der Fußgängerzone zögerlich sein? Oder MUSS er unbefangen sein, um für mich wesensfest zu sein?
Jemand, der sonst Akitas hält würde da vielleicht eine andere Antwort geben als ein Colliehalter.
Darf er auch mal ungeduldig werden und dem kundtun? Oder ist das zu nervös?
Stresshecheln bei der ersten Autofahrt? Noch nachvollziehbar oder no-go?
Muss er von sich auf andere Leute immer freundlich zugehen, sonst ist er nicht "freundlich"? Oder ist es ok, solang er halt nicht schnappt?
Was erwarte ich? Was möchte ich gar nicht?
Da hat jeder seine eigene Meinung und Anforderungen. Und auch unterschiedliche Erziehungskompetenzen.
Ich persönlich mag sinnloses Aufregungs-Ventil-Kläffen beim Collie absolut nicht. Mich nervt das einfach, auch auf Ausstellungen. Andere störts nicht und finden es gehört irgendwie dazu, weil "Collies sind halt mitteilungsbedürftig".
Ich finds auch nicht gut, wenn andere Rüden meinen schon von weitem unprovoziert anprollen. Das mag für manche ja harmloses Rüdenverhalten sein (solang kein Blut fließt), mir gehts zu weit, wenn ich links und rechts dauernd aufpassen muss oder ein Rüde meinen im Vorbeilaufen eine drüber zieht weil ers kann. Also so viel Sozialverträglichkeit (oder Erziehung?) setze ich egt voraus, dass ein Rüde einen anderen auch mal ignorieren kann, grade mit Abstand. Haben reine Hündinnenbesitzer vielleicht nicht so auf dem Schirm.
Collies, die völlig distanzlos sind, sind auch nicht so meins (und Livi gehört auch in die Kategorie
) - am liebsten sollten andere Menschen ignoriert werden, macht vieles einfacher im Zusammenleben. Andere finden reservierte Hunde einschüchternd (hab eine in der Familie, die die Reserviertheit nicht einschätzen konnte und daher Angst entwickelt hat).
Ich mags auch nicht, wenn ein Hund schon auf einer Ausstellung derart beeindruckt ist, dass er sich nicht frei bewegen kann, duckig läuft, Rute einklemmt, etc.. Das sind dann für mich entweder Hunde mit schlechter Wesensgenetik, da 0 stressresistent, oder vom Züchter/Besitzer, der die Hunde sonst sehr reizarm hält. Beides möchte ich nicht.
Dafür hab ich persönlich mit einem zögerlichen Charakter kein Problem, finde ich sogar sympathisch und leichter erziehbar (so lange im Rahmen natürlich) als einen Hund, der sich naiv in/auf alles stürzt oder kontra gibt. Ein sehr selbstbewusster Hund wird vielleicht nie an einer Treppe zögern, der diskutiert aber auch mehr mit dir herum, ein Leben lang.
Passen muss es. Wenn hinterher alle happy sind, dann wars richtig, egal ob Champion- oder Sportverpaarung oder was dazwischen.