Ich setze meinen Hunden auch immer einfach andere Hunde vor die Nase.
Meist müssen Neuankömmlinge dann erst einmal lernen dürfen, dass hier zwar jeder Hund zu seinem Recht kommt, dass er dieses Recht aber nicht selbst durchsetzen muss.
Fängt ein Neuer an, einen der anderen Hunde so zu bedrängen, zurechtzuweisen und zu fixieren, wie es Dein Rüde gerade macht, bekommt er freundlich aber bestimmt beigebracht, dass das Verhalten so nicht erwünscht ist. Allerdings gibt es da keine Zurechtweisungen - sondern es wird sehr präventiv gearbeitet. Fixiert der Hund - meist ja der Beginn solch einer Auseinandersetzung - wird das mit einem nein unterbunden und der Hund bekommt eine Alternativ-Aufgabe, die er erfüllen kann und für deren Erfüllung er gelobt werden kann. So geht er nicht gefrustet aus der Situation, sondern verbindet im Laufe der Zeit das Sich-Zurüchknehmen immer mehr damit, gelobt zu werden.
Also Hund liegt da rum und fixiert den anderen Hund - "nein" , geh auf Deinen Platz, so ists brav.
Das, je nach Wesen des Hundes einige oder einige mehrere Male und - ganz wichtig - nicht vergessen, "gutes" Verhalten immer zu bestätigen, also jedes noch so kleine Zögern, Ausweichen, Zurücknehmen, Wegschauen, immer mit einem leisen "fein" kommentieren. Denn nur so hat doch der Hund die Chance, zu verstehen, was von ihm gewünscht wird.
Hunde sind geradezu dazu gemacht, sich an soziale Regeln zu halten - stellt man die "hundegerecht" auf, schaffen das wirklich die meisten Hunde, sich mit diesen Regeln zu arrangieren.
Hier leben immer reichlich Oldies - oft schon körperlich und geistig etwas eingeschränkt, die können sich manchmal gar nicht mehr hunde-adäquat verhalten. Sei es, weil sie ein Warnbrummeln nicht mehr hören, oder die Mimik des anderen Hundes nicht sehen.
Da könnten wir solche hündischen Eigen-Aktionen so überhaupt nicht gebrauchen.
Jeder Hund hat so seine eigenen Prioritäten, welche Ressource ihm wichtig ist - habe ich einen Hund z. B., der "eifersüchtelt", wenn ich die anderen knuddel, dann liegt unser Übungsschwerpunkt natürlich auch auf diesen Situationen.
Dann wird der andere Hund zwar beiläufig geknuddelt, aber meine Aufmerksamkeit ist beim "Rüpel" - ich spreche leise mit ihm, bestätige ihn verbal und halte die einzelnen Sequenzen so kurz, dass er es aushalten kann. Dann gehe ich gleich im Anschluss zu ihm und er ist dran. So hat man in verblüffend kurzer Zeit einen Hund, dem das Warten, bis er dran ist, gar nichts mehr ausmacht.
Ehe ich über eine Abgabe nachdenken würde, würde ich mir ggf. vielleicht doch noch einen Hundetrainer ins Haus holen, der mir die ganz kleinen, leisen, fast unsichtbaren Hunde-Signale des "Rüpels" zeigen kann - denn nur so habe ich als Mensch die Chance, rechtzeitig und präventiv eingreifen zu können, um die Situation noch ins Gute zu lenken.
LG, Chris