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Ne, also ich denke das ist Quatsch. Sonst wären ja sämtliche Rüden, die sich noch nie fortgepflanzt haben sexuell komplett uninteressiert. Die haben ja nun keine Hirnamputation und auch keine Amnesie hinter sich nach dem Chip. Bei vielen geht nach der Kastration halt einfach die Klappe nicht mehr so unwiderruflich runter, wenn ein Mädel lecker riecht. Das ist bei meinem der Fall. DASS die lecker riecht, merkt der aber natürlich trotzdem.
Du hast vollkommen recht! Und seit ich auf einem sehr tollen Seminar von einer sehr tollen Verhaltensbiologin war (wen es interessiert: http://www.cumcane.de - dr. ute blaschke-berthold - seeehr empfehlenswert, nicht nur für Hundetrainer!) kann ich das auch biologisch begründen:
(vorab: das Thema Kastration wurde nur kurz angerissen...daher hoffe ich, dass ich hier alles korrekt wieder gebe.)
Ein Rüde hat nämlich drei Testotsteronschübe in seinem Leben und den zweiten bereits direkt nach der Geburt. Dabei wird das gesamte neuronale Netz für "männliches Verhalten" (Sexualverhalten, Konkurrenzverhalten...) angelegt. So früh können wir also keinen Hund kastrieren, dass er ein "biologisches Neutrum" wird
Der dritte Schub aktiviert dieses Netz dann irgendwann und um sich dann "konstant männlich" zu verhalten muss ein gewisser Testosteronspiegel erhalten werden.
Durch die Kastration sinkt auf jeden Fall dieser Spiegel und das "typisch männliche Verhalten" wird (in der Regel) etwas eingedämmt (das kann natürlich von Hund zu Hund verschieden sein... hängt z.T. auch damit zusammen, wie viel die Nebenniere noch an Testosteron produziert...).
Und was ich auch noch total interessant fand und warum ich mich nun wesentlich leichter mit der Entscheidung für die Kastration bzw. den Chip tue: aus verhaltensbiologischer Sicht kann man durchaus davon ausgehen, dass unkastrierte Rüden permanent gestresst sind und dadurch entweder krank werden oder Verhaltensprobleme entwickeln. Das gilt natürlich insbesondere in Ballungszentren, wo fast jeden Tag im Jahr irgend eine HÜndin läufig ist!
Um hier nicht ins Detail zu gehen, umschreibe ich es mal so: Das ist ungefair so, wie wenn man jeden Tag zum Shoppen in die Stadt geht bisschen rumstöbert, auch mal was anprobiert, aber niemals etwas davon kaufen kann!! Das macht auf dauer echt keinen Spass
Umgekehrt macht es uns übrigens auch nicht glücklich, wenn wir nur schnell was kaufen, ohne davor bisschen gebummelt zu haben. (finde dieses Beispiel vor allem für Frauen sehr gut nachvollziehbar
)
Durch eine Kastration ist ein Rüde also einfach nicht mehr ganz so "getrieben" und gestresst. Und weniger Stress bedeutet u.U. auch weniger aggressiv, besser ansprechbar und einfach gelassener.
Mit diesem biologischen Hintergrundwissen fällt mir die Enscheidung jedenfalls wesentlich leichter und ich bin tatsächlich davon überzeugt, meinem Hund damit einen Gefallen zu tun!!
(Das heißt jetzt aber nicht, dass ich eine pauschale "Pro Kastration" Position beziehen möchte, aber ich denke man sollte diese biologische Aspekte nicht völlig unbeachtet lassen.)
Ach ja und last but not least: Der Chip wirkt endlich und ich habe einen ganz arg tollen Hund!!! Er ist immer noch mein eigenständiger Freigeist, der auch mal ohne mich die Welt erkunden kann. Er ist immer noch an Hündinnen interessiert und auch am Schuppern und Markieren. Er wirkt offensichtlich auch immer noch charmant auf die Damenwelt. Aaaaber: er ist dabei viel gechillter, muss nicht gleich weinen, wenn wir dann wieder andere Wege gehen. Ist nicht mehr so völlig versunken in seine Traumwelt und kann's auch mal bisschen laufen lassen, wenn er sein Beinchen hebt
Ist insgesamt viel besser ansprechbar/abrufbar und zwichendurch sogar richtig wild darauf was mit mir zu machen. Mit dem Jagen muss ich jetzt zwar in der Tat bisschen mehr die Augen auf halten - aber das ist kein Problem.
Ich bin jedenfalls nach über zwei Monaten WARTEN soo froh endlich zu WISSEN, dass meine Entscheidung nicht falsch war!! Ich sehe es an meinem glücklichen Hund und ich kenne ein bisschen den bioloschen Hintergrund 