ich glaube, dass sich die meisten der hier mitschreibenden user im klaren darüber sind, dass man hunden extrem ressourcenverteidigendes verhalten abgewöhnen muss. eine gewaltvolle ressourcenverteidigung hat ganz klar ein hohes unfallpotential, also sollte das ziel sein, dass hunde ruhig und entspannt fressen können, auch wenn sie versehentlich berührt werden oder jemand an ihnen vorbeigeht. und ich denke, wir sind uns auch im klaren darüber, dass hunde lernen müssen, sich im prinzip alles abnehmen zu lassen, ohne dabei einen grund zum knurren zu haben, denn solange hunde die veranlassung sehen, dass sie uns warnen müssen, wenn wir an ihr futter gehen, besteht ein konflikt, den wir lösen sollten, denn konflikte beinhalten immer gefahren, wenn diese ungelöst im raum stehen.
natürlich kann man mit management (hund in die box, ins nebenzimmer etc. pp.) sehr viel erreichen und management gehört für mich dazu, wenn es darum geht, unfälle zu vermeiden. management ist für mich persönlich aber auch nicht die letztendliche lösung eines konflikts, sondern erst einmal das umgehen der problematik.
ich finde es auch wichtig, dass hund ein ruhe fressen dürfen. das ist ganz normal und auch absolut o.k. so.
jedoch gibt es situationen, die man nicht planen kann und die bei einem starken ressourcenverteidiger arg in die hose gehen können.
und damit meine ich nicht, dass kinder über den fressenden hund stolpern, so etwas geht meiner meinung nach gar nicht, denn ein fressender hund sollte in ruhe futtern dürfen.
kinder sind übrigens für den hund niemals der chef und wer versucht, so etwas seinem hund einzutrichtern, spielt mit dem leben seines kindes. schon kleine kinder können lernen, dass sie nix am schlaf- oder futterplatz des hundes verloren haben. und hund und kind gehören nun einmal ständig beaufsichtigt, besonders, wenn es sich um sehr kleine kinder handelt.
hunde sind domestizierte raubtiere, die nun einmal ganz andere vorstellungen von familiären strukturen haben, als der mensch.
bei wildhunden z.b. ist es völlig normal, dass alle erwachsenen mitglieder die kleinen miterziehen. damit der haushund seine rolle nicht missversteht, sollte es für ihn klar sein, wer in dem haus ressourcen kontrolliert: nicht das kind, nicht der hund, sondern der erwachsene mensch.
wenn kinder hunde maßregeln wollen bzw. ihre grenzen übertreten, ist das saugefährlich.
ich meine ganz andere situationen: kind isst nen keks, ein paar stücke fallen runter, hund geht ran, kind geht ran und schon knallt es gewaltig.
der familienhund findet futter, das vergessen wurde, wegzuräumen oder auch wahlweise ein runtergefallenes brot (gerade bei kindern geht ja so etwas bekanntlich sehr schnell), kind geht gucken und peng!
der hund findet draußen etwas giftiges und hat nicht gelernt, sein futter herzugeben, man muss es ihm aber abnehmen und es knallt.
das sind dinge, die passieren können. ein kundenhund von mir hat sogar schon ne dose gefressen, weil es dieser hund nicht gelernt hatte, sich futter abnehmen zu lassen (der hund kam aus dem tierheim). oder er hat gelernt, dass er es verteidigen musste.
futteraggression kann viele gründe haben, u.a. entsteht sie dadurch, weil der besitzer meint, seinem hund alles entreißen zu müssen bzw. den hund beim knurren zu bestrafen, indem er ihn am nacken packt, ihm eine runter semmelt und und und.
futteraggression kann aber auch entstehen, weil die hunde nicht gelernt haben, dass es o.k. und normal ist, auch mal beim fressen angefasst zu werden bzw. das es o.k. ist, sein futter auf signal herzugeben.
futteraggression kann ebenfalls entstehen, weil man es gar nicht schlimm findet, dass so ein kleiner zwerg ein sehr intensives drohverhalten zeigt, weil man nur am futter vorbeigeht und dann noch den abstand vergrößert und eben nicht daran arbeitet (und es gibt durchaus hunde, die ein solches verhalten enorm ausweiten, fragt doch mal in der jagdhundeszene nach. da gibt es viele geschichten über weimis und deutsch drahthaars, die ihre menschen wegen nem kekskrümel in der handtasche an die wand stellen.)
ich hätte z.b. dem welpen weder den abstand vergrößert, noch wäre ich näher gekommen. ich hätte mich ganz genau in dieser situation hingestellt und abgewartet (kein anfassen, kein blickkontakt) und wäre erst gegangen, wenn der knirps gemerkt hätte, dass ich nicht an sein futter möchte, also wenn er ruhiger wird.
bei mir gäbe es keinen ärger, wenn er knurrt, aber auch keine fluchtreaktion meinerseits.
und danach würde ich in ruhe anfangen, mit dem hund daran zu arbeiten, indem ich besondere leckereien anfangs in der hand behalten, während an ihnen rumgeknubbelt wird (das würde ich bei nem neuen welpen erst einmal grundsätzlich so machen, um zu sehen, wie der hund reagiert.
ich würde am hund vorbeigehen und, während der hund noch einigermaßen entspannt ist, zusätzliche leckereien dazu werfen.
ich würde mich neben den hund setzen und ihm immer was tolles hinzupacken.
und ich würde ein konfliktfreies aus-signal über den tausch trainieren.
mein rüde war anfangs enorm futteraggressiv mir gegenüber (er war 1,5 jahre alt, als ich ihn bekam). ich bin beim ersten angespannten blick stehen geblieben, bin nicht näher ran gegangen, hab ihn nicht angefasst. allerdings kannte er schon ein aus-signal. das habe ich benutzt, ihn zu mir gerufen, nach dem rinderohr gegriffen und es ihm wieder in die schnute gesteckt. danach gab ich ihm leckereien und setzte mich bewusst in seine nähe (immer so weit weg, dass er nicht knurren musste) und warf ihm noch ein paar tolle sachen dazu.
hätte er das signal nicht gekonnt, hätte ich ihm knabbereien nur mit leine gesichert gegeben und eben aus meiner hand. und natürlich ein ausgeben auf signal trainiert.
er lässt sich mittlerweile alles abnehmen und ich kann sogar mit ihm gemeinsam im körbchen sitzen und das rinderohr festhalten, während er frisst. ich mach das nicht oft, aber ich frische das immer wieder auf.
warum? weil ich es verdammt wichtig finde, dass meine hunde lernen, dass ich keine bedrohung für ihr futter oder für sie selbst darstelle und das es keinen grund gibt, es mir gegenüber zu verteidigen. und weil ich es enorm wichtig finde, dass hunde sich alles abnehmen lassen, weil sie auch mal gefährliche dinge verschlucken könnten. mein gassi-herdi hat z.b. mal nen undefinierbaren knochen im maul und er kannte kein "aus"-signal. dem musste ich das unter zähnefletschendem protest mit nem sicherheitsgriff in den nacken aus der schnute fischen. das hätte mit nem aus-signal auch stressfreier gehen können :/
aber auch er wurde nicht für seine kommunikation (fletschen, knurren, schnappen) bestraft, ihm hab ihm das ding schnell und zügig aus der schnute genommen, ihn noch festgehalten, bis er ruhiger war und ihn dann ins auto gesetzt, ohne auch nur mit ihm zu reden.
ich finde es auch wichtig, dass hunde lernen, nix vom boden aufzunehmen bzw. nix gefundenes einfach für sich zu beanspruchen, auch wenn das widernatürlich ist.
mein hündin ist enorm futteraggressiv gegenüber anderen hunden. sie hat sich damals auf ne hündin gestürzt, weil die an einer leeren walnussschale vorbeilief, die madame gerade gefunden hatte.
mitterlweile kann mir selbst in der gruppe futter runterfallen. sie hat gelernt, erst einmal mich zu fragen, für wen das ist.
die kette "futter-fällt runter vor meine nase-ich guck zu frauchen, auch wenn neben mir ein hund steht." ist enorm sinnvoll und wichtig für diesen hund (und auch für die anderen truppenteilnehmer). und genau solch eine kette kann der unterschied zwischen unfall mit kind wegen herabgefallener/gefundener kekskrümel und ereignislosem rumliegen von futter bedeuten - und somit sogar überlebenswichtig für das umfeld werden.
und deshalb finde ich es enorm wichtig, dass hunde lernen entspannt mit dem thema "futter" umzugehen.
aber das sollten sie in ruhe und möglichst stressfrei lernen. bis dahin gibt es management.