Hallo ihr Lieben, ich melde mich auch mal wieder zu Wort. Leider mit unschönen Nachrichten.
Ich (weibl, 22, Studentin) habe seit einer Woche einen 2 Jahre alten Chihuahua-Rüden (kastriert) aus dem Tierschutz. Er kommt ursprünglich aus Ungarn, wo er von einem Züchter ausgemustert wurde und an ein lokales Tierheim gegeben wurde, welches mit einer deutschen TierschutzOrga kooperiert. Er und ein paar andere Chis, alle vom selben "Züchter", lebten dort in einer Pflegestelle und kamen nun letzten Samstag nach Deutschland und gleich zu ihren neuen Familien.
Long story short: Der Kleine hat nach nun 3 Schnappversuchen heute meine Freundin gebissen.
Nun ein paar Details: Ich wusste von vornherein, dass er zurückhaltend, aber lieb ist und sich "gut" mit allen Menschen versteht, bei Hunden aber manchmal zickig ist und Unruhe stiftet. Nun gut dachte ich.
Als er dann ankam nach der langen Fahrt aus Ungarn war er natürlich verunsichert und das ganze Pipapo, ich habe ihm kein Mitleid gegeben, weil ich sein Verhalten nicht noch verstärken wollte und alles in allem verhielt er sich ganz lieb und – nun ja – zurückhaltend die erste Zeit. Neben der Tatsache, dass er trotz der Aussage, er sei stubenrein, nun schon so einiges Mal in die Wohnung gemacht hat, ist es vor allem seine Unsicherheit und Angst, die mich nun sehr... beschäftigt. Er reagiert auf alle Menschen sehr unsicher, will sich nicht wirklich streicheln lassen, schreckt zurück oder knurrt. Bei mir tut er all dies nicht, jedoch merke ich manchmal, dass er irgendwie Angst vor Händen hat (?). Eine Freundin vermutet, dass er vielleicht geschlagen wurde, nun denn.
Was mich aber wirklich aus den Socken haut, ist die Tatsache, dass er nun bereits 4 Mal nach Leuten geschnappt hat, einmal davon erfolgreich.
Das erste Mal schnappte er nach meinem Vater, der – den Hund ignorierend – in die Küche ging. Der Hund war weder im Weg noch irgendwas anderes, er schoss aktiv zu meinem Vater hin und wollte seine Ferse erwischen.
Das zweite Mal erwischte es meinen Bruder. Ich lag im Wohnzimmer auf der Couch, der Hund lag in seinem Korb und mein Bruder kam ins Zimmer hinein und stand sowohl von mir als auch vom Hund einige Meter entfernt. Dabei lag der Hund wieder nicht (!) in der "Luftlinie" zwischen mir und meinem Bruder. Er fing aus dem Nichts heraus an, ihn anzubellen und schnappte kurz darauf nach ihm. Mein Bruder hat wohlgemerkt nicht versucht auf dem Hund einzugehen oder ihn zu streicheln, zu bedrängen, was auch immer.
Das nächste Mal war meine Mitbewohnerin dran (zur Info: bei meiner Familie war ich nur zu Besuch, an sich wohne ich in einer WG mit meiner Mitbewohnerin). Wir saßen bei mir im Zimmer auf dem Bett, sie ging eben in die Küche, wollte zurück aufs Bett und zack schnappte der Hund nach ihr. Diesmal wurde jedoch durchaus der Weg des Hundes von ihr durchkreuzt, sozusagen, also sie ging schon recht nah an ihm vorbei.
Ja und das letzte Mal war gerade eben, als eine Freundin hier war, die selber seit 3 Jahren einen Jack Russel hat, also nicht ganz unerfahren ist. Sie kannte die Situation, versuchte sich sehr langsam und passiv dem Hund zu nähern (diese Prozedur dauerte sicher 10 Minuten oder so), gab dann jedoch auf, als deutlich wurde, dass er es wirklich wirklich nicht will. Sie stand auf, wollte so halbwegs an ihm vorbei und er biss zu. 
Dazu kommt dann eben, dass er Leute anknurrt /Hunde sowieso/ und noch manchmal in die Wohnung macht.
Ich versuche mich wirklich korrekt zu verhalten, brülle ihn nicht an, sondern versuche ein gezieltes Nein in normaler Lautstärke anzubringen, wann es nötig ist. Ich arbeite mit positiver Verstärkung, versuche konsequent zu sein und gebe ihm einige Grenzen, sodass er nicht meint, er sei der Boss. So darf er zB nicht ins Bad und nicht aufs Bett.
Wenn wir zuhause sind, liegt er meist in seinem Körbchen und schläft, es sei denn natürlich meine Mitbewohnerin kommt ins Zimmer, dann wird geknurrt. Dies versuche ich mit einem Nein zu unterbinden, bin mir aber auch nicht sicher, ob ihn das nicht noch mehr verunsichert. Wenn ich ehrlich bin, habe ich nämlich keine Ahnung, wie ich mit so einem ängstlichen und sensiblen Hund umgehen soll, der dann auch noch Aggressionen zeigt.
Ich bin jetzt selber auch total verunsichert, versuche dies dem Hund aber nicht zu zeigen. Ich meine, wenn ich gewusst hätte, dass er SO ängstlich ist, hätte ich mich sicherlich für einen anderen Hund entschieden, denn so süß und lieb er auch ist, ein Anfängerhund für eine Einzelperson ist etwas anderes, oder? Die Orga wusste ja wer ich bin, es gab eine Vorkontrolle und alles drumherum, und ich fühle mich von der Orga nun ein wenig betrogen und im Stich gelassen, da der Hund ja scheinbar falsch eingeschätzt wurde oder ich absichtlich im Dunkeln gelassen wurde. Aber wie kann so ein Verhalten denn nicht vorher auffallen? Oder habe ich allein dieses Verhalten erzeugt, innerhalb von einer Woche?
Ich habe vorhin bei der Orga angerufen und denen das erzählt, mir wurde geraten einen Hundetrainer zu besorgen.
Da denke ich mir jetzt natürlich auch "Na toll." Ich hab mit einigem gerechnet aber damit ehrlich gesagt nicht. In meinen Augen ist der Kleine ein Problemhund, der nun an mich vermittelt wurde und ja – ich fühle mich überfordert. Eine Art Probezeit mit dem Hund gibt/gab es auch nicht. Sie würden ihn zwar wieder nehmen, wenn es nicht anders ginge, aber die Frau am Telefon meinte schon zu mir, dass sie dann sehr enttäuscht von mir wäre. Na danke, das hilft mir in meiner jetzigen Lage wirklich sehr weiter.
Ich weiß gerade wirklich nicht was ich tun soll. Dass ich nach einer Woche einen teuren Trainer brauche, damit rechnet man doch nicht! Ich spiele oft mit dem Gedanken, ihn besser abzugeben, an jemanden, der hundeerfahren ist und dem es BEWUSST ist, dass der kleine schreckliche Angst hat und beisst, denn ich wusste dies nicht und fühle mich nun mit meinem kleinen Problemkind alleingelassen.
Ich bitte hier nun verzweifelt um Ratschläge. Dass ich ein schrecklicher, böser Mensch bin, müsst ihr mir nicht sagen, das rede ich mir oft genug auch selber ein und es hilft einem nicht wirklich weiter, aber ich weiß gerade einfach nicht, ob ich das packe und die Kraft dazu habe. Danke fürs Lesen. 