Beiträge von ZarteSchnauze

    Jeanie: :gut:


    Und ein wichtiger Punkt, warum auch die "Nichtinformierten" es oft schaffen, einen wunderbaren Hund zu bekommen:


    Wenn sie konsequent sind, also fair aus Hundesicht, wenn sie ruhig und gelassen sind und Souveränität vermitteln, wenn sie dem Hund Sicherheit bieten und ihn auch wirklich mögen - dann sind doch alle Grundvoraussetzungen da, damit der Hund sich zu einem von den Guten entwickelt.
    Da werden dann auch nicht so ideale oder veraltete Massnahmen verziehen; wichtig für das Tier ist doch, dass sein Mensch berechenbar ist.


    Auf der anderen Seite: wenn ein überinformierter Mensch hektisch darauf bedacht ist, alles total richtig zu machen, wenn er panisch seine Erziehungsmethoden ändert, sobald er von einer neuen, noch besseren gelesen hat, wenn er jede Bewegung seines Tiers überwacht, weil er Angst hat, es könnte bereits Anzeichen von irgendwelchen Über-oder-Unterforderungen oder sonstigen Störungen zeigen... dann ist es ja auch kein Wunder, wenn der Hund darauf negativ reagiert.

    Zitat

    Einem Tier absichtlich Angst zu machen, ist das Letzte.


    Da sich so viele darüber aufregen, wie grausam es ist, ein Tier in eine derartige Situation zu bringen, schlage ich mal eine kleine Kurve zur Psychologie:


    Auch Menschen können unter Angstzuständen leiden. Wenn diese sehr stark sind, nennt man diese Ängste "Phobie". Das bedeutet dann, dass dieses Angst so stark ist, dass sie einen normalen Alltag entweder schwierig oder sogar unmöglich macht. Besonsders häufig tritt die Agoraphobie auf, d.h. die Angst vor öffentlichen Plätzen. Viele Menschen, die darunter leiden, können ihre Wohnung aus lauter Panik nicht mehr verlassen - sie reagieren auf ihre Umwelt also so ähnlich wie ein "traumatisierter Hund".


    Um diese Phobie zu heilen, gibt es inzwischen eine unagefochtene Therapie: Der Therapeut bringt den Patienten in genau diese Situationen, die ihm Angst machen. (Expositionstraining) Und zwar so oft und so lange, bis es ihm in Fleisch und Blut übergegangen ist, dass seine Ängste unbegründet sind. So können diese Ängste tatsächlich geheilt werden.
    Die Therapie an sich ist für den Patienten aber eine äußert UNANGENEHME Sache. Er wird in EXTREMSITUATIONEN gebracht. Es wird ihm ABSICHTLICH Angst gemacht.
    Und dabei ist es sogar zweitranging, was die URSACHEN für diese Ängste sind. Die moderne Verhaltenstherapie fragt nicht: Woher kommen diese Ängste? sondern: Wie können wir diese Ängste heilen?


    Und der Therapeut ist in diesem Falle bestimmt nicht der heldenhafte Retter, nur weil der Patient ihm genügend Vertrauen schenkt, um eine Therapie zu machen, sondern nicht mehr und nicht weniger als: ein guter Therapeut. (wenn ihm die Therapie gelingt. :smile: )


    Wenn die menschliche Psychologie so funktioniert, wieso sollte dann eine ähnliche Vorgehensweise bei Hunden auf einmal so grausam und, wie es hier auch schon genannt wurde, sogar eine "Hardcore"-Methode sein? Hardcore ist da für mich was ganz anderes...


    Sicher, man kann argumentieren, dass die menschlichen Phobie-Patienten sich freiwillig auf derartiges einlassen - aber andererseits: man kann Menschen eben auch genau erklären, warum diese Methode nötig ist und dass am Ende die Aussicht auf Heilung steht. Das funktioniert beim Hund eben leider nicht.

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    Wobei ich finde, dass es jetzt in eine ziemlich themenfremde Diskussion übergeht. Wollt ihr das wirklich jetzt in diesem Thread zum Gegenstand machen: Wer ist wie lange angemeldet? Wer hält zu wem? Ist ZarteSchnauze ein Fake?


    Das ist für meinen Geschmack zu unsachlich und ohne Bedeutung. (Ihr könnt ja dazu ein eigenes Thema eröffnen :smile: )


    Ich habe zu diesen "Verdächtigungen" ;) Stellung bezogen, weiter werd ich nicht darauf einsteigen.


    Und zurück zum Thema: Ich hatte nicht den Eindruck dass es sich bei den genannten 500 Hunden ausschließlich um extrem gestörte Exemplare handelt, bei denen die hier genannte Methode zum Einsatz kommen muss.


    Und es sieht so aus, als wäre das EIN Mann, der diese Methode anwendet - was wiederum dafür spricht. Klingt wiedersprüchlich? Ich meine damit: komischer wäre es, wenn es hieße: Das hier ist kinderleicht, das kann jeder mit einem bissigen Hund machen und nach drei Tagen ist der dann lieb!


    Jeder hat so seine eigene Art, mit Hunden umzugehen; vielleicht verfügt dieser Mann genau über die Eigenschaften, die er dafür braucht: eine Souveränität und Ruhe, die traumatisierten Hunden einfach Sicherheit vermittelt... Es gibt nun mal Persönlichkeiten, mit denen Hunde besser können oder schlechter.

    Zitat

    Übrigens gibt es solche Zufälle, dass sich 2 User fast zur selben Zeit hier anmelden, zum selben Thema schreiben und dann auch noch der selben Meinung sind, häufiger, als man glaubt. Ein Schelm, der böses dabei denkt


    Dann ist der Schelm wohl Zappa! ;)


    Ich lese hier schon länger still mit, weil ich das Forum sehr informativ und viele Leute ziemlich kompetent finde.
    Dass ich mich zu diesem Thema das erste mal äußere liegt daran:


    1. Es ist ein interessanter Ansatz und ich fands spannend genug, um mich in die Disskusion einzuschalten.


    2. Und zweitens dachte ich, es tut mal ganz gut, einen Gegenpol zu bilden zu den schnellen Kritiken, die ausschließlich und sofort geäußert wurden. Ein wenig hatte ich den Verdacht, dass diese Vorgehensweise einfach niedergemacht wird, weil sie fremd klingt und nicht dem Tenor entspricht, der ansonsten so allgemein gesungen wird. (Nicht negativ gemeint!)


    Wenn man sich das Thema übrigens von Anfang bis Ende durchliest, wird ersichtlich dass ich nicht von Anfang an Begeisterungsrufe ausgestossen und ein fettes Amen unter alles gesetzt habe. Ich war durchaus daran interessiert, mich mit den anderen auszutauschen und nachzufragen, warum sie diese Methode als so negativ empfinden.


    Aber allgemein muss ich gestehen, ärgert mich es etwas, wenn viele so schnell zur Hand sind, um jemanden niederzuschmettern, den sie nicht kennen und der etwas tut, was die meisten hier eben nicht tun: sich die Mühe machen mit ausgemusterten Hunden zu arbeiten und sie zu re-integrieren. So was hat nun mal Respekt verdient und ich denke, das sehen eigentlich alle hier so (Weil ich davon ausgehe, dass hier niemand angemeldet ist, der hunde nicht auf die ein oder andere Weise liebt).
    Und genau das wollte ich mit meinem letzten Post noch mal betonen:
    Hey, Leute, hier geht es um einen von den Guten!


    Dass man seine Methoden als fragwürdig empfindet, auch noch mal nachfragt und sich mit dem Ganzen nicht so richtig anfreunden kann - okay. Kontroverse Meinungen sind absolut in Ordnung...


    Übrigens ist es lustig, wie schnell manche mit Verschwörungstheorien zur Hand sind, wenn eine Meinung mal aus der Reihe tanzt... :lol:

    So, wie du das beschreibst, scottishborders, finde ich diese Methode immer ansprechender als abschreckender.


    Erstens ist hier anscheinend jemand am Werk, der nicht mal schnell durch spektakuläre Wunderheilungen beeindrucken und das große Geld machen will, sondern jemand, der es sich zur Lebensaufgabe gemacht hat, geschädigten Hunden zu helfen, die woanders längst aufgegeben wurden - das ist ein harter Job, normalerweise recht brotlos und in meinen Augen sehr bewundernswert!


    Zum anderen bin ich der Meinung, dass neue Herangehensweisen zum Thema Hunderverhalten und Erziehung nicht von vornerein als schlecht abgetan werden sollten. Wenn sich das Wissen über unseren Sozialpartner Hund und der Umgang mit ihm in den letzten Jahrzehnten nicht drastisch geändert hätte, würden wir uns hier fröhlich darüber austauschen, dass Hunde nach draußen in ihren Zwinger gehören und es sie verweichlichen würde, sie ins Haus zu holen; wir würden uns darüber freuen, wie unterwürfig sie nach einem gelungenen Alpha-Wurf sind und wie brav sie bei Fuß gehen, nachdem wir ihnen beim Training ordntlich auf die Zehen gestiegen sind... und wir würden denken, dass wir damit total richtig liegen!


    Von daher finde ich es wirklich begrüßenswert, wenn jemand, der so viel Erfahrung hat wie von scottishborders beschrieben, versucht neue Wege einzuschlagen, um ausgestossenen Hunde eine Chance zu geben!

    Solange es bei dieser kurzen "Hau-Ruck"-Therapie bleibt, wären Extremsituationen mit Sicherheit nichts, was der Hund verkraftet.


    Aber denkt ihr auch, dass diese hier geschilderte Vorgehensweise auch dann absolut nicht vertretbar wäre, wenn sie einfach als Zündung benutzt wird, um danach weiterzuarbeiten und das Verhältnis zwischen Hund und Mensch langsam aufzubauen und den Hund so nach und nach an alle Umweltreize heranzuführen...???

    Und wie erkennt man den Unterschied, ob sich ein Hund jetzt einfach in sein Schicksal ergeben hat und sich deswegen ruhig verhält, oder ob er echtes Vertrauen gefasst hat?


    Und auch (Abessinierin) woran erkennt man, dass er nur vorbürgehend "ruhig" gestellt ist und jederzeit "explodieren" kann, wenn der Auslöser gegeben ist?


    Aber da sind wir uns wahrscheinlich alle einig: KEIN wirklich traumatisierter Hund ist nach drei Tagen soweit, dass er auf einmal total gelassen auf alles reagiert, was ihn davor so dermassen verängstigt hat... also habe ich meine Frage wohl selbst beantwortet, und es kann sich auch nicht um echte Gelassenheit handeln, wenn er dann auf einmal nach dieser "Spezialbehandlung" ruhig ist... :smile:

    Das ist natürlich tatsächlich die Frage, ob ein Hund das Gegen-den-Zaun-Treten als ihm zugewogene Geste versteht... Wenn ich mir das so bildlich vorstelle, klingt das tatsächlich eher nach noch mehr Lärm als nach Hilfestellung...


    Aber hat der hier beschriebene Schäferhund, der ja anscheinend auf Menschen vor allem mit Beißen reagiert hat, nicht letztendlich Vertrauen zu diesem Menschen gefasst? So, wie es am Anfang geschildert wurde, ist er doch inzwischen viel gelassener und lässt Körperkontakt zu? (Der Hund, nicht der Mensch :D )


    Terriers4me: ich hab das so verstanden, dass es NICHT der gleiche Mensch ist, der zuerst Steinchen wirft und danach als Retter auftritt... Da würde wohl der langsamste Hund sofort kapieren, dass hier was falsch läuft... :smile: