Beiträge von scottishborders

    Der Hund interpretiert es der Situation entsprechend. In dem Falle (falls es nicht deutlich genug herauskam, tut mir das leid) war es ähnlich dem Hochspringen, das die Welpen am Alpharüden praktizieren, wenn er kommt, woraufhin er dann sachte um die Schnauze greift. Sie jaulen nicht, sonder laufen dann meist wieder fröhlich weg. Ein bestrafender Griff wird begleitet von Knurren und erst dann aufgelöst, wenn der Welpe nachgibt, jault o.Ä. Hoffe, das klärt den Unterschied?

    Die Frage, ob ihr eure Hunde nie unmissverständlich korrigiert, kam vom Thema ab, das stimmt, tut mir leid.

    windi09, ich wollte weder wen abschieben noch angreifen, falls das so rüberkam, auch hier entschuldigung, es ist manchmal schwer, die Fragen rauszufiltern.. Inwiefern kann aggressives Verhalten denn nicht bestärkt bzw. bestärkt werden? Das hab ich zB noch nicht gehört bzw kapiers nicht..

    @ Balljunkie: Ja, hätte ich das nicht selber gesehen hätte ich es auch nicht geglaubt :)

    @ Abessinierin: Das freut mich für dich, aber was sagst du ihm dann? Und wie? Und seit wann ist der Hund kein Rudeltier mehr?!

    Ich persönlich denke, dass man mit Leckerchen genausoviel falsch machen kann, es dauert nur länger. Und korrigiert ihr eure Hunde nie unmissverständlich?

    Sicherlich hab ich auch meine Meinung und ja, ich wollte auch eure höre. Tut mir leid, überzogen daherzukommen, aber es ist doch der Sinn von Diskussionen, zu zweifeln und auch die eigene Meinung zu verteidigen, dachte ich.

    @ Abessinierin: Ich finde, 'sei unabhängig! lös deine Probleme allein!' für einen Hund, ganz egal wie intelligent, ziemlich beängstigend, ganz egal wie vermittelt ;) und natürlich ist das ungleich schwerer in einer Gesellschaft wie dieser, könnte ich mir vorstellen.

    Es geht um eine simple Problemlösung - ich beschütze dich, so lange du bei mir bist. Versteh jetzt nicht ganz, wo die Parallele zum Stockholm-Syndrom liegt, aber inwiefern sind deine Hunde denn unabhängig von dir? Oder zB deine Kinder?

    Jap, Monty Roberts arbeitet ähnlich :)

    Der Schnauzgriff wird laut Abrantes und diversen Verhaltensforschern in zweierlei Hinsicht angewandt, a) wie hier beschrieben bei der Begrüßung, b) als Korrektur.

    Und wenn ich ihn mit Leckerchen füttere, maße ich mir dann nicht an, zu wissen, was in seinem Kopf vorgeht?

    Mit dem Hund wird weiter gearbeitet, aber wie beschrieben, er verhält sich deutlich ruhiger und das Hauptziel wurde erreicht - er orientiert sich am Menschen.

    Der Hund ist existenziell vom Menschen abhängig gemacht worden in Hinsicht seines natürlichen Bedürfnisses nach Schutz :)

    Da musste ich grad lachen, ich halte Hunde für sehr intelligent, darum glaube ich, sie sind ziemlich beeindruckt, wenn ich als Mensch etwas anwende, was sie sonst nur von Artgenossen kennen ;)

    Der Hund war panisch, sowie jemand nahe dem Zwinger kam. Ich möchte nochmal betonen, er hat nicht wenige Leute schwer gebissen und ich würde immer noch gerne die Methode sehen, die ohne Verunsicherung auskommt :)

    Es geht darum, dem Hund ein Leben als normaler Hund zu ermöglichen. Ihm Unsicherheit zu nehmen, indem man ihm vermittelt, dass er nicht mehr zuständig ist, so lange er beim Menschen ist.

    Steinchen schmeißen wäre auch leicht verfehlt, genauso wird kein heiteitei gemacht, das ist nicht nötig. Ein 'hier, ich mach das' reicht. Und das ist später überflüssig, da hier nur das Erarbeiten des Vertrauens beschrieben wird! Vertraut er einmal, orientiert er sich völlig am Verhalten des Menschen.

    Und ich verstehe die Zweifel bezüglich der Dauer vollkommen, aber ich habs gesehen, nicht nur bei Einzelfällen. Es ist vergleichbar mit der Etablierung eines Alpha, das dauert auch keine 3 Jahre.

    Der Griff um die Schnauze wird vom Hund sofort verstanden und hatte hier den extra erklärten Sinn, es ging NICHT darum ihn vom Anspringen abzuhalten, das war natürliches und erwünschtes Verhalten! Desweiteren frage ich mich, wie das Hund-Mensch-Verhältnis funktionieren soll, ohne sich ihren Verhaltensweisen anzupassen bzw sich dessen zu bedienen (im Falle des Griffs um die Schnauze)?

    Das ist keine Methode für jemanden, der HUnde nicht lesen kann, das ist sicher, aber im Grunde maßen sich das ja alle Hundebesitzer allein schon an, mich natürlich nicht ausgenommen :)

    Das war nur eine Buchempfehlung :) hat bei der Beurteilung sehr geholfen.

    Der Hund ist aber doch generell komplett unsicher gegenüber allem. Der Mensch hat sich lediglich als beschützender Chef herausgestellt, aus Hundesicht.

    Mich würde interessieren, wie du stattdessen vorgegangen wärst, habe noch von keiner effektiven Strategie bei solchen Fällen gehört :)

    LG

    Hallo an alle,

    ich würde gern eure Meinungen zu folgendem Vorgehen im Falle von Broadie, DSH, Rüde, unkastriert, 4 Jahre, schwerst traumatisiert, geschlagen, getreten, wegen Beißens schließlich im Tierheim gelandet, hören.

    Der Hund befand sich einige Wochen im Zwinger, dann wurde mit der Arbeit begonnen. In einem Roundpen aus Metallgitter wird der Hund laufen gelassen. Es geht darum, ihm zu vermitteln, dass Menschen ihm helfen und ihn beschützen können, also das Ziel jeder Resozialisierung bei schwer traumatisierten Hunden.

    Zu diesem Zweck wird eine Schleuder und eine Handvoll Kiesel benutzt. Der Vorteil ist, dass der Hund nicht erkennt, dass der Mensch sie benutzt; er kann nicht verknüpfen, dass der Stein, der hinter ihm gegen das Gitter knallt, vom Menschen kommt, sofern man sich nicht plötzlich bewegt.

    Während Mensch umherwandert, beobachtet er Broadie, der unsicher herumläuft und schließlich so weit entfernt wie möglich stehenbleibt. Ein Stein trifft das Gitter hinter ihm und verursacht ein unheimliches Geräusch. Der Hund hopst, guckt komisch und läuft weg.

    Das ist der Moment für den Mensch, (aus Hundesicht) in Aktion zu treten. Man geht also gelassen zu der Stelle, an der der Vorfall passiert ist, und kickt kurz und lässig das Gitter, um dem Hund zu zeigen, dass man a) sich nicht fürchtet und b) uns sowas offenbar nicht passiert. Wir helfen ihm also bei der Lösung eines Problems.

    Das wird wiederholt. Nach in diesem Falle 5x kam Broadie, zeigte submissives und offenbar hilfesuchendes Verhalten (Pfote geben, Lecken, Ohren zurücklegen etc.) und wich fortan nicht mehr von der Seite des Menschen. Wenn er hochsprang, wurde bestimmt um seine Schnauze gegriffen; das ahmt den Schnauzgriff nach, den ranghöhere Hunde/Wölfe charakteristisch bei Begrüßungszeremonien zeigen und der dann 'ich beschütze dich, denn ich bin stark und tue dir trotzdem nichts' heißt.

    Broadie hatte 3 solcher Arbeitseinheiten im Abstand von ein paar Tagen, dann kam er an ein 15m langes, dünnes Nylonseil zu einem Spaziergang. Die Veränderung war drastisch, er blieb in einem kleinen Umkreis, entfernte er sich, genügte ein Klatschen, und er kam zurück. Bei jedem 'gefährlichen' Objekt ging Mensch vor, inspizierte es und zeigte ihm, dass es in Ordnung war.

    Nach 2 solchen Spaziergängen blieb er entspannt in einem 10m Radius und legte sich freiwillig zum Mensch, wenn es eine Pause gab. Er lässt sich überall anfassen, auch rauher, und fühlt sich offensichtlich wohl.

    Es geht mir hier um eine Diskussion der Methode, nicht des Einzelfalles, den ich beschrieben habe, der diente der Verdeutlichung - es wäre schön, wenn man konstruktiv darüber diskutieren könnte, da ich das Prinzip sehr interessant finde (bzw. bei mittlerweile einigen Dutzend Hunden gesehen habe, wie es funktioniert)!

    Fragen sind willkommen und bestimmt auch nötig :)

    Bei allen Zweifeln im Bezug auf die Körpersprache ist 'The Evolution of Canine Social Behaviour' und 'Dog Language' von Roger Abrantes übrigens unbedingt zu empfehlen.

    LG