Beiträge von BirgitS

    Zitat

    Was mich interessieren würde ist wie das alles weiter läuft. Es werden dann Verpaarungen mit den besten (dem Retromopsanforderungen entsprechenden) Tiere vor genommen um so die Linie zu stabilisieren oder wie sieht die Zukunft aus?
    Was mich noch interessiert - in der F2 fallen ja die Eigenschaften wieder auseinander. Was passiert mit den Tieren, welche deutliche mehr Terrier-Eigenschaften zeigen als Mopseigenschaften?


    Wenn Du hier auf die Mendelsche Segregationsregel anspielst, hast Du absolut Recht. Deswegen macht es ja auch keinen Sinn, F1 miteinander zu verpaaren. In diesen niedrigen F-Generationen betreiben wir eine reine Auszucht der Fremdrasse.


    Ich möchte das mal anhand eines ganz simplen Beispiels versuchen zu erklären:
    Am Anfang steht natürlich F1 mit 50% Mops. Diese Tiere unterscheiden sich logischerweise sowohl in Charakter/ Eigenschaften als auch im Aussehen von den Ursprungsrassen.
    Verpaart man diese F1-Tiere für die F2-Generation zu 100% weiter zurück auf den Mops, erhält man 75%-Mopsanteil.
    Nochmals in dieser Form zurück auf den Mops verpaart, ergibt dann einen Anteil von 87,5% in der F3-Generation. F4 würde schließlich schon fast an die 94% kommen.
    Es ist also leicht erkennbar, wie schnell man wieder bei nahezu 100% Mops ist, wenn man so weitermachte…(Und man erkennt sehr gut, dass es auf diese Weise genetisch absolut unmöglich ist, einen Terriercharakter im Mopskörper zu „kreieren“. Das sind von Zuchtlaien in die Welt hinausposaunte Ammenmärchen, die nichts mit wissenschaftlichen Erkenntnissen zu tun haben und die auch nicht dadurch wahrer werden, dass man sie gebetsmühlartig immer und immer wieder wiederholt).


    (Erst) in höheren F-Generationen wird also untereinander verpaart. - Nur mal so als Rechenbeispiel: F3 (reine Auszucht) kombiniert mit F4 (reine Auszucht) ergäbe einen Mopsanteil von 90,63 %. Natürlich ist das nur der rechnerische Aspekt.


    Selbstverständlich spielt auch der jeweilige Mops, mit dem verpaart wird, eine große Rolle. Wir verwenden zur Zucht ausdrücklich keine übertypisierten Tiere. So verwenden wir z.B. den Altdeutschen Mops, der ja aus seiner Historie ebenfalls fremdblutbeeinflusst (Pinscher) ist oder den sportlichen amerikanischen Mopstyp. Zu letzterem sollte man wissen, dass etliche amerikanische Züchter schon seit Jahren mit Fremdbluteinzuchten arbeiten. Eingekreuzt wird hier nicht nur der Pinscher und der Parson sondern auch der FB, der Boston Terrier sowie andere Rassen. Nicht umsonst nennen die Amerikaner den hochbeinigen, sportlichen Mopstyp mit deutlichem Profil „terriertyped pug“. Aufgrund völlig anderer Richtlinien des AKC (American Kennel Club) werden diese fremdblutbeeinflussten Möpse übrigens legal (und wie wir Retromopszüchter finden auch völlig zurecht) als reinrassig registriert. (Der AKC scheint damit durchaus sehr viel fortschrittlicher und problemorientierter zu sein, als manch anderer in hiesigen Landen…).


    Unsere Hunde werden selbstverständlich auf Zuchttauglichkeit (Gesundheit, Charakter, Eigenschaften, erwünschter Phänotyp) hin überprüft, soll heißen: selbstverständlich betreiben wir in diesem Rahmen auch eine Selektionszucht. Bei einer Selektionszucht in geschlossenen Zuchtpopulationen besteht immer die Gefahr, dass Gene für immer verloren gehen. Da wir uns aber im Outcross bewegen, haben wir hier nicht das Problem des irreversiblen Verlustes an genetischer Varianz, d.h. wir profitieren von einer Selektion ohne ihre negativen Auswirkungen zu erfahren.


    Auf unseren Seiten haben wir die einzelnen prozentualen Fremdblutbeteiligungen recht anschaulich durch Bildbeispiele versucht, transparenter zu machen. Wer mal schauen möchte:


    http://retro-mops-johannisberg…chtweg-des-zkr/index.html


    LG
    Birgit


    Hallo Kathrin,
    die Rasse Mops gehört nachgewiesenermaßen zu den Rassen mit dem kleinsten Genpool und hat bekanntermaßen ein ernstes gesundheitliches Problem. Als erstes natürlich die bekannten Folgen der Rundköpfigkeit, massive Haut- und Fellprobleme, Probleme mit den Gelenken (HD) und dem Bindegewebe - auch wenn natürlich nicht JEDER Mops als Individuum krank ist.
    Wir halten eine Selektionszucht auf wieder besser geformte Schnauzenpartie, offene Atemwege, gut eingelagerten Augen, festem Bindegewebe, sportlich-muskulösem Körper pp. für nicht zielführend, da der ohnehin schon viel zu enge Genpool hierdurch zangsläufig weiter eingeschränkt, die Inzuchtdepression weiter verschärft würde.


    Wenn Dich das interessiert, hier ein Link zu einer Seite die sich mit der Thematik Qualzucht beschäftigt. Du findest hierzu einen weiterführenden Beitrag zum Zuchtweg des Retromopses (der 2. auf der Seite):


    http://qualzucht-hund.de/zuchter/der-retro-mops/


    LG
    Birgit

    Für Dich wiederhole ich unsere Weisheiten gerne nochmal: :lol:


    "Malcolm B. Willis in "Genetik der Hundezucht" - die jagdliche Veranlagung ist rasseabhängig lediglich zu zwischen 10 und 30 % vererbbar".


    Und was die Zucht der Foxterrier angeht, hast Du Dir doch die Frage selbst beantwortet: Es wird wieder nach Jagdveranlgung selektiert. Übrigens ist m.W. nie ein jagdlich eher uninteressierter Hund in den Fox eingezüchtet worden.

    1. Ich schrieb, dass die Jagdpassion züchterisch zu pflegen ist. - Anderenfalls könnte es es ja auch keine Leistungszucht in diesem Bereich geben.


    1. 10% bis 30% bezogen sich folgerichtig auf dieses Merkmal (und nicht auf die Anzahl der Nachkommen, was sollte das für eine Theorie sein?). Über diese Fakten lohnt sich keine Diskussion, sonst könnten wir gleich bei Mendel anfangen und versuchen, ihn wegzudiskutieren...


    3. Nirgendwo steht auf unseren Seiten, dass wir das Haarkleid züchterisch dem Charakter vorziehen (aber man versteht eben nur das, was man verstehen möchte, nicht wahr?)


    4. Ein gewisses Jagd"verhalten" - die genetische Grundausstattung wie Du es nennst - hat selbstverständlich auch der Standardmops. Ich verstehe nicht, wieso immer dieser Mythos aufrechterhalten wird, der Mops habe keinerlei hundliche Eigenschaften. Ich kenne diese Rasse seit Jahrzehnten, bin regelmäßig mit diesen Tieren beschäftigt (ich spreche dabei nicht von zwei oder drei Exemplaren, sondern von dreißig bis vierzig).
    Und ja: wenn der Mops es denn körperlich kann, rennt er auch mal Vögeln hinterher, verbellt und "jagd" Fahrradfahrer oder Jogger, sprintet hinter Autos her....wird "sicherheitshalber" an die Leine genommen, wenn wir auf unseren regelmäßigen Mopsspaziergängen an einer Viehweide vorbeikommen...
    Wie oft lese ich zudem in Mopsforen, dass bei solchen Verhaltensweisen um erzieherischen Rat gebeten wird. -ABER: dieses hundliche Verhalten, das Gott sei Dank noch beim Mops vorhanden ist, ist eben erzieherisch sehr leicht in den Griff zu bekommen - wie bei unseren Retros. Wer so etwas dann gleich als Katastrophe abtut, sollte sich lieber ein Sofakissen als einen Hund zulegen, denn den hat er dann nicht verdient!


    5. Genauso erstaunt bin ich, dass UNS und unseren Welpenkäufern immer Leute, die möglicherweise mal irgendwo einen Mopsmix gesehen haben, die möglicherweise auch mal einen Mopsmix gesehen haben, der als Retro bezeichnet wurde, die mit Sicherheit aber noch nie einen Hund aus unseren Zuchten kennengelernt haben, weismachen wollen, WIE unsere ZKR Retros sind! - Meine Hunde begleiten mich auf Wanderrritten und mit der Kutsche stets ohne Leine (und wir machen das schließlich mitten im Wald) - ohne jagdliches Problem. Eine gewisse Erziehung (die auch beim Standardmops von Nöten ist) haben sie allerding genossen...Wem das zuviel ist - aber das sagte ich ja schon....

    Sorry, hab einen Teil der Frage überlesen: :verzweifelt:


    Zitat:...Wie sucht ihr denn eure Paarungspartner aus? Nur aus den ZKR Nachkommen?


    Anerkennung in unserer Zuchtarbeit finden alle nichtextremen Zuchtformen des Mopses, d.h. wir bewegen uns durchaus auch außerhalb unserer eigenen Zuchten (meistens geschieht das über die Auswahl der Deckrüden):
    der "Altdeutsche Mops"
    der amerikanische "terriertyped pug" (übersetzt: Mops im Terriertyp)
    der russellbeeinflusste Retro-Mops (bis zu 1/4 terrierbeeinflusst) und seine Ausgangsform Rassmo
    der pinscherbeeinflusste Retromops (bis zu 1/4 pinscherbeeinflusst) und seine Ausgangsform Muggin
    sowie Möpse und Farbmöpse, deren Phänotypus keine quälenden extremen Zuchtmerkmale aufweisen.

    Der ZKR. Guckst Du hier: :ill:


    Zitat

    Wenn ich noch mal genauer nachfragen darf: Die Vielfalt und das unterschiedliche Aussehen der Hund durch die unterschiedichen Grade an Fremdblutbeteiligung kann ich nachvollziehen. Wenn ich es richtig verstanden habe ist 1x ein Jack Russel eingekreuzt worden und aus diesen Nachkommen werden dann die "Retromöpse" gezüchtet.


    Nein, das ist ein Missverständnis. Nur 1X Parson wäre genetisch viel zu eng.


    Über die (mehrfache) Einzucht der Rassen PJR und Deutscher Pinscher (ggfs. auch über den Umweg "Rassmo" und "Muggin") entstehen wieder deutlich gemäßigtere Mopshunde, bei denen die ehemals übermäßig verkürzten Körperkonturen zur Normalität hin revidiert werden. Unsere Nachzuchten profitieren sehr von unserer Zuchtmethode:
    - Durch die tieferen Augenhöhlen stehen die Augäpfel nicht aus dem Gesicht hervor.
    - Die Schnauzen sind prominenter und ohne dicke Rollfalte.
    - Die Nasenlöcher zeigen wieder eine runde, offene Form.
    - Längere Hälse und Rücken machen krankhafte Veränderungen an den Wirbelkörpern unwahrscheinlicher.
    - Das Bindegewebe wurde durch unsere Einzuchtmaßnahmen fester, wodurch äußerlich Falten- und Wammenbildung reduziert wird und innerlich Strukturen wie der knorpelige Atemtrakt aber auch der Bänder- und Gelenkapparat wieder belastbarer werden.
    - Die Bauchlinie ist hinter der tiefen Brust zu den Flanken hin aufgezogen.
    - Eine insgesamt straffe Figur zeigt sich mit einer guten Winkelung der Hinterhand.


    Züchterisch befinden wir uns auf dem Weg einer diskontinuierlichen nichtterminalen Kreuzungszucht, die es uns erlaubt, unsere Strategien von Generation zu Generation zu ändern und anzupassen. Das ist übrigens kein neuer, von uns "erfundener" Zuchtweg, sondert eine uralte, in der Haustierzucht sehr bewährte und von Genetikern empfohlene Zuchtmethode zur Bekämpfung der Inzuchtdepression, die beim Standartmops nunmal nicht wegzuleugnen ist. Immerhin gehört der Mops nachweislich zu den Rassen mit dem kleinsten Genpool.


    Übrigens: im Rahmen einer Zucht speziell zu pflegende Merkmale wie eine ausgeprägte Jagdpassion sind schon in den F1-Generationen weitestgehend dahin. Wer in dieser Hinsicht Zweifel hegt, kann sich gern entsprechende Fachliteratur zu Gemüte führen. Laut Malcolm B. Willis in "Genetik der Hundezucht" ist die jagdliche Veranlagung rasseabhängig lediglich zu zwischen 10 und 30 % vererbbar.


    Um es nochmals klar zu betonen: Im Rahmen unseres Rassebildes ZKR Retromops erkennen wir ganz bewusst die Vielfalt des Erscheinungsbildes der unterschiedlichen prozentualen Beteiligungen an – denn unsere Hunde profitieren genau von dieser! :smile:
    LG
    Birgit

    Zu den Fragen:
    Den Züchterkreis gibt es seit 2006, vorher lief diese Zuchtmaßnahme als (zeitlich begrenztes) Projekt. -
    Dass unsere Tiere unterschiedlich aussehen liegt an der unterschiedlichen Fremdblutbeteiligung und der durch die Einzucht gewonnenen größeren genetischen Vielfalt. Ein einheitliches Erscheinungsbild, bei dem die Tiere fast wie geklont aussehen, ist immer ein Indiz für einen kleinen Genpool und den damit verbundenen Gesundheitsgefahren- genau da wollen wir aber gar nicht mehr hin! Durch Verpaarungen innerhalb der verschiedenen F-Grade untereinander kommen wir in die Lage, den Retromops in einem breit gefächerten Rahmen zu sehen und nicht schnurstracks zurück ins ungute Extrem zu fallen. Unsere Hunde zeigen - ganz bewusst und von uns gewollt - wieder die ursprüngliche Variationsfülle des "historischen" Mopses, wie man ihn auf alten Gemälden und Zeichnungen sieht.