Eine Freundin von mir mit zwei Labbis wohnte früher so toll, dass sie wirklich die Hunde aus der Haustür offline rausflitzen lassen konnte - sie ist nun umgezogen, vor ihrer Haustür direkt die Straße. Was hat die jeden Morgen einen Zirkus, wenns -natürlich an der Leine- raus geht ... und wehe da läuft gerade ein Hund auf der anderen Seite ... das ist dann quasi der Supergau mit 2 knapp 40 Kilo-Rüden an der Hand. Die ist schon nass geschwitzt bevor sie überhaupt ein paar Meter gegangen ist ...
Das hat aber nix mit der Leine zu tun, sondern daran ob ein Hund es gewöhnt ist, überall hinzudürfen bzw eine Frage der Erziehung. Ich kann meine Hündin auch ohne Leine begrenzen, und einfach irgendwohin loszustarten ist hier weder mit noch ohne Leine erlaubt.
Und ja, mag sein dass ein Rest-Risiko bleibt, bei dem man die Kontrolle über den Hund verliert - das kann einem aber ebenso mit Leine passieren, bei 80kg ziehender Hundekraft bringt einem auch die Leine herzlich wenig. Insofern finde ich die Beispiele und Argumente die hier immer wieder gebracht werden, eher müßig.
Wohlgemerkt rede ich hier von Hunden eines gewissen Ausbildungsstands und Charakters, denen man eben ein gewisses Maß an Vertrauen entgegenbringen kann. Vertrauen ist eh mMn einer der wichtigeren Punkte in der Erziehung von Hunden (und Kindern, by the way): Irgendwann muss man ja beispielsweise austesten, ob der (neue) Hund im Freilauf ohne Leine zu einem zurückkommt/hört - vertraut man dem Tier nicht, wird man das nie ausprobieren. Ich vertraue meiner Hündin, dass sie in 98% der Fälle für niemanden eine Belästigung oder Gefahr darstellt. Ebenso scheint meine Hündin mir zu vertrauen, dass ich mich um aufkeimende Gefahren kümmere und sie sich eben nicht darum kümmern muss, wenn auf der anderen Straßenseite oder sonstwo was passiert. Klar gibt's da keine hundertprozentige Sicherheit, aber die gibt's ja nie. Für uns bietet das Laufen ohne Leine immer einen Zugewinn - sie kann schnüffeln und laufen in ihrem eigenem Tempo, hat einfach mehr Bewegungsraum (mehr als 3-4m sind wir aber selten auseinander), läuft entspannter; ich kann auch mein eigenes Tempo laufen und hab' die Hände frei - wie oben schon jemand schrieb ist das zB praktisch bei Sitterhunden, die an der Leine bleiben müssen. Und es ist einfach ein gutes Alltagstraining für uns beide - ich hab' sie immer im Blick (ja, auch wenn ich mich mit jemandem unterhalte der neben mir läuft) und beobachte die Umgebung, um die Risiken abzuschätzen. Sie muss auch darauf acht geben, was ich mache, und mit ihrer Umwelt reagieren und ggf Risiken abwägen. Wenn wir zum Beispiel andere Hunde passieren, die ihr nicht ganz grün sind, hat sie ohne Leine die Möglichkeit in einem Bogen zu laufen - an der Leine geht sie stattdessen in Krawallstellung, weil sie nicht weit genug für ihren Geschmack weg kann (auch wenn ich mit ihr an der Leine einen Bogen laufe).
Genauso mach' ich aber auch Runden, wo sie verhältnismäßig viel an der Leine läuft - einfach, um auch das zu trainieren. Training hört ja nie auf 
Ich persönlich schätze das Risiko, meinen Hund, auch neben Straßen auf denen (häufig) Autos fahren, ohne Leine laufen zu lassen, eben nicht so groß ein wie andere. Weil ich meinen Hund und die Umgebung kenne, mein Hund nicht ohne meinen Einfluss irgendwo rumspringt, sondern max. im Schritttempo am Rand rumschnüffelt. Kommt mir jemand entgegen, lass' ich sie Fuß laufen. Ist es jemand sehr spannendes, lass ich sie vllt auch absitzen oder mach zeitweise die Leine dran, da bricht mir ja kein Zacken aus der Krone. Ist der Reiz weg, kommt die Leine wieder ab.
Ich versteh' nicht warum die Leinen-Befürworter hier versuchen, die anders denkenden von ihrer Meinung zu überzeugen? Ich sag' doch auch nicht ihr sollt eure Hunde unbedingt ableinen, wenn weder ihr noch eure Hunde sich dabei wohl fühlen! Aber lasst mir/uns doch bitte unsere eigene Einschätzung der Risiken - schließlich kennt hier ja auch kaum einer die Hunde und Lebensumwelt des anderen.