Mich verwirren etwas die vollkommen unterschiedlichen Sichtweisen - doch in gewisser Weise helfen sie mir auch. Ich bin mir sicher, dass wir das schaffen. Und unsere Gedanken sind sehr wichtig bei so etwas.
Das kann ich verstehen, mir geht es auch immer so, aber es kann auch helfen, verschiedene Sichtweisen einzunehmen und sich zu überlegen, was auf die eigene Situation passt. Naja, das hast du ja auch geschrieben, und ich denke, da sind wir uns alle einig.
Ich arbeite ja selbst therapeutisch, und ich habe aus meiner Hundewelt ein Bild übernommen, das mir manchmal hilft. Meine Tierärztin hat mir mal gezeigt, wie man bei Hunden eine Pfotenmassage macht (kann hilfreich sein bei alten Hunden). Sie sagte dann: Wenn der Hund die Pfote wegzieht, soll man nachgeben, also mit der Bewegung mitgehen, aber nicht loslassen. Ich signalisiere also dem Hund: Ich habe wahrgenommen, dass du dich dem entziehen willst, aber ich lasse nicht los, sondern mache sanft weiter.
Das ist ein gutes Bild, finde ich. Nachgeben, aber nicht loslassen.
Natürlich nicht, wenn es etwas ist, das dem Hund wirklich nicht gut tut. Und den Unterschied zu erkennen ist manchmal nicht ganz einfach!
Bei dem dosierten Stress, dem man einem Hund zumutet, muss man auch beachten, dass es ein paar Stunden dauert, um Stresshormone abzubauen. Das heißt, wenn man einem Hund, der z. B. draußen Angst = Stress hat, viermal am Tag einen Spaziergang zumutet, dann hat der pausenlos Stresshormone im Blut. Das ist auf Dauer nicht gesund. Deshalb sind lange Ruhephasen wichtig.
Andererseits sollte sich seine Strategie (ich bleibe einfach hier hinterm Körbchen und falle nicht weiter auf) nicht verfestigen, und wenn man ihn komplett in Ruhe lässt, kann das passieren. Deshalb: Es geht hier nicht darum, möglichst schnell einen Erfolg zu haben, sondern den richtigen Weg zu finden.
Bei meiner Hündin war es etwas einfacher. Sie hatte keine Angst vor uns Menschen oder vor anderen Hunden, und es gab hier eben noch eine andere Hündin, an der sie sich orientieren konnte. Ich glaube, das war für sie enorm wichtig, und so, wie du den Kleinen beschreibst (beobachtend), denke ich, dass die Hündin deiner Freundin etwas helfen könnte.
Meine Feli hatte anfangs vor allem Angst, rauszugehen. Drinnen war es weitgehend in Ordnung. Sie konnte unters Bett kriechen, wenn ihr etwas zu viel war, ist dort allerdings immer wieder von allein vorgekommen. Aber in den ersten Tagen musste ich sie zum Pieseln raustragen. Glücklicherweise hat sie immer alles brav gemacht. Und dann habe ich Tag für Tag ein paar Schritte mehr mit ihr gemacht. Ich habe immer versucht, das nicht zu überreizen, so dass sich die Angst vorm "Draußensein" nicht bestätigt.
Was ihr übrigens gut geholfen hat und immer noch zu helfen scheint, ist L-Theanin. Ich gebe ihr das in Form von "Sedarom direkt". Vielleicht ist das noch etwas für euch. Ist er im Tierheim mit Mutter aufgewachsen? Dann wurde er doch sicher gesäugt, oder? In dem Fall könnte auch Adaptil helfen (Zerstäuber für die Steckdose).
Alles Gute weiterhin!