Aber genau wegen dieser Vorurteile, die viele Menschen noch haben, habe ich ja diesen Thread aufgemacht. Es muss nicht sein, dass man bei alten Hunden mehr Einsatz zeigen muss, im Gegenteil. Man muss natürlich schon ein bissl schauen, wen man sich da ins Haus holt. Das gilt ja für alle Hunde.
Zitat
Was mich persönlich angeht, bin ich ganz ehrlich, ich könnte mir keinen Senioren ins Haus holen. Nicht wegen eventueller Krankheiten oder dem Eigensinn, sondern vielmehr deswegen, weil ich Angst hätte, dass das Zusammen sein viel zu schnell vorbei ist...
Weißt du - nimm mal Alma. Sie war einfach der großartigste Hund, den ich mir vorstellen kann. Ich liebe alle meine Hunde, aber Alma war einfach genial. Nur lieb, nur gut, wunderschön und auch ein bisschen witzig. Sie war nur 20 Monate bei mir, und es ist ein Jammer, dass so ein Hund jahrelang vor sich hin vegetieren musste.
Aber jeder Tag mit ihr war ein Geschenk. Ich bin traurig, dass sie nicht mehr da ist, aber die Vorstellung, dass sie vielleicht nie hier gewesen wäre, ist viel schlimmer.
Möglicherweise ist es so, dass sie Hunde hier in den Tierheimen tendenziell (auf keinen Fall immer) eher schwierig sind als z. B. in Spanien oder Italien. Einfach weil 1. die netten schneller vermittelt sind und 2. hier eher problematische Hunde abgegeben werden, wohingegen im südlichen Ausland die nettesten Hunde achtlos weggeworfen werden.
Zu dem emotionalem Problem: Ich sage mir eben, wenn wir sie nicht nehmen, dann müssen sie allein in ihren Zwingern sterben, womöglich nicht medizinisch versorgt. Das kann es ja auch nicht sein. Irgendwie geht man da auch anders ran, wenn man es von vornherein weiß - also bei mir ist es jedenfalls so. Da ist nichts mehr Pflicht, nur noch Kür. Das macht vieles auch einfacher!
Als letztes Jahr Berta und Alma innerhalb von einer Woche starben, war es schon heftig. Deshalb zog ja auch das "Kind" Ylvi ein, die ja erst 6 oder 7 war. Ein Baby. Mittlerweile würde es uns nicht wundern, wenn das Reserl sie überlebt - so wie Berta Fricka überlebt hat und fast noch Alma überlebt hätte.
Alte Hunde müssen aber auch nicht kränker sein als junge! Bei den Canilehunden habe ich sogar das Gefühl, dass die, die das so lange durchstehen, besonders robust sind. Aber man kann sich natürlich nicht drauf verlassen. Mit Resa habe ich auch einen inkontinenten Hund hier.
Ein alter Hund passt natürlich nicht zu jedem. Aber oft suchen hier Leute nach geeigneten Rassen und beschreiben ihre Vorstellungen - und so oft denke ich, dass ein älterer Hund hier ideal wäre!
Ich lese übrigens alle Beiträge aufmerksam, auch wenn ich nicht auf jeden eingehe! :)
Das ist meine Hoffnung: Dass sich jemand traut, dem alle anderen abraten. War bei mir auch so, ich bin oft auf Unverständnis gestoßen - aber die, die vorher die meisten Einwände hatten, waren hinterher die größten Fans (schiel zu meinem Vater rüber*...).
Zum Schulterklopfen: Das ist wirklich Quark, denn ich gebe ganz ehrlich zu, dass ich mir extra einfach Hunde aussuche. Ich wäre mit einem jungen, dynamischen Hund vermutlich überfordert, ich mag nicht in die Hundeschule gehen und bin auch nicht böse drum, wenn ich mal einen Tag nur kleinere Runden gehen muss. Da ich aber auch gerne draußen bin und trotzdem ausgedehnte Spaziergänge liebe, sind diese Hunde ideal für mich. Ich handle da also nicht ganz uneigennützig. Ich habe sie nicht so lange und sie dürfen auch krank sein - das akzeptiere ich. Ich hingegen bewundere Menschen, die bewusst schwierige Hunde aufnehmen.
* ihr solltest den mal sehen, wenn er sich unbeobachtet fühlt. "Ach, da ist ja meine Süße, ja bist du eine Feine, ja, eine ganz Liebe bist du, jaaaaa, meine Kleine..."
Ja. Die Frage sollte eher sein: Warum haben so viele Menschen Angst davor, so einen Hund aufzunehmen?
Ich habe für ein anderes Forum mal ein kleines Resumee über meine bisherigen Hunde gezogen, da ich ja schon viereinhalb Rentner aufgenommen habe, die teilweise sehr lange (quasi ihr Leben lang) im "Tierheim" saßen. Ich setze dieses Wort in Anführungszeichen, weil sie die Bezeichnung "Tierheim" eigentlich nicht verdient haben. Meine Erfahrungen beschränken sich auf Hunde aus italienischen Canili, weil die mir besonders am Herzen liegen. Dort ging es um Vor- und Nachteile solcher Hunde, und ich hatte Mühe, Nachteile zu finden.
Ich möchte keine Schulterklopfer, ich möchte nur Mut machen, alte Hunde mit schlimmer Vergangenheit aufzunehmen, denn das bedeutet nicht zwangsläufig, dass die Hunde auch eine Verhaltensstörung haben. Und selbst wenn man es ihnen anmerkt, dass sie schon viel mitgemacht haben, muss es nichts Schlimmes sein.
Natürlich gibt es auch Hunde, die gravierende Probleme haben, und die lösen sich natürlich nicht in Luft auf, wenn sie älter werden. Aber es gibt so viele andere, liebe, nette, die einem unglaublich viel Freude machen können, und für die möchte ich hier eine Lanze brechen.
Ich weiß nicht, wer von meinen Hunden auf der Straße gelebt hat, aber bei Resa kann ich mir gut vorstellen, dass sie eine Weile allein unterwegs war. Aber alle kommen aus sehr schlechter, teilweise haarsträubender Haltung in italienischen Canili (vor allem Fricka, Alma und Resa haben so richtig die Arschkarte gezogen). Ich stelle einfach mal die Vermittlungsfotos ein und Fotos von "nach der Vermittlung".
Berta, English Setter: 7 Jahre Tierheim, kam mit 10 Jahren zu mir und blieb 7 Jahre.
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Plus
extrem auf Frauchen fixiert
nur lieb, gut sozialisiert
konnte mit Übung alleine bleiben
konnte fast sofort und zuverlässig abgeleint werden
hat so gut wie nie gebellt - außer im hohen Alter
kam wunderbar in der Stadt zurecht
kein Jagdtrieb
extrem lauffreudig, also keine Couchpotatoe!
mein Seelenhund - eine innigere Bindung kann ich mir nicht vorstellen
Minus
extrem auf Frauchen fixiert
wollte am liebsten gar nicht gestreichelt werden, hat´s halt ausgehalten, wenn es sein musste
war super mäkelig, die dumme Nuss
Fricka, Großer-Münsterländer-Mix: viele Jahre Tierheim, war ca. 7-8, meine Tierärztin bezeichnete sie als "stumm" = keinerlei Mimik, wie versteinert. Sie hat bei uns eine enorme Entwicklung durchlebt.
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Dieses Bild wurde von italienischen "Tierschützern" als Fälschung hingestellt - die Blumen seien unecht, der Hund sei sicher schon an ein Labor verkauft worden. Das nur mal nebenbei bemerkt.
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Plus
war nach kurzer Eingewöhnung der liebste, bravste, netteste und ausgeglichenste Hund, den ich mir vorstellen kann. Sie war immer "mein Fels in der Brandung".
absolut verlässlich, konnte überall abgeleint werden, wo nicht gerade was Leckeres im Gebüsch lag
konnte von Anfang an vollkommen problemlos allein bleiben
verträglich, freundlich, unauffällig
kein Jagdtrieb, im Wildpark fand sie nur den Futtertrog der Rehe interessant
Minus
hm..... anfangs hat sie etwas geschnappt. War aber unsere Schuld. Sie war völlig fertig und wir haben sie bedrängt.
Hatte Angst vor Gewitter und Knallerei.
Hat sich gern durch den Zaun gequetscht und ist die Nachbarn besuchen gegangen.
Alma, Spinone-Italiano-Mix: 9 Jahre alt. Sie war 7-8 Jahre in einem Canile unter schlimmsten Bedingungen.
Alma..... Kein Mensch auf dieser Welt hätte je etwas Schlechtes über Alma sagen können, ohne ein Lügner oder ein böser Mensch zu sein.
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Plus
lieb und unendlich gutmütig
hat sich für alle verantwortlich gefühlt, vor allem für kleine, weinende Kinder
es ist nie ein böses Wort über ihre Lefzen gekommen
absolut zuverlässig ableinbar
kein Jagdtrieb
witzig und manchmal albern
wollte immer mit dabei sein
sie hat jeden Tag in einen Glückstag verwandelt
Minus
sie hat beim Kekse-Fressen gekrümelt wie Sau
Resa, Griffon-WeißderKuckuckwas-Mix: Seit einem Jahr hier, mittlerweile vermutlich 11 Jahre alt. Angeblich war sie 10 Jahre im Canile, aber das glaube ich nicht. Sie war sicher bei einem Jäger und vielleicht eine Weile allein unterwegs. Sie ist übersät mit Bissnarben und die Rute fehlt komplett - angeblich abgebissen. Sie wurde als resigniert beschrieben.
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Plus
lieb und gutmütig
sehr verschmust, sie kann stundenlang neben einem stehen und sich kraulen lassen
ableinbar, aber manchmal etwas schwerhörig
Jagdtrieb vorhanden, aber händelbar
will alles richtig machen
bleibt problemlos alleine
Minus
viele gesundheitliche Baustellen, aber keine richtig schlimme (hoffentlich)
reagiert manchmal leicht panisch, wenn andere Hunde anwesend sind. Sie will dann einfach weg.
schwerhörig, deshalb muss man sie beim Freilauf manchmal einfangen. Im Großen und Ganzen achtet sie aber sehr auf uns.
sie ist eine kleine Jagdsau
Ylvi, Griffon-Nivernais (-Mix): mindestens 5 Jahre Canile, seit einem Jahr hier, ist nun etwa 7 Jahre alt. Sie hatte als einziger meiner Hunde leichte Eingewöhnungsschwierigkeiten, brauchte aber auch nur 2 Wochen, dann war alles schick.
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Plus
lieb und sanft
kaum Jagdtrieb
ruhig
gut ableinbar, bis auf ein paar Situationen (s.u.)
kann prima alleine bleiben
sie geht auf jeden zu und will mit allen Menschen Freundschaft schließen
sie ist wirklich super süß!!
extrem verschmust - wenn man aufhört, kommt die Pfote!
macht nix kaputt, außer dass sie einem bestimmten Stoffhund unbedingt die Extremitäten abreißen will (weil sie es nur bei dem schafft)
Minus
man kann ihr nichts abschlagen - ist das überhaupt ein negativer Punkt?
sie hat manchmal kurzzeitige Knalltüten-Phasen, in denen sie auf einmal überhaupt nicht mehr hört und einfach wegrennt. Das passiert nur alle paar Wochen. Heute wieder, im Wald. Sie rennt nicht weit weg, und kommt auch wieder. Wir vermuten, dass sie entweder etwas in der Nase hat (heute war es ein Gasthof, wo Leute draußen saßen) oder keinen Bock mehr hat und zurück zum Auto will. Sie hört also 100 Mal super und beim 101. Mal auf einmal nicht mehr. :think: Aber das ist auf hohem Niveau gejammert.
Egal, wie oft man sie bürstet - sie sieht immer aus wie Catweazle!
Also, ich kann nur schwärmen von den Mädels. Wirkliche Probleme hatte ich bisher noch keine.
Das freut mich sehr! Ich habe wirklich nur die allerbesten Erfahrungen gemacht, und viele andere auch. Wir sind mittlerweile eine eingeschworene Gemeinde von Senioren-Liebhabern (oder besser gesagt: -Verrückten). Ich versuche auch ab und an, für so ein Goldstück ein Zuhause zu finden, und das ist soooo schwer. Also freue ich mich besonders, wenn sich wieder jemand traut.
Oh, ich habe noch einen Nachtrag: Man kann es ja mal ausprobieren. Schlimmstenfalls hat man einen alten Galgo, der nicht so eine enge Bindung aufbaut, wie man es sich wünscht. Aber wenigstens hat ein Hund in Not dann ein sicheres Zuhause, und man selbst hält das schon aus... zumal man diesen Hund ja nicht mehr 15 Jahre lang hat.
Naja - meine Hunde sind alle im Zwinger aufgewachsen bzw. zum Teil sehr jung dort reingekommen. Berta mit 2 oder 3, Fricka weiß ich nicht, Alma mit ca. 2 Jahren, Ylvi mit ca. 1 Jahr und Resa soll angeblich 10 Jahre im Canile gewesen sein, aber das glaube ich nicht. Auf jeden Fall waren alle viele Jahre dort eingesperrt, ohne nennenswerten menschlichen Kontakt und unter schlechten Bedingungen. Wo wie vorher waren, weiß ich nicht - aber Familienhunde waren sie sicher nicht.
Eine Bindung haben sie alle zu mir/zu uns aufgebaut. Berta war sogar richtig extrem, sie war 10 als ich sie bekam, davon 7 Jahre im Tierheim. Sie war dann noch 7 Jahre bei mir. Und für Berta gab es nur 2 Zustände: Frauchen da = gut, Frauchen nicht da = nicht gut. Und die Maus auf meinem Avatar, die hat auch sehr an uns gehangen, und die war überhaupt der liebste, gutmütigste und warmherzigste Hund, den ich je kennengelernt habe. Sie war 8 Jahre weggesperrt, stand jahrelang in ihren eigenen Exkrementen.
Insofern kann ich das nicht bestätigen, allerdings weiß ich natürlich nicht, ob das mit Meutehunden/Laufhunden anders ist. Ich hatte bisher eher Vorsteher. D. h. meine Ylvi ist ein Griffon, aber auch da gibt es keine Probleme.
Ich kenne es eher so, dass die es so klasse finden, dass sich endlich mal jemand um sie kümmert, dass sie alles tun, um das nicht wieder zu verlieren.
(dreimal "dass" - stilistisch gruselig, aber ich bin zu müde, es umzuformulieren)