Keine leichte Thematik, weil soviel mit reinfällt, woran man zuerst mal gar nicht denkt und es immer eine Fall zu Fall Entscheidung ist, allgemeingültig ist da meiner Meinung nach keine Aussage zu treffen. Auch ist es eine ganz persönliche Einstellung, bei der es kein richtig oder falsch gibt, sondern nur ein anders.
Wir würden nicht bis zum letzten gehen. Operationen würden bei uns nur stattfinden, wenn eine Lebensverbesserung stattfinden würde. Diagnostik wird hier nur soweit zugestimmt, wie sie nüchtern betrachtet Sinn macht, also nicht bis zum letzten Schluss und zum letzten Strohhalm, nur weil Mensch nicht loslassen kann. Im Vordergrund steht das Lebewesen Hund und sein Wohlergehen und nicht das Aufschieben von meiner Trauer.
Wann ist es ein lebenswertes Hundeleben, schwere Frage, weil sie im Prinzip ja nur Spekulation ist. Aber nach meinen Erfahrungen zeigen Tiere (nicht nur Hunde) es am deutlichsten in den Augen. Wenn man da rein sieht und merkt, das Tier möchte nicht mehr, dann ist die Entscheidung schon im Prinzip getroffen. Und dann kommen die Fragen: kann der Hund noch fressen, saufen, seinen Lieblingsbeschäftigungen nach gehen, geht er diesen auch freiwillig noch nach oder nur weil Mensch es so erwartet, sich fortbewegen, zeigt der Hund noch Lebenswillen usw. Dazu kommen dann noch so nüchterne Fragen: welche Prognose stellt der Tierarzt, welche Wahrscheinlichkeiten liegen für was vor, welche Heilungschancen bestehen, wieviel Leben hat der Hund während der Behandlung und danach noch. Ich sage immer, Qualität vor Quantität: lieber ein kurzes Leben ohne Behandlung aber dafür mit viel Spass, als eine Quälerei bei nachfolgender Behandlung aber dafür noch ein Jahr mehr und das noch ohne Spass (zum Beispiel ständig in Tierklinik, ständig rumgedoktert). Es muss für den Hund im Verhältnis zueinander stehen.
Wir würden auch eher den radikalen Weg gehen als uns künstlich an Strohhalme zu klammern. Im TV gabs ein Beispiel, in dem es um Amputation des Beines ging. Eine Frau hat gegen alle Prognosen und Wahrscheinlichkeiten erst die betroffene Pfote operieren lassen, um dann später doch das Bein amputieren lassen zu müssen. Wir hätten in dem Fall sofort die Amputation in die Wege geleitet.