Prinzipiell hätte ich auch gleich an einen Berner Sennenhund gedacht.
Es gibt sicherlich auch sportlichere Exemplare, aber unserem reicht in der Regel ein schöner Spaziergang und ein bisschen Schwimmen aus als sportliche Auslastung. Wir verstecken oder werfen auch mal zwischendrin einen Dummy. Das macht ihm auch Spaß, aber nach 5 Mal hat er dann meist kein Interesse mehr.
Was das Halten eines großen Hundes angeht: Da Janosch sehr viel ohne Leine läuft, ist er nicht perfekt leinengängig. Aber für soviel hats noch gereicht, dass er sofort langsamer wird wenn er merkt die Leine spannt sich. Soll hießen, ein bisschen Erziehung und dann ist das in der Regel kein Problem auch einen schweren Hund zu halten. Bisher hatte ich jedenfalls noch keine Probleme. In Gegenden wo ich denke es könnte was passieren (Wildwechsel, Straßenverkehr der ihn verunsichern könnte etc.) mache ich mir die Leine sicherheitshalber immer an einem Bauchgurt fest.
"will to please" kennen die meisten Berner eher nicht. Ich kann jetzt mal nur von unserem Berner und denen die ich kenne sprechen - und die sind elende sturköpfig. Aber Du schriebst ja, dass "will to please" eine schöne Beigabe, aber kein Muss ist.
Wenn ich unseren Janosch ansehe, dann denke ich mir immer, der ist wirklich zum Bewachen geboren. Bewachen bedeutet aber, wie Camillo auch schon schrieb, es wird kein Unterschied zwischen Freund und Feind gemacht. Egal wer das Grundstück betritt, er wird erstmal lautstark angekündigt. Nur bei seiner Familie gibts keinen Ton
Allerdings kommen wir ganz gut damit klar und ich finde es überaus beruhigend zu wissen, dass mein Hund meldet, wenn etwas komisch ist. Dabei meldet er aber tatsächlich auch nur das, ist also kein Beller und schon gar kein Kläffer.
Ein Berner ist auch prinzipiell keine Rasse die schnell nach vorn geht. Normalerweise sollte der drohende Ton in der Stimme und das Fixieren des Gegenübers schon ausreichen um einen durchschnittlichen Einbrecher sofort umdrehen zu lassen. Er lässt sich auch in der Regel nicht so leicht bestechen. Wobei es da von Berner zu Berner erhebliche Unterschiede gibt. Unser Hund ist ein Rassevertreter der anderen Menschen gegenüber sehr misstrauisch ist. Da kann der Einbrecher mit ner Bockwurst wedeln, das ist ihm egal. Ich kenne aber auch Berner, die eher Labbi/Golide-mäßig drauf sind und jeden Fremden schwanzwedelnd begrüßen.
Nässe und Schnee liebt er abgöttisch (ich hab in meinem Fotothread ein paar Janosch im Schnee-Bilder), bei Temperaturen ab 15 Grad plus zieht er sich lieber ins Haus zurück. Also an den richtig heißen Tagen (womit wir immer noch nicht bei Deiner Spanne bis 40 Grad wären) gehen wir morgens zwischen 4.30 und 5.30 Uhr spazieren und das am besten an den nächsten See so dass er schon mal ein bissl abgekühlt in den Tag startet.
Abends möglichsts so gegen 22./23.00 Uhr. Tagsüber geht er an solchen Tagen nur ein-, zweimal kurz raus zum pieseln und mit kurz meine ich ran an den nächsten Strauch, Bein heben und wieder ab ins Haus. Ansonsten schläft Janosch im Sommer sehr viel, weil er die Wärme einfach nicht mag. Dafür taut er im Winter richtig auf, da möchte er dann manchmal auch gar nicht mehr rein kommen ins Haus.
Im Übrigen eine Rasur bzw. das Schneiden des Fells ist eher kontraproduktiv. Das einzige was man tun kann ist für ausreichend Abkühlung sorgen und auf die Bedürfnisse des Hundes eingehen (also nicht in der Mittagssonne zur 50 km Radtour aufbrechen
).
Du legst Wert auf einen vollkommen gesunden Hund. Nun, da fallen Berner und Bernhardiner rein rassetechnisch eigentlich schon mal raus. Es gibt per se keine gesunden Rassen. Aber es gibt Rasse die weniger stark mit Krankheiten, "Qual"-Zuchten und hoher Mortalität belastet sind. Beim Berner ist das Lebensalter ein großes Thema. Durchschnittlich liegt man wohl immer noch bei 7 Jahren. Aber auch hier gibts beides: ich kannte einige Berner, die schon mit 2-3 Jahren an Krebs gestorben sind aber auch ein paar die die 10 locker überschritten haben. Der SSV der im VDH züchtet hat als Zuchtwert "Lebensalter" eingeführt. Das heißt, dass Zuchtstätten unter diesem Verein besonderes Augenmerk auf dieses Merkmal legen - was bei der Rasse auch dringend nötig ist.
Der Bernhardiner ist ja auch mein Traumhund. Und wenn ich meinen Mann weichgeklopft habe, wird in 3-4 Jahren ein tapsiger Bernhardiner-Welpe bei uns einziehen. Allerdings bin ich tatsächlich jetzt schon am Zuchtstätte suchen. Denn einen gesunden Bernhardiner zu finden, empfinde ich persönlich als sehr schwer. Oft haben die Hunde viel zu viel Masse und viele Hunde leiden unter extremen Hängelefzen und -lidern (das meine ich mit den vorstehend genannten Qualzuchten).
Allerdings können natürlich auch Pudel, Spitze, Border Collies und Mischlingen genauso krank werden. Du müsstest Dir bei allen großen Rassen nur klar machen, dass diese in der Regel selten 15 Jahre schaffen.
Kosten? Also "regulär aufwärts 600 €" gibt bei kaum einer Rasse. Wenn Du einen Hund von einem dem VDH angeschlossenen Zuchtverband wie dem SSV beim Berner Sennen oder den BCD beim Bernhardiner nimmst (und wie schon geschrieben, aufgrund der Krankheiten kann ich Dir dies nur empfehlen) solltest Du für einen Welpen ab 1000 € mindestens einplanen. Für welchen Preis Züchter Junghunde abgeben weiß ich nicht. Da Du ja eher ein erwachsenes Tier möchtest - im Tierheim oder Rassenothilfen (z.B. http://www.bernersennenhunde-in-not.de) sind es meist zwischen 200 und 300 € Schutzgebühr.
Im Übrigen - das ist nicht bös gemeint - bloß weil ein Artikel in einer Zeitung steht, heißt das nicht, dass das was dort steht der Weisheit letzter Schluss ist. Tatsache ist, wie hier schon einige schrieben, als Halter bist Du IMMER verantwortlich dafür was Dein Tier macht. Und auch wenn der Hund Dich vor einer Vergewaltigung, einem Mord, was auch immer durch einen gezielten Biss bewahren kann - kann Dich der Bösewicht tatsächlich auf Schmerzensgeld verklagen. Wenn Dir ein Anwalt gesagt hat, das ist i.O. - dann solltest Du ihn nochmal fragen auf welches Gebiet er spezialisiert ist 