Beiträge von jente

    Ich muss doch nochmal ein paar Fragen stellen, die sich mit zwei Dingen beschäftigen, die hier im thread genannt wurden. Vielleicht kann mir jemand weiterhelfen?

    1) Ich möchte gern eine "Entspannungsdecke" konditionieren, dich ich letztendlich mitnehmen kann, wenn wir in bestimmten Situationen in einer neuen Umgebung sind. Dabei geht es auch um Entspannung, aber vor allem um das "this is my station"-Gefühl wie Leslie McDevitt es beschreibt. Das "Aufladen" ist mir klar, aber wäre es möglich, dazu dieselbe Decke zu nehmen, auf der er im Auto liegt? Er ist im Auto in einer Box, die er auch ok findet, und hat insgesamt kein Problem mit Autofahren (ausser wenn ich rückwärts fahre, aber das liegt eher an meinen Einparkkünsten... :ops: ). Die Frage hat einen praktischen Hintergrund, mein Auto ist nicht sehr gross und ich bin nicht so wahnsinnig gut im dauernd Aufräumen und Tasche für den nächsten Tag-Packen, so dass es mir leicht mit allem möglichen Kram vollmüllt. Spricht irgendetwas dagegen, dieselbe Decke zu nehmen, wenn man sie immer wieder positiv auflädt? Ich dachte, dass das für das "this is my station"-Gefühl sogar eher helfen könnte. Oder macht man sich damit viel kaputt, wenn er sich z.B. beim Rückwärtsfahren unwohl fühlt?

    2) Ich habe glaube ich bisher den Geschirrgriff komplett falsch verstanden, und muss deshalb nochmal nachhaken. Bisher dachte ich, dass man damit ein Signal konditioniert, auf den irgendwann mal der Hund sich hinsetzt oder sogar -legt. Anfangs, weil er dem Zug nach hinten nachgibt, später dann als konditionierte Reaktion auf das Wort, also auch auf Entfernung. Ich hatte das so gedacht, dass man damit z.B. den Aufbau des Down bei Wildsichtung angehen könnte. Zuletzt höre ich aber eher raus, dass man damit einen sehr aufgeregten und damit potentiell auch schnappenden/gegen den HH gehenden Hund auf eine Berührung vorbereitet, damit er halt nicht heftig reagiert. Also mehr eine Warnung a la "gleich wirst du angefasst, ist nur Frauchen, wie wir das schon so oft geübt haben, kein Grund zum Abwehren". Ich schwöre, dass ich den ganzen thread verfolgt habe, aber irgendwie stehe ich bei dem Thema im Wald. Mag mir das jemand nochmal für Dumme erklären? Was genau ist denn nun das Ziel dabei? Ersteres wäre mehr als hilfreich für uns, zweiteres brauchen wir nicht und würde ich deshalb auch nicht trainieren.

    Vielen Dank im voraus für alle erhellenden Ansichten!
    Gruss, jente

    Ich schiebe hier mal wieder einen Praxisteil dazwischen, obwohl ich wie gesagt die Diskussion sehr spannend finde brauche ich das immer mal für mich zum Sortieren. Ich habe inzwischen den Marker angewendet, mit wie ich finde gemischtem Erfolg. Wir haben wir auf einem Spaziergang einfach solange Hasen und Enten getroffen bis der Zwerg sich nicht mehr beherrschen konnte (bis dahin hat er es aber echt gut gemacht).

    Also Zwerg hinter Ente her, ich gemarkert, Zwerg dreht sich um und rennt schnurstracks zu mir. Bis dahin technisch also sehr gut, aber irgendwie bin ich mir einfach nicht sicher, ob er da nun gemieden und Zuflucht gesucht hat oder ob er mir einfach sehr aufgeregt erzählen wollte, das da gerade ein ganz lautes Geräusch war... :???: Das macht er zum Beispiel auch, wenn er allein im Garten ist und etwas Ungewöhnliches passiert. Dann kommt er ins Haus geschossen, starrt mich einen Sekundenbruchteil mit einem "Das MUSST du dir angucken!!!"-Blick an und rennt wieder raus. Gestern ist er auch angekommen mit fast demselben/sehr ähnlichen (?) Blick, hat dann überrascht festgestellt, dass es Leberwurst zu lecken gab, und ist 2 Sekunden später der nächsten rennenden Ente hinterher. Nochmal Marker, selbes Spiel von vorne. Einer dritten Ente ist er auch hinterher, danach wieder mit demselben Blick schnurstracks zu mir. Dann waren endlich alle Enten im Wasser... :hust:

    Also ehrlich gesagt wärs mir egal, ob er nun nur zu mir kommt weil er mir was mitteilen will, aber ob das auf Dauer ausreicht, um ihn vom Jagen abzuhalten, halte ich für fraglich... Manöverkritik und Termin mit Trainerin gibt es erst noch, deshalb kann ich jetzt noch nicht sagen, wie es nun weitergeht. Dass er aber überhaupt auf irgendetwas reagiert hat in der Situation, finde ich schon mal nicht so schlecht. Aber meiden sieht für mich definitiv anders aus.

    Jente, schon wieder nachdenklich grüssend

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    Noch braucht er es, weil er irgendwie die Energie loswerden muß..


    Mh, ich bin gerade sehr nachdenklich. Ich denke bisher auch, dass er die energiereiche Belohnung braucht, weil er Energie loswerden muss. Aber dass das auch anders gehen könnte als durch "Actionspiele" mit mir oder hetzen ist mir bisher noch gar nicht in den Sinn gekommen...

    Ein grosses Lob dem DF als Tummelplatz revolutionärer Ideen! ;)

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    Ich hatte es oben schon einmal erwähnt: Ich würde üben, dass der Hund runterfährt. Wenn ich allerdings Belohnungsarten wähle, die mit körperlicher Aktion zusammenhängen, dann übt man genau das nicht ;)


    Bisher bin ich davon ausgegangen, dass man Belohnungen wählen soll, die dem Hund etwas bedeuten (Stichwort Top 20-Liste) bzw die mit dem, was er nicht bekommt, vom "Wert" her konkurrieren können. Das macht Sinn für mich.
    Bei Zwerg Nase haben aber etwa die ersten 10 Top-Belohnungen mit Bewegung zu tun. Der würde immer das ruhigere Spiel sofort für das bewegtere verlassen und eine unbewegte Belohnung für die Chance, dass das Tier da vorne sich vielleicht doch hetzen lässt. Also gibt es als Belohnung für Abruf von potentiell Hetzbarem dann Bewegung mit Frauchen, die dann irgendwann langsam das Tempo rausnimmt.
    Mit dem Marker hatte ich das ja noch nicht, aber als Belohnung für das "zu Frauchen flüchten" würde ich gefühlsmassig etwas Ruhigeres wählen, also vielleicht an der Futtertube lecken oder so. Das hat etwas damit zu tun, dass er beim erfolgreichen Abruf von potentiell Hetzbarem mit "aufgedrehter" Energie kommt und auf den Marker mit "gedrückter" Energie reagiert hat (lässt sich schlecht erklären, aber so hat sich das für mich angefühlt). Das muss ich aber noch ausprobieren.
    Du hast doch BCs, wie genau machst du das denn bei denen?

    Die konditionierte Entspannung, von der ich vorhin geschrieben habe, kann ich bei Wildspuren o.ä. einsetzen, wenn er sich an der Spur hochfährt. Oder wenn er mal vorsteht, was aber eine heikle Angelegenheit ist - sobald das Wild sich bewegt, wars das mit Stehenbleiben.

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    Ich hoffe, das ist jetzt wirklich Ironie...?


    Ja, war es. Ich mag einfach den "Achtung Ironie"-Smiley nicht.

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    Was denn nun: Hü oder Hott?

    Wenn Du ein Verhalten formen möchtest - z.B., dass der Hund zu Dir läuft, dann ist eine zu hohe Emotionalität bei der Verknüpfung hinderlich, denn dann musst Du auf den Zufall hoffen, dass das Stressverhalten eben das zufällige zur Dir Flüchten die Stressreaktion ist und drauf hoffen, dass der Hund nicht irgendwann einen anderen Weg wählt.


    Das Alternativverhalten bekommt er ja angeboten, aber halt nicht im ersten Schritt. Die Konditionierung lief ohne (also erstmal mit "ins Loch fallen"), jetzt im zweiten Schritt wird eins angeboten (sozusagen: "Du fühlst dich mies? Komm zu Frauchen, dann geht's dir besser"). Das Alternativverhalten wird dann auch belohnt, mit Spiel oder Futter. Das "Loch" war also das Äquivalent zu dem geworfenen Bomper bei Pietrella. Ob das "netter" ist oder nicht kommt denke ich wie schon gesagt auf den Hund an.

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    Dabei musst Du weiterhin darauf achten, dass das Signal langfristig nicht an Bedeutung verliert. Das heißt, Du musst es immer hochemotional auffrisschen! Heißt, Du darfst nicht beginnen es "netter" zu trainieren. Es muss die Bedeutung vom Weltuntergang behalten.

    Machst Du das nicht so, kommt nämlich der nächste Faktor ins Spiel: Du möchtst hier ein genetisch fixiertes Verhalten "bearbeiten", das anscheinend bei Deinem Hund sehr, sehr stark vorhanden ist - also sehr stark selbstbelohnend ist, sonst hättest Du ja bereits Erfolg gehabt.
    Wenn Du jetzt also "netter" trainieren willst ohne ein Alternativverhalten gut aufzubauen (womit wir wieder beim Punkt: was kann der Hund noch lernen in der hochemotionalen Situation), dann wird das Jagen wieder in den Vordergrund rücken. Sprich: Es wird darauf hinauslaufen, dass der Hund irgendwann wieder jagen geht...


    Auch das ist mir klar. Ich habe mich oben unglücklich ausgedrückt, es geht mir nicht darum, den Marker wieder aufzuweichen oder "netter" zu machen. Ich sehe ihn als eine Art zusätzliche Massnahme, die man nutzen kann, wenn sonst nichts mehr geht.

    Beispiel gestern: ich wollte den Marker unter leichter Ablenkung trainieren, sprich Entenkontakt. Wir sind also an einer Stelle spazierengegangen, wo es sicher war, dass dort welche sind. Zwerg Nase kommt um die Kurve, sieht Enten, die ins Wasser laufen. Auf "Stop" bleibt er aber stehen, dreht sich zu mir um. Alles an lockerer SL. Wird dafür mit einem Wurf- und Zergelspiel mit Lieblingsplüschi belohnt. Wenn er nicht reagiert hätte, wäre der Marker gefolgt. Nach dem Marker hätte ich ihn freundlich gerufen, fürs Herankommen wäre er belohnt worden. So will ich das später auch mal nutzen.

    Hinterher habe ich mir aber auch überlegt, dass ich vielleicht trotzdem gleich ohne anderes Kommando hätte markern sollen, weil ich sonst nicht weiss, ob es unter dieser Ablenkung in einigen Metern Entfernung zu mir überhaupt klappt. Allerdings ist es mir letztendlich egal, ob er Enten meidet, wenn er sich von denen sowieso durch das normale AJT ablenken lässt. Dafür brauche ich keine negative Strafe, das klappt durch das andere Training auch so.

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    Übrigens kann man in der BCs Szene anhand der Abstammung den Umgang mit dieser Situation oft erkennen. Es gibt manche Linien, bei denen weiß man vorher schon ganz gut wie sie reagieren werden auf das Sperren ;)


    Ist doch klasse, da kann man vorher Chaps oder Laufschuhe anziehen, je nachdem ob der Hund zum Nachvornegehen oder zum Flüchten neigt ;)

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    Wenn ich den Hund an den Schafen in eine "End-of-the-world"-Zone kommen lasse, dann lässt er den Stress danach an den Schafen aus, wenn er keen genug ist (womit wir wieder bei der genetischen Veranlagung wären), er macht gar nichts mehr (freeze), fällt in Übersprungsverhalten (meist Schafkacke fressen) oder haut ab (Flucht). Da schließt sich dann gleich noch ein weiteres Problem an: Die Schafe nehmen den nicht mehr für voll und machen ihm zusätzlich Stress durch Angriffsattacken. Das ist ganz, ganz übel, denn aus dem Loch kommt man kaum noch raus, wenn das die ersten Erfahrungen sind.


    Das war dann von mir ein schlecht gewähltes Beispiel, deine sollen ja an den Schafen arbeiten. Da muss man natürlich anders trainieren.
    Aber ganz ehrlich, auch wenn ich mich damit als Tierquäler oute: wenn mein Hund ab sofort bei jedem Reh, das er sieht, einfriert oder zu mir flieht, fände ich das mehr als prima. Das man das so nicht beim Schicksal bestellen kann, ist mir aber auch klar. Deshalb mache ich mir ja soviele Gedanken und habe solange mit dem normalen AJT trainiert.

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    Also dosiere ich es in kleine Häppchen. Möchte ich z.B. das Anhalten trainieren übe die negative Strafe, beginne ich mit kleinen, machbaren Schritten:Es gibt mein Signal für die negative Strafe, ich sperre kurz die Schafe, reduziert der Hund sein Tempo, gebe ich ihn wieder frei. Dann setz ich immer mehr einen drauf, wobei das viele Trainingseinheiten brauchen kann.


    Das macht Sinn, wie oben gesagt war mein Beispiel schlecht gewählt.

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    Ein "Nein" im Alltag ist bei mir immer ein Abbruch. Ich untescheide da nicht. Abbruch ist Abbruch, egal wann, wo und wie. Das bringe ich denen auch so bei, daher kann ich den Unterschied zu dem anderen nicht finden...


    Ich schrieb da sozusagen von zwei Kategorien, weil ich das hier so empfinde. Vielleicht liegt da mein grosser Denkfehler. Aber Kommandos, die ausser in der höchsten Erregungslage sehr gut sitzen, sind das was ich mit 0/8/15 meinte. Das sind sicher die Sachen, an denen ich noch weiter arbeiten muss. Gut, dass du mich nochmal dran erinnert hast.

    Ich möchte nochmal klarstellen: ich habe das "normale" AJT nicht aufgegeben. Ich übe weiter, um bestimmte Kommandos auch in sehr hoher Erregungslage "durchdringen" zu lassen. Aber nach 1,5 Jahren musste ich auch einsehen, dass das allein nicht ausreichen wird, wenn es bisher nicht zum Durchbruch geführt hat.