Beiträge von Shoppy

    Ich denke, sie wollte Dich zu einem "Fang micht doch" Spielchen animieren. Wenn es von der Örtlichkeit geht, würde ich ihr da schlicht die kalte Schulter zeigen. "Hund? Welcher Hund? Ich habe gar keinen Hund!"

    Zu Hause solltest Du vielleicht anfangen (oder wieder auffrischen), ein "Brings" mit anschließendem "Aus" aufzubauen. Wenn das in ablenkungsarmer Umgebung gut klappt, kanst Du es auch auf Spaziergängen einführen - um die Sache zu vereinfachen (Dir und dem Hund) sammelst Du vorher einfach ein paar Stöckchen, sodaß Du, wenn sie gerade eins gebracht und fallengelassen hat, gleich ein neues werfen kannst. Oder Du tauscht den Stöck gegen ein Leckerchen (wähle die Version, auf die Dein Hund mehr steht). Wiederhol das ein paar mal aber versuch möglicht aufzuhören, wenn sie noch Spaß hat, dass Stöckchen auch tatsächlich zu bringen (wenn sie auch auf Zergeln steht, kannst Du den letzten Durchgang statt einem Stockwurf mit einem Zergelspiel belohnen). Wenn sie gelegentlich doch mal vorher die Lust verliert, kannst Du ihr wieder die kalte Schulter zeigen.

    Hm,

    vielleicht auch ein bißchen vom "langweiligen" Theoretischen:

    Haben Hunde im Herbst mehr Lust zum Jagen?
    Liegst am Wetter - riechts sich in kühler, feuchter Luft besser?
    Welche "Schaltkreise" werden im Hirn wie umgelegt und welche Auswirkung hat das darauf, was Hund überhaupt noch anderes wahrnehmen kann?
    Warum macht Jagen Spaß - und warum kann man nur sehr schwer dagegen antreinieren.
    Welche Trainingsmöglichkeiten hat man?
    Was sind die Vor-/Nachteile von positiver Verstärkung / Bestrafung?
    Wie erlangt man die Aufmerksamkeit von Herrn/Frau Hund?
    Wie geht Mensch mit einer Schleppleine um?
    Wie sind die "Heilungs"Prognosen?
    Wie lange muß man trainieren, um Fortschritte zu erzielen.
    Was kann man zur "Vorbeugung" tun, falls das Kind noch nicht in den Brunnen gefallen ist (sollten alle Leute, die sich einen Jagdhundwelpen ins Haus holen, drüber nachdenken!!)?


    Ich bin nicht neugierig, ich will nur ALLES wissen! :freude:

    Hallo Henner,

    Das ist eine tolle, ausführliche Antwort, mit der man ja schon mal was anfangen kann.

    Wie Du ja selber weißt, ist die Sozialisierung bei Deinem Hund in die Hose gegangen, schlimmer kann es ja eigentlich gar nicht sein!

    Schön, das Du Trainer gefunden hast, die nicht das achsobeliebte "Dominanzproblem" diagnostiziert haben.

    Ich denke, dass ihr schon das Richtige probiert, aber offenbar ist der Reiz (unbekannte Menschen, Hunde, Sachen) zu groß, sodaß Rico keine Leckerchen annehmen kann oder auf Signale nicht reagiert.
    Um das mal ganz klar zu sagen: Der Hund "überhört" die Kommandos tatsächlich - er hört sie buchstäblich nicht! In einer Angstsituation ist er so mit sich und dem Angstauslöser beschäftigt, dass Signale einfach nicht bis zum Gehirn durchdringen.
    Versucht herauszufinden, wie groß die Distanz sein muß, damit Rico noch auf Signal sitzen kann und fangt dann genau in der Entfernung an. Wenn Du z.B. in der Nähe einen Park mit Leinenpflicht hast (und die Leute sich auch daran halten, kannst Du dort vielleicht einen Platz finden, an dem Du mit Hund weit genug von den Spaziergängern weg bist und wo die Euch auch nicht zu nahe kommen (mitten auf der Wiese / auf einer Parkbank eines Nebenweges, den kaum jemand benutzt...). Dort richtet Ihr Euch für eine Weile "häuslich" ein, vielleicht mit einer Decke, damit Hundi auch schön gemütlich hat, einem großen Vorrat an leckersten Leckerchen, viiiiiiiieeeel Geduld...

    Euer "Job ist es dann, den Hund zu füttern, wann immer ein "Reiz" ins Blickfeld gerät. Meine Trainerin geht so weit, dass sie dem Hund die Reize ankündigt und zeigt, quasie: "Rico, schau, ein MANN!" und dann gibts Leckerchen. Oder: "Rico, schau, eine FRAU!" Leckerchen geben. Oder: "Rico, schau, ein HUND!"Leckerchen geben.... Minileckerchenbröckchen gibt es so lange wie der "Reiz" sichtbar ist, ist er weg, ist die Snackbar geschlossen. Am Besten kann man sowas mit Freunden üben, die die gewünschte Entfernung auch einhalten, bzw. andere Leute darum bitten können, nicht näher an Euch heranzugehen, damit Rico sich auch darauf verlassen kann, dass er nur mit "Reizen" konfrontiert wird, die er gerade händeln kann.

    Nach einigen dieser Trainingssessions sollte es möglich sein, den Abstand zum Reiz zu verringern.

    Neben bei (zu Hause, oder wenn bei den Trainingssesions gerade kein "Reiz" sicht bar ist, könnt ihr auch Übungen (Sitz, Platz, Pfote, Drehen, Rolle, Winken, HighFive, Springen, was immer Euch einfällt) üben. Je mehr er davon kann (sowohl in Qualität als auch in Quantität), desto sicherer wird er sich auch bei "Reiz"-Lage fühlen. Denn: dadurch dass er gelernt hat, dass er mit seinem Verhalten (ausführen von Signalen) Euer Verhalten (Geben von Leckerchen) beeinflußen kann, desto Selbstsicherer wird er werden.

    Durch das Leckerchengeben in Anwesenheit des "Reizes" verknüpft er das Ding, dass ihm Angst macht mit Angenehmen Sachen.
    Dadurch wird NICHT die Angst bestätigt (Angst ist kein Verhalten sondern eine Emotion). Stell es Dir vor wie eine Wippe: Auf der einen Seite sitzt ein Hundert Kilo Monster - auf der anderen Seite NIX. Klar, wer Macht über die Wippe hat, oder? Mit jedem einzelnen Bröcken "angenehmes Gefühl (durch Leckerchen oder erfolgreiches Abspulen einer Übung) legst Du was auf die andere Seite der Wippe. Natürlich wird es einige Zeit dauern, bis die Wippe sich überhaupt bewegt. Und es ist überaus wichtig, dass in der Zeit, wo Ihr daran trainiert, nicht durch Unaufmerksamkein ein Rückschlag passiert, denn jeder Rückschlag wegt fast alle eure Pluspunkte wieder von der Wippe runter.

    Wichtig wäre, dass Ihr genau auf die Körpersprache Eures Hundes achtet - je früher ihr seine Streßsituationen "aufziehen" seht, desto ehr könnt ihr gegensteuern, indem Ihr die Situation so verändert, dass sie für ihn händelbar bleibt.
    Haltet die Trainingssituationen ehr zu kurz und versucht lieber mehrere über den Tag zu verteilen, oder macht zumindest eine Pause in der er sich richtig entspannen kann.

    Entspannen: Führt ein Entspannungssignal ein (gib mal "Entspannungssignal" in die Suche ein - wie das geht habe ich schon mehrmals hier beschrieben).
    Informiert Euch über TTouch und das Körperband - Falls Ihr letzte Woche auf Vox die Doku über Temple Grandin gesehen habt, werdet Ihr vielleicht wissen, dass Druck (z.B. durch das Körperband oder durch feste Massage, oder die Squeeze Machine) Entspannung erzeugt.

    Versucht mit dem Clicker zu arbeiten (das Geräusch des Clickers ist in der Lage noch als Signal im Gehirn anzukommen, wenn schon kein Leckerchen mehr genommen werden kann, und auch kein "Sitz" mehr funktioniert. Karen Pryor meint, dass das daran liegen könnte, dass das Click in dem Teil des Gehirns verarbeitet wird, in dem die Angstgefühle entstehen. Wenn Rico den Clicker als Supergummijetztkommtwastolles-Signal aus dem tollen Training zu Hause kennt und liebt, habt Ihr beim Gegenkonditionieren und Desensibilisieren einen Trumpf in der Hand, der dem Wippenmonster einen herben Schlag versetzen kann - oder besser, viele, viele, viele kleine fiese Nadelstiche :wink:

    Ich habe aus dieser typischen "Welpensache" einen tollen Apport "geformt". Das hat den Vorteil, dass er mir die Sachen bringt, die er nicht fressen darf und nicht hektisch alles runterschlingt, weil er denkt, er müßte schneller sein als ich.


    Ich denke, da ist den Kollegen, die es über Amazon anbieten, ein Fehler unterlaufen... unter anderem hier http://shop.strato.de/epages/Store4.…ies/B%C3%BCcher gibts das Buch für den "richtigen" Preis


    Das Buch erläutert anschaulich warum ein Hund zieht (weil Mensch ihn so erzogen hat :freude: ) und wie Mensch sich dazu erzieht, mit dem Hund "Gehen an lockerer Leine" zu trainieren. Ausserdem sind die Tücken und Fallen, in die Mensch unterwegs tappen kann erkärt. Ich finde es ist eine gute Zusammenstellung von verschiedenen (positiven) Herangehensweisen, die man auch ruhig mischen oder nacheinander anwenden kann, oder man plant, wan man welche Methode in welcher Situation anwendet.