Wir sind heute 3x naß geworden :regenschirm:
Beiträge von Zheni
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Bei solchen Situationen setze ich immer auf das generalisierte Beruhigungssignal. Das wird eben so konditioniert, dass man in fast jeder Situation zu dem Hund durchdringen kann, weil das durch das vegetative Nervensystem gesteuert wird.
Wie ich vorher geschrieben habe ist das "ist gut" in einer neutralen Tonlage bei uns. Aufgebaut habe ich es in ruhigen Situationen wenn wir zusammen auf den Boden liegen, ich streichel ihn oder es gibt eine Tellington Massage, Hund ist komplett entspannt und säufzt ab und zu vor sich hin. Dann sage ich immer "ist guuuut".
Wenn es schon fest sitzt, also nach einer Weile, wende ich es draussen an. Die Reaktion vom Hund ist erstaunlich. Er erschreckt und zuckt mit Ansetzen zur Flucht und dann sage ich "ist gut". In der selben Sekunde sieht man wie die Mimik sich entspannt und die Rute wieder aufgestellt wird.
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Soo...wo war ich stehengeblieben
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Dann musste er auch mal raus also Sicherheitsgeschirr und Halsband an. Kannte er nicht, war aber verhältnismäßig kein so großes Problem. Nicht das angebunden sein, sondern die Geräusche von Geschirr und von meinen Schritten, Stimme...Atem, haben ihm Angst gemacht. Treppen konnte er auch nicht laufen also musste ich ihn tragen. Damals war er ziemlich dürr mit seinen 18-19kg und es ging ohne probleme. Jetzt mit 25 hätte ich keine Chance
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Wir sind immer raus, wenn nicht viel los war draussen. Sehr früh morgens oder sehr spät abends. Immer die gleiche kleine Runde. Es war die Hölle. Er hatte vor allem Angst und hatte sich in Panik reingesteigert. Sprechen konnte ich anfangs draussen nicht mit ihm egal in welcher Tonlage, weil er sich gefürchtet hat. Autos (auch stehende), Fahrräder, Menschen, Menschenstimmen aus der Ferne, Laternen, Schatten, Plakate - irgendwie gabs NICHTS was ihm keine Angst machte. Ich konnte nichts anderes tun ausser souverän bleiben und versuchen ihn leicht zu fixieren, bevor er anfängt sich zu drehen und komplett in Panik gerät.
Das ausschlaggebende war meine Hündin. Er hat sich 100% an ihr orientiert. So ist er in weniger als einer Woche stubenrein geworden und von mir kam nichts. Ich konnte ihn draussen nicht loben fürs Geschäft usw. Das füttern war auch so ein Problem. Mundgerechte leckerlies nam er sofort entgegen (zu hause), sobald aber eine größere Menge im Napf oder ein Rinderohr o.a. da war hat er Panik bekommen. So als würde ich ihn angreifen und töten wenn er sich dem Futter nur nähert. Das erklärte auch sein Gewicht, obwohl es im Tierheim Futter im Überfluß gab.
Und so haben wir Schrittchen für Schrittchen Fortschritte gemacht. Große Freude als er das erste mal auf seinen Namen reagiert hat. Große Freude als er nicht weggesprungen ist, als ein Fahrrad an uns vorbeigefahren ist usw. usf. Monatelang war hier ein Ausnahmezustand. Er lernte mir zu vertrauen und konnte auch unbekümmert fressen wenn ich da war.Er hatte Aufgrund von der Panik und auch dem Aufwachsen auf 2x5m Zwinger eine sehr schlecht entwickelte Motorik. Er stolperte in seinen eigenen Füßen und konnte Distanz nicht einschätzen also prallte er immer gegen die Wand. Da haben Tellington-Touches und Bodenarbeit Wunder bewirkt.
Wenn man ihn jetzt zwei Jahre später sieht glaubt man kaum, wie er am Anfang war. Seit einem halben Jahr kann ich auch ohne meine Hündin nur mit ihm raus. Die letzte große Freude war, als wir draussen waren - beide offline. Sie haben einen Menschen kommen sehen und Max hat MICH angeschaut und nicht meine Hündin. Ich habe "ist gut" gesagt und dann hat er unbeschwert weiter geschnuppert. Er fährt jetzt gerne Auto, obwohl er am Anfang Panik davor hatte und immer gekotzt und wie verrückt gehechelt hat. Zu fremden Menschen geht er teilweise auch, besonders wenn es Frauen sind und lässt sich von ihnen streicheln. Wenn ich sowas sehe könnte ich einen Luftsprung machen.
Nichtsdestotrotz wird er nie ein normaler Hund werden. Kleinste Veränderungen seiner Umgebung (eine Tasche auf dem Tisch) machen ihn unsicher. Ich könnte nie mit ihm in die Stadt spazierengehen o.ä. Wir arbeiten sehr hart an die impulskontrolle und haben riesenerfolge erzielt bei Situationen, bei denen er sich erschreckt und einen Satz macht. Mit einem ruhigen "Max ist gut" kann ich ihn fast immer aus seiner Panik rausholen.
Max ist kein sensibler Hund. Er zeigt auch sehr oft Souveränität und wäre er normal aufgezogen worden, so dass kein Deprivationsschaden entstanden wäre, wäre er eine wesensfeste "coole Sau" gewesen. Richtig schade aber...hätte, würde, sollte...gell :)
Und hier ein Paar Vergleichfotos.
Einmal von ganz am Anfang:
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http://up.picr.de/19497589wj.jpgEdit by Mod: Das letzte Bild war doch zu groß!
Bei Hochkanntbildern darauf achten, daß die längste Seite eine andere ist, und dementsprechend die Einstellung ändern! -
Hallo,
hier gehöre ich mit meinem Max auch hin.
Max hat die ersten 4 Jahre seines Lebens in einem bulgarischen Tierheim verbracht. Wurde dort als Welpe gebracht und im Zwinger aufgewachsen mit anderen Hunden. Reizärmere Umgebung gabs für ihn wohl nicht. Gassi gehen usw. war nicht drin bei der Menge an Hunden und Anzahl an Mitarbeitern. Er kannte keinen Namen oder überhaupt sah er Menschen nicht als Sozialpartnern.
Dann eines Tages hieß es, das Tierheim muss aufgelöst werden, weil die Stadt den Mietvertrag nicht verlängert. Was ganz typisches in BG, weil diese Non-profit Organisationen ein Dorn im Auge der Städte sind. Sie kastrieren nicht nur die Hunde wirklich, sondern enthüllen viele der Machenschafen der Bezirke was Fördergelder aus der EU betrifft.
So mussten 250 Hunde in deutsche Tierheime verteilt werden. Mein Max war für München bestimmt.
Ich hatte schon lange ein Auge auf ihn also war jetzt die letzte Chance ihn zu mir zu nehmen. Da ich auf mein Industriepraktikum warten musste und einige Monate frei hatte, passte es auch zeitlich ganz gut. Die Gelegenheit habe ich dann auch genutzt und bin nach BG geflogen, um die Organisation bei diesem gigantischen Projekt zu unterstützen.
Ganz gespannt wollte ich natürlich sofort zu ihm und was ich da sah hat mich erschüttert. Der Hund ist praktisch die Wände hoch gerannt nur weil ich in seine Richtung (nicht in die Augen) geschaut habe und zwar von außen. Ein halbwildes Tier das hin und hergelaufen ist, geduckt und um sich schauend. Dann ist eine Mitarbeiterin rein und er hat sich von ihr anfassen lassen, also dachte ich, probiers mal.
Er ist ein paar Tage vor mir abgereist und hat im Gnadenhof von einer tollen Tierschützerin bei München auf mich gewartet. Als ich wieder in D war und ihn abholen wollte hieß es -"nehmen Sie Beruhigungstabletten mit, er beißt um sich herum und ist total panisch". Na Klasse dachte ich mir.
Also Beruhigungspillen mitgenommen und ab nach München. Sie hatte recht, er wollte beißen. Also Tabletten in Katzenfutter und dann 20min gewartet. Er war dann ganz wackelig auf den Beinen hat sich aber mit den letzten Kräften gewehrt. Ich schaffte es dann doch ihm den Maulkorb umzulegen, Geschirr an und ab in die Transportbox.
Zu hause angekommen, haben wir dann die Box in eine Ecke ins Wohnzimmer gestellt und...gewartet. Er war noch ziemlich k.o. von den Pillen. Alle haben ihn in Ruhe gelassen, Futter und Wasser waren direkt vor der Box. Er ist wohl nachts immer raus um sein Geschäft zu erledigen. Gefressen hat er gottseidank auch.
Nach zwei Tagen dachte ich mir, das geht so nicht, also Augen zu und durch. Habe in die Box gegriffen, den Hund vorsichtig rausgeholt und einfach leicht gestreichelt. Er hat sich recht schnell entspannt und ließ sich von mir auf den Bauch kraulen und Leckelie geben. Eine große Beruhigung für ihn war, dass da noch ein Hund war, obwohl meine kleine mehr als skeptisch war am Anfang. Fortsetzung folgt
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Zitat
Ich denke, das könnte an der Erschütterung liegen. Zu jugendlichen Rowdy Zeiten sind Jungs aus unserer "Clique" immer wieder mal gegen Laternen gesprungen, damit sie ausgehen. Fanden sie irre komisch.
Ich laufe da zu Fuß auf der anderen Straßenseite...mennoooo :blush2:
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Ich hätte auch was, das manch einer bestimmt als gruselig empfindem könnte. Ich persönlich finde es nur noch nervig und vielleicht einbisschen merkwürdig.
Wir gehen unsere letzte Runde vor dem Schlafen immer so nach mitternacht um 1-2 Uhr. Ich liebe diese Runde. Ich brauch nicht mal die Hunde anleinen, weit und breit kein Mensch. Wir gehen immer zu einer Grünanlage mit einem kleinen See. Auf dem Rückweg dann an einem Wohnhaus vorbei auf einer kleinen Straße.
Diese Straße ist normal mit großen Laternen beleuchtet. Die eine Laterne hat eine Energiesparlampe - leuchtet nicht gelb sondern weiß. Jedes mal wenn ich auf der Höhe der Leterne bin geht sie aus. JEDES MAL. Zuerst dachte ich, sie wird durch Bewegung von Autos aktiviert und nach einer gewissen Zeit geht sie wieder aus. Aber jedes mal?!
Ausserdem was macht es für Sinn, dass genau diese Laterne ausgeht wenn jede 20m eine steht und die leuchten alle permanent. Naja...vielleicht ist es dann doch so, dass kurz davor ein Auto zum Parkplatz gefahren ist - ist ne Sackgasse.Ich fürchte mich davor nicht. Wenn ich mit den Hunden unterwegs bin, bin ich nämlich "fast" unerschütterlich. Liegt daran, dass ich Angsthunde habe und immer ruhig und souverän sein muss. Ich sage da immer zum Spaß, dass man mir einen Böller vor die Füße werfen kann und ich nicht zucken würde
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Sehr schöner Bericht.
Meine Hündin aus dem Tierschutz kam auch mit Lufthansa aus Bulgarien nach Deutschland. Dabei kannte sie vorher keine Box und wir (unbekannte Menschen) haben sie in Empfang genommen. Nachdem wir sicher waren, dass sie gut gesichert ist, haben wir sie aus der Box noch am Flughafen genommen. Sie hat sich gefreut, ist an uns hochgesprungen, hat die Leckerlies genommen und hat dann den ganzen Weg von München nach Erlangen auf meinem Schoss geschlafen.
Ich finde es auch nicht schlimm, wenn ein Hund im Frachtraum transportiert wird. Es sei denn es handelt sich um einen Hund, der Angst hat alleine zu sein bzw. Angst vor der Box hat.
Gruß
Zheni mit Dari und Max
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Zitat
Eine Frau zu meinem Kleinen, den ich gerade in seiner Box (für's Autofahren) in meine Wohnung getragen habe:
"Der ist bestimmt gefährlich, deshalb ist der in der Box, ne?"
Ich: "Nein, das ist für die Autofahrt, zu seiner Sicherheit"
Sie: "Ja, das würd ich jetzt auch sagen"Bahaha...Ganzkörper-Maulkorb
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Das passiert mit auch ständig. Meine Mutter ruft mich z.B. an wenn wir Gassi sind:
Ich: wir sind gerade Gassi
Sie: Oh, ist der Andi (mein Freund) auch dabei?
Ich: Nee...
Sie: Wer sind dann "wir"?
Ich: Na, ich und die Hunde -
Kannst du sie nicht wieder auf den Dachboden bringen, damit ihre Mutter sie weiter versorgt?