Jo, das ist tatsächlich ein Problem.Viviane Theby empfiehlt ja bei ihrer "Pendelversion" dann halt 3 Monate nicht mit dem Hund Gassi zu gehen und nur kontrollierte Trainingssituation und Mini-Pinkelrunden zu absolvieren. Das wäre nicht schlimm, schließlich müsse man das ja bei einem Hund mit gebrochenem Bein auch so machen..
Ist sicher erfolgversprechender, als den Hund immer wieder in Situationen zu bringen, in denen er viel zu erregt ist, um gute Entscheidungen zu treffen. Von daher als Trainerin sicher eher ein Garant dafür, dass es den Kunden auch gelingt, die Trainingstipps umzusetzen und Erfolg zu haben. Wenn ich 1 x die Woche ein entsprechendes Training mache, die restlichen 20 x aber der Hund sein unerwünschtes Verhalten festigen kann, heißt es dann sicher irgendwann "Training bringt nix, Methode taugt nix". Von daher aus ihrer Sicht wohl logisch, so zu argumentieren.
Ich seh da aber auch Probleme in der Alltagstauglichkeit - mir begegnen selbst auf einer Mini-Löserunde teilweise locker 5 Hunde.
soweit kann ich das nachvollziehen und hab es auch bei meinem Hund gesehen, dass im Zuge der Erfolge bei der Leinenaggression irgendwann der Moment kommt, wo der Hund von alleine sagt: "jetzt möcht ich lieber schnell weg von hier"
Aber irgendwann möchte man ja auch mal an den Punkt kommen, wo man am anderen Hund gut vorbeikommt und nicht umdrehen muss, um die Distanz zu vergrößern.
weißt du, was ich meine?
Ich sehe BAT eher als eines von mehreren Werkzeugen an - ich denke, für sich muss man die richtige Mischung finden, wann man Distanzvergrößerung anwenden kann, und wann man an dem Punkt ist, an dem der Hund sich vielleicht auch auf Z&B, "Schönfüttern", ..., einlassen kann. Und es ist eben ein Trainingswerkzeug - an irgendeinem Punkt wäre vermutlich das auf einen Hund zugehen und dann dran vorbei ja die belohnende Distanzvergrößerung - aber neben Training hat man eben auch immer Alltag und Situationen, durch die man einfach mal durch muss.
Solange der Hund in denen Situationen noch nicht cool bleibt, ist man halt mit dem Training noch nicht durch, könnte man einerseits überlegen. Oder andererseits, ob es Hunde gibt, die es vielleicht nie schaffen werden, unter einer bestimmten Distanz ruhig zu bleiben. Vermutlich hilft auch hier dann lange oder dauerhaft nur Management.
Und das finde ich eine total spannende Frage. Ist Management immer "noch nicht genug trainiert" (bei den Nicht-Wattebauschlern vielleicht auch: Zu weich trainiert) oder ist irgendwo auch ein Punkt gekommen, bis zu dem und nicht weiter man mit Training kommt.
EDIT:
Ach, da steht ja schon genau das, was ich meinte:
Zum BAT und Leinenaggression: Ich kann mir schon auch vorstellen, dass die Möglichkeiten da irgendwann ausgeschöpft sind. Ich denke viele reaktive Hunde haben eine Wohlfühldistanz, die aber einer gewissen Grenze nicht weiter ausgereizt werden kann. Ich habe das Gefühl, dass zumindest bei uns mit BAT daher irgendwann Schluss wäre, also wir nur damit nicht nah an anderen Hunden vorbeilaufen könnten. Trotzdem finde ich es bis zu diesem Punkt sinnvoll und denke, dass es hilft, da der Hund länger entspannt bleiben kann. Können wir dann aber nicht genug ausweichen, denke ich, dass andere Maßnahmen ergriffen werden müssten, ich denke da dann doch (wie gesagt, zumindest bei uns) an gut antrainiertes Alternativverhalten..
Ich merke bei mir immer, dass auch manchmal einfach Ehrgeiz ins Spiel kommt: Ich seh schon den fixierenden JRT auf der anderen Straßenseite, weiß, dass mein Rüde da gerne mal reagiert, und anstatt, dass ich einfach stehenbleibe oder sogar umkehre, denke ich sowas in die Richtung "Da muss er jetzt halt durch, das muss doch klappen, da soll er sich doch einfach nicht provozieren lassen."