puh...erstmal find ichs wirklich gut, dass ihr diesem armen wesen eine chance gegeben habt und auch mit einer vernünftigen erwartungshaltung ran geht. zum thema gesundheit ist ja schon vieles geschrieben worden.
am besten lest ihr euch wirklich mal zum thma deprivationssyndrom ein. seid da etwas vorsichtig, der begriff wird teilweise recht inflationär benutzt auch bei hunden, auf die es nicht so richtig zutrifft. mal ganz grob angerissen, bedeutet es, dass der hund eben nicht nur wenig kennengelernt hat und deswegen überfordert ist, sondern, dass er nie gelernt hat zu lernen, mit neuem umzugehen oder reize zu verarbeiten. weniger ist da tatsächlich mehr. ich möchte da ohne den hund gesehen zu haben auch gar nicht zu viel raten. ich erzähl euch aber einfach mal aus trainersicht von einem depri-hund den ich aktuell im training habe.
anfangs sah es so aus, dass ich nicht näher als....sagen 10 an guten tagen....an normalen eher 20m an ihn ran kam, ohne dass er völlig ausflippte. mittlerweile nimmt er an gruppenstunden teil (kleine gruppe, mit ganz klaren regeln für alle teilnehmer) fokus liegt bei ihm einfach darauf, dinge auszuhalten (und ich rede hier von für uns kleinigkeiten, wie ich schaue ihn kurz an, ich gehe mal grob in seine richtung, andere hund arbeiten am anderen ende vom platz, ich "brülle" -aufgrund der großen entfernung- herrchen irgendwas zu) und vor allem seinen haltern, eine strategie an die hand zu geben, wie sie ihn möglichst stressfrei durch den alltag kriegen.
anfangs sehr dosiert, nach 15 minuten hab ich ihn meistens wieder rausgeschickt...und ja, diese tage gibt es immer noch. z.b. bei wind ist es immer schlechter.
aber im großen und ganzen wird es besser. seit ca einem monat kann ich öfters mal nahe genug ran, um mich mit herrchen in normalem ton zu unterhalten
vorletzte woche hab ich herrchen ein leckerli in die hand gegeben....aber das war tatsächlich ein jahrelanger prozess. wobei das auch eindeutig nicht unser hauptziel ist, das "passiert" einfach mal so nebenbei.
bei diesem hund ist der große vorteil, dass er zumindest vertrauen zu seinen besitzern hat, manchmal kekse nimmt und auch was mit menschen anzufangen weiß. (er hat halt die ersten 9 monate seines lebens in einem quarantänezwinger gesessen, immerhin wurde sich da manchmal etwas mit ihm beschäftigt)
was ich sagen will....es kann sein, dass es besser wird, es kann aber auch genauso gut sein, dass sich da so gar nichts tut. es ist halt wirklich so, dass da wichtige neurologische grundlagen fehlen, die auch nichtmehr, oder zumindest nur sehr schwer, nachträglich gebildet werden können.
an eurer stelle würde ich da also wirklich nichts erwarten. wenn was geht, prima, aber seid nicht überrascht, wenn ihr da tatsächlich nur schadensbegrenzung betreiben und keine wirkliche verbesserung erzielen könnt.