Hallo Manouba,
das, was du schilderst, ist schon wirklich sehr extrem, deine Hündin tut mir wirklich sehr leid. Wir haben selbst eine äußerst ängstliche Hündin, die auch in unterschiedlichen Situationen sehr schnell Stresssymptome zeigt. Es hängt auch hier mit ihrer Vorgeschichte zusammen, wo sie in ihren ersten Lebensmonaten nichts an Umwelteindrücken kennengelernt hat und die erst Prägungsphase damit komplett verpasst wurde. Wenn wir zu Hause sind und sich unsere Hündin unter's Bett verkriecht, dann lassen wir sie gewähren, denn es ist ein Ort, der ihr Sicherheit gibt, sie weiß ja auch, wo sie uns findet, wir selbst verhalten uns innerhalb der Wohnung (dem geschützten Ort) ganz normal. In den meisten Fällen kommt sie dann nach einiger Zeit wieder von selbst zum Vorschein, großartiges Hervorlocken vermeiden wir, da wir sie nicht noch in ihrer Unsicherheit bestärken möchten. Draußen verhält es sich etwas anders: Das ist die gefahrenvolle Welt, durch die wir sie sicher durchleiten und in der sie uns vertrauen soll. Zeigt sie Angst gegenüber Gegenständen wie Autos, Figuren, etc., dann lassen wir sie stehen bleiben, wenn sie das möchte und sich das ganze erst einmal aus der Ferne begucken. Sie läuft in der Regel an einer 3m-Leine, und wir gehen einfach schon mal ein paar Schritte in Richtung Hindernis und lassen die Leine dabei locker, dann hocken wir uns hin, dem Hund seitlich zugedreht. So bieten wir ihr an, zu uns zu laufen und Schutz zu suchen. Das klappt eigentlich immer sehr gut, und so arbeiten wir uns Stück für Stück am Hindernis vorbei. Ich bin der Meinung, du solltest ihr die Möglichkeit geben, Schutz bei dir zu suchen und ihr so die Angst etwas nehmen, mit Ignorieren würdest du sie mit ihrer Angst nur alleine lassen. Aber es wäre schön, wenn du sie nicht versuchst, zu locken oder zu ziehen, sondern sie sich ihr Hindernis erarbeitet, indem sie sich Schritt für Schritt nähern kann, so viel, wie sie gerade bereit ist dazu. Sicherlich ist das im Alltag nicht imer leicht umzusetzen, aber so oft es geht, sollte es ihr möglich gemacht werden. Gib ihr die Zeit, die sie braucht. Vielleicht muss sie sich erst einmal in Ruhe umsehen. Bleib mit ihr zwischendurch stehen, lass sie zur Ruhe kommen, zerr sie nicht durch die Situationen hindurch! Hinzu kommt, dass ein Hund im Laufe seiner Entwicklung immer wieder Phasen durchläuft, in denen ihm verschiedene Dinge (auch die, die vorher normal waren) Angst machen (=>spooky periods). Auch hormonelle Umstellungen wie Läufigkeit der Hündin oder Scheinträchtigkeit können Ursache für ängstliches Verhalten sein. So ist es beispielweise bei unsere Hündin, sie ist dann immer sehr angespannt und reagiert hochsensibel auf diverse Umwelteindrücke, symptomatisch äußert sich das in starkem Hecheln, weit aufgerissenen Augen und Signalisierung der Bereitschaft zur Flucht. Ich hoffe sehr, dass du mit viel Liebe und Geduld deine Hündin an die meisten Dinge gewöhnen kannst, nur in allen Dingen wird das wohl leider nicht funktionieren. Wir kämpfen momentan selbst gegen die Geräuschangst unsere Hündin an, und der Kampf hat gerade erst begonnen - Ausgang ungewiss. Aber so verbissen, wie sich das Wort "kämpfen" jetzt anhört, darf man es nicht betrachten, denn mit Erwartungsdruck ist niemandem geholfen. Wir müssen und werden sehen, was möglich ist und wir werden uns und ihr die Zeit geben, die es braucht. Nur was am Ende für ein Resultat steht, das kann zu diesem Zeitpunkt noch niemand von uns sagen und unsere Trainerin verspricht uns auch nichts, was sie nicht halten kann - unser größter Wunsch ist nur, dass Jule von ganzen Angst ein Stückchen loslassen und ein Stück Freiheit gewinnen kann.