Hi
Ach, bei Schwäbisch Hall. Das ist ja noch ein gutes Stück von mir entfernt. Ich bin ja am südlichsten Zipfel von Deutschland.
Klar sind unsere Zottel Hüte-und Treibehunde. In Frankreich wurden sie aber oft als "Allrounder" an den Herden eingesetzt. Sie trieben mit dem Schäfer die Schafe auf die verschiedenen Weiden, passten auf, dass sich kein Schäflein verirrte, beschützten ihren Schäfer und blieben, nachdem der Schäfer die Herde verlassen hatte, bei den Schafen und beschützen die. Sie wurden also auch als Herdenschutzhunde genutzt.
Da es in Frankreich den Schafen nicht so oft durch Raubtiere an den Kragen ging, sondern mehr durch Viehdiebe, wurde von den Hunden auch erwartet, dass sie sich gegebenenfalls auch gegen Menschen stellen mussten. Die Entscheidung, ob die fremden Menschen, die sich der Herde näherten, nur harmlose Spaziergänger waren, oder vielleicht doch ihren Schafen an den Kragen wollten (sprich: bleib ich im Schatten liegen, oder muss ich meine Herde verteidigen), mussten die Briards dann selber treffen. Daher auch die liebenswerten Eigenschaften, wie Selbstständigkeit und Eigensinnigkeit, die so manchen Briardbesitzer schon an den Rand eines Nervenzusammenbruchs geführt haben.
Vor ein paar Monaten habe ich eine sehr interessante Webseite über Briards gelesen. Da wurde davon ausgegangen, dass Briards, je nachdem wofür sie hauptsächlich gebraucht wurden, in zwei verschiedenen "Schlägen" gezüchtet wurden. Die etwas größeren und kräftigeren Exemplare, mit einem gut ausgebildeten Schutztrieb, deren Aufgaben es war, Schäfer und Schafe zu beschützen und die etwas kleineren, wendigeren, die einen ausgezeichneten Hütetrieb hatten.
Aber nachdem Briards nicht mehr nur von Schäfern genutzt wurden, sondern sich zu "Familienhunden" mauserten, wurden diese Unterschiede sozusagen verwaschen. Sie wurden auf den Rassestandart gezüchtet und nicht mehr auf besondere Aufgaben. Trotzdem trifft man auch heute noch auf Exemplare, die einen deutlichen Schutztrieb und nur wenig Hütetrieb besitzen (auch heute noch oft die etwas größeren) und auf Exemplare, die einen deutlichen Hütetrieb, dafür aber weniger Schutztrieb haben.
Leider weiß ich nicht mehr, wo diese Webseite war, aber ich werde sie mal suchen. Vielleicht finde ich sie nochmal.
Ja, Kasha hat einen ziemlich ausgeprägten Schutztrieb, was die Erziehung nicht gerade einfach machte. Wenn es nach ihr geht, darf kein fremder Mensch sich unserem Haus, Garten oder mir nähern. Bei Menschen, die sie kennt und bei denen sie weiß, dass von denen keine Gefahr ausgeht, bleibt sie ruhig. Gott sei Dank, ist sie Menschen gegenüber trotzdem nicht aggressiv. Wenn ich nicht vorher enstprechend eingreife, versucht sie die Fremden mit Bellen auf Abstand zu halten. Wenn das nicht funktioniert, und sie sich trotzdem nähern, versucht Kasha sie abzudrängen und schubst auch schon mal recht rüpelhaft.
Es dauerte sehr lange, bis ich das einigermaßen im Griff hatte. Ich wollte ihr ihren Schutzinstinkt ja nicht absprechen, aber sie musste lernen, auf mein Kommando hin Ruhe zu geben. Wenn ich ihr sage, dass es okay ist, dass sich dieser fremde Mensch nähert, muss sie es akzeptieren.
Bei Hunden ist es allerdings noch ausgeprägter. Ihrer Meinung nach, darf sich kein fremder Hund in meiner Nähe aufhalten. Und mit fremden Hund meine ich jeden Hund (außer Joey), also auch die Hunde die sie aus der Hundeschule schon lange kennt und mit denen sie sich ansonsten auch gut versteht. Sollte sich einer dieser Hunde mir nähern, um mich beispielsweise zu begrüßen, geht sie sofort dazwischen und kann da auch recht heftig werden. Auch da dauerte es lange, bis ich das einigermaßen im Griff hatte. Heute kann ich wenigstens schon mal einen anderen Hund gleichzeitig mit ihr an der Leine halten (kennt man ja vom Hundeplatz: "ich muss mal schnell aufs Klo, halt mal bitte."... und schwupps bekommt man eine Leine mit Hund dran in die Hand gedrückt). Vor zwei Jahren wäre das noch undenkbar gewesen. Da wären meine Arme nicht lang genug gewesen, um Kasha von dem anderen Hund fernzuhalten :wink:
Wann das Ganze bei ihr angefangen hat, weiß ich ehrlich gesagt nicht mehr so genau. Ich denke, das war so mit einem, oder anderthalb Jahren.
Ungefähr zur gleichen Zeit, fing sie an, sich deutlich von anderen Menschen zu distanzieren. Heute kann ich sie auf Familienfesten, Geburtstagsfeiern und sonstige Festivitäten (auch mit Kindern) ohne Probleme laufen lassen, sie würde aber NIE freiwillig Kontakt zu jemanden aufnehmen, den sie nicht sehr, sehr, seeeeehr gut kennt. Und das sind eigentlich nur wir (mein Mann und ich), einige sehr gute Freunde, meine Schwiegereltern und meine Mutter. Das sind die einzigen Personen, zu denen sie auch mal aus eigenem Antrieb hingeht und sich mal streicheln lässt. Bei allen anderen hält sie Abstand und weicht Berührungen aus.
Ist das bei euren Wusels anders? Gehen die sofort auf andere Personen zu und lassen sich knuddeln?
liebe Grüße
Steffi