Hi Meriana!
Als Doggenbesitzer muss ich nach dem Eröffnungspost doch ein bisschen Senf dazugeben. ;-)
Die von dir gestellten Anforderungen erfüllt eine Dogge voll und ganz, ABER
Die Deutsche Dogge ist keine Anfänger Hund. Meine Frau und ich waren beide Anfänger (wenn auch mit etwas Pflegehund Erfahrung), aber ich kann da nur abraten. Vieles würden wir heute ganz anders machen. Obwohl wir uns gut vorbereitet waren, Bücher gewälzt und Tiertrainer und Hundeschulen landauf, landab besucht haben, hatten wir eine schwere Zeit zu überstehen: Die Pubertät!
Hohe Reizschwelle
Gelassenheit ist ein Hauptmerkmal der DD, wenn da nicht die Pubertät wäre. In die kommt die DD recht spät, unser Männchen war da schon 60kg schwer, 2 Jahre alt und deutlich über 80cm groß. Und das war eine wirklich schlimme Zeit für uns. Wenn 60kg mit 2m Anlauf (Leinenlänge) unbedingt die Straßenseite wechseln wollen, weil ein anderer Hund beschnüffelt, angebellt oder angepöbelt werden muss, dann gibt es kein halten mehr. Meine Frau musste bei Begegnungen mit fremden Hunden die Leine um Bäume oder Laternen wickeln, um nicht mitgerissen zu werden. Viele geben den Hund dann ins Tierheim und ich muss gestehen, dass mir nach so mancher Hundebegegnung der Gedanke recht lohnenswert erschien. Aber Aufgeben war für uns keine Option.
Heute ist das alles zum Glück Geschichte. Watson, inzwischen 92cm Stockmaß und 75kg schwer, lässt sich wunderbar und ohne große Kraftaufwendung auch dann an der Leine führen, wenn er einem Hund begegnet, den er nicht mag, bleibt dabei immer kontrollierbar ohne an der Leine zu zerren.
Erwähnen sollte man schon, dass Doggen eher ängstlich sind. Das kann zu Schwierigkeiten führen, wenn andere Hunde oder Menschen als Bedrohung angesehen werden. Unserer fürchtet sich vor sehr kleinen Hunden und Welpen ebenso, wie vor Männern im Dunkeln. Es hat mich fast ein Jahr gekostet ihm die Angst vor Fahrstühlen zu nehmen. Er hat Angst wenn der Wind ums Haus fegt, was ein Problem ist, wenn man so wie wir in einer Fön-Zone wohnt (bei uns geht fast immer der Wind).
Familienfreundlich
Doggen sind große Schmuser, unserer setzt sich mit Vorliebe auf den Schoß von Leuten, die er mag. Da passt halt nur der Hintern drauf, aber das ist ihm egal, Hauptsache Körperkontakt. Das äußert sich aber auch so, dass er überall hin mit will, wo wir hingehen. Was nicht immer geht, weil enge Stadtcafés zum Beispiel keinen Platz zum hinlegen bieten. Doggen machen sich eigentlich recht klein (im Rahmen ihrer Möglichkeiten) und in der Wohnung spürt man sie kaum (auf dem Sofa vielleicht), aber unter einen Caféhaus-Tisch passen sie dann doch nicht ganz. Auch ist man ständig im Mittelpunkt, wenn man mit so einem großem Hund irgendwo hinkommt. Kinder strömen an deinen Tisch, um ihn zu sehen, zu streicheln oder Fragen zu stellen, während verängstigte Zeitgenossen das weite suchen. An die Kommentare, dummen Sprüche und Zurufe, wie „Cavalli“, „So ein Kalb“, „Wer geht da mit wem?“ sollte man sich gewöhnen. Auch daran verständnislose Blicke zu kassieren.
Eher gemütlich
Entgegen der verbreiteten Meinung, ein Hund dieser Größe benötige viel Auslauf, ist die DD eher faul und gemütlich. Auch wenn er beim Spielen und Laufen eine unglaubliche Geschwindigkeit erreichen kann, so braucht das ersten viel Anlauf und dauert nie lang. DD sind eher keine Ausdauersportler. Wer einen Begleithund zum Radfahren, Berg gehen oder Marathon laufen sucht ist definitiv falsch beraten. Trotzdem gibt’s innerhalb der „narrischen fünf Minuten“ beim Spazieren gehen genug Action wenn er sich auspowert. Da kann es schon passieren, dass man umgelaufen wird in der Hitze des Gefechts. Keine besonders schöne Erfahrung, wie ich aus leidiger Erfahrung sagen muss. So als würde einen ein Zug überfahren. Da nutzt das schuldbewusste drein schauen und Gesicht lecken nachher auch nichts.
Lernfähig
DD haben einen etwa gleich großen „Will-to-please“ wie Retriever, würde ich sagen, mit dem großen Unterschied, dass sie nicht so unterwürfig sind. DD wollen gefallen, aber nicht um jeden Preis. Das äußert sich z.B. so, dass unser Watson immer ein Streber war in der Hundeschule. Er hat einfach zugesehen, was die anderen Hunde machen und dass dann gemacht. Natürlich war er dann Stolz auf sich und wollte auch von allen bewundert werden. Andererseits war ihm oft nicht beizubringen, dass er „Platz“ machen muss, auch wenn das Gras nass ist oder der Boden hart. Der Rat der Tiertrainerin ihn dann am Halsband nach unten zu drücken war eher sinnlos. Eine Dogge kann sehr stur sein, wenn es darum geht seinen Standpunkt zu behaupten. Da nutzt es nicht sein ganzes Körpergewicht einzusetzen. Eher kommt man da mit Fingerspitzengefühl zum Ziel, bei zu viel Druck geht sonst gar nichts mehr.
Doggen sind nicht besonders wetterfest, sie haben keine Unterwolle und sind so der Kälte genau so ausgesetzt, wie der Hitze. Die Hitze macht ihnen aber definitiv mehr zu schaffen. Sie sind eher Nichtschwimmer, auch wenn sie gern bis zum Bauch ins Wasser gehen. Unserer zumindest hat so gut wie keinen Jagdtrieb, was besonders angenehm ist, da wir neben einem Wald wohnen. Die Nachbarskatze jagt er aber gern hinterher, auch wenn er der Stallkatze kein Haar krümmt. Als Reitbegleithund ist er nicht so ideal, weil es doch einige Menschen gibt, die panische Angst vor ihm haben. Auch wenn er brav bei Fuß geht, haben viele einfach zu große Angst vor ihm und die Diskussionen bezüglich Leinenpflicht etc. sind dann eher mühselig. Hundezubehör in seiner Größe zu finden kann schwierig und teuer werden. Die meisten Tierhandlungen bieten kaum etwas an. Teuer ist auch das Futter, mit einem 15kg-Sack kommt man nur 2-3 Wochen aus. Die Verdauung von DD arbeitet langsamer und ist empfindlicher, als bei anderen Hunden. Wir haben lange gesucht, bis wir ein Futter gefunden haben, dass er verträgt. Mit einem Schweineohr ist er nur 2 Minuten beschäftigt.
Viel Wahres zum Thema steht hier zusammengefasst.
Die Dogge wird lt. Wikipedia im Schweizer Kanton Tessin auf der Rasseliste geführt, die Haltung ist dort bewilligungspflichtig.
Egal für welchen Hund du dich entscheidest, wünsche ich viel Spaß und Freude!
Lupo