Das ist wirklich ein super interessantes Thema, über das ich auch schon sehr oft und sehr lange nachgedacht habe und nachdenke.
Kimi kam ja aus dritter Hand (erst 11 Monate bei ihrer "Züchterin", einen Monat bei einer anderen Züchtern, fünf Monate bei der Vorbesitzerin) zu mir mit nicht einmal 17 Monaten, fertig mit den Nerven, mit Trennungsängsten ohne Ende und Panik, sobald sie allein bleiben sollte. Sie war von Anfang an sehr, sehr stark auf mich fixiert und ist es bis heute, wobei sie mittlerweile auch mit anderen mitgeht ohne zu schreien und es auch ok ist, wenn ich mal nicht da bin. Trotzdem ist ihre Welt glaube ich erst dann so richtig in Ordnung, wenn sie zwischen mir und meinem Freund (ihrer Nummer zwei) liegt und schläft.
Mit Kimi war ich anfangs sehr überfordert. Alles, was ich mir so schön zurecht gelegt hatte mit Hundeerziehung, ging bei ihr so gut wie gar nicht. Sie reagierte auf nichts, nicht mal auf ihren Namen oder sonst irgendeine Ansprache. Leckerli waren ihr völlig egal. Also habe ich von ganz vorne angefangen, belohnt, wenn sie mich angeguckt hat, wenn sie auf mich reagiert hat und auf ihren Namen hörte. Die Belohnung sah dann so aus, dass ich ein Stück mit ihr gerannt bin, das fand sie nämlich super. So wurde es auch relativ schnell sehr viel besser. Irgendwann nahm sie dann auch Leckerli (nachdem ich die passenden für die Madame gefunden hatte
) und so konnte ich sie sehr schnell und leicht auf den Clicker konditionieren, den wir bis heute sehr viel nutzen. Anfangs hauptsächlich fürs Tricksen und später dann auch "draußen", für Rückruf, Orientierung an mir, einfach erwünschtes Verhalten. So weit, so gut. Bis dahin erst einmal nur positiv und sie spricht gut darauf an.
Unser großes Problem waren immer und sind noch heute die anderen Hunde. Sie ist absolut verträglich und zettelt eigentlich nie Streit an (Ausnahmen bestätigen selbstverständlich die Regel), aber sie bellt und bellt und bellt, wenn sie andere Hunde sieht. Anfangs war sie völlig außer sich, sie ist richtig ausgerastet und hat sich an der Leine um sich selbst gedreht, etc. Da bei diesem Problem nichts, wirklich gar nichts funktionierte, habe ich da viel über Strafe gearbeitet. Das Problem war nur, es gab keine richtige Strafe. Nichts, was Kimi zum Ruhig-Sein bekommen hätte oder sonst irgendetwas besser gemacht hätte. Mittlerweile ist mir klar, dass Kimi sehr sensibel reagiert, wenn ich irgendwie Druck aufbaue. Sie macht dann schnell zu und es kommt nichts mehr an bei ihr. Ich fing also auch hier an, das möglichst positiv anzugehen und clickerte, wenn sie sich ruhig verhielt. Durch den Click orientierte sie sich schnell zu mir um und bekam ihr Leckerli und dann ging es von vorne los. In angespannteren Situationen kommt es auch mal vor, dass sie kein Leckerli annehmen kann, aber das macht gar nichts. Der Clicker löst schon eine positivere Stimmung bei ihr aus und sie weiß trotzdem, dass ihr Verhalten "richtig" ist.
Es gibt aber auch immer wieder Situationen (und in letzter Zeit auch wieder häufiger), in denen sie sich trotz Clicker einfach dermaßen reinsteigert, dass es nichts mehr bringt. In den Situationen gehe ich je nachdem entweder einen großen Bogen, ignoriere sie und lasse sie toben, oder ich nehme sie hoch. Das Hochnehmen hat bei ihr eine sehr schöne Wirkung, sie wird aus der Situation rausgenommen, motzt zwar manchmal noch, kann sich aber schnell beruhigen. Was ich in letzter Zeit auch angefangen habe: Eine Art Ritual zum Runterkommen. Sie soll sich hinsetzen und ich versuche mit TTouch, sie schneller zu beruhigen. Das hilft uns sehr gut.
Die perfekte Lösung habe ich hier immer noch nicht gefunden.
Da Druck bei Kimi echt nicht das Mittel der Wahl ist, ist das mit dem Bestrafen bei ihr sehr schwer. Ich bin niemand, der einen Hund nicht bestrafen würde, aber bei Kimi habe ich keine Art von Strafe gefunden, die ihr irgendetwas vermitteln würde. Bei ihr heißt es dann meistens die Situation aussitzen und warten, bis sie wieder erwünschtes Verhalten zeigt und daran positiv anknüpfen. Das wäre ehrlich gesagt auch keine Methode, die ich mir für meinen Hund ausgesucht hätte, aber es ist das Wirksamste. Kimi scheint aber durch ihre Vorgeschichte schon so weit "verkorkst" (soll nicht negativ besetzt sein!), dass sie in bestimmten Situationen auch einfach zu macht und nichts mehr bei ihr ankommt. Sie weiß dann glaube ich selbst nicht so recht, wohin mit sich und was sie machen soll, kann aber meine Hilfe auch noch nicht annehmen. Aber dafür, dass sie anfangs gar keine Zusammenarbeit mit Menschen kannte, macht sie das schon gut, finde ich.
Flo ist da übrigens ganz anders. Bei ihr klappt die simple Methode Leckerli für alles Gute und anmeckern für alles Doofe super.
Hat auch seine Vor- und Nachteile.